II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 285

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das nun Tause, He##rae oder Tod ist, in dasselb
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ganz Perjönliches sind, als Hauptakteur auftritt,
ist dr andere Pol. Prefessor Bernhurdi der Edel¬
mersch, dem die Wahrheit über alles geh und der
Arzt, dem als erstes das Wohl seiner Patienten
gile und der Geistliche dem alles andere vor der
Kirche„und ihren großen Zielen zurücktrit, müssen
nazurgemäß wie zwei entgegengesetzt Pole zerstörend
ankinanderprallen.
Die Exposition im ersten Akt gibt gleichzeitig
##en ganzen Kouflikt des Schauspi ls, die ganze
Hanung. Alles, was noch folgt, ist nur Schilde¬
rung von Char klern odr vielmehr Charalter olig¬
keiten. Der Geistliche erscheint, um einer Sterben¬
den die letzte Oelung zu reichen. Professor Bern¬
#####i verweigert kraft seiner ärztlichen Pflicht dem
Grflichen den Zulriti zu der Sterdenden, vieia¬
chelnd und heiter der Genesung entgegenzugehen
glaubt. Das Mädchen stirbt ohne die Absolution der
Kirche. Dies ist der Zusammenstoß, der Konflikt
zwischen der Ptlicht des Arztes und seinem mensch¬
lichen Fühlen und den starren Dogmen der Kirche.
Daß der Klerikalismus diesen Konilikt sofort für
sich ausnützt, ist ebenso begreiflich, wie daß sich auch
die antiklerikale Bewegung sofort der Frage bemäch¬
#tigt. Aber nihr um die politische Seite der Frage han¬
delt es sich Schnitzler. Ihm handelt es sich vielmehr
um das rein Menschliche. Die Mehrzahl der Kolle¬
gen Bernhardis nimmt in dem Konflikt gegen ihn
Stellung, nicht etwa weil sie klerikal sind, sondern
nur weil die klerikele Strömung die herrschende ist
und jeder durch sie etwas erreichen will. Wirklich
wird denn auch Bernhardi gezwungen, seine Stelle
niederzulegen und bekommt überdies noch wegen Reli¬
gionsstörung zwei Monate Haft.
Recht eigentlich antiklerikal ist Schnitzlers Stück
trotzdem nicht. Er läßt sogar den Geistlichen, der
den Konflikt mit Bernhardi hervorgerufen, und ihn
den Gerichten angezeigt hat, in sympathischem Lichte
a
#erscheinen. Ja mehr, zum Schlusse reichen über alle
Differenzen hiweg Professor Vernhardi und der
Geistliche einander die Hand. Schnitzler läßt also
zum Schlusse eine Versöhnung zwischen Wissenschaft
## Glauben, reinem Menschentum und starren
Dogmen zu.
Und trotzdem ist es durchaus begreiflich, daß
Schnitzlers Stück von den österreichischen Bureau¬
kraten verboten wurde, weil es im Grunde genom¬
men sie geißelt. Fast alle diese Professoren, Beam¬
ten und selbst auch der Herr Minister, den Schnitz¬
ler auf die Bühne bringt, lassen sich aus Strebertum
von der momentanen politischen Strömung tragen,
unbekümmert darum, ob sie mit ihrer inneren Ueber¬
zeugung stimmt. Die Herren geben sich tlerikal, weil
jetzt eben klerikal Trumpf ist und würden ganz
gewiß sich auch liberal oder radikal geben, wenn
das die herrschende Strömung wäre.
Wie scharf hier Schnitzler das Leben gesehen,
davon wissen wir ja auch hier vieles zu erzählen,
die wir seit einem Jahrzehnt Zeugen dessen sind,
wie sich fast das gesamte Beamtentum und nicht
an letzter Stelie jene Kreise, die Schnitzler schidert,
nur aus Streberium jedweder polilischen herrschen¬
den Strömung anpassen.
Schnitzlers Stück ist ein Zeitbild, das nicht nur
literarischen, sondern auch kulturhistorischen Wert hat
und einer späteren Zukunft mehr Einblick gewähren
wird in die Psyche jener, die jetzt angeblich an der
Spitze der Kultur marschieren, als es dickleibige
Geschichtsbücher tun könnten.
Paul Diner Döh#