II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 340

B
25. Professor Lernhardi box 30/4
(Quellenangabe ohne Oewanr.)
dannoverscher Courier
russchnitt aus:
vom:
293651973
halb Dutzend #rg#
Theaker und Musik.
Kunder unter¬
schieden und die einzelnen Figuren waren ohne Charakierun¬
Deutsches Theater.
gen belustigend und überzeugend. Kein leerer Schein hohler
Zum ersten Male: Professor Bernhardi. Komödie in fünf
Theatermacherei, keine kleine Entgleisung zerrte an unserem
Glauben, an die
Akten von Axthur Schnitzler.
Notwendigkeit und künstlerische
Während man noch von Zweisegten Erwar¬
Wahrheit der Vorgänge. Ueberraschend sicher haben
tungen gebannt war, wie nach den bisherigen Leistungen das
sich die Herren des Ensembles aufeinander eingespielt, jeder
ne#e Ensemble Arthur Schnitzlers Professor Bernhardi spielen
füllte seinen Platz und seine Figur überlegt und scharf¬
umrissen, so daß eine vollkommene künstlerische Einheit die
we#de, und vom gewohnten Platze umherschauend das elegant
Bühne beherrschte. Freilich der Ton der Schnitzlerschen Ko¬
gekleidete Stammpublikum des Tempelchens in Parkett und
mödie, ein weiches streichelndes Wienertum, das nur Josef
#ngen, dicht wie noch nie, unter der neuen Direktion sich
Reithofer als Hofrat Winkler vollkommen in Tonfall,
Rängen sah, ward das Haus dunkel. Der Vorhang hob sich,
Geste und Spiel meisterte, wurde durch Arnfeld in eine schär¬
##s Licht der Bühne ging über dem Zuschauerraum auf, und
fere mehr norddeutsche Lage transponiert, ein Wagnis, das
#ls nach dreieinhalb Stunden, die wie ein bannender Augen¬
durch die natürlichen Anlagen Arnsfelds und der meisten
hlick kurz vergangen waren, der Vorhang endgültig nieder¬
seiner Mitspieler sich rechtfertigte. Wenn man nicht über
hing, hatte das Spiel auf der Bühne den Ruf des Deut¬
jeden einzelnen der anderthalbdutzend Künstler kleine Einzel¬
Theaters neugeschaffen. Wir sahen die
studien schreiben kann (man könnte es nach dieser Aufführung).
Eigentliche Premiere des neuen Ensembles, und siehe da, sie
so bleibt nur übrig, zu bestätigen, daß Julius Arnfeld seinen
war schön wie zu Altmans besten Zeiten. Dieser große Erfolg
Professor Bernhardi, Hugo Klafft,
tt dem Regisseur Julius Arnfeld zu
Max Kronert,
danken. Nach
Albrecht Ullrich, Bruno Reichardt, Clemens
vieser Vorstellung weiß sich Hannover wieder im Besitz einer
von Bündinges,
tüchtigen Bühne fürs moderne Schauspiel.
Max Caro, der
von
Anfang an als eine charakteristische und vortreffliche
Arthur Schnitzlers Komödie Professor Bernhardi hat ihre
Erwerbung des Deutschen Theaters erkannt ist. Curt Her¬
Uraufführung im vergangenen Winter in Berlin unter Bar¬
mann, Hans Conradi, Hans Ritterskamp, Al¬
nowski im Kleinen Theater erlebt, wo jetzt Altman dirigiert.
fred Krüger, Direktor Rolf Ziegler, Josef Reit¬
Dr. Bab hat an dieser Stelle schon ausführlich darüber ge¬
hofer, Hugo Falke, der seinen Pfarrer Reder so
schrieben, so daß ich dazu noch angesichts der vielen Auf¬
geschult und gezügelt spielte, Curt Hermann, Hans Marc,
jähluggen im Reiche kurz berichten kann. Die Komödie ist
Arthur Günther, Franz Otto und Maria Marnoff, in der
k Echnitzler die Gelegenheit, mehr denn ein Dutzend Cha¬
einzigen weiblichen Rolle des Stückes, ihre Rollen mit Klug¬
##studien von Verzten zu zeigen mit ihrer Umwelt und
heit, Feinheit und Sicherheit gestaltet haben. Man kann vom
Oiterreich, in dem sich die vielen Völker. Sprachen und Kon¬
Deutschen Theater nach dieser Aufführung mit aller Hoch¬
##ssionen ineinander verbissen haben. Es zeigt sich in dieser
achtung sprechen und Hannover zu dieser Vorstellung, deren
Komödie wiederum Schnitzlers kluge Kunst des planmäßigen
Besuch sehr genußreich war, beglückwünschen.
Aufbaues eines dramatischem Dialoges. Immer im notwen¬
digen Augenblick führt er ein neues Mitglied des Aerztekolle¬
Hans Kaiser.
giums ein und erzeugt dadurch eine steigende, dramatische Be¬

lebung. In dieser Weise lernen wir sämtliche Aerzte des
Krankenhauses Elisabethinum allmählich kennen und in ihrem
Verhalten zum Fall Bernhardi zeigt sich ihr Wesen und ihr
Charakter. Der jüdische Professor Bernhardi hat in seiner
Eigenschaft als Arzt, der für das Wohlergehen seiner Kranken
besorgt ist, einem katholischen Priester mit der Wegzehrung
den Eintritt in ein Krankenzimmer verweigert. Die Gegen¬
sätze unter den jüdischen,, judenfeindlichen wirklichen und
zweifelhaften Ehrenmännern sind in einem funkelnden Dialog
ausgedrückt, der, bis zu dem flauen Schluß, Interesse,
Spannung und Vergnügen wach erhält.
Die Aufführung war, nochmals sei es gesagt, eine hohe
künstlerische Leistung, die sich überall sehen lassen kann.
Arnfeld als Regisseur hat die einzelnen Typen der andert.