B
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25. Professor bernhardi
(Gegienangabe ohne Genjhr.)
Husschnitt aus:
vom:
0%
der erste Akt; alles andere ist, mit wenig Aus¬
Professor Bernhardi.
nahmen, Zwiegespräch, Geplauder — Feuilleton.
In einem Privatspital in Wien, das gerne
Freilich kommt dann noch die Auseinandersetzung
Staatsspital werden möchte, liegt eine Tochter
des Professors Bernhardi mit dem katholischen
sterbenskrank darnieder. Sie ist aber voll Lebens¬
Priester, und dieser menschlich sehr feinen Szene1
hoffnung, trotzdem sie im nächsten Augenblick
wünscht man beinahe eine bessere Umgebung.
sterben muß. Die Krankenschwester läßt einen
Wenn das Stück so zu fesseln vermochte, so ist
Geistlichen rufen. Als der aber ins Sterbezimmer
daran die Inszenierung sehr stark beteiligt. Willy!
will, verweigert ihm Professor Beruhardi den
Schrader hat da zweifellos mit großem Geschick
Eintritt; die Kranke soll einen glücklichen Tod
gearbeitet; die einzelnen Szenen waren hübsch
haben. Der christliche Vizedirektor benützt diese
abgestimmt; die ganze Aufführung ist rund und
Gelegenheit, um gegen den jüdischen Vorsteher
hatte bis zum letzten Akt, der auch in der Dar¬
des Spitals eine Intrige anzustiften; es kommt
stellung etwas abfiel, keine toten Stellen. Es
zu einem Skandal, zu einer Interpellation im
spricht auch für die Tüchtigkeit des Regisseurs,
Abgeordnetenhaus, zu einer gerichtlichen Unter¬
daß die mitwirkenden Mitglieder des Chorper¬
suchung, zu einer Verurteilung des Professors
sonals noch recht annehmbar Figur machten.
Bernhardi, zu zwei Monaten Haft, und schlie߬
Freilich mag Schraders Professor Bernhardi einen
lich zu — ja zu was kommt es schließlich? Zu
nicht unwesentlichen Teil der Schuld an dem „spie¬
gar nichts! Es sind scheinbar wohl tragische Mo¬
lerischen“ Gesamteindruck des Stückes tragen; aber
tive, die da von Schnitzler ins Feld geführt wer¬
schließlich ist es ja eine Komödie, und es mag
den; aber das Stück spielt ja in Wien, und nir¬
verteufelt schwer halten, die Linie zwischen dem
gends so wie in Wien, sagt Hermann Bahr
für seine Ueherzeugung fallenden „Charakter¬
einmal, gilt das Wort, „wir spielen immer“.
menschen“, und dem heiteren Wiener, der nichts
Das war der Gesamteindruck des Abends: Diese
an sich heran kommen läßt, zu halten. Und es ist
Menschen spielten alle, 's ist nirgends ein ganzer
nicht zu bestreiten, daß Schrader diese Linie nicht
Ernst dabei. Sehr ernste und tiefgehende Pro¬
übel gezogen hat, wenn wir auch eine gewisse
bleme sind angeschnitten; aber husch, husch geht
Affektiertheit hätten missen können. Aber diese
es darüber weg; und das ewige Lächeln des Ja¬
Kleinigkeit abgezogen, war die Bombenrolle Hand
paners grinst einem überall an, auch wenn zu¬
in Hand mit der außerordentlich viel verlangenden
weilen sehr traurige Dinge gesagt werden. So
Regieführung eine sehr achtbare, Anerkennung
ist Schnitzler, so ist das „moderne literarische heischende Leistung. Vorzügliches boten die Her¬
Wien“ und es unterhält vortrefflich. Mit an=ren Derzbach als katholischer Priester, Robert
haltender Spannung folgte am Montag abend Wach als Vizedirektor, und in der kleinen Rolle
das gut besetzte Haus den oft recht langen, manch¬
des Journalisten Kulka Herr Emil Holl. Auch
mal etwas handlungsarmen Dialogen. Denn dra¬
alle andern zahlreichen Mitspielenden fügten sich
matisch an dem ganzen Stück ist eigentlich nur trefflich in das Spiel.
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25. Professor bernhardi
(Gegienangabe ohne Genjhr.)
Husschnitt aus:
vom:
0%
der erste Akt; alles andere ist, mit wenig Aus¬
Professor Bernhardi.
nahmen, Zwiegespräch, Geplauder — Feuilleton.
In einem Privatspital in Wien, das gerne
Freilich kommt dann noch die Auseinandersetzung
Staatsspital werden möchte, liegt eine Tochter
des Professors Bernhardi mit dem katholischen
sterbenskrank darnieder. Sie ist aber voll Lebens¬
Priester, und dieser menschlich sehr feinen Szene1
hoffnung, trotzdem sie im nächsten Augenblick
wünscht man beinahe eine bessere Umgebung.
sterben muß. Die Krankenschwester läßt einen
Wenn das Stück so zu fesseln vermochte, so ist
Geistlichen rufen. Als der aber ins Sterbezimmer
daran die Inszenierung sehr stark beteiligt. Willy!
will, verweigert ihm Professor Beruhardi den
Schrader hat da zweifellos mit großem Geschick
Eintritt; die Kranke soll einen glücklichen Tod
gearbeitet; die einzelnen Szenen waren hübsch
haben. Der christliche Vizedirektor benützt diese
abgestimmt; die ganze Aufführung ist rund und
Gelegenheit, um gegen den jüdischen Vorsteher
hatte bis zum letzten Akt, der auch in der Dar¬
des Spitals eine Intrige anzustiften; es kommt
stellung etwas abfiel, keine toten Stellen. Es
zu einem Skandal, zu einer Interpellation im
spricht auch für die Tüchtigkeit des Regisseurs,
Abgeordnetenhaus, zu einer gerichtlichen Unter¬
daß die mitwirkenden Mitglieder des Chorper¬
suchung, zu einer Verurteilung des Professors
sonals noch recht annehmbar Figur machten.
Bernhardi, zu zwei Monaten Haft, und schlie߬
Freilich mag Schraders Professor Bernhardi einen
lich zu — ja zu was kommt es schließlich? Zu
nicht unwesentlichen Teil der Schuld an dem „spie¬
gar nichts! Es sind scheinbar wohl tragische Mo¬
lerischen“ Gesamteindruck des Stückes tragen; aber
tive, die da von Schnitzler ins Feld geführt wer¬
schließlich ist es ja eine Komödie, und es mag
den; aber das Stück spielt ja in Wien, und nir¬
verteufelt schwer halten, die Linie zwischen dem
gends so wie in Wien, sagt Hermann Bahr
für seine Ueherzeugung fallenden „Charakter¬
einmal, gilt das Wort, „wir spielen immer“.
menschen“, und dem heiteren Wiener, der nichts
Das war der Gesamteindruck des Abends: Diese
an sich heran kommen läßt, zu halten. Und es ist
Menschen spielten alle, 's ist nirgends ein ganzer
nicht zu bestreiten, daß Schrader diese Linie nicht
Ernst dabei. Sehr ernste und tiefgehende Pro¬
übel gezogen hat, wenn wir auch eine gewisse
bleme sind angeschnitten; aber husch, husch geht
Affektiertheit hätten missen können. Aber diese
es darüber weg; und das ewige Lächeln des Ja¬
Kleinigkeit abgezogen, war die Bombenrolle Hand
paners grinst einem überall an, auch wenn zu¬
in Hand mit der außerordentlich viel verlangenden
weilen sehr traurige Dinge gesagt werden. So
Regieführung eine sehr achtbare, Anerkennung
ist Schnitzler, so ist das „moderne literarische heischende Leistung. Vorzügliches boten die Her¬
Wien“ und es unterhält vortrefflich. Mit an=ren Derzbach als katholischer Priester, Robert
haltender Spannung folgte am Montag abend Wach als Vizedirektor, und in der kleinen Rolle
das gut besetzte Haus den oft recht langen, manch¬
des Journalisten Kulka Herr Emil Holl. Auch
mal etwas handlungsarmen Dialogen. Denn dra¬
alle andern zahlreichen Mitspielenden fügten sich
matisch an dem ganzen Stück ist eigentlich nur trefflich in das Spiel.