II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 238

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Professor Bernhardi
einen Weg, nämlich den, ins Krankenzimmer, um der Unglück¬
veranlaßt,
lichen den Tod zu erleichtern, indem er ihr Absolution ihrer
Komödie in fünf Akten von Artur Schwitler.
nen Minist

Sünden und den Trost und die Stärkung des Sakramentes
Erste Aufführung im Schauspielhaus am 8. Februar.
Schlimmste
der letzten Oelung bringt.
Es gibt Witzbolde, die gerne allerlei unterschieben. Man
der gegneri
Wir müssen hier Artur Schnitzler die Anerkennung aus¬
will die Benennung Komödie so deuten, als habe sich der
Oeffentlichk
sprechen, daß er das Fundament seines Dramas gerecht ge¬
Dichter des vorliegenden Dramas in karnevalistischer Anwand¬
urteilt ihn
schichtet hat: Wie der Jude und Freidenker Bernhardi ein
lung darin gefallen, die Rollen zu vertauschen. Als lasse er
brechens de
idealdenkender Arzt, so ist ihm auch Franz Reder, ein edler
uns Zuschauer zum Satirspiel auftreten, um auf der Bühne
Hauptzeuge
Priester, eine Zierde seines Berufes und als Mensch ein ehren¬
über uns lachen zu können. Beruhigt Euch, Herren, er hat
Professors k
hafter Charakter, was durch seinen Besuch im vierten Akt mit
es spanisch gemeint. Sei's, daß er uns in den Lannen des Dr.
ihm vertret
schier überflüssiger Deutlichkeit dokumentiert wird.
Esch*) ein Endchen vom Narrenseil fühlen ließ, mit den Ge¬
auch Zeuge
Professor Bernhardi, als lebhafter Mensch, „berührt
schehnissen um Prof. Bernhardi ist es ihm ernst, und wem
senp
leicht“ die Schulter des Geistlichen, während er ihm mit
das nicht eingeht, der steckt eben nicht in seiner, Schnitzlers,
höflich=bestimmten Worten den Besuch der Patientin ver¬
Haut. Und was Ihr gedacht habt, dafür richtet ihn nicht!
d
weigert. Nicht anders, als man etwa gewohnt ist, einen
Will es jemand bestreiten, daß sie mehr als eine Spitze
Knopf am Kleide des Gesprächspartners zu erfassen, und man
hineingedacht haben ins Stück, diejenigen, denen eine
for¬
gewinnt den Eindruck, als habe sich keiner der beiden Herrn
cierte Sensation noch immer ein Krüglein voll Tränen gilt?

dabei etwas Schlimmes gedacht. Trotzdem trägt die an sich
Aber ob auch der Dichter seinerseits sein Spiel innerhalb der
eb
ganz nebensächliche Berührung das Ihrige dazu bei, daß der
abgesteckten Pfähle des Feldes absoluter Gerechtigkeit, Objek¬
herr
Vorfall späterhin aufgebauscht und gegen Bernhardi ausgebeu¬
tivität, künstlerischer Leidenschaftslosigkeit durchgeführt hat,
tet werden kann, und somit sei ihr hier Raum gewährt,
bleibt zu untersuchen. Inwieweit sich Subjektivität gar zu
sie
könnte auch wegbleiben, ohne daß der Fortgang der Handlung
Daß sich
Entstellung und Verzerrung, zu vielleicht unbewußter Partei¬
in Schnitzlerschem Sinne gestört wäre.
die Kranken
lichkeit, Animosität, Verbitierung verdichtet hat, — das mag
dessen Gehei
Die Patientin, welche durch die Krankenschwester von der
man in Wien zur Debatte stellen. Wozu hier? Sei uns
durch falsche
Ankunft des Geistlichen und seinem beabsichtigten Amtsbesuch
das Schauspiel darum ein Gebilde der Kunst, — absolut ein
liefe
t, daf
unterrichtet wurde, erschrickt und stirbt. Der Pfarrer erklärt
Gebilde der Kunst, nicht aber ein Zeitspiegel, und verstatte
Revision in
man uns, es in solchem Sinne zu beleuchten!
den Professor für verantwortlich an dem wahrscheinlich un¬
der wichtigst
seligen Tode der Christin und entfernt sich, und der Kandidat
Das Stück, das im Druck schon in dritter Auflage vor¬
beruft und
Hochroitzpointner, ein Streber und Augendiener, krönt die Ex¬
liegt, schöpft seinen Gegenstand aus dem Berufsleben der
Aussicht stell
position des Stückes beim Fallen des Vorhanges mit dem
Aerzte einer Wiener Privatklinik, des Elisabethinums. Der
und es mag
Hergang der Handlung ist kurz gesagt folgender: Der Direktor
freundlichen Kassandrawort: „Na, lange bleibt er ja nimmer
Bernhardi eb
Direktor, der Bernhardi, das bricht ihm den Kragen!“
Professor Dr. Bernhardi verwehrt dem Pfarrer der Kirche
such in Ber
zum Hl. Florian, Franz Reder, den Zutritt zu einer Sterben¬
könnte.
den, weil er befürchtet, der Tod der in Euphorie liegenden
Der Kandidat mit dem ästhetisch=poetischen Namen hat
Patientin werde durch den Schreck beim Anblick des Geist¬
Recht, Bernhardis Kragen bricht wirklich. Bernhardi hat
lichen, des Todverkünders, beschleunigt werden, und weil er
Und nun
nämlich Feinde. Er hat Feinde beruflicher, politischer, per¬
es für seine Pflicht hält, zu verhindern, daß die sorglose letzte
das die Zuhl
sönlicher, konfessionaler Origine, und außer den Feinden auch
loser Spannu
Stunde seiner Kranken durch bittere Reue und Todesfurcht
Freunde. Die können bisweilen noch mehr schaden. Das Er¬
von Seelenqualen erfüllt werde. Anders denkt und muß
auch zweifello
eignis im Vorraum des Krankenzimmers wird schriftlich und
denken der Seelsorger. Er hat erfahren, daß die Patientin in
läßt einen K
mündlich verbreitet, das Kuratorium des Elisabethinums de¬
kurzer Zeit sterben wird, und daß sie aller Wahrscheinlichkeit
schauung zwe
missioniert, Bernhardi, dem von einer starken Kollegengruppe
nach mit der schweren Schuld eines verbotenen Eingriffes be¬
tretung seines
das Mißtrauen zur Kenntnis gebracht wird, legt seine Aemter
ist. Der Kon
lastet ist. Er ist hier zuständig, und so gibt es für ihn nur
im Institut nieder, es kommt zu einer Interpellation in der
der, empfindl
*) Artur Schuitzler: „Das Prinzi 2“.
Kammer, der Minister Flint, sein einstiger Studiengenosse,
wir möchten
der ihn hatte verteidigen wollen, sieht sich im letzten Augenblick 1 das Künstleri
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