II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 258


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25 ProfessorBernhandi

#. Gewähr).
TAPesDôte aus Mähren und Scilles
Ausschnitt aus:
Brünn,
OM :
Aeue
10. Murg 1918
Seite Un
und Konflikt des Werkes eigene Herzenssache. Ein Gefühl,
Theater und Känfl.
das sich dem Publikum übertrug und eine gespannte An¬
(Max Bing=Vorliung: SchulProfessor Bern¬
teilnahme hervorrief, wie man sie selten genug vor der
hardi“. Der Polizei stt s wieder einmal gelungen, eine
Bühne selbst findet.
Dichtung durch ein Zensurverbot außergewöhnlich popu¬
Der Neuen akademischen Vereinigung, der die Orks¬
lär zu machey. Sie hat den österreichischen Bühnen Schnitz¬
gruppe Czernowitz des Vereines „Freie Schule“ mit einen
lers „Professor Bernhärd“ verboten. Nun geht das Drama
gleichfalls beifälligst aufgenommenen Vorlesung des Wer¬
mit diesem österreichischen Zensurverbot als Reklame drau¬
kes durch Professor J. Gajdeczka vorangegangen war, ist
ßen im Reiche über alle Bühnen. Und hier im Lande selbst
für diesen überaus interessanten Abend der Dank ihres,
sitzt fast hinter jedem Vortragstisch einer, der den „Pro¬
getreuen Publikums sicher.
fessor Bernhardi“ vorliest. Wohin der Professor Bernhardi
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sonst niemals gedrungen wäre, in die kleinsten Städte,
deren Bühnen eine Aufführung des Werkes unmöglich
gewesen wäre, ist er jetzt gekommen und die Auflagen des
Buches übersteigen alle Erwartung. Es ist wie seinerzeit
mit den „Webern“. Die „Weber“ haben die soziale Ord¬
nung nicht umgebracht und der „Professor Bernhardi“
würde ebensowenig den österreichischen Staat erschüttern.
Aber die Zensur ist eine Institution für Angstliche und
Empfindliche, für Zimperliche und solche mit Butter auf
den Köpfen und nimmt deren Interessen mit Nachdruck
wahr. Nur die Armen im Geiste und im Herzen werden
in dieser Komödie eine Gefahr finden. Denn um was geht
es zunächst? Es geht um einen Kampf der Menschlichkeit
gegen das Dogma. Die Menschlichkeit will einem Ster¬
benden seine Ruhe lassen, das Dogma will ihm die
„Tröstungen der Religion““ spenden. Bernhardi verwei¬
gert dem Pfarrer den Eintritt in das Sterbezimmer einer
Kranken, die noch gar nicht weiß, daß sie sterben muß
So wird die Menschlichkeit „religionsfeindlich“ und eir
Stück, das einen solchen Konflikt behandelt, offenbar dei
Staat und der öffentlichen Ruhe gefährlich. Dabei he
Schnitzler eine durchaus vornehme Haltung bewahrt, e
hat die Objektivität des Dramatikers bewährt. Sei¬
Pfarrer ist eine durchaus sympathische Gestalt, selbst ein
Ringender, in dem innere Pflicht und Beruf im Krieg
liegen und so kann es geschehen, daß er am Ende seiner
großen Unterredung mit Bernhardi diesem die Hand reichen
darf. Über den Abgrund hinüber. Aber in Österreich muß
jeder Vorgang sogleich ins politische Gebiet hinübergespielt
werden. Und so spinnt sich denn um den Fall Bernhardi
sogleich ein Netz von Jntrigen, immer dichter und dichter,
bis der arme Bernhardi wegen Religionsstörung in den
Kerker muß. Dabei kommt denn freilich so manches aus:
Rampenlicht, was so manchem unangenehm ist. Aber wahr
st es. Die Wahrheit aber ist ebenso staatsgefährlich wie
die Menschlichkeit. Und es nützt auch hier nichts, daß
Schnitzler auch diese Nebenpersonen der politischen In¬
trigue so objektiv als ihm möglich zeichnet. Daß sogar
dieser Unterrichtsminister Flint, ein Streber großen
Stiles, der in seinen Mitteln ohne Bedenken und Rücksicht
ist, nicht ganz unsympathisch wird. Denn Schnitzler wollte
kein Angriftsdrama schreiben. Dazu ist er nicht Dramatiker
genug. Ich glaube sogar, man verkennt den Kernpunkt
des ganzen Werkes. Er liegt nicht in dem Konilikt zwischen
Menschlichkeit und Dogma, zwischen Arzt und Pfarrer.
Sondern in dem Konflikt in Bernhardi selbst. Bernhardi
hat unter einem Impuls gehandelt, damit ist die Sache
für ihn erledigt. Er denkt nicht daran, seinen Fall zu einem¬
„Fall“ zu machen, er ist kein Theoretiker und kein Ideolog,
er hat nicht das Zeug zum Märtyrer und Politiker. Und
nun drängt man ihm die Rolle des Märtyrers auf, nun
verstrickt man ihn in die Politik. Es gibt in diesem Kon¬
flikt Gelegenheiten und Möglichkeiten, sich aufzuschwingen,
ihn zugunsten der Sache, die er vertreten hat, auszunutzen.
Er versäumt diese Gelegenheiten, er will von diesen Mög¬
lichkeiten nichts wissen. Ein unpolitischer Mensch, der
durchaus in einer politischen Komödie mitwirken soll, weil