II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 336

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25. Professor Bernhardi
zwei Monaten Kerker, folgt Parteinahme für deutet. Oh, im Laufe dieser Unterredung ha
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Peutlietotr“#eund wider den Helden und wird zugleich das
Sie mir genugsam Beweise gegeben, da
ganze Spiel österreichischer Rassenpolitik auf=sich so verhält. Und nun weiß ich auch,
geführt.
gerade so wie heute auch damals schon
Städttheater in bern #/
Der Arzt Schnitzler hat das Milieu be= Ihrer ganzen Haltung, aus jedem Ihrer W
SSchnikler-Professor Bernhardi“
stimmt, der Jude Schnitzler die Rasse, der mir doch nur jene Feindseligkeit entge
St. In deser Wiener Komödie ist das
Dramatiker die überlegene Technik, de. Iro=klang, jene unbezwinglich tiefe, die Mä##
Menschliche und Allzumenschliche Alles. Was
niker die Farben gemischt. Der Dichter
Ihrer Art gegen meinesgleichen nun ein
das Problem als solches zu bieten schien, das
wagt sich nur einmal ganz hervor, in der
nicht überwinden können.
gät der Dichter Arthur Schnitzler ebenso iro¬
großen Szene des dritten Aktes wo es wie
Bernhardi: Feindseligkeit wiederh#
nisch behandelt, wie er seinen Helden, den
Kampf der Weltanschauungen aufflackern möch¬
Sie immer wieder. Und wenn es
Arzt und Professor Bernhardi, Dinge und
te, um in Skepsis und Resignation lebenstreu,
Was mir im Laufe dieser letzten Wochen wi
Menschen ironisch behandeln läßt. So ist aus
aber nicht darüber hinausweisend, zu enden.
fuhr, diese ganze Hetze gegen mich, die Si
diesem Stück, das leicht ein Thesenstück, viel¬
Diese Szene, in der es wie aus einem unge¬
selbst als verlogen und unwürdig empfin
leicht auch eine große Tragödie der Welt¬
schrieben gebliebenen Stücke tönt, sei fest ge¬
könnte die nicht noch nachträglich rechtferti
anschauungen hätte werden können, eine fein¬
halten. (Das Stück ist bei S. Fischer in Ber¬
was Sie Feindseligkeit nennen wenn so et
lin erschienen.)
zugespitzte Komödie geworden, in der Held
wirklich schon vorher bei mir bestanden h
und Raisoneur in einer Person vereinigt
Pfarrer: Der wahre Grund Ihrer Hal=Und ich will nicht leugnen, daß ich, trotz e
sind. Ihren Wert gewinnt die Komödie als
tung gegen mich lag nicht in Ihrem Verant¬
angeborenen beinahe ärgerlichen Neigung
Ausschnitt des modernen Lebens, als unpathe¬
wortungsgefühl, auch nicht in der edlen Auf¬
Gerechtigkeit im Laufe dieser letzten Wo
tische Darstellung von Menschlichkeiten, als
wallung eines Momentes, wie Sie sich viel¬
von einer solchen — Feindseligkeit eine Ahn
ironische unsentimentale Spiegelung differen¬
leicht einbilden, wie sogar ich selbst zu glau¬
in mir aufsteigen gefühlt habe — nicht so
zierter Menschen. Bernhardi hat einem Prie¬
ben nahe war, sondern er lag viel tiefer, in
gegen Ihre Person, Hochwürden — als ge
ster den Zutritt zu einer Kranken verwehrt,
den Wurzeln Ihres Wesens selbst. Jawohl,
die — Gesellschaft, die sich um Sie gesch
die an einer Sepsis ahnungslos, mit einem
Herr Professor, der wirkliche Grund war —
hat. Aber das kann ich beschwören, in
gesteigerten Bewußtsein, zugrunde geht und
wie soll ich sagen — eine Antipathie gegen
Augenblick, Hochwürden, da ich Ihnen
dieser Illusion nicht entrissen werden darf,
mich
eine unbeherrschbare Antipathie —
Eintritt in jenes Krankenzimmer verweige
wenn ihr die letzte Wohltat der Euthanasie
vielmehr eine Feindseligkeit.
da war von dieser Feindseligkeit kein H##
gesichert bleiben soll. Daraus erwächst eine
1Bernhardi: Feindseligkeit —?
in mir. So reinen Herzens stand ich Ih
Anklage wegen Religionsstörung mit allen
Pfarrer: — gegen das, was dieses Ge=dort gegenüber in meiner Eigenschaft als
Folgen, Amtsniederlegung, Verurteilung zuwand hier für Sie — und Ihresgleichen be= — wie nur je irgend ein Angehöriger Ih