II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 319

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25. ProfessoBea
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Komödie schreiben zu wollen. Im Falle Bernhardi treten
„Professor Vernhardi.“
issenschaft.
nur von selbst die charakteristischen Merkmale hervor, die
Komödie von Arthn
auf das politisch=kirchliche Gebiet hinüberspielen mußten
Pureau der Königlichen Hof¬
Daß die Wahl des Stoffes und die Zuspitzung des Pro¬
rnhause wird Donners¬
Das Bild des Wiener Dichters Arthur Schnitzler, blems von großem Feingefühl spräche, kann trotz der sacht
es Nibelungen mit der
dessen fünfzigsten Geburtstags man im verflossenen Jahre lich klaren und menschlich gewiß nicht unwürdigen Behand
kmerung“ in der neuen
mit ehrlicher Würdigung seines aus tiefstem Drang undlung des Stofflichen nicht behauptet werden. Die Mißst
beschlossen. Die Besetzung
menschlicher Wärme geborenen künstlerischen Schaffens ge=mung kirchlich katholischer Kreise, die einen ihrer vornehm
dachte, schien fest umrissen. In dichterisch gewählten psycho¬
Löltgen, Gunther: Herr
sten Gebräuche nicht auf der Bühne diskutiert haben wollen
logischen Gestaltungen, in zarter Seelenmalerei und seinen
yr, Alberich: Herr Zador,
ist vom Standpunkte dieser Kreise aus verständlich. Nicht
Stimmungen gab er sein Bestes; für das Drama fehlte ihm
um ersten Male), Gutrune:
weil sie die Diskussion nicht vertrüge, sondern weil das
die große Linie, der straffe Aufbau und der Sinn für äußere
ulein Tervani, Woglinde:
Symbol nicht der Bühnenatmosphäre und ihren zufälligen
Spannung. Wer selbst mit der Seele zu hören versteht, ver¬
Fäulein v. Normann, Floß= nahm allerdings das geheime Rauschen von allerlei Quellen,
Wirkungen ausgesetzt werden sollte. Die Situation, in der
en: Frau Bender=Schäfer,
das in der Schnitzlerschen Komödie geschieht, ist folgende.
die sich drängend und suchend mit dem großen Lebensstrom
In Stünzner. An der Kasse
Ein junges Mädel liegt im Elisabethinum, der von Pro¬
zu vereinigen strebten. Arthur Schnitzler verfügt nicht über
orverkauf für diese Vor¬
fessor Bernhardi begründeten und vortrefflich geleiteten
ittags 10 Uhr; desgleichen
das Arsenal scharfer Waffen, selbst die Satire ist ihm eigent= Klinik, an Sepsis (Blutvergiftung), wie man von den
haben an der Theaterkasse
lich schon ein fremder Boden, aber Ironie, die lächelnde Aerzten hört, im Sterben. Das Mädel, das ein kurzes so¬
Kraft des Wissenden, ist ihm in hohem Maße eigen. Man
9, 1., und im Invaliden¬
genanntes „Glück“ so teuer bezahlen muß, befindet sich
glaubte ihn zu kennen und kannte ihn doch nicht ganz, nach= während seiner letzten Lebensstunden in dem Zustande voll¬
dem er die fünfaktige Komödie „Professor Bern¬
lielhause wird Donners¬
ständiger Euphorie, einem gesteigerten, durchaus beglücken¬
hardi“ geschrieben hat. Er sucht hier das Leben zu ge¬
El=Zyklus mit der Auf¬
den Lebensgefühl. Es ahnt nicht, daß es sterben muß
stalten, wie es ihm in österreichischen, speziell Wiener Ge=hofft vielmehr. bald gesund ins Dasein zurückkehren zu
rspiels „Maria Magda¬
sellschaftskreisen entgegentritt in seiner politischen Zer= können. Es hat in seiner absoluten Ahnungslosigkeit
ist die folgende: Meister
rissenheit, den Strömungen und Unterströmungen, die das
Anton: Frau Firle, Klara:
öffentliche Leben Oesterreichs zu einem nicht immer erfreu¬
auch kein Bedürfnis nach den letzten Segnungen der Kirche
Felden, Leonhard: Herr
lichen machen. Schnitzlers Weltanschanung tritt in keinem
Ein übereifriger Assistenzarzt und die Krankenschwester
Kaufmann Wolfram: Herr
seiner Werke, so stark hervor, als in dieser Komödie, Pro¬
haben trotzdem nach dem Pfarrer geschickt, der auch kommt,
hner, Herr Leichert.
fessor Bernhardi selbst ist das Sprachrohr seines Credo,
seiner kirchlichen Pflicht zu genügen. Als er das Sterbe¬
Inus Heinz Ewers. Hanns dessen letzte feinste Wurzeln natürlich in dem von Jugend
zimmer betreten will, tritt ihm Professor Bernhardi ent¬
a „Die Studenten von auf vertrauten Milieu zu suchen sind.
gegen und weigert ihm im Mitgefühl für den letzten Glücks¬
bst in diesem Sommer in
traum der ahnungslosen Sterbenden den Eintritt. Der
Politisch Lied — ein garstie Lied — den Aristophanes,
wird. Die Hauptrolle wird
Pfarrer erhebt nachdrücklichen Einspruch. Während dieser
der die Erscheinungsformen der Gegenwart unbeeinflußt Szene kommt die Meldung, daß der Tod eingetreten ist. Der
von der Parteien Haß und Gunst in Bühnenwerken künst= Vorgang zwischen den beiden durchaus würdigen Vertretern
lerisch und wirksam behandeln könnte, besitzt unsere Zeitihres Standes spielt sich in angemessener, keineswegs ver¬
nicht. Es lag Schnitzler wohl auch fern, eine politische letzender Form ab. Er ist aber trotzdem der Anlaß zum
ce de (acr