sich auf einem Zusammenstoßt des ärztlichen und des priesckichen Iflicht¬
gefühls auf. In dem von Professor Bernhardi begründeten und ge¬
leiteten Krankenhaus Elisabethinum liegt ein junges Mädchen an Sepsis
nieder. Der baldige Tod ist gewiß, aber die Kranke fühlt sich sehr
wohl und spinnt bei ungetrübtem Bewußtsein freundliche Zukunfts¬
träume. Ein von der Krankenschwester heimlich herbeigeholter Priester
begehrt Einlaß zu der Sterbenden. Bernhardi verwehrt dem Geistlichen
den Zugang, damit sein unverhofftes Erscheinen die Sterbende nicht
aus ihrer heitern Zuversicht schrecke und ihr letztes Stündchen mit Todes¬
angst und Gewissensqualen erfülle. Das Mädchen stirbt während des
in höflichen Formen sich haltenden Wortwechsels. Das Problem ist
klar formuliert: auf der einen Seite steht der Arzt, der in seiner Obhut an¬
vertrauten Kranken heilen und, wenn eine Heilung nicht mehr möglich
ist, ihnen das Sterben leicht machen soll, auf der andern der Priester,
der die Schrecken kurzer Minuten nicht beachten darf, wenn es sich um
das ewige Heil handelt. Subjektiv haben beide recht; wer objektiv
Recht hat, ist ungefähr so leicht und so schwer zu entscheiden, wie die
Frage nach dem Dasein Gottes. Schnitzler kommt denn auch nicht zu
einer unzweideutigen Entscheidung; er schildert vielmehr die sozialen
Folgen, die sich an den Vorfall knüpfen. Leisetreter, die allem, was nach
Mißachtung der Religion aussieht, mit Rücksicht auf hochgeborene
Gönner ängstlich aus dem Wege gehen, gewissenlose Streber, die unter
dem Deckmantel christlicher Überzeugungstreue den Juden Bernhardi
aus seiner Stellung verdrängen möchten, schließen sich gegen den ver¬
dienstvollen Direktor des Elisabethinums zusammen. Der jesuitisch
ränkevolle Professor Ebenwald, der von Bernhardi vergebens die An¬
stellung eines wisse schaftlich fragwürdigen Schützlings am Elisabethinum
zu erpressen gesucht hat, veranlaßt seinen Vetter, einen klerikalen Ab¬
geordneten, im Parlament eine Interpellation einzubringen. Der
Unterrichtsminister, ebenfalls ein Mediziner und überdies Bernhardis
politisch taktischen Gründen, da er auf dem Weg nach hohen Zielen nicht
über eine solche Lappalie stolpern will, eine gerichtliche Untersuchung zu.
In einer stürmischen Sitzung des Professorenkollegiums legt Bernhardi,
angeekelt durch die unehrlichen Angriffe der Gegner, seine Stellung als
Direktor einstweilen nieder . Das Gericht verurteilt Bernhardi nament¬
lich auf die den tatsächlichen Vorgang entstellende Aussage der klerikalen
Krankenschwester und eines nichtsnutzigen, nur auf seinen eigenen Vor¬
teil bedachten Kandidaten der Medizin hin wegen Religionsstörung zu
zwei Monaten Gefängnis. Der übermäßig vorsichtige Anwalt Bern¬
hardis, ein getaufter und seitdem prahlerisch christlicher Jude, und seine
Freunde raten ihm, die Nichtigkeitsbeschwerde einzubringen. Bern¬
hardi weigert sich, es liegt ihm nichts daran, den Streit grundsätzlich
durchzufechten und das ganze System zu treffen; die Aussicht auf eine
Martyrerkrone und eine politische Ausschlachtung des Falles sind ihm,
dem Manne der Wissenschaft, nur widerwärtig. Der Priester hat vor
Gericht sich schonend über Bernhardi ausgesprochen; nachdem das Ur¬
teil gefällt, sucht er ihn auf, um ihm — ein Ehrenmann dem andern —
zu versichern, daß er den ungünstigen Ausgang des Prozesses nicht ge¬
wollt habe, da Bernhardi in dem speziellen Falle in seiner Eigenschaft
als Arzt vollkommen korrekt gehandelt habe. In der interessanten,
manchmal nur etwas undurchsichtigen Unterredung tritt die Überlegen¬
heit des dialektisch geschulten, über das Schicksal des einzelnen hinweg
mit entschlossener Folgerichtigkeit die Sache der Kirche verfolgenden
Priesters hervor; zum Schlusse reichen sich die beiden Gegner über den
Abgrund, der sie trennt, die Hände. Der letzte Akt, der ziemlich abflaut,
bringt abermalige Auseinandersetzungen zwischen dem Minister und
Bernhardi; ein witziger, weltkundiger, Bernhardi wahlge###iater Hofrat
zieht die Moral
man sich.
olche Geschichten,
tan auch
tausendmal recht wen, nicht eintussen soll, wenn man Willen
und den Mut hat, sie bis zum Außersten durchzufechten. Die Komödie
leidet darunter, daß ihr Held, Professor Bernhardi, sich aus Leibes¬
kräften dagegen sträubt, ein Held zu sein, daß er zwar im Einzelfalle
seiner Überzeugung folgt, aber eben nicht, wie es einem dramatischen
Helden ziemt, bereit ist, für sie durch dick und dünn zu gehen. Dadurch
erlahmt auch der teilnehmende Eifer der Zuschauer. Zudem
sind manche Episoden übermäßig lang ausgesponnen,
was
besonders bei einem reichsdeutschen Publikum ins Gewicht fällt,
das
die satirische Behandlung innerpolitischer österreichischer Zustände
und
des verzwickten Parteitreibens weniger zu würdigen versteht. Für solche
Mängel aber entschädigen das hohe sachliche Interesse der Komödie, die
die Klippe öden Raisonements stets glücklich vermeidet, die außer¬
ordentlich lebenswahre und mannigfaltige Zeichnung der einzelnen Ge¬
stalten und der meisterhafte Aufbau der großen Szenen, namentlich der
Sitzung des Professorenkollegiums.
Die von Hans Kuhnert inszenierte Aufführung im Deutschen
Theater wurde dem schwierigen Stücke vollauf gerecht. Hans Kuhnert
spielte mit einfacher, markiger Würde und Wahrhaftigkeit den Professor
Bernhardi; aus der langen Reihe seiner Kollegen seien als prächtige
Charakterköpfe hervorgehoben Robert Garrison der zwar nicht
genau den Angaben Schnitzlers folgte, aber in dem trockenen, zuweilen
in giftiger Wut losplatzenden Schleicher Ebenwald eine sehr wirkungs¬
volle und überzeugende Figur auf die Bühne stellte, dann die Herren
e Moran, Villy Meyer=S.
Robert Forsch,
Sch/#
Großmann, Emil Warona, Max Grünberg. Mehrere
Herren bewiesen in zwei Rollen eine virtuose Verwandlungsfähigkeit;
so gab Max Grünberg einen jungen Dozenten und einen armseligen
Landarzt, der durch Unvorsicht den Tod einer Patientin verschuldet hat,
aber auf das milde Gutachten eines Professors, der Bernhardis Vor¬
gehen schroff verurteilt, freigesprochen wird. Den sympathischen, be¬
scheiden festen, zielbewußten Pfarrer spielte Siegmund Nunberg, den
Kandidaten Hochroitzpointner, einen feigen Kriecher, Karl Haas den
klugen, eleganten, diplomatischen Minister, der trotz aller Politik noch
ein Restchen Herz unter der Weste trägt, Siegfried o. der Heyden
den frivolen Hofrat Ernst Mewes, dessen Maske übrigens etwas zu
sehr an den Oberkellner eines Wiener Cofes erinnerte. Das Publjsum
we den Sinck uit oeipegeshtechspeisentet, begsehed-Prae.
Schluß ein wenig erlahmte.
Ane isis#rankforter Zeitung
Der neue Schnitzler.
„Professor Bernhard!“, Komödik in 5 Akten,
Erste Aufführung im Frankfurter Neuen Theater,
am 22. März.
Schnitzler ist ein Gentleman der Gesinnung. Unanständig¬
keit empört ihn, nein ärgert ihn. Er hat außerdem den Blick
für Schwächen, den Sinn für die Lächerlichkeit alles Kleinen.
Aus beiden Elementen sind die echten Komödiendichter zusam¬
mengesetzt. Aber er ist außerdem — Jude, allerdings, aber was
in diesem Fall das viel Wesentlichere, er ist Wiener; er hat da¬
her sicher Augenblicke, wo ihm seine Entrüstung, nein sein
Aerger, unwichtig vorkommt. Augenblicke, in denen er sich
frägt: „Lohnt es sich wirklich?“
Zwischen diesen Polen; seiner Ueberzeugung und seiner
Gleichgültigkeit pendelt sein satirischer Geist hin und her. Das
ergibt keine ausgeprägten Kunstformen, es ergibt Tragödien,
die eigentlich Komodien sind, und umgekehrt. Vor allem aber,
es ergibt keine „letzten Konsequenzen". Dieser Mangel an Ten¬
denz (vor dem letzten Richter eine Schwäche) ist des Künst¬
lers Tugend und in unserer wurzellosen Zeit vielleicht auch
eine Art von Ehrlichkeit.
Nimmt man hierzu einen Intellekt, der die an sich harte
Maschinerie des Denkens mit einer sonst nur bei Gefühls¬
gegenständen anwendbaren Sensibilität behandelt, so hat man
die seelischen Voraussetzungen, aus dem Schnitzlers „Professor
Bernhardi“ entstanden ist.
Die an dieser Stelle schon mitgeteilte Fabel läßt sich schnell
„umreißen. In einem großen Spital liegt eine Kranke im
Sterben, nichts von ihrem Schicksal ahnend. Die Schwester läßt
pflichtgemäß den Priester holen. Der behandelnde Arzt, zu¬
gleich Leiter des Instituts, will die Sterbende nicht der gnädi¬
gen Täuschung berauben und sucht den Priester zu verhindern,
durch seinen Anblick qualvolle Gewißheit zu geben. Die Aus¬
einandersetzung darüber wird unterbrochen. Schon die Mit¬
teilung vom Nahen des Dieners der Kirche hat der Kranken
die Augen geöffnet und zugleich geschlossen. Aus diesem an
sich wenig bedeutungsvollen Vorfall wird eine Affäre. Der
Arzt wird des Vergehens der Religionsstörung öffentlich be¬
zichtigt, politischer Parteihader greift den zu einer gewalt¬
samen Verhinderung der Sakramentserteilung aufgebauschten
Vorgang als willkommenes politisches Objekt auf. Es kommt zu
einem Verfahren. Der Arzt, der schon vorber durch die Mi߬
gunst einiger Kollegen gezwungen wird, von seinem Posten
zurückzutreten, wandert für zwei Monate ins Gefängnis.
Das ist der Inhalt der ersten vier Akte, und würde das
Stück hier endigen, so würde es ein bürgerliches Schauspiel sein,
Ein tragisches Schauspiel vom Unterliegen anständiger Gesin¬
nung und ursprüng
Strebertum der Fa
vor Einzelfällen zu
lichkeit so sehr liebt)
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leiteten Krankenhaus Elisabethinum liegt ein junges Mädchen an Sepsis
nieder. Der baldige Tod ist gewiß, aber die Kranke fühlt sich sehr
wohl und spinnt bei ungetrübtem Bewußtsein freundliche Zukunfts¬
träume. Ein von der Krankenschwester heimlich herbeigeholter Priester
begehrt Einlaß zu der Sterbenden. Bernhardi verwehrt dem Geistlichen
den Zugang, damit sein unverhofftes Erscheinen die Sterbende nicht
aus ihrer heitern Zuversicht schrecke und ihr letztes Stündchen mit Todes¬
angst und Gewissensqualen erfülle. Das Mädchen stirbt während des
in höflichen Formen sich haltenden Wortwechsels. Das Problem ist
klar formuliert: auf der einen Seite steht der Arzt, der in seiner Obhut an¬
vertrauten Kranken heilen und, wenn eine Heilung nicht mehr möglich
ist, ihnen das Sterben leicht machen soll, auf der andern der Priester,
der die Schrecken kurzer Minuten nicht beachten darf, wenn es sich um
das ewige Heil handelt. Subjektiv haben beide recht; wer objektiv
Recht hat, ist ungefähr so leicht und so schwer zu entscheiden, wie die
Frage nach dem Dasein Gottes. Schnitzler kommt denn auch nicht zu
einer unzweideutigen Entscheidung; er schildert vielmehr die sozialen
Folgen, die sich an den Vorfall knüpfen. Leisetreter, die allem, was nach
Mißachtung der Religion aussieht, mit Rücksicht auf hochgeborene
Gönner ängstlich aus dem Wege gehen, gewissenlose Streber, die unter
dem Deckmantel christlicher Überzeugungstreue den Juden Bernhardi
aus seiner Stellung verdrängen möchten, schließen sich gegen den ver¬
dienstvollen Direktor des Elisabethinums zusammen. Der jesuitisch
ränkevolle Professor Ebenwald, der von Bernhardi vergebens die An¬
stellung eines wisse schaftlich fragwürdigen Schützlings am Elisabethinum
zu erpressen gesucht hat, veranlaßt seinen Vetter, einen klerikalen Ab¬
geordneten, im Parlament eine Interpellation einzubringen. Der
Unterrichtsminister, ebenfalls ein Mediziner und überdies Bernhardis
politisch taktischen Gründen, da er auf dem Weg nach hohen Zielen nicht
über eine solche Lappalie stolpern will, eine gerichtliche Untersuchung zu.
In einer stürmischen Sitzung des Professorenkollegiums legt Bernhardi,
angeekelt durch die unehrlichen Angriffe der Gegner, seine Stellung als
Direktor einstweilen nieder . Das Gericht verurteilt Bernhardi nament¬
lich auf die den tatsächlichen Vorgang entstellende Aussage der klerikalen
Krankenschwester und eines nichtsnutzigen, nur auf seinen eigenen Vor¬
teil bedachten Kandidaten der Medizin hin wegen Religionsstörung zu
zwei Monaten Gefängnis. Der übermäßig vorsichtige Anwalt Bern¬
hardis, ein getaufter und seitdem prahlerisch christlicher Jude, und seine
Freunde raten ihm, die Nichtigkeitsbeschwerde einzubringen. Bern¬
hardi weigert sich, es liegt ihm nichts daran, den Streit grundsätzlich
durchzufechten und das ganze System zu treffen; die Aussicht auf eine
Martyrerkrone und eine politische Ausschlachtung des Falles sind ihm,
dem Manne der Wissenschaft, nur widerwärtig. Der Priester hat vor
Gericht sich schonend über Bernhardi ausgesprochen; nachdem das Ur¬
teil gefällt, sucht er ihn auf, um ihm — ein Ehrenmann dem andern —
zu versichern, daß er den ungünstigen Ausgang des Prozesses nicht ge¬
wollt habe, da Bernhardi in dem speziellen Falle in seiner Eigenschaft
als Arzt vollkommen korrekt gehandelt habe. In der interessanten,
manchmal nur etwas undurchsichtigen Unterredung tritt die Überlegen¬
heit des dialektisch geschulten, über das Schicksal des einzelnen hinweg
mit entschlossener Folgerichtigkeit die Sache der Kirche verfolgenden
Priesters hervor; zum Schlusse reichen sich die beiden Gegner über den
Abgrund, der sie trennt, die Hände. Der letzte Akt, der ziemlich abflaut,
bringt abermalige Auseinandersetzungen zwischen dem Minister und
Bernhardi; ein witziger, weltkundiger, Bernhardi wahlge###iater Hofrat
zieht die Moral
man sich.
olche Geschichten,
tan auch
tausendmal recht wen, nicht eintussen soll, wenn man Willen
und den Mut hat, sie bis zum Außersten durchzufechten. Die Komödie
leidet darunter, daß ihr Held, Professor Bernhardi, sich aus Leibes¬
kräften dagegen sträubt, ein Held zu sein, daß er zwar im Einzelfalle
seiner Überzeugung folgt, aber eben nicht, wie es einem dramatischen
Helden ziemt, bereit ist, für sie durch dick und dünn zu gehen. Dadurch
erlahmt auch der teilnehmende Eifer der Zuschauer. Zudem
sind manche Episoden übermäßig lang ausgesponnen,
was
besonders bei einem reichsdeutschen Publikum ins Gewicht fällt,
das
die satirische Behandlung innerpolitischer österreichischer Zustände
und
des verzwickten Parteitreibens weniger zu würdigen versteht. Für solche
Mängel aber entschädigen das hohe sachliche Interesse der Komödie, die
die Klippe öden Raisonements stets glücklich vermeidet, die außer¬
ordentlich lebenswahre und mannigfaltige Zeichnung der einzelnen Ge¬
stalten und der meisterhafte Aufbau der großen Szenen, namentlich der
Sitzung des Professorenkollegiums.
Die von Hans Kuhnert inszenierte Aufführung im Deutschen
Theater wurde dem schwierigen Stücke vollauf gerecht. Hans Kuhnert
spielte mit einfacher, markiger Würde und Wahrhaftigkeit den Professor
Bernhardi; aus der langen Reihe seiner Kollegen seien als prächtige
Charakterköpfe hervorgehoben Robert Garrison der zwar nicht
genau den Angaben Schnitzlers folgte, aber in dem trockenen, zuweilen
in giftiger Wut losplatzenden Schleicher Ebenwald eine sehr wirkungs¬
volle und überzeugende Figur auf die Bühne stellte, dann die Herren
e Moran, Villy Meyer=S.
Robert Forsch,
Sch/#
Großmann, Emil Warona, Max Grünberg. Mehrere
Herren bewiesen in zwei Rollen eine virtuose Verwandlungsfähigkeit;
so gab Max Grünberg einen jungen Dozenten und einen armseligen
Landarzt, der durch Unvorsicht den Tod einer Patientin verschuldet hat,
aber auf das milde Gutachten eines Professors, der Bernhardis Vor¬
gehen schroff verurteilt, freigesprochen wird. Den sympathischen, be¬
scheiden festen, zielbewußten Pfarrer spielte Siegmund Nunberg, den
Kandidaten Hochroitzpointner, einen feigen Kriecher, Karl Haas den
klugen, eleganten, diplomatischen Minister, der trotz aller Politik noch
ein Restchen Herz unter der Weste trägt, Siegfried o. der Heyden
den frivolen Hofrat Ernst Mewes, dessen Maske übrigens etwas zu
sehr an den Oberkellner eines Wiener Cofes erinnerte. Das Publjsum
we den Sinck uit oeipegeshtechspeisentet, begsehed-Prae.
Schluß ein wenig erlahmte.
Ane isis#rankforter Zeitung
Der neue Schnitzler.
„Professor Bernhard!“, Komödik in 5 Akten,
Erste Aufführung im Frankfurter Neuen Theater,
am 22. März.
Schnitzler ist ein Gentleman der Gesinnung. Unanständig¬
keit empört ihn, nein ärgert ihn. Er hat außerdem den Blick
für Schwächen, den Sinn für die Lächerlichkeit alles Kleinen.
Aus beiden Elementen sind die echten Komödiendichter zusam¬
mengesetzt. Aber er ist außerdem — Jude, allerdings, aber was
in diesem Fall das viel Wesentlichere, er ist Wiener; er hat da¬
her sicher Augenblicke, wo ihm seine Entrüstung, nein sein
Aerger, unwichtig vorkommt. Augenblicke, in denen er sich
frägt: „Lohnt es sich wirklich?“
Zwischen diesen Polen; seiner Ueberzeugung und seiner
Gleichgültigkeit pendelt sein satirischer Geist hin und her. Das
ergibt keine ausgeprägten Kunstformen, es ergibt Tragödien,
die eigentlich Komodien sind, und umgekehrt. Vor allem aber,
es ergibt keine „letzten Konsequenzen". Dieser Mangel an Ten¬
denz (vor dem letzten Richter eine Schwäche) ist des Künst¬
lers Tugend und in unserer wurzellosen Zeit vielleicht auch
eine Art von Ehrlichkeit.
Nimmt man hierzu einen Intellekt, der die an sich harte
Maschinerie des Denkens mit einer sonst nur bei Gefühls¬
gegenständen anwendbaren Sensibilität behandelt, so hat man
die seelischen Voraussetzungen, aus dem Schnitzlers „Professor
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Die an dieser Stelle schon mitgeteilte Fabel läßt sich schnell
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pflichtgemäß den Priester holen. Der behandelnde Arzt, zu¬
gleich Leiter des Instituts, will die Sterbende nicht der gnädi¬
gen Täuschung berauben und sucht den Priester zu verhindern,
durch seinen Anblick qualvolle Gewißheit zu geben. Die Aus¬
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teilung vom Nahen des Dieners der Kirche hat der Kranken
die Augen geöffnet und zugleich geschlossen. Aus diesem an
sich wenig bedeutungsvollen Vorfall wird eine Affäre. Der
Arzt wird des Vergehens der Religionsstörung öffentlich be¬
zichtigt, politischer Parteihader greift den zu einer gewalt¬
samen Verhinderung der Sakramentserteilung aufgebauschten
Vorgang als willkommenes politisches Objekt auf. Es kommt zu
einem Verfahren. Der Arzt, der schon vorber durch die Mi߬
gunst einiger Kollegen gezwungen wird, von seinem Posten
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Das ist der Inhalt der ersten vier Akte, und würde das
Stück hier endigen, so würde es ein bürgerliches Schauspiel sein,
Ein tragisches Schauspiel vom Unterliegen anständiger Gesin¬
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Strebertum der Fa
vor Einzelfällen zu
lichkeit so sehr liebt)
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lebendige Charakter
(mit spitzem Pinsel
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des Dichters (seine
Kliquenwesen in G
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mit der alles Peinli
hält, durch alle die
mehr als ein fesselt
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„Hofrat: Der
scheinlich nicht ge
Aber ich bitte Sie
Das dürfte wohl
nicht bereit fühlen,
und eventuell
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Und dieser Hofrat
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immer sachliche Aus
zwischen ungefähr zw
hervorragende Vertret