II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 309

25.
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Professer Bernhandi

anen
Wenngleich er keinen Zweifel darüber läßt, daß er auf der Seite der
stinkte. Mit einem Worte: ein Ausnahmemensch und ein ausnehmend! so staats
Tüchtigen, der Anständigen der menschlich Fühlenden steht und dem
vortreffliche, auch die feinsten Gefühlsregungen mit genialer Sicher¬
Was ha
opportunistisch=verlogenen Parteigetriebe abhold ist. Einem Zweifel
heit zum glücklichsten Ausdruck bringande Leistung. Mit eindringendem
nicht ge
beugt er schon dadurch vor, daß er den Professor Bernhardi zum Helden
Kunstverstand hatte weiter Herr Brahm seinen klugen, milden, um¬
kenne,
gewählt hat und nicht einen andern. Bernhardi muß die Konsequenzen
sichtigen, tapferen Professor Cyprian nachgeschaffen und damit eines
dem Sit
seiner Ueberzeugungen und seines Charakters tragen: er wandert auf
von jenen Gelehrtenbildern etwas altfränkischer Art, an den wir als
Er ist v
zwei Monate ins Gefängnis und gerät nun in die entgegengesetzte
Studenten mit besonderer Liebe hingen. Als cholerischen Ehrlichkeits¬
soviel 2
Gefahr. Man will ihn auf den Schild der Freidenker, der Konfessions¬
erinner
fanatiker Dr. Pflugfelder brachte Herr Kreidemann eine äußerst
losen, des Fortschritts als Symbol und Heerführer erheben. Auch das
kebenskräftige und wirtsame Gestalt auf die Bühne. Sicher und ohne
Hebbel,
lehnt Bernhardi ab. Er hat doch nur in einem einzelnen Falle getan,
Claus
jede Uebertreibung zeichnete Herr Monior den nicht ganz einwands¬
was er für das Richtige hielt. Worauf ihm ein weltkluger Hofrat
mit de
freien Charakter des sehr strebsamen Chirurgen. Mit überlegenem
sagt: „Das Richtige war eben das Gefehlte. Wenn man immerfort
In feir
Humor spielte weiter Herr Sartory den freimütigen Dr. Löwen¬
das Richtige täte, oder vielmehr, wenn man nur einmal in der Früh',
ganzen
stein. Sehr gut traf Herr Röhl den Ton des bekehrten Semiten, der,
so ohne sich's weiter zu überlegen, aufing das Richtige zu tun und so
punste s-
wie häufig die Konvertiten, christlicher sein will als die geborenen
in einem fort den ganzen Tag lang das Richtige, so säße man sicher
dann und wann z
PChristen. Ganz ausgezeichnet vertrat weiter der vortreffliche Herr
nach vorm Nachtmahl im Kriminal.“ Also: wenn man leben will, kann
Reuters Humor u
Lang den Unierrichtsminister, eine schon vom Dichter mit seltener
man nicht nach ethischen Idealen handeln, und wer diesen Idealen
geschichten erzählt.
Sicherheit gezeichnete Politikerfigun. Als Pfarrer sah man Herrn#
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nachstrebt, wird ans Kreuz geschlagen. Eine sehr resignierte Weisheit
wie Jehrs in seiner
Wagner in natürlicher Einfachheit alle Karikaturistik glücklich ver¬
im Hinblick auf die Bedingtheit aller menschlichen Verhältnisse und des
der D fgeschichten.
meiden. Den ebenso scharfsichtigen, rein gemütlich=humoristisch ver¬
Menschen selbst. Aber das Richtige bleibt nichtsdestoweniger das
anlagten Hofrat gab Herr Wlach zwar sehr eigenwillig aber doch mil die kaum den Konf
Richtige.
erst fing er an, u
besten Wirkungen wieder. So fügten die genannten Darsteller mit
Die Fülle der Gedanken offenbart sich in diesem Schnitzler'schen
größtes Werk in di
einer Reihe anderer, die heute und hier ungenannt bleiben müssen, die
Drama in einer gedrängten Fülle charakteristischer Erscheinungen:
einzelnen Teile des Dramas zum glücklichsten und wirksamsten Gi¬
geschaffen; seine K
lingen des Ganzen.
höchst charaksteristischer Personen und eines trefflich geschauten und
H. O.
Nicht nur das Do
wiedergegebenen Miliens. Nicht weniger als fünfzehn Aerzte leben
Maren kann man
auf der Bühne ihr besonderes Dasein, einer von ihnen Unterrichts¬
und Buernvolk, all
Fehrs=Feier der Nedderdüütsch Sellschopp.
minister, und so herab bis zum kleinen Bezirksarzt und zum Kandi¬
über ihnen, Fehrs
daten der Medizin. Man muß sagen, daß Schnitzler sich hier als be¬
Die Fehrsfeier der Redderdüütsh Sellshopp, zu der sich
daß man national¬
deürender Meister zeigt. Man muß weiter sagen, daß das Deutsche
viele Mitglieder und Freunde im schönen Hochzeitssaale des Curio¬
stehen kann. Mar
Schouspielhaus unter der Regie Carl Hagemanns die Vorbilder
hauses zusammengefunden hatten, ist, wie Herr Eilers sagie, als
von Fehrs zu leser
des Dichters im allgemeinen ganz meisterhaft nachdichtete. Eine
eine intime Vorfeier zu betrachten. Eine große Fehrsfeier ist für den
Charakter. Lerne¬
kommenden Winter geplant.
bessere, fast restlos den Gegenstand erschöpfende Darstellung wird
ihn einmal keines
man selten sehen. Es herrschte der vergnüglichste Wetteifer, und er
Herr Ludwig Hinrichsen gab in einem längeren Vortrage
Volkes.
führte zu einem Siege auf der ganzen Linie. Herr Nhil als Pro¬
eine außerordentlich seine und doch kernige Würdigung Johann Hin¬
Carl. Wolff
fessor Bernhardi begriff die Schnihlersche Gestalt in ihren Tiefen
rich Fehrs, in der auch zuweilen ein gesunder Humor aufflammte. In
Er las auch aus
und Höhen und bildete das vollkommene Bild eines sozusagen künfile¬
den letzten Monaten, so sagte Herr Hinrichsen, war Holstein in aller
dabei eine außeror
rischen Arztes und Menschen nach. Weltmännisch sicher und zugleich
Munde! Allenthalben, ob in Berlin oder Posemuckel, hatte man ein
Theobald Bie
weltüberlegen, auf philosophischen Höhen stehend, von denen aus das
paar stille Straßen und Plätze aus Holstein auf dem Film. Jeder
Schröder sang,
menschliche Getriebe als ein leicht verständliches, aber nicht besonders
Dichter trägt den Blutgehalt seiner Art in sich, und es gibt kein Land,
seinem Vortrage
wertvolles Wesen erscheint, ging dieser Arzt über die Bühne, ein das seinen Dichtern mehr mitgeben kann, als Holstein. Fehrs ist ein sümlich vertont.
Kenner der Umwelt und ein Erforscher der eigenen Triebe und Ine Kerl aus einem Guß, groß, vornehm in Haltung und Ausdruck und