II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 264

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auszeichnet. Und wenn er
wirkungsvollen Vertreter. Eine Charakterfigur war
rache mit Bernhardi im vier¬
Herr Kuenzer als Pfarrer Reder und die beiden
die Hand reicht, geht er als
Direktoren, die Herren Hellmer und Rei¬
er. Bernhardi ist ein Ideal¬
mann, konnten sich nicht entbrechen, dem Dichter
r ihn haben möchte, wie er
einige Witzchen scheinbar eigener Mache aufzudrän¬
aller möglichen Welten nicht
gen, darstellerisch waren sie übrigens beide vorzüg¬
Arzt, der mitten im Getriebe
lich. In kleineren Partien zeichneten sich noch vor¬
nicht so weltfremd, daß er
teilhaft aus die Herren Semler als Filitz, Grätz
er Handlungen nicht voll¬
als Feuermann und Lobe, der zwei Rollen zu ver¬
Er muß schon infolge der
treten hatte.
F. R.
wenig Utilitarier werden.
i wie der Kultusminister
er mögliche Figur ist, aber
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Bernl###„Neuen Theater zu
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Frankfurt a. M. nach den ersten drei Akten
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starken Erfolg. Der vierte Akt siel beträchtlich,
schen Beiwerk und
der fünfte sogar bedenklich ab. Eine gläu#ende
deding ausneh¬
Leistung bot Hans Schwartze als Ebenwa##
ugfelder traf Herr!
„Derheilige Florian“ ist der Tie einer
ervösen Unrast mit
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glatte Partei¬
rtze einen
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76 J 1913

Motgenausgabe
Frankfurter Theater.
Unser Korrespondent schreibt aus Frankfurt a. M.:
Grüne Ostern und neue Hoffnungen. Es lenzelt,
sagen die Dichter. Es lenzelt auch wieder ein wenig
in unserem Schauspiel — der Goldlack ist über Nacht
in dem kleinen Stallchen erblüht, in dem der Theater¬
kassierer unfreiwilligen Winterschlaf hielt. Wer den
Samen streute? Was soll man es verschweigen?
„Puppchen“ wars, das alles puppig machte. Nehmen
wit was es uns brachte — non olet, heißt es auch
hier — und opfern wirs auf dem Altar der Kunst.
Vor etwa sechzig Jahren mußte man im alten Frank¬
furter Schauspielhaus englisches Artistenvolk, Equi¬
libristen und Seiltänzer sich produzieren lassen, ums¬
Publikum wieder anzulocken, um die Krise zu über¬
winden. Es hat nichts geschadet weder der künstleri¬
schen Entwickelung noch den Traditionen unseres
Theaters. Sie werden auch jetzt nicht durch die Kon¬
zessionen begraben, die man den breiten Schichten
und ihren Neigungen machen muß, weder durch
„Puppchen“ noch durch „Autoliebchen“, das ihm dem¬
nachst folgen soll. Noch singen sie ungeniert im Zu¬
schauerraum mit — die temperamentvolle Konkurrenz
der Künstler ist sogar dem Orchester gewöhnlich um
ein paar „Takte“ voraus. Das ganze Mitsingen ist
nur eine „Taktfrage“ man könnte es ihnen abge¬
wöhnen. Der künftige Leiter wird sich daher auch
schon ein wenig mit „Erziehungsfragen“ beschäftigen
müssen. Die Intendantenkrise ist noch nicht gelost.
Herr Volkner scheint auf Entlastung zu bestehen, und
daß seine diesbezüglichen Wünsche berechtigt, wird
ihm kein Kenner der Verhältnisse bestreiten.
G
haben sich über vierzig Bewerber um den
Posten des Schauspielintendanten gemeldet. Man
sieht, Courage ist in der deutschen Kunstlerschaft vor¬
handen. Allein damit ist es wohl kaum getan, und
nach den Absichten der maßgebenden Instanzen dürfte
jetzt wohl nur eine Persönlichkeit in Betracht kommen,
die nicht allein künstlerisch qualifiziert, sondern auch
mit den Frankfurter Verhältnissen bereits entsprechend
vertraut ist.
Das Gedächtnis Hebbels beging man im Schau¬
spiel mit einer Aufführung von „Herodes und
Mariamne“ Neu war Eenst Wendt a
Herodes, eine Leistung sprachlich und darstellerisch
von faszinierender Wirkung.
Am Ostersonntag
spielte man zum ersten Male Ruederers „Fahnen¬
weihe“. Die beißende Satyre fand lebhaften An¬
klang. Das war ein Leben auf der Buhne, ein
flottes Ineinandergreifen des prägnanten Dialogs.
Man spürte die starke Hand des Regisseurs (Herr
Odemar). Im nächsten Monat wird gleichzeitig
mit Berlin Georg Hermanns dramatisiertes „O
chen Gebert“ im Schauspielhaus zur Urauffüh¬
rung gelangen.
Das Neue Theater hatte mit
„Professor Bernbardi“ im sehr ein¬
drucksvollen Iuszenietung Direktor Hellmers
einen außerordentlich starken Erfolg.
Die vielen
feinen Pointen kamen von der intimen Bühne herab
besonders zur Geltung, so daß das Puplikum trotz
der eigentlichen dramatischen Mängel des Werks bis
zum letzten Moment gefesselt blieb.
Richard
Senius als Bernhardi gab der Rolle eine gefällige
Beimischung von liebenswürdigem Humor, er war
kraftvoll, doch nicht impusiv genug, um dem Geist¬
lichen und dem Minister gegenüber jeden Anschein:
von Pose oder Starrköpfigkeit auszuschalten. Fast
war ihm an Ueberzeugungstreue der Opportunitats¬
mensch Flint (eine ausgezeichnete Charakterfigur Ed¬
mund Hedings) überlegen.
Die Frankfurter Kammerspiele bringen
kommenden Montag ihren Mitgliedern eine Auf¬
führung des vieraktigen Mysteriums „L'annonce
faite à Marie“ von Paul Claudel in französischer
Sprache durch das Théatre de I Oeuvre in
Paris unter Leitung von Lugné=Poe. Das Werk,
das am 3. Juli bei den Hellerauer Festspielen zur
deutschen Uraufführung kommt und auch bereits¬
von Reinhardt für das Deutsche Theater erworben
wurde, ist bisher nur ein einziges Mal, in genanntem
Pariser Theuter vor geladenem Publikum mit sen¬,
sationellem Erfolg gespielt worden. Der Dichter b¬
kleidet hier in Frankfurt das Amt eines französischen
Generalkonsuts.