II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 337

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25. Prof#ssor Bernhardi
zwei Monaten Kerker, folgt Parteinahme für deutet. Oh, im Laufe dieser Unterredung haben Standes am Altar eine kirchliche Handlung
und wider den Helden und wird zugleich das
Sie mir genugsam Beweise gegeben, daß es verrichtet hat. Nicht weniger reinen Herzens
ganze Spiel österreichischer Rassenpolitik auf¬
sich so verhält. Und nun weiß ich auch, daß als Sie mir gegenüberstanden — der gekom¬
geführt.
gerade so wie heute auch damals schon aus
men war meiner Kranken die letzten Tröstun¬
Der Arzt Schnitzler hat das Milieu be¬
Ihrer ganzen Haltung, aus jedem Ihrer Worte
gen der Religion zu bringen. Das wußten
stimmt, der Jude Schnitzler die Rasse, der
mir doch nur jene Feindseligkeit entgegen¬
Sie, als Sie vorhin in mein Zimmer traten.
Dramatiker die überlegene Technik, der Iro¬
klang, jene unbezwinglich tiefe, die Männer
Das gestanden Sie mir zu. Sie sollten diese
niker die Farben gemischt. Der Dichter
Ihrer Art gegen meinesgleichen nun einmal
Erkenntnis nicht plötzlich wieder von sich wei¬
wagt sich nur einmal ganz hervor, in der
nicht überwinden können.
sen — weil Sie fühlen — was ja auch ich
großen Szene des dritten Aktes wo es wie
Bernhardi: Feindseligkeit wiederholen
fühle — und vielleicht nie stärker gefühlt habe
Kampf der Weltanschauungen aufflackern möck¬
Sie immer wieder. Und wenn es so wäre!
als in dieser Stunde, daß irgend etwas uns
te, um in Skepsis und Resignation lebenstreu,
Was mir im Laufe dieser letzten Wochen wider¬
trennt — über dessen Vor# ndensein wir auch
aber nicht darüber hinausweisend, zu enden.
fuhr, diese ganze Hetze gegen mich, die Sie ja
unter freundlicheren Umstanden uns nicht hin¬
Diese Szene, in der es wie aus einem unge¬
wegtäuschen können.
selbst als verlogen und unwürdig empfinden,
schrieben gebliebenen Stücke tönt, sei fest ge¬
könnte die nicht noch nachträglich rechtfertigen,
Pfarrer: Und Sie fühlten es nie stärker
halten. (Das Stück ist bei S. Fischer in Ber¬
was Sie Feindseligkeit nennen wenn so etwas
als in dieser Stunde?
lin erschienen.)
wirklich schon vorher bei mir bestanden hätte
Bernhardi: Ja — in dieser Stunde da
Pfarrir: Der wahre Grund Ihrer Hal¬
Und ich will nicht leugnen, daß ich, trotz einer
ich doch wohl einem der — Freiesten Ihres
tung gegen mich lag nicht in Ihrem Verant¬
angeborenen beinahe ärgerlichen Neigung zur Standes gegenüberstehe. [Aber für das, was
wortungsgefühl, auch nicht in der edlen Auf¬
Gerechtigkeit, im Laufe dieser letzten Wochen
uns trennt, und wahrscheinlich für alle Zei¬
wallung eines Momentes, wie Sie sich viel¬
von einer solchen — Feindseligkeit eine Ahnung
ten trennen muß, Hochwürden — dafür scheint
leicht einbilden, wie sogar ich selbst zu glau¬
in mir aufsteigen gefühlt habe — nicht so sehr
mir — Feindseligkeit ein zu armes und kleines
ben nahe war, sondern er lag viel tiefer, in
gegen Ihre Person, Hochwürden — als gegen
Wort. Es ist von etwas höherer Art, denk' ich
den Wurzeln Ihres Wesens selbst. Jawohl,
die — Gesellschaft, die sich um Sie geschart
und — von hoffnungsloserer.
Herr Professor, der wirkliche Grund war —
hat. Aber das kann ich beschwören, in dem
nd
Pfarrer: Da mögen Sie recht haben, Herr
wie soll ich sagen — eine Antipathie gegen
Augenblick, Hochwürden, da ich Ihnen den
mich
Professor. Hoffnungslos. Gerade diesmal —
eine unbeherrschbare Antipathie —
Eintritt in jenes Krankenzimmer verweigerte,
gerade zwischen Ihnen und mir will es sich
vielmehr eine Feindseligkeit.
da war von dieser Feindseligkeit kein Hauch
erweisen. Denn schon manchmal ward mir Ge¬
(Bernhardi: Feindseligkeit —?
in mir. So reinen Herzens stand ich Ihnen legenheit zu ähnlichen bis an eine gewisse
Pfarrer: — gegen das, was dieses Ge=dort gegenüber in meiner Eigenschaft als Arztl nicht unbedenkliche Gsenze führenden Unter¬
zu wand hier für Sie — und Ihresgleichen be=! — wie nur je irgend ein Angehöriger Ihres redungen mit Männern aus Ihren Kreisen