II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 243

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25. PrBernhandi
Affäre. Man macht mobil
österreichs übt, ist von nicht mißzuverstehender
Schärfe.
nInstitut, bringt in der
Für die Darstellung des Stückes, dessen Inszenie¬
ion über den Fall ein, und
r, der ein sehr plumpes
rung Herrn Direktor Stollbergs Regietalent alle
endfreund Bernhardi im
Ehre macht, ist das ganze männliche Personal des
im Stich läßt, so wird
Schauspielhauses mobilisiert worden. Dem Professor
chens der Religionsstörung
Berrhardi gab Herr Jessen die erforderliche äußer¬
alschen Zeugenaussagen der
liche Repräsentanz und den tiefen Brustton der
eines christlichen Assisten¬
Ueberzeugung. Seinen Hauptgegner, den Professor
befängnis verurteilt, die er
Ebenwald, verstand Herr Eßlair in wirksamen Ge¬
n noch ein fünfter Akt, der
gensatz zu Bernhardi zu setzen. Als Unterrichtsmini¬
r klaren Entscheidung, noch
ster gefiel das neue Mitglied, Herr Günther, weit
besser wie unlängst bei seinem Debut als junger Offi¬
nkte des Stückes einer
zier. Aber gerade für jugendliche Rollen bräuchten
einer humoristischen Pointe
wir ihn doch eigentlich am notwendigsten. Als Pfar¬
t erwecken könnte, als lasse
rer führte sich Herr Kalser, der von den Kammer¬
mitsamt seiner Gesinnung
nungen am Ende selber im
spielen ins Schauspielhaus übergesiedelt ist, sehr vor¬
teilhaft ein. Aus der großen Zahl der Streiter für
und wider Bernhardi wären die Herren Sieg¬
herum brandet ein Meer
fried und Hans Raabe, Peppler, Steiner.
rten. Ohne Ende wird dar¬
Heller, Bauer, Burghardt und Randolf
Bernhardi wirklich recht
besonders hervorzuheben. Freilich: zuweilen sehntest¬
legt doch klar zu tage, daß er
man sich fast nach einer Frauenstimme inmitten dieses
objektiv im Rechte war)!
Männerstreits. Hätte sie auch keine Lösung des Kon¬
der Dialog über Sophismen
flikts gebracht, so hätte sie vielleicht doch die stürmi¬
rt zum Schluß auf seinem
schen Wogen der gegnerischen Meinungen etwas ges###
auszusehen war; denn eine
glättet. Und überhaupttein Schnitzlersches Stück ohnese
e, die hier in einen Konflikt
Frauen — ist das eigentlich ein echter Schnitzler?
möglich und wird auch nie

Richard Braungam.
müßte nun freilich nicht von
nicht an sehr vielen Stellen
ker, scharfen Charakterisierer
rerkennen ließe. Aber das
eck= und endlosen Streitens
lie die offensichtliche Partei¬
r Juden und Christen be¬
katholischen Priester, dem er
ge gegeben hat, läßt er zum
in beträchtlicher Kläglich¬
läßt Schnitzler es an Deut¬
g seines Standpunktes nicht
ganz gut, daß dieses Stück
denn die Kritik, die es an
tnissen Wiens und Deutsch¬
Ausschnitt aus: Neues Wiener Tagblatt, Wier
10FE31913
vom:
Aus München wird uns berichtet: Die Erst¬
aufführung von Schnitzlers „Professor Bern¬
thardi“, die Sällstag im Schäuspielhause stattfand,
#fand eine glänzende Aufnahme. Schon die ersten Szenen
waren von packender Wirkung. Jede Pointe schlug ein und
rief lauten Beifall hervor. Schnitzler wurde im Laufesdes
Abends mehr als zwanzigmal gerufen. Ungemein viel Zm
Erfolge hat die vom Direktor Stollberg inszenierte Dik¬
stellung beigetragen, die mit großer Liebe für das Stüßt
heintrat. Herr Kola Jessen, Siegfried, Raabe, Pepplet
Günther, Dunieski=Bendel, Reller=Eßlair, Steiner und
Külser verdienen vollste Anerkennung.
Faris, Rom, öan Francisce, Stogkholnz. ôt. Peterab
··PTANKTüMer ZBITuEK
Ausschnitt aus:
11FE8 1973
vom:
TE
[Theater.] Aus München berichtet man uns vom
H. ds.: Wenn das Wissen und der Glaube zusammenstoßen,
und es klingt hohl, so pflegt ein Thesenstück zu erfolgen¬
„Positus, ick setz den Fall“ sagt auch Arthur Schn#e
als er seinen „Professor Bernhardi“ für Rech
Wissenschaft und Gewissensfreiheit fechten läßt. Kein Zweife
er ist ganz der Mann, unser naives Herz auf seine Seite zu
bringen, klug, redegewandt und aufrechten Sinnes, wie er#st.
Aber so wenig wir an Ibsens „Volksfeind“ die Bedeutung
seines Schöpfers ermessen, so wenig werden wir Schnitzkers
dichterische Gaben nach seiner jüngsten oratorischen Leistung
gerecht bewerten. Es gibt da zwar eine Auseinandersetzung
im vierten Akt, zwischen dem Professor und dem Pfarrer, Mo
zwei Welten einander bedrohlich nahe kommen, um dann um
so selbstgewisser die getrennten Bahnen fortzusetzen. Der Zü¬
sammenprall, der Gluten entfachen könnte, bleibt aus. Es
gibt nur ein wenig Brandgeruch; ein Tröpfchen Fegefeuer,
eingepackt in Wohlredenheit, in Dialektik, in ungemein ge¬
pflegte Gescheitheit. Gut, auch so was ist nicht zu unterschätzen,
heute so wenig wie je. Aber ein Thesenstück bleibt das Arran¬
gement trotzalledem, denn für eine „Komödie“ hat es zu viel
einseitige Entrüstung. Und als Thesenstück wird „Professor
Bernhardi“ eine leidliche Theaterlaufbahn durchmachen, aber
schwerlich einen künstlerischen Standplatz erobern. Unsere Auf¬
führung im Schauspielhause bot im einzelnen manches
Gute. Herr Jessen war in der Titelrolle zwar etwas un¬
frei, hatte aber gute Momente. Vortrefflich führte sich Herr
Carl Günther als ministerieller Phraseur ein. Herr Kal¬
ser, der von den „Kammerspielen“ zu Direktor Stollberg
(Regie) hinübergewechselt ist, gab seinen freimütigen Kleriker
neben der vorgeschriebenen schwarzen eine sehr glaubhafte
menschliche Färbung. Auch der joviale Intrigant des Herrn 7
Eßlair überzeugte durchaus. Das Publikum war äußerst
mkbar. Schnitzler wurde mit lauten Zurufen gefeiert¬
AATN