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25. PrefeseBead
schwester einen Geistlichen gerufen, der die dem tuation haben will. Der Minister muß ihn in= leu
Feuniefon,#Tod Geweihte mit den letzten Tröstungen der folgedessen aus Gründen höherer Staatsraison Gei
Religion versehen soll. Professor Bernhardi, der bei der Besprechung einer bezüglichen Interpel= ein
Chefarzt des Spitals, will aber der Kranken die
lation im Abgeordnetenhaus fallen lassen, das
Todesangst, die das Erscheinen des Priesters bei
Berner Stadttheater.
Kuratorium des Spitals dankt ab, seine Kolle¬
u
ihr hervorrufen würde, ersparen und bittet des¬
gen setzen ihn als Direktor ab. Es wird ein
Pa
Montag, 8. Dez.: Professor Bernhardi. Ko= halb den Priester, auf seinen Plan zu verzich= Verfahren wegen Religionsstörung gegen ihn
mödie in 5 Akten von Arthur Schnitzler.ten. Es folgt eine ziemlich, erregte Auseinan¬
nim
eingeleitet und er hat sogar ein paar Wochen
Schnitzler, der bisher mehr Interesse für die dersetzung zwischen Arzt und Geistlichem, die zur
tes
tändelnde Lebewelt, für elegante, zigarettenduft¬
Gefängnis abzusitzen, was nur auf Grund un¬
Folge hat, daß Bernhardi dem letzteren den
(bei
wahrer Zeugenaussagen möglich ist. Vom Prie¬
geschwängerte schwüle Interieurs, für glückliche
gen
Eingang ins Krankenzimmer entschieden verwei¬
und unglückliche Liebe und Ehe hatte, ist in die¬
ster selbst, der auch vor Gericht nicht ungünstig fast
gert; unterdessen ist der Tod des Mädchens ein¬
sem Stücke einen ungewohnten Weg gegangen
gegen Bernhardi ausgesagt hat, erhält letzterer Ist
getreten, das an einem unerlaubten Eingriff später in einer privaten Unterredung, in der sich ein
den Weg ins Krankenhaus, in Kranken¬
starb — Schnitzler kann seine Tradition doch Mann gegen Mann, Lebensanschauung gegen oder
und Sterbezimmer. Doch das soll ihm nur den
nicht ganz verleugnen — und der Priester muß Lebensanschauung gegenübersteht, volle Satis=Kirc
Grund und die Ursache geben zu einem Ten¬
unverrichteter Dinge abziehen. Damit ist die faktion, indem ihm der Geistliche zugesteht, daß Ster
denzstück, wie es nur ein Oesterreicher schrei= Grundlage für den Konflikt des Stückes geschaf= Bernhardi als Arzt nicht anders handeln konnte. zu l
ben kann. Der liebenswürdige Plauderer wird fen und nun bemächtigt sich die hohe Politik der Vor Gericht habe er das nicht sagen können, Thec
hier zum bitteren Satyriker, zum Politiker, ja, Sache, und zwar die echte österreichische Politik:
weil für ihn als Diener der Kirche höhere und nicht
wenn nicht alles trügt, möchte er auch ein wenigla bissel Klerikalismus, e bissel Antisemitismus
heiligere Rücksichten maßgebend sein mußten.
den Volks= und Vaterlandserzieher spielen. und a bissel Parlamentsradau is allweil dabei.
nen
Die Aussicht auf eine Rehabilitation Bernhar¬
Denn er hält seinen lieben Landsleuten recht Den Klerikalen ist der Vorfall „ein gefundenes
dis, der diesem allem aber wenig nachfrägt, son¬
eindringlich den Spiegel vor und man kann es Fressen“, um gegen den Juden und „Freigeist“
and
dern „sei Ruh haben“ will, bildet den einiger= gezei
fast begreifen, wenn auch nicht billigen, daß ge= Bernhardi loszugehen — was insofern unrichtig
maßen versöhnenden Schluß.
wisse höhere Stellen in Oesterreich sich so getrof¬
ist, als Bernhardi in seinem Benehmen gegen
Zum vollen Verständnis des Stückes sollte
fen fühlten, daß sie schleunigst das Auffüh= den Geistlichen nicht aus Gründen der Reli¬
ter
man allerdings in den Winkelgängen der öster¬
rungsverbot über das Stück verhängten. Die gionsfeindlichkeit, sondern der Menschlichkeit ge¬
reichischen Politik etwas bewandert sein; sie be=trotzd
Handlung: Im Elisabethinum, einem aus pri= handelt hat. Die Macht der Klerikalen reicht
herrscht mit ihren zahlreichen Strömungen das Vorg
vaten und öffentlichen Mitteln unterhaltenen
weit und trotzdem der Mniister der innern An¬
Feld. Jedenfalls ist das Stück für Politiker das
Spital, liegt ein junges Mädchen im Sterben. gelegenheiten ein Freund und Studienkamerad
ebenso interessant als lehrreich. Als Theaterstück Mit
Die Aerzte wissen, daß es hier keine Hoffnung Bernhardis ist, der ihn gerne vor dem Schlimm¬
gewinnt allerdings das Schnitzlersche Werk nung
mehr gibt, nur die Kranke, die weiß es nicht. sten retten möchte, so scheitert dies an Bernhar¬
durch dies Vorherrschen der politischen Kontro= blikun
Sie ist in dem Zustand der sog. Euphorie, fühlt dis „Starrköpfigkeit", d. h. an seiner geraden
versen nicht besonders. Die ersten drei Akte brin=logs,
keine Schmerzen und glaubt fest an eine Wie= und ehrlichen Gesinnung, die sich auf Kompro= gen zwar recht dramatisch bewegte Handlung, lauter
dergenesung. Indessen hat die fromme Kranken=misse nicht einlassen kann, sondern eine klare Si¬ später herrscht der Dialog vor. Im übrigen ver= raum
25. PrefeseBead
schwester einen Geistlichen gerufen, der die dem tuation haben will. Der Minister muß ihn in= leu
Feuniefon,#Tod Geweihte mit den letzten Tröstungen der folgedessen aus Gründen höherer Staatsraison Gei
Religion versehen soll. Professor Bernhardi, der bei der Besprechung einer bezüglichen Interpel= ein
Chefarzt des Spitals, will aber der Kranken die
lation im Abgeordnetenhaus fallen lassen, das
Todesangst, die das Erscheinen des Priesters bei
Berner Stadttheater.
Kuratorium des Spitals dankt ab, seine Kolle¬
u
ihr hervorrufen würde, ersparen und bittet des¬
gen setzen ihn als Direktor ab. Es wird ein
Pa
Montag, 8. Dez.: Professor Bernhardi. Ko= halb den Priester, auf seinen Plan zu verzich= Verfahren wegen Religionsstörung gegen ihn
mödie in 5 Akten von Arthur Schnitzler.ten. Es folgt eine ziemlich, erregte Auseinan¬
nim
eingeleitet und er hat sogar ein paar Wochen
Schnitzler, der bisher mehr Interesse für die dersetzung zwischen Arzt und Geistlichem, die zur
tes
tändelnde Lebewelt, für elegante, zigarettenduft¬
Gefängnis abzusitzen, was nur auf Grund un¬
Folge hat, daß Bernhardi dem letzteren den
(bei
wahrer Zeugenaussagen möglich ist. Vom Prie¬
geschwängerte schwüle Interieurs, für glückliche
gen
Eingang ins Krankenzimmer entschieden verwei¬
und unglückliche Liebe und Ehe hatte, ist in die¬
ster selbst, der auch vor Gericht nicht ungünstig fast
gert; unterdessen ist der Tod des Mädchens ein¬
sem Stücke einen ungewohnten Weg gegangen
gegen Bernhardi ausgesagt hat, erhält letzterer Ist
getreten, das an einem unerlaubten Eingriff später in einer privaten Unterredung, in der sich ein
den Weg ins Krankenhaus, in Kranken¬
starb — Schnitzler kann seine Tradition doch Mann gegen Mann, Lebensanschauung gegen oder
und Sterbezimmer. Doch das soll ihm nur den
nicht ganz verleugnen — und der Priester muß Lebensanschauung gegenübersteht, volle Satis=Kirc
Grund und die Ursache geben zu einem Ten¬
unverrichteter Dinge abziehen. Damit ist die faktion, indem ihm der Geistliche zugesteht, daß Ster
denzstück, wie es nur ein Oesterreicher schrei= Grundlage für den Konflikt des Stückes geschaf= Bernhardi als Arzt nicht anders handeln konnte. zu l
ben kann. Der liebenswürdige Plauderer wird fen und nun bemächtigt sich die hohe Politik der Vor Gericht habe er das nicht sagen können, Thec
hier zum bitteren Satyriker, zum Politiker, ja, Sache, und zwar die echte österreichische Politik:
weil für ihn als Diener der Kirche höhere und nicht
wenn nicht alles trügt, möchte er auch ein wenigla bissel Klerikalismus, e bissel Antisemitismus
heiligere Rücksichten maßgebend sein mußten.
den Volks= und Vaterlandserzieher spielen. und a bissel Parlamentsradau is allweil dabei.
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Die Aussicht auf eine Rehabilitation Bernhar¬
Denn er hält seinen lieben Landsleuten recht Den Klerikalen ist der Vorfall „ein gefundenes
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eindringlich den Spiegel vor und man kann es Fressen“, um gegen den Juden und „Freigeist“
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dern „sei Ruh haben“ will, bildet den einiger= gezei
fast begreifen, wenn auch nicht billigen, daß ge= Bernhardi loszugehen — was insofern unrichtig
maßen versöhnenden Schluß.
wisse höhere Stellen in Oesterreich sich so getrof¬
ist, als Bernhardi in seinem Benehmen gegen
Zum vollen Verständnis des Stückes sollte
fen fühlten, daß sie schleunigst das Auffüh= den Geistlichen nicht aus Gründen der Reli¬
ter
man allerdings in den Winkelgängen der öster¬
rungsverbot über das Stück verhängten. Die gionsfeindlichkeit, sondern der Menschlichkeit ge¬
reichischen Politik etwas bewandert sein; sie be=trotzd
Handlung: Im Elisabethinum, einem aus pri= handelt hat. Die Macht der Klerikalen reicht
herrscht mit ihren zahlreichen Strömungen das Vorg
vaten und öffentlichen Mitteln unterhaltenen
weit und trotzdem der Mniister der innern An¬
Feld. Jedenfalls ist das Stück für Politiker das
Spital, liegt ein junges Mädchen im Sterben. gelegenheiten ein Freund und Studienkamerad
ebenso interessant als lehrreich. Als Theaterstück Mit
Die Aerzte wissen, daß es hier keine Hoffnung Bernhardis ist, der ihn gerne vor dem Schlimm¬
gewinnt allerdings das Schnitzlersche Werk nung
mehr gibt, nur die Kranke, die weiß es nicht. sten retten möchte, so scheitert dies an Bernhar¬
durch dies Vorherrschen der politischen Kontro= blikun
Sie ist in dem Zustand der sog. Euphorie, fühlt dis „Starrköpfigkeit", d. h. an seiner geraden
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keine Schmerzen und glaubt fest an eine Wie= und ehrlichen Gesinnung, die sich auf Kompro= gen zwar recht dramatisch bewegte Handlung, lauter
dergenesung. Indessen hat die fromme Kranken=misse nicht einlassen kann, sondern eine klare Si¬ später herrscht der Dialog vor. Im übrigen ver= raum