II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 409

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25. Professer rnhandi
tödchehungest Sune Gewahr.)
Neue Treie Prasse, Wien
Ausschnitt aus:
vom:
19/441.19·5
1
+ Artur Schu##eProfessor Bernhardi“ burde
vor kurzem durch ein Gesamtgastspiel des Neuen Theaters
in Frankfurt a. M. am Hoftheater in Darm¬
stadt zur Erstausführung gebracht. Die interessante Komödie
hatte unter der Spielseitung Direktor Artur Hellmers bei
Publikum und Presse inen derart starken Erfolg, daß wenige
Tage nach der Erstaufführung eine Wiederholung des Stückes
stattfinden mußte. (Der Großherzog wohnte beiden Auf¬
führungen bei.
Cer. L
Wissen unsezer Kriegstechnik sich anzueignen. (S. Ins.)
itals und
Betriebs¬
Großherzogliches Hoftheater.
m 2 Pro¬
Waffen
„Professor Bernhardi“.
und neue
Komödie in 5 Akten von Arthur Schnitzler.
Daneben
Gastspiel des Neuen Theaters aus Frankfurt.
ossen, nur.
Schnitzler hat bessere Stücke geschrieben als den „Professor
hr in die
Bernhardi“. Der Dichter hat hier allzusehr seiner gelegent¬
lichen Neigung nachgegeben (noch stärker ausgeprägt findet man
ei Aktien¬
das in „Freiwild“ und „Märchen“) tendenziös zu werden. Und
ankt man] mögen Verquickungen von Wissenschaft und Politik noch so uner¬1
Ceeechgens
23.8. /5.
fteulich sein, es ist doch immer mißlich, solche Dinge auf der
lichtet
Bühne vorzuführen. Selbsiverständlich verrät sich auch hier
Unter¬
immer wieder der Dichter und der feine Beobachter des Lebens
i auf¬
aber zu einer reinen Freude daran kommt man nicht; da muß
zielten
man Schnitzler eben da aufsuchen, wo er nur Dichter ist, in
Sym¬
seinen „Anatol“, „Zwischenspiel“, „jungen Medardus“ oder in
seinen entzückenden Novellen. — Die Aufführung geschah durd
haften
Mitglieder des Neuen Theaters in Frankfurt. Es war ein
ver¬
interessantes Gastspiel. Dieses Neue Theater bewies, wie eine
kluge und geschickte Regie künstlerisch sehr heterogene Elemente
zu einem fast einheitlichen Ganzen zusammenschweißen kann.
sanne
ohne daß man die Verschiedenartigkeit darstellerischer Fähigkeiten
neue
unangenehin empfindet. Denn trotzdem Herr Klöpfer, der
ot an
Darsteller des Vernhardi, und auch Herr Schwartze der den
Dr. Ebenwald spielte, ihre Kollegen um ein beträchtliches Stück
riegs¬
überragten, und die übrigen Darsteller in mannigfachen Ab¬
rauch
stufungen nicht gleichwertig waren, wurde doch ein außerordent¬
lich Fckliches Ganzes geschaffen, und nur da wo im Dialog sick
Spar¬
in den Höhepunkten zwei Menschen messerscharf gegenüberstehen
empfand man eine Unausgeglichenheit. (Ich meine damit in
daß
erster Linie die Szene zwischen Bernhardi und dem Priester im
ams¬
4. Akt' Ho Herr Klöpfer eine stärkere Persönlichkeit hätte sekun¬
Paris
dieren nüssen als es Herr Framer war. Oder wiederum Herr
aus
Klöpfer gegenüber Herrn Heding als Minister zu unbedeutend
urde
war.) Aber im allgemeinen hiaterließen die Frankfurter einen
guten Eindruck und durften verdienten Beifall mit nach Hause
#fang
nehmen.
-m.
rt zu
Heute wird Otto Ernsts Schulkomödie „Flachsmann als Er¬
rgeb¬
zieher“ wiederholt. Morgen geht „Preciosa“ in Szene, hierauf
1—
dieser
wird neu einstudiert das hier schon lange nicht mehr gegebene
wir
Valleit „Die Puppenfee“ aufgeführt. In diesem Ballett, das
Hedwig Ehrle einstudiert, wird die Puppenfee von Hedw. Ehrle
imer
selbst getanzt. Außerdem sind beschäftigt die Damen Beling¬
iesem
Schäfer, Hinken, Manecke und Müller=Hanno, die Herren Jür¬
gas und Petersen, sowie 40 Damen und Herren vom Chor und
Ballett. Musikalischer Leiter ist Adolf Fest. Für Samstag, den
1. Mai (B 40) ist die Gesangsposse „Wie einst im Mai“ bei klei¬
nen Preisen angesetzt.
Aus Hessen.



box 31/1
Der eliirg in Aeiter
Eine Reutermeldung aus Kapstadt, den 28. Aprik,
besagt: Die Uniontruppen, welche die Station Trek¬
##ses bewachten, wiesen den Angeiff einer deutschen
as
Großzherzogliches Hoftheater

Gastspiel des Neuen Theaters von Frankfurt:
Professor Bernhardi
Komödie von Artbur Schnitzler
Einen doppelten Erfolg brachte der gestrige
Abend: einen Erfolg des Stückes und einen Erfolg der
Darstellung.
„Professor Bernhardi“ ist nicht das künstlerisch
feinste, aber eines der wirkungsvollsten Bühnenwerke
Schnitzlers. Der Dichter verläßt die ihn auszeichnende
Bahn zarter Stimmungen und psychologischer Versuche und
gibt ein Tendenzdrama. Arzt von Beruf, entnimmt er den
Vorwurf aus der Entwicklung eines großstädtischen Kranken¬
hauses; Jude von Geburt, gibt er als Hintergrund die
Kämpfe zwischen den liberalen und klerikalen Parteien.
Professor Bernhardi, der Leiter des Elisabethinums,
hat dem katholischen Priester den Zutritt zu dem Sterbe¬
lager einer Kranken verweigert, um der in glücklichen Träu¬
men schlummernden Patientin die Schrecken des Todes zu
ersparen. Dies nehmen die Klerikalen zum Anlaß, gegen
den freigesinnten, selbständig handelnden Arzt eine Hetze
zu veranstalten. Er wird wegen „Religionstörung“ ange¬
klagt und zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. (NB. Ein
französischer Verteidiger pflegte zu sagen: „Und wenn ich
angeklagt würde, die Kirchtürme der Notre=Dame gestohlen
#u haben, ich würde sofort ins Ausland fliehen!“) Die an¬
##ebotene Begnadigung lehnt Bernhardi ab, er verbüßt die
Stkafe, doch er wird künftig in der gleichen Weise handeln:
er ist halt „so a Viech“, das stets das Rechte um des Rechten
willen tut.
Mit kräftiger Hand greift Schnitzler in die Unwahr¬
haftigkeit und Heuchelei der Friedens=Kultur hinein, und
es gelingt ihm, aus dem an sich spröden, lehrhaften Stoff
ein spannendes Bühnenwerk zu formen. Der lebendige,
geistvolle Dialog bekundet den überlegenen Weltkenner, der
wirkungsvolle Szenenbau den geschickten Theaterfachmann.
Was verschlägt's, daß der Dichter des „Anatol“ und des
„Reigen“, des „Einsamen Wegs“ und des „Weiten Landes“
der feinere und mir liebere Künstler ist..
Die Aufführung des „Professors Bernhardi“ verdanken
wir einem Gastspiel des „Neuen Theaters“ von Frank¬
furt. Vielen Darmstädtern ist die von den liebenswürdigen
Herren Helmer und Reimann geleitete Westendbühne
von Professor Vetterlein=Darmstadt vor einigen
Jahren behaglich hergerichtet — keine fremde Stätte. Durch
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