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25. ProfessenBernhandi
ER ANZEIG
einmal vertragen? Ach nein, auch viel bessere Leitartikel Federkraft; der Dichter wirft ein abstraktes, schablonen¬
Vissenschaft
sind schon vergessen worden. Und unser Interesse nimmtshaftes Problem auf; handelt es rednerisch ab; amalgamiert
es mit Österreichertum, Rassenfragen, Parteipolitik; gibt
abermals um einen Bruchteil ab. Auch die politische Schale
der Zwiebel fällt.
bloße Typen aber keine Individualitäten und statt Hand¬
lung Reflexion. Der Mangel an Triebkraft in diesem
ernhardi
Werk geht aber noch weiter: nicht allein der Gegenstand.
Nun die dritte Schale: die Rassenfrage. Arier
um den es sich handelt, ist des Kampfes nicht wert, der
heaters aus Berlin
und Semiten. Die Schilderung dieses Gegensatzes, der die
Kampf selber wird ja gar nicht zu Ende geführt! Es geht
das vor#österreichische Politik durchwühlt und vergiftend durch das
alles aus wie das Hornberger Schießen. Die Szene mit
r gegeben wurde, hat in
Parteigetriebe zieht, kann in dieser Kleinlichkeit, in dieser
dem Priester ist eine psychologische Unmöglichkeit, so
Verquickung mit rein österreichischen Verhältnissen, wie
theatralisch dankbar sie ist. Auch die Figur des Ministers
eine große Ahnlichkeit mit
sie Schnitzler zu Wege bringt, in keinem Sinne als eine
ist eine papierne Konstruktion. Der Arzt bleibt der passive
künstlerische Leistung bezeichnet werden. Hier liegt der
aus einer Anzahl von
Held, der gesenkten Hauptes alles hinnimmt, was das
Rohstoff für jedermann offen zutage. Was geht dieses Schicksal mit ihm vor hat. Er verbüßt seine zwei Monate,
n, die man bequem nach¬
Gezänk uns Nichtösterreicher an, dieses gegenseitige Be=wird von seinen Freunden an der Gefängnispforte er¬
Dichterischen und Mensch¬
schimpfen, diese mühsame Duldung, diese nur halb ver= wartet und im Triumph nach Hause zurückgeführt; der
wiel zu schaffen. Da ist an
steckte Verachtung, die die Parteien im Schatten des Meineid kommt zutage; der Prozeß könnte revidiert
raftlosen Zwiebel zunächst
Stefansdoms gegeneinander im Herzen tragen? An=werden; der Arzt, der den glühenden Wunsch hat, der
ganz gewiß sorgfältig und
gewidert von solchen Bildern der Vergiftung des öffent¬
ur interessiert sie eigentlich
leidenden Menschheit zu helfen, könnte sein verlorenes
lichen Lebens außerhalb unseres Landes, kommt uns aber¬
ln Gefühl an irgendeiner
Arztdiplom zurückgewinnen. Und was sagt er? Meine
mals, und zwar mit verstärkter Gewalt die Frage: Was
r, Offiziere, Erzieher, Geist¬
Ruh will ich haben ... Meine Ruh.
soll uns das alles, was soll uns auf der Bühne, in der
heit stärkerem Maße erregt.
Schwer enttäuscht schaut man von diesem Ende auf
Dichtung das Hineintragen von Rassenkämpfen, wo das
den man gegen solche Um¬
den Anfang zurück. Wahrlich, nun begreift man erst, wes¬
Reinmenschliche und das künstlerisch Gestaltete so gänzlich
g es die leise verschleiernde
halb so viel Kulissen gestellt werden mußten, so viel von
fehlt?
tiles sein, genug, an der
Arzten, Priestern, Politik, Arier= und Semitentum geredet
*
himmt man als Zuschauer
werden mußte: diese Kulissen sollten den Einblick in etwas
Hohles und Hilfloses versperren, sollten den Schein des
nt dies mit daher, daß der
So bleibt von der Zwiebel, nachdem all diese Hüllen Lebens, des gestalteten Kunstwerks vortäuschen und Auge
allererst
Lebenslagen zu
gefallen, nur ein ganz kleiner Kern. Denn wer wird im
und Ohr beschäftigen. — Die Schalen der Zwiebel hatten
r nur selten außerhalb des
Ernst behaupten wollen, all diese weitläufigen, hinein¬
also doch sehr viel Sinn!
aucht. Ja, die Schnitzler¬
gestopften Redereien, zwischen denen nichts geschieht, seien
erischem Sinne — durchaus
Die Darstellung des Kleinen Theaters war wirklich¬
organisch und notwendig miteinander und mit dem wirk¬
ramatischen Hauptamt aber
keitsgetreu und lebendig. Unter Regie von Direktor.
lichen Probleme verbunden? Es bleibt nichts übrig als
oder Prinzipienreiter oder
Barnowsky sahen wir eine wohlabgerundete Vorstellung
eine kleine Anekdote, und zwar behaftet mit allen Zufällig¬
ken, Objekte für Klage oder
Klein=Rhoden, Max Landa, Heinrich Schrgeh,
keiten des Lebens: Ein Arzt hat einer Sterbenden, die
hit großer Gemütsruhe die
Max Adalbert zeichneten sich am meisten aus.
ohne Ahnung von ihrem Zustand war, den Anblick des
Friedrich Kümper.
Priesters erspart, der ihr die Sterbesakramente darreichen?
und sie damit über ihren Zustand aufklären wollte. Aus
Menschlichkeit, aus ärztlichem Pflichtgefühl. Aber er wird
e andere zum Vorschein:
der Religionsstörung angeklagt, von falschen Zeugen bei
weifelhaft ist sie wichtiger
schuldigt und zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Nuf
e. Aber es bedarf gar keiner
hängt alles von Zufälligkeiten ab: Wäre der Priester vich
m Gefüge des Ganzen zu
Minuten später gekommen, so wäre die Kranke schon g
nderung des Schauplatzes
storben gewesen, und hätte die hysterische Krankenschwesté
rk verbannt. Man denke
ihren Meineid früher widerrufen, so wäre der Arzt nicht
Wien und aus dem streng
verurteilt worden. Aber nicht nur, daß der Anlaß zu des
gdeburg oder Wismar ver¬
Konflikt schließlich zu klein und zu abhängig von Zufällen
teres das Außerliche, den
kurz das durch und durch
ist; nicht nur, daß Schnitzler die große Form des fünf¬
und Undramatische
aktigen Dramas nicht meistern kann, sondern darin liegt
rsetzungen empfinden. Nun
der Mangel, daß es diesem Werk überhaupt an seelischer
und dramatischer Spannkraft fehlt. Man sieht ja gar nicht,
t, ein starker Dichter und
s leidenschaftliche Interesse
ob der Kampf zwischen Priester und Arzt überhaupt der
Rede wert ist. Man denke sich einmal folgendes: bei dem
Die bei Schnitzler auftreten,
angen Spruchbändern, sind Sterbenden hinter der Bühne handle es sich um Josef
Kainz. Es ist sehr wahrscheinlich, daß dieser Fall, bei dem
kann nicht um sie wie um
Renschen herumgehen. Sie
man den Kranken mit List dem Schoß der Kirche zurück¬
gewinnen wollte, den Anlaß für Schnitzler gegeben hat,
kleben am Papier. Sie sind
das Stück zu schreiben. Aber wie rot fließt das Blut in
turen. Man lese in großen
den Adern dieses möglichen Stoffes und wie blaß ist alles
hn Leitartikel; sie mögen
bei Schnitzler! Im Falle Kainz dem Priester den Zutritt
um fünfzehn österreichische
zum Krankenlager wehren, das hieß, den Sinn eines
Das ist der Punkt, wo
scheiden. Mit der leidigen ganzen Lebens — gleichviel ob mit Recht oder Unrecht —
mögen sich die Völker Eis vor Entstellung bewahren. In diesem Falle sagt sich jeder,
n wir bei uns im all¬
daß der Kampf um etwas Wertvolles geht, und die
kentsreden? Sind sie uns Spannung auf den Ausgang hätte keinen Angenblick ver¬
rk sollen wir sie nun auf sagt. Aber dies dialogisch meisterhafte Werk bat keine innere
25. ProfessenBernhandi
ER ANZEIG
einmal vertragen? Ach nein, auch viel bessere Leitartikel Federkraft; der Dichter wirft ein abstraktes, schablonen¬
Vissenschaft
sind schon vergessen worden. Und unser Interesse nimmtshaftes Problem auf; handelt es rednerisch ab; amalgamiert
es mit Österreichertum, Rassenfragen, Parteipolitik; gibt
abermals um einen Bruchteil ab. Auch die politische Schale
der Zwiebel fällt.
bloße Typen aber keine Individualitäten und statt Hand¬
lung Reflexion. Der Mangel an Triebkraft in diesem
ernhardi
Werk geht aber noch weiter: nicht allein der Gegenstand.
Nun die dritte Schale: die Rassenfrage. Arier
um den es sich handelt, ist des Kampfes nicht wert, der
heaters aus Berlin
und Semiten. Die Schilderung dieses Gegensatzes, der die
Kampf selber wird ja gar nicht zu Ende geführt! Es geht
das vor#österreichische Politik durchwühlt und vergiftend durch das
alles aus wie das Hornberger Schießen. Die Szene mit
r gegeben wurde, hat in
Parteigetriebe zieht, kann in dieser Kleinlichkeit, in dieser
dem Priester ist eine psychologische Unmöglichkeit, so
Verquickung mit rein österreichischen Verhältnissen, wie
theatralisch dankbar sie ist. Auch die Figur des Ministers
eine große Ahnlichkeit mit
sie Schnitzler zu Wege bringt, in keinem Sinne als eine
ist eine papierne Konstruktion. Der Arzt bleibt der passive
künstlerische Leistung bezeichnet werden. Hier liegt der
aus einer Anzahl von
Held, der gesenkten Hauptes alles hinnimmt, was das
Rohstoff für jedermann offen zutage. Was geht dieses Schicksal mit ihm vor hat. Er verbüßt seine zwei Monate,
n, die man bequem nach¬
Gezänk uns Nichtösterreicher an, dieses gegenseitige Be=wird von seinen Freunden an der Gefängnispforte er¬
Dichterischen und Mensch¬
schimpfen, diese mühsame Duldung, diese nur halb ver= wartet und im Triumph nach Hause zurückgeführt; der
wiel zu schaffen. Da ist an
steckte Verachtung, die die Parteien im Schatten des Meineid kommt zutage; der Prozeß könnte revidiert
raftlosen Zwiebel zunächst
Stefansdoms gegeneinander im Herzen tragen? An=werden; der Arzt, der den glühenden Wunsch hat, der
ganz gewiß sorgfältig und
gewidert von solchen Bildern der Vergiftung des öffent¬
ur interessiert sie eigentlich
leidenden Menschheit zu helfen, könnte sein verlorenes
lichen Lebens außerhalb unseres Landes, kommt uns aber¬
ln Gefühl an irgendeiner
Arztdiplom zurückgewinnen. Und was sagt er? Meine
mals, und zwar mit verstärkter Gewalt die Frage: Was
r, Offiziere, Erzieher, Geist¬
Ruh will ich haben ... Meine Ruh.
soll uns das alles, was soll uns auf der Bühne, in der
heit stärkerem Maße erregt.
Schwer enttäuscht schaut man von diesem Ende auf
Dichtung das Hineintragen von Rassenkämpfen, wo das
den man gegen solche Um¬
den Anfang zurück. Wahrlich, nun begreift man erst, wes¬
Reinmenschliche und das künstlerisch Gestaltete so gänzlich
g es die leise verschleiernde
halb so viel Kulissen gestellt werden mußten, so viel von
fehlt?
tiles sein, genug, an der
Arzten, Priestern, Politik, Arier= und Semitentum geredet
*
himmt man als Zuschauer
werden mußte: diese Kulissen sollten den Einblick in etwas
Hohles und Hilfloses versperren, sollten den Schein des
nt dies mit daher, daß der
So bleibt von der Zwiebel, nachdem all diese Hüllen Lebens, des gestalteten Kunstwerks vortäuschen und Auge
allererst
Lebenslagen zu
gefallen, nur ein ganz kleiner Kern. Denn wer wird im
und Ohr beschäftigen. — Die Schalen der Zwiebel hatten
r nur selten außerhalb des
Ernst behaupten wollen, all diese weitläufigen, hinein¬
also doch sehr viel Sinn!
aucht. Ja, die Schnitzler¬
gestopften Redereien, zwischen denen nichts geschieht, seien
erischem Sinne — durchaus
Die Darstellung des Kleinen Theaters war wirklich¬
organisch und notwendig miteinander und mit dem wirk¬
ramatischen Hauptamt aber
keitsgetreu und lebendig. Unter Regie von Direktor.
lichen Probleme verbunden? Es bleibt nichts übrig als
oder Prinzipienreiter oder
Barnowsky sahen wir eine wohlabgerundete Vorstellung
eine kleine Anekdote, und zwar behaftet mit allen Zufällig¬
ken, Objekte für Klage oder
Klein=Rhoden, Max Landa, Heinrich Schrgeh,
keiten des Lebens: Ein Arzt hat einer Sterbenden, die
hit großer Gemütsruhe die
Max Adalbert zeichneten sich am meisten aus.
ohne Ahnung von ihrem Zustand war, den Anblick des
Friedrich Kümper.
Priesters erspart, der ihr die Sterbesakramente darreichen?
und sie damit über ihren Zustand aufklären wollte. Aus
Menschlichkeit, aus ärztlichem Pflichtgefühl. Aber er wird
e andere zum Vorschein:
der Religionsstörung angeklagt, von falschen Zeugen bei
weifelhaft ist sie wichtiger
schuldigt und zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Nuf
e. Aber es bedarf gar keiner
hängt alles von Zufälligkeiten ab: Wäre der Priester vich
m Gefüge des Ganzen zu
Minuten später gekommen, so wäre die Kranke schon g
nderung des Schauplatzes
storben gewesen, und hätte die hysterische Krankenschwesté
rk verbannt. Man denke
ihren Meineid früher widerrufen, so wäre der Arzt nicht
Wien und aus dem streng
verurteilt worden. Aber nicht nur, daß der Anlaß zu des
gdeburg oder Wismar ver¬
Konflikt schließlich zu klein und zu abhängig von Zufällen
teres das Außerliche, den
kurz das durch und durch
ist; nicht nur, daß Schnitzler die große Form des fünf¬
und Undramatische
aktigen Dramas nicht meistern kann, sondern darin liegt
rsetzungen empfinden. Nun
der Mangel, daß es diesem Werk überhaupt an seelischer
und dramatischer Spannkraft fehlt. Man sieht ja gar nicht,
t, ein starker Dichter und
s leidenschaftliche Interesse
ob der Kampf zwischen Priester und Arzt überhaupt der
Rede wert ist. Man denke sich einmal folgendes: bei dem
Die bei Schnitzler auftreten,
angen Spruchbändern, sind Sterbenden hinter der Bühne handle es sich um Josef
Kainz. Es ist sehr wahrscheinlich, daß dieser Fall, bei dem
kann nicht um sie wie um
Renschen herumgehen. Sie
man den Kranken mit List dem Schoß der Kirche zurück¬
gewinnen wollte, den Anlaß für Schnitzler gegeben hat,
kleben am Papier. Sie sind
das Stück zu schreiben. Aber wie rot fließt das Blut in
turen. Man lese in großen
den Adern dieses möglichen Stoffes und wie blaß ist alles
hn Leitartikel; sie mögen
bei Schnitzler! Im Falle Kainz dem Priester den Zutritt
um fünfzehn österreichische
zum Krankenlager wehren, das hieß, den Sinn eines
Das ist der Punkt, wo
scheiden. Mit der leidigen ganzen Lebens — gleichviel ob mit Recht oder Unrecht —
mögen sich die Völker Eis vor Entstellung bewahren. In diesem Falle sagt sich jeder,
n wir bei uns im all¬
daß der Kampf um etwas Wertvolles geht, und die
kentsreden? Sind sie uns Spannung auf den Ausgang hätte keinen Angenblick ver¬
rk sollen wir sie nun auf sagt. Aber dies dialogisch meisterhafte Werk bat keine innere