UK 30/4
25. Prefesean
schwester einen Geistlichen gerufen, der die dem tuation haben will. Der Minister muß ihn in= leugnet aber das Stück seinen Urheber nicht. Mit
9.
Tod Geweihte mit den letzten Tröstungen der folgedessen aus Gründen höherer Staatsraison Genuß lauscht man den scharfen Aus¬
Religion versehen soll. Professor Bernhardi, der bei der Besprechung einer bezüglichen Interpel= einandersetzungen, den harten Kämpfen,
Chefarzt des Spitals, will aber der Kranken die lation im Abgeordnetenhaus fallen lassen, das die da
im geistfunkelnden Redetournier
( Todesangst, die das Erscheinen des Priesters bei
Kuratorium des Spitals dankt ab, seine Kolle= ausgefochten werden.
Ohne; daß man
ihr hervorrufen würde, ersparen und bittet des¬
gen setzen ihn als Direktor ab. Es wird ein Partei für die eine oder andere Anschauung
rdi. Ko= halb den Priester, auf seinen Plan zu verzich¬
Verfahren wegen Religionsstörung gegen ihn
nimmt, gewinnt Bernhardi durch sein mannhaf¬
mitzler. ten. Es folgt eine ziemlich, erregte Auseinan= eingeleitet und er hat sogar ein paar Wochen tes Auftreten unsere Sympathien, wenn auch,
für die dersetzung zwischen Arzt und Geistlichem, die zur
Gefängnis abzusitzen, was nur auf Grund un¬
bei den in Oesterreich herrschenden Anschauun¬
ettenduft= Folge hat, daß Bernhardi dem letzteren den
wahrer Zeugenaussagen möglich ist. Vom Prie¬
gen, das Vorgehen der Klerikalen begreiflich, ja
glückliche Eingang ins Krankenzimmer entschieden verwei¬
ster selbst, der auch vor Gericht nicht ungünstig fast berechtigt erscheint. Hier steht eben die Frage:
st in die¬
gert; unterdessen ist der Tod des Mädchens ein¬
gegen Bernhardi ausgesagt hat, erhält letzterer Ist es wichtiger, daß man aus Menschlichkeit
getreten, das an einem unerlaubten Eingriff später in einer privaten Unterredung, in der sich ein armes Mädchen ahnungslos sterben läßt,
Pronan
starb — Schnitzler kann seine Tradition doch Mann gegen Mann, Lebensanschauung gegen oder daß die starren Satzungen der katholischen
nur den nicht ganz verleugnen — und der Priester muß Lebenscnschanung gegenübersteht, volle Satis= Kirche erfüllt werden, gleichviel ob dadurch das
m Ten¬
unverrichteter Dinge abziehen. Damit ist die
faktion, indem ihm der Geistliche zugesteht, daß Sterben qualvoll wird oder nicht? Diese Frage
r schrei= Grundlage für den Konflikt des Stückes geschaf= Bernhardi als Arzt nicht anders handeln konnte.
zu beantworten ist zum Glück nicht Sache des
er wirdfen und nun bemächtigt sich die hohe Politik der
Vor Gericht habe er das nicht sagen können,
Theaterkritikers. Auch Schnitzler hat sie eigentlich
tiker, ja, Sache, und zwar die echte österreichische Politik:
weil für ihn als Diener der Kirche höhere und
nicht restlos gelöst. Die sehr zahlreichen Perso¬
n wenigsa bissel Klerikalismus, a bissel Antisemitismus
heiligere Rücksichten maßgebend sein mußten.
nen des Stückes, die in bezug auf die Besetzung
spielen. und a bissel Parlamentsradau is allweil dabei.
Die Aussicht auf eine Rehabilitation Bernhar¬
an das Theater schwere Anforderungen stellen,
n recht Den Klerikalen ist der Vorfall „ein gefundenes
dis, der diesem allem aber wenig nachfrägt, son¬
sind durchwegs lebenswahr und scharf umrissen
kann es Fressen“ um gegen den Juden und „Freigeist“
dern „sei Ruh haben“ will, bildet den einiger¬
gezeichnet. Es gibt nur Männerrollen mit Aus¬
daß ge= Bernhardi loszugehen — was insofern unrichtig
maßen versöhnenden Schluß.
nahme der farblosen Figur einer Krankenschwe¬
getrof= ist, als Bernhardi in seinem Benehmen gegen
Zum vollen Verständnis des Stückes sollte
ster, die aber nur im ersten Akt erscheint.
Auffüh= den Geistlichen nicht aus Gründen der Reli¬
man allerdings in den Winkelgängen der öster¬
Die Aufführung hat gezeigt, daß das Stück.
n. Diegionsfeindlichkeit, sondern der Menschlichkeit ge¬
reichischen Politik etwas bewandert sein; sie be¬
trotzdem das Milieu, in dem sich die geschilderten
us pri= handelt hat. Die Macht der Klerikalen reicht herrscht mit ihren zahlreichen Strömungen das
Vorgänge abspielen, uns ziemlich fernliegt, auch
hhaltenen weit und trotzdem der Mniister der innern An¬
Feld. Jedenfalls ist das Stück für Politiker
das bernische Auditorium zu fesseln vermochte.
Sterben. gelegenheiten ein Freund und Studienkamerad
ebenso interessant als lehrreich. Als Theaterstück
Mit Interesse, zeitweilig mit lebhafter Span¬
hoffnung Bernhardis ist, der ihn gerne vor dem Schlimm¬
gewinnt allerdings das Schnitzlersche Werk
nung, verfolgte das zahlreich anwesende Pu¬
s nicht. sten retten möchte, so scheitert dies an Bernhar= durch dies Vorherrschen der politischen Kontro¬
blikum den Lauf der Handlung und des Dia¬
ie, fühlt dis „Starrköpfigkeit“ d. h. an seiner geraden versen nicht besonders. Die ersten drei Akte brin¬
logs, und der Beifall war nach jedem Akt ein
hie Wie= und ehrlichen Gesinnung, die sich auf Kompro=gen zwar recht dramatisch bewegte Handlung, lauter und anhaltender. Ich hörte im Zuschauer¬
kranken=Imisse nicht einlassen kann, sondern eine klare Si= später herrscht der Dialog vor. Im übrigen ver=raum sagen, daß Doktor Bernhardi Schnitzlers
25. Prefesean
schwester einen Geistlichen gerufen, der die dem tuation haben will. Der Minister muß ihn in= leugnet aber das Stück seinen Urheber nicht. Mit
9.
Tod Geweihte mit den letzten Tröstungen der folgedessen aus Gründen höherer Staatsraison Genuß lauscht man den scharfen Aus¬
Religion versehen soll. Professor Bernhardi, der bei der Besprechung einer bezüglichen Interpel= einandersetzungen, den harten Kämpfen,
Chefarzt des Spitals, will aber der Kranken die lation im Abgeordnetenhaus fallen lassen, das die da
im geistfunkelnden Redetournier
( Todesangst, die das Erscheinen des Priesters bei
Kuratorium des Spitals dankt ab, seine Kolle= ausgefochten werden.
Ohne; daß man
ihr hervorrufen würde, ersparen und bittet des¬
gen setzen ihn als Direktor ab. Es wird ein Partei für die eine oder andere Anschauung
rdi. Ko= halb den Priester, auf seinen Plan zu verzich¬
Verfahren wegen Religionsstörung gegen ihn
nimmt, gewinnt Bernhardi durch sein mannhaf¬
mitzler. ten. Es folgt eine ziemlich, erregte Auseinan= eingeleitet und er hat sogar ein paar Wochen tes Auftreten unsere Sympathien, wenn auch,
für die dersetzung zwischen Arzt und Geistlichem, die zur
Gefängnis abzusitzen, was nur auf Grund un¬
bei den in Oesterreich herrschenden Anschauun¬
ettenduft= Folge hat, daß Bernhardi dem letzteren den
wahrer Zeugenaussagen möglich ist. Vom Prie¬
gen, das Vorgehen der Klerikalen begreiflich, ja
glückliche Eingang ins Krankenzimmer entschieden verwei¬
ster selbst, der auch vor Gericht nicht ungünstig fast berechtigt erscheint. Hier steht eben die Frage:
st in die¬
gert; unterdessen ist der Tod des Mädchens ein¬
gegen Bernhardi ausgesagt hat, erhält letzterer Ist es wichtiger, daß man aus Menschlichkeit
getreten, das an einem unerlaubten Eingriff später in einer privaten Unterredung, in der sich ein armes Mädchen ahnungslos sterben läßt,
Pronan
starb — Schnitzler kann seine Tradition doch Mann gegen Mann, Lebensanschauung gegen oder daß die starren Satzungen der katholischen
nur den nicht ganz verleugnen — und der Priester muß Lebenscnschanung gegenübersteht, volle Satis= Kirche erfüllt werden, gleichviel ob dadurch das
m Ten¬
unverrichteter Dinge abziehen. Damit ist die
faktion, indem ihm der Geistliche zugesteht, daß Sterben qualvoll wird oder nicht? Diese Frage
r schrei= Grundlage für den Konflikt des Stückes geschaf= Bernhardi als Arzt nicht anders handeln konnte.
zu beantworten ist zum Glück nicht Sache des
er wirdfen und nun bemächtigt sich die hohe Politik der
Vor Gericht habe er das nicht sagen können,
Theaterkritikers. Auch Schnitzler hat sie eigentlich
tiker, ja, Sache, und zwar die echte österreichische Politik:
weil für ihn als Diener der Kirche höhere und
nicht restlos gelöst. Die sehr zahlreichen Perso¬
n wenigsa bissel Klerikalismus, a bissel Antisemitismus
heiligere Rücksichten maßgebend sein mußten.
nen des Stückes, die in bezug auf die Besetzung
spielen. und a bissel Parlamentsradau is allweil dabei.
Die Aussicht auf eine Rehabilitation Bernhar¬
an das Theater schwere Anforderungen stellen,
n recht Den Klerikalen ist der Vorfall „ein gefundenes
dis, der diesem allem aber wenig nachfrägt, son¬
sind durchwegs lebenswahr und scharf umrissen
kann es Fressen“ um gegen den Juden und „Freigeist“
dern „sei Ruh haben“ will, bildet den einiger¬
gezeichnet. Es gibt nur Männerrollen mit Aus¬
daß ge= Bernhardi loszugehen — was insofern unrichtig
maßen versöhnenden Schluß.
nahme der farblosen Figur einer Krankenschwe¬
getrof= ist, als Bernhardi in seinem Benehmen gegen
Zum vollen Verständnis des Stückes sollte
ster, die aber nur im ersten Akt erscheint.
Auffüh= den Geistlichen nicht aus Gründen der Reli¬
man allerdings in den Winkelgängen der öster¬
Die Aufführung hat gezeigt, daß das Stück.
n. Diegionsfeindlichkeit, sondern der Menschlichkeit ge¬
reichischen Politik etwas bewandert sein; sie be¬
trotzdem das Milieu, in dem sich die geschilderten
us pri= handelt hat. Die Macht der Klerikalen reicht herrscht mit ihren zahlreichen Strömungen das
Vorgänge abspielen, uns ziemlich fernliegt, auch
hhaltenen weit und trotzdem der Mniister der innern An¬
Feld. Jedenfalls ist das Stück für Politiker
das bernische Auditorium zu fesseln vermochte.
Sterben. gelegenheiten ein Freund und Studienkamerad
ebenso interessant als lehrreich. Als Theaterstück
Mit Interesse, zeitweilig mit lebhafter Span¬
hoffnung Bernhardis ist, der ihn gerne vor dem Schlimm¬
gewinnt allerdings das Schnitzlersche Werk
nung, verfolgte das zahlreich anwesende Pu¬
s nicht. sten retten möchte, so scheitert dies an Bernhar= durch dies Vorherrschen der politischen Kontro¬
blikum den Lauf der Handlung und des Dia¬
ie, fühlt dis „Starrköpfigkeit“ d. h. an seiner geraden versen nicht besonders. Die ersten drei Akte brin¬
logs, und der Beifall war nach jedem Akt ein
hie Wie= und ehrlichen Gesinnung, die sich auf Kompro=gen zwar recht dramatisch bewegte Handlung, lauter und anhaltender. Ich hörte im Zuschauer¬
kranken=Imisse nicht einlassen kann, sondern eine klare Si= später herrscht der Dialog vor. Im übrigen ver=raum sagen, daß Doktor Bernhardi Schnitzlers