„ritein Brilung
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häfte beigesteuert zu Recht sagen könnte: so ganz sei das Stück nur für Wien ver¬
anzurechnen, daß er die delikate Pfarrerrolle mit schöner
ständlich, wo es verboten ist.
wo diese Urauffüh¬
Zurückhaltung durchführte. Es wären noch die Herren Burk¬
die mit denen des
Dr. Schnitzler ist bekanntlich selbst Arzt gewesen,
hart und Krampert, sowie Fräulein Leonardi als Kranken¬
Stück über Wasser
ebenso sein Vater, und er hat wohl allerlei wirkliche Vor¬
schwester zu nennen. Wir sind einigermaßen neugierig, wie
eine weibliche Rolle.
kommnisse hier mit hereinspielen lassen. Es ist ihm wohl
lange der „Professor Bernhardi“ in München die Gemüter
Darstellerin bei der
gelungen, besonders in seinem tadellos gearbeiteten ersten
erregen und interessieren wird. Nach den letzten halben
weggekommen ist.
Alt, das Interesse für seinen Helden mächtig anzuregen.
Fehlschlägen Schnitzlers bedeutet es für ihn immerhin schon
dessen Namen wir Dann aber verflacht die Geschichte, und wir interessieren uns
einen Gewinn, daß ein Stück von ihm überhaupt so stark zur
enteil; aber niemals
mit Recht mehr für die zahlreichen Nebenpersonen, insbeson¬
Diskussion anregt wie sein „Professor Bernhardi“!)
ordinär, um nicht
dere für die drastisch gezeichnete Figur des wetterwendischen
Diseuse Edita Lutti.
Ministers und seines lustigen anarchistischen Hofrats, für den
Wirkung ihrer Dar¬
der verstorbene Max Burkhardt Modell gesessen sein soll.
recht oft ins Schau¬
Der Titelheld selbst verliert zuletzt alles Interesse: er ist eben
rau Gerhäuser der¬
ken Held, sondern eine Durchschnittsfigur, durch welche der
spielt, ja geradezu
Ator uns alles sagen läßt, was ihm gerade am Herzen
ichkeit zu umkleiden
liegt. Schnitzler lebt zwar in Wien mitten unter den schroffen
chten wir dringend
Parteiungen der österreichischen Kaiserstadt, aber er ist selbst,
r Zeit wandelt, so
wi man wohl merkt, nichts weniger als ein Politiker. Er
gjeht alles Verdienst,
sicht alles noch vom Standpunkte seines jüdischen Arztes,
lt, rettungslos ver¬
det offenbar auch sein eigener gewesen ist und der gewiß
nicht von allen Aerzten, von der Religion ganz abgesehen,
ls diese Aufführung
geteilt werden dürfte. Ich wenigstens habe die Erfahrung
tete Erstaufführung
gemacht, daß Aerzte, die von irgend einer Religion oder Kon¬
„Professor Bern¬
fession für sich nie einen Gebrauch machen, also wie man
zeniert hatte. Be¬
jetzt sagt, vollständig voraussetzungslos sind, bei sterbenden
kührungsverbot von
Pitenten stets dafür sorgen, daß der Priester der betreffen¬
Reklame verwendet.
den Religionsgemeinschaft rechtzeitig Zutritt zum Kranken¬
WWien verboten ist,
bett erhält — offenbar nicht aus eigenem Gewissensbedürf¬
sein, für uns in
nis, sondern schon aus Klugheit und weil sie nicht die Ver¬
ein neuer Anreiz
antwortung einer Zurückweisung oder Verhinderung auf
Movember vorigen
sich nehmen wollen. Auch der Professor Vernhardi hätte ja
Architektenvereins
die Sache viel einfacher und ohne alle Differenzen schlichten
Ferdinand Onno,
können, freilich hätte dann Herr Schnitzler kein Stück darüber
ie Bühne verboten
schreiben können. Der Geistliche ist in jeder Klinik, in jedem
ten Tagen dieses
Spital eine so gewöhnliche und tägliche Erscheinung, daß der
n Aufführung und
Besuch bei dem sterbenden Mädchen sehr schonungsvoll und
en nicht=österreichi¬
plausibel hätte motiviert werden können (wie dies ja meist
üirdiges und inter¬
geschieht), ohne daß sich die Patientin, die ganz andere
erste Schnitzlers
Schrecken und Rücksichtslosigkeiten gewöhnt ist, darüber son¬
utreffender heißen
derlich aufgeregt haben würde. Wie fremd Arthur Schnitzler
s ist eine politische
mitten im katholischen Wien der Begriff eines katholischen
Wesen vorkommt,
Priesters geblieben ist — das hat er uns in diesem Stücke
inbedeutende Epi¬
gerade durch die Zeichnung des Pfarrers zum hl. Florian
und zwar meist
gezeigt, eines sehr sympathischen jungen Geistlichen, den
hms in Wien, wo
der Autor aber nach der Verurteilung Professor Bernhardis
st aber das Stück,
zu diesem kommen läßt, gunsi um nachträglich dem Gegnc
eres Prohlem in
gegenüber seine Aussage und seinen Standpunkt nicht nur
Bernhardi, der
zu motivieren, sondern beinahe zu entschuldigen. Jeder
er der Kirche zum
Katholik würde dem Verfasser haben sagen können, daß dies
gerufen worden
eine bare Unmöglichkeit ist. Diese Szene het freilich bei unse¬
Sakramente zu
rer Aufführung besonders gefallen und wird, weil sich hier
rs weggewiesen,
unversöhnliche religiöse und antireligiöse Gegensätze versöhn¬
die letzte Lebens¬
lich aussprechen, vermutlich immer gefallen, aber durch und
rückweisung des
durch unwahr bleibt die Situation deshalb doch. Ungleich
shwere Verlegen¬
gelungener als dieses Religionsduell sind die in der Klinik
der Privatklinik
unter den streitenden Aerzten sich abspielenden Szenen. Da
gendfreund und
ist der Dr. Arthur Schnitzler ganz zu Hause, und hier glauben
inister geworden
wir ihm. Er überschüttet uns da nicht nur mit klinischen
reckt, sitzen. Er
Fachausdrücken, sondern er zeichnet auch sehr lustig und an¬
ig zu zwei Mo¬
schaulich alte und junge Aerzte= und Professorentypen.
verschmäht aber
Es war darum kein Wunder, daß die Aufführung, trotz¬
des Verfahrens,
dem daß sich das Stück in fünf Akten überlange hinzieht,
erklärt hatte, sie
unse Publikum von Anfang bis zu Ende stark fesselte und
geschworen und
daß er anwesende Autor schon vom zweiten Akt an dankend
istlichen nicht
erschinen konnte. Die Aufführung selbst bot ganz vortreff¬
rn
die Zu¬
liche Einzelheiten. Ja selbst Herr Jessen, den wir für die
isten Formen
Rolb eines jüdischen Arztes am allerungeeignetsten gehalten
entin gestorben.
hätti, überraschte uns als Dr. Bernhardi sehr angenehm:
haben will, läßt
tßte ihm mehr Sympathien zu sichern als er eigentlich
Politik nichts
bertent. Seinen intriganten klerikalen Hauptgegner spielte
geht das tief¬
Her Eßlair, die übrigen Aerzte des Elisabethinums die bei¬
nhaften Schluß
den Herren Raabe, Peppler, Steiner, Grell, Heller, die
türlich spielen
Assstenten die Herren v. Duniecki, Spenger, Ferner und
. Vor allem
Bauer. Dem Unterrichtsminister verlieh Herr Günther volle
n zum Ueber¬
Wahrscheinlichkeit; ganz ausgezeichnet aber war Herr Ran¬
daß man mit
dolf als lustiger Hofrat. Herrn Kalser ist es sehr zum Lobe
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häfte beigesteuert zu Recht sagen könnte: so ganz sei das Stück nur für Wien ver¬
anzurechnen, daß er die delikate Pfarrerrolle mit schöner
ständlich, wo es verboten ist.
wo diese Urauffüh¬
Zurückhaltung durchführte. Es wären noch die Herren Burk¬
die mit denen des
Dr. Schnitzler ist bekanntlich selbst Arzt gewesen,
hart und Krampert, sowie Fräulein Leonardi als Kranken¬
Stück über Wasser
ebenso sein Vater, und er hat wohl allerlei wirkliche Vor¬
schwester zu nennen. Wir sind einigermaßen neugierig, wie
eine weibliche Rolle.
kommnisse hier mit hereinspielen lassen. Es ist ihm wohl
lange der „Professor Bernhardi“ in München die Gemüter
Darstellerin bei der
gelungen, besonders in seinem tadellos gearbeiteten ersten
erregen und interessieren wird. Nach den letzten halben
weggekommen ist.
Alt, das Interesse für seinen Helden mächtig anzuregen.
Fehlschlägen Schnitzlers bedeutet es für ihn immerhin schon
dessen Namen wir Dann aber verflacht die Geschichte, und wir interessieren uns
einen Gewinn, daß ein Stück von ihm überhaupt so stark zur
enteil; aber niemals
mit Recht mehr für die zahlreichen Nebenpersonen, insbeson¬
Diskussion anregt wie sein „Professor Bernhardi“!)
ordinär, um nicht
dere für die drastisch gezeichnete Figur des wetterwendischen
Diseuse Edita Lutti.
Ministers und seines lustigen anarchistischen Hofrats, für den
Wirkung ihrer Dar¬
der verstorbene Max Burkhardt Modell gesessen sein soll.
recht oft ins Schau¬
Der Titelheld selbst verliert zuletzt alles Interesse: er ist eben
rau Gerhäuser der¬
ken Held, sondern eine Durchschnittsfigur, durch welche der
spielt, ja geradezu
Ator uns alles sagen läßt, was ihm gerade am Herzen
ichkeit zu umkleiden
liegt. Schnitzler lebt zwar in Wien mitten unter den schroffen
chten wir dringend
Parteiungen der österreichischen Kaiserstadt, aber er ist selbst,
r Zeit wandelt, so
wi man wohl merkt, nichts weniger als ein Politiker. Er
gjeht alles Verdienst,
sicht alles noch vom Standpunkte seines jüdischen Arztes,
lt, rettungslos ver¬
det offenbar auch sein eigener gewesen ist und der gewiß
nicht von allen Aerzten, von der Religion ganz abgesehen,
ls diese Aufführung
geteilt werden dürfte. Ich wenigstens habe die Erfahrung
tete Erstaufführung
gemacht, daß Aerzte, die von irgend einer Religion oder Kon¬
„Professor Bern¬
fession für sich nie einen Gebrauch machen, also wie man
zeniert hatte. Be¬
jetzt sagt, vollständig voraussetzungslos sind, bei sterbenden
kührungsverbot von
Pitenten stets dafür sorgen, daß der Priester der betreffen¬
Reklame verwendet.
den Religionsgemeinschaft rechtzeitig Zutritt zum Kranken¬
WWien verboten ist,
bett erhält — offenbar nicht aus eigenem Gewissensbedürf¬
sein, für uns in
nis, sondern schon aus Klugheit und weil sie nicht die Ver¬
ein neuer Anreiz
antwortung einer Zurückweisung oder Verhinderung auf
Movember vorigen
sich nehmen wollen. Auch der Professor Vernhardi hätte ja
Architektenvereins
die Sache viel einfacher und ohne alle Differenzen schlichten
Ferdinand Onno,
können, freilich hätte dann Herr Schnitzler kein Stück darüber
ie Bühne verboten
schreiben können. Der Geistliche ist in jeder Klinik, in jedem
ten Tagen dieses
Spital eine so gewöhnliche und tägliche Erscheinung, daß der
n Aufführung und
Besuch bei dem sterbenden Mädchen sehr schonungsvoll und
en nicht=österreichi¬
plausibel hätte motiviert werden können (wie dies ja meist
üirdiges und inter¬
geschieht), ohne daß sich die Patientin, die ganz andere
erste Schnitzlers
Schrecken und Rücksichtslosigkeiten gewöhnt ist, darüber son¬
utreffender heißen
derlich aufgeregt haben würde. Wie fremd Arthur Schnitzler
s ist eine politische
mitten im katholischen Wien der Begriff eines katholischen
Wesen vorkommt,
Priesters geblieben ist — das hat er uns in diesem Stücke
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gerade durch die Zeichnung des Pfarrers zum hl. Florian
und zwar meist
gezeigt, eines sehr sympathischen jungen Geistlichen, den
hms in Wien, wo
der Autor aber nach der Verurteilung Professor Bernhardis
st aber das Stück,
zu diesem kommen läßt, gunsi um nachträglich dem Gegnc
eres Prohlem in
gegenüber seine Aussage und seinen Standpunkt nicht nur
Bernhardi, der
zu motivieren, sondern beinahe zu entschuldigen. Jeder
er der Kirche zum
Katholik würde dem Verfasser haben sagen können, daß dies
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eine bare Unmöglichkeit ist. Diese Szene het freilich bei unse¬
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rer Aufführung besonders gefallen und wird, weil sich hier
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die letzte Lebens¬
lich aussprechen, vermutlich immer gefallen, aber durch und
rückweisung des
durch unwahr bleibt die Situation deshalb doch. Ungleich
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gelungener als dieses Religionsduell sind die in der Klinik
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unter den streitenden Aerzten sich abspielenden Szenen. Da
gendfreund und
ist der Dr. Arthur Schnitzler ganz zu Hause, und hier glauben
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wir ihm. Er überschüttet uns da nicht nur mit klinischen
reckt, sitzen. Er
Fachausdrücken, sondern er zeichnet auch sehr lustig und an¬
ig zu zwei Mo¬
schaulich alte und junge Aerzte= und Professorentypen.
verschmäht aber
Es war darum kein Wunder, daß die Aufführung, trotz¬
des Verfahrens,
dem daß sich das Stück in fünf Akten überlange hinzieht,
erklärt hatte, sie
unse Publikum von Anfang bis zu Ende stark fesselte und
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daß er anwesende Autor schon vom zweiten Akt an dankend
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hätti, überraschte uns als Dr. Bernhardi sehr angenehm:
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den Herren Raabe, Peppler, Steiner, Grell, Heller, die
türlich spielen
Assstenten die Herren v. Duniecki, Spenger, Ferner und
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daß man mit
dolf als lustiger Hofrat. Herrn Kalser ist es sehr zum Lobe