box 30/4
25. Professor Bernhardi
— — — ——.—
werden, spater e
Finanzreform sein. Wohl sind die Schwie= führen.
mit . .. Gelehrten, mit Aufgeklärten (etwas frei von — Feindseligkeit gegen — Männer
spöttisch) — niemals aber schien jede Verstän¬
meiner Art?
digung so außer dem Bereich der Möglichkeit
Pfarrer: Ich weiß mich frei. Mir, Herr
zu liegen wie hier. Allerdings hätte ich es
Professor, gebietet meine Religion, auch die
vielleicht gerade am Abend des heutigen Ta¬
zu lieben, die mich hassen.
ges vermeiden sollen — Ihnen im Gespräch
Bernhardi: Und mir die meine, Hoch¬
bis zu diesen Grenzen zu folgen.
würden — oder das, was an ihrer Stelle in
Bernhardi: Ich hoffe, Hochwürden, Sie
meine Brust gesenkt ist — auch dort zu ver¬
erweisen mir so viel — Respekt um nicht
stehen, wo ich nicht verstanden werde.
etwa eine durch persönliche Erlebnisse des heu¬
Pfarrer: Ich zweifle nicht an Ihrem
tigen Tages verursachte üble Laune für meine
guten Willen. Aber das Verstehen, Herr Pro¬
Art der Weltbetrachtung verantwortlich zu
fessor, hat seine Grenzen. Wo der menschliche
machen.
Geist waltet — Sie haben es gewiß selbst oft
Pfarrer: Das liegt mir fern, Herr Pro¬
genug erfahren — gibt es Trug und Irrtum.
fessor
Wenn es sich so unüberbrückbar —
Was nicht trügt — Menschen meiner Art nicht
—
so abgrundtief auftut zwischen zwei Männern
zu trügen vermag —
ich will lieber
wie — Sie und ich, die ja vielleicht beide...
gleich ein Wort wählen, gegen das auch Sie
ohne (lächelnd) Feindseligkeit sein mögen,
nichts werden einzuwenden haben, Herr Pro¬
dann muß das wohl seine tieferen Ursachen
fessor, ist — das innere Gefühl.
haben. Und ich sehe diese Ursache darin, daß
Bernhardi: Wollen wir's denn so nen¬
immerhin zwischen Glaube und Zweifel eine
nen, Hochwürden. Diesem inneren Gefühl,
Verständigung möglich sein dürfte — nicht
wenn es auch in meine Seele aus andern
aber zwischen Demut und — Sie werden das
Quellen fließen dürfte — dem versuche ja auch
Wort nicht mißverstehen, wenn Sie sich man¬
ich zu vertrauen. Was bleibt uns — allen am
cher Ihrer früheren Aeußerungen erinnern
n.
Ende anderes übrig? Und wenn es ...
zwischen Demut — und Vermessenheit.
sereinem nicht so leicht wird, wie Männern
Bernhardi: Vermessenheit
—?! Und
Ihrer Art, Hochwürden, Gott, der Sie — so
Sie, Hochwürden, dem sich für das, was Sie
demütig schuf, und mich — so vermessen, dieser
auf dem Grund meiner Seele vermuten, kein
unbegreifliche Gott wird schon seine Gründe
milderes Wort darbietet, Sie glauben sich dafür haben.
„ . Tungtelt
entgegen und stimmte seinen Vorschlägen für
Pfarrer (sieht ihn lang an — dann, mit untel
einem plötzlichen Entschluß streckt er ihm die
Hand entgegen.)
ihre
Bernhardi (zögernd, ganz wenig
Gro
lächelnd): Ueber — den Abgrund, Hochwürden?
gesetz
Pfarrer: Lassen Sie uns — nicht hinab¬
Gesel
schauen — für einen Augenblick!
Bernhardi (reicht ihm die Hand).
sion
len
Die Darstellung war, soweit man das ver¬
sieb
langen kann, gut. Schrader in der tragen¬
gen
den Titelrolle sicher im Ton und in der Cha¬
auf.
rakterisierung, Wach als Ebenwald nur ein
ziell
wenig zu sehr nach dem Intriganten orien¬
med
tiert, während Biederkeit des Tones mit den
Gen
Gesinnungen des großen Chirurgen in einem
Bur
gewissen Widerspruch stehen sollten. Derz¬
ger.
bach hat als Pfarrer eine vertiefte Leistung
Schu
geboten, gut als Charakter=Chargen waren
Lich
Orth (Pflugfelder), Hartl (Winkler) und
gung
Haardt (Flint). Das Haus war gut besetzt,
un
die vivisezierte Fakultät nebst den meisten!
„Praktischen“ und Spezialisten aus der Stadt Halts
fast vollzählig zur Stelle. Das Männerstück pere
hat als Wiener Kulturspiegel und als Aus¬
Mon
druck der feinen literarischen Kultur seines Obe
Verfassers ganz besonderes Interesse.
Ber
und
25. Professor Bernhardi
— — — ——.—
werden, spater e
Finanzreform sein. Wohl sind die Schwie= führen.
mit . .. Gelehrten, mit Aufgeklärten (etwas frei von — Feindseligkeit gegen — Männer
spöttisch) — niemals aber schien jede Verstän¬
meiner Art?
digung so außer dem Bereich der Möglichkeit
Pfarrer: Ich weiß mich frei. Mir, Herr
zu liegen wie hier. Allerdings hätte ich es
Professor, gebietet meine Religion, auch die
vielleicht gerade am Abend des heutigen Ta¬
zu lieben, die mich hassen.
ges vermeiden sollen — Ihnen im Gespräch
Bernhardi: Und mir die meine, Hoch¬
bis zu diesen Grenzen zu folgen.
würden — oder das, was an ihrer Stelle in
Bernhardi: Ich hoffe, Hochwürden, Sie
meine Brust gesenkt ist — auch dort zu ver¬
erweisen mir so viel — Respekt um nicht
stehen, wo ich nicht verstanden werde.
etwa eine durch persönliche Erlebnisse des heu¬
Pfarrer: Ich zweifle nicht an Ihrem
tigen Tages verursachte üble Laune für meine
guten Willen. Aber das Verstehen, Herr Pro¬
Art der Weltbetrachtung verantwortlich zu
fessor, hat seine Grenzen. Wo der menschliche
machen.
Geist waltet — Sie haben es gewiß selbst oft
Pfarrer: Das liegt mir fern, Herr Pro¬
genug erfahren — gibt es Trug und Irrtum.
fessor
Wenn es sich so unüberbrückbar —
Was nicht trügt — Menschen meiner Art nicht
—
so abgrundtief auftut zwischen zwei Männern
zu trügen vermag —
ich will lieber
wie — Sie und ich, die ja vielleicht beide...
gleich ein Wort wählen, gegen das auch Sie
ohne (lächelnd) Feindseligkeit sein mögen,
nichts werden einzuwenden haben, Herr Pro¬
dann muß das wohl seine tieferen Ursachen
fessor, ist — das innere Gefühl.
haben. Und ich sehe diese Ursache darin, daß
Bernhardi: Wollen wir's denn so nen¬
immerhin zwischen Glaube und Zweifel eine
nen, Hochwürden. Diesem inneren Gefühl,
Verständigung möglich sein dürfte — nicht
wenn es auch in meine Seele aus andern
aber zwischen Demut und — Sie werden das
Quellen fließen dürfte — dem versuche ja auch
Wort nicht mißverstehen, wenn Sie sich man¬
ich zu vertrauen. Was bleibt uns — allen am
cher Ihrer früheren Aeußerungen erinnern
n.
Ende anderes übrig? Und wenn es ...
zwischen Demut — und Vermessenheit.
sereinem nicht so leicht wird, wie Männern
Bernhardi: Vermessenheit
—?! Und
Ihrer Art, Hochwürden, Gott, der Sie — so
Sie, Hochwürden, dem sich für das, was Sie
demütig schuf, und mich — so vermessen, dieser
auf dem Grund meiner Seele vermuten, kein
unbegreifliche Gott wird schon seine Gründe
milderes Wort darbietet, Sie glauben sich dafür haben.
„ . Tungtelt
entgegen und stimmte seinen Vorschlägen für
Pfarrer (sieht ihn lang an — dann, mit untel
einem plötzlichen Entschluß streckt er ihm die
Hand entgegen.)
ihre
Bernhardi (zögernd, ganz wenig
Gro
lächelnd): Ueber — den Abgrund, Hochwürden?
gesetz
Pfarrer: Lassen Sie uns — nicht hinab¬
Gesel
schauen — für einen Augenblick!
Bernhardi (reicht ihm die Hand).
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len
Die Darstellung war, soweit man das ver¬
sieb
langen kann, gut. Schrader in der tragen¬
gen
den Titelrolle sicher im Ton und in der Cha¬
auf.
rakterisierung, Wach als Ebenwald nur ein
ziell
wenig zu sehr nach dem Intriganten orien¬
med
tiert, während Biederkeit des Tones mit den
Gen
Gesinnungen des großen Chirurgen in einem
Bur
gewissen Widerspruch stehen sollten. Derz¬
ger.
bach hat als Pfarrer eine vertiefte Leistung
Schu
geboten, gut als Charakter=Chargen waren
Lich
Orth (Pflugfelder), Hartl (Winkler) und
gung
Haardt (Flint). Das Haus war gut besetzt,
un
die vivisezierte Fakultät nebst den meisten!
„Praktischen“ und Spezialisten aus der Stadt Halts
fast vollzählig zur Stelle. Das Männerstück pere
hat als Wiener Kulturspiegel und als Aus¬
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druck der feinen literarischen Kultur seines Obe
Verfassers ganz besonderes Interesse.
Ber
und