25. PrefessorBernhandi
ZANOUTGET
Garliner Lonni Angoiner
M
Theater und Musik.
P. Im Schiller=Theater Charlottenburg
ging gestern „Professor
Bernhard:
Komödie in fünf Akten von ArtüunSchnihter
neueinstudiert in Szene. Das interessante
Werk, in dem verschiedene Lebens= und Welt¬
anschauungen aufeinanderplatzen, in dem ver¬
schiedene politische und religiöse Standpunkte mit
scharfer Dialektik erörtert werden, hat in Berlin
bereits an zwei Bühnen eine große Anzahl von
Aufführungen erfahren. Der damalige Erfolg
ist dem Werk auch an dieser Stätte treugeblieben,
und wie damals wurden die Zuschauer von der
ersten Szene an durch die eigenartige Form, in
der sich die interessante Handlung abspielt, stark
gefesselt. Dazu kam noch der Umstand, daß
Franz Bonno die Aufführung mit vollem Ver¬
ständnis für die dramatische Wirkung des
Werkes inszeuiert hatte und daß die Besetzung
selbst der kleinsten Rolle nichts zu wünschen übrig
tieß. In der Titelrolle bewährte sich Georg
Paeschke wieder als der zielbewußte Darsteller,
als den wir ihn schon seit langem kennen. Er
stellte in
seinem Professor Bernhardi einen
warmblütigen und warmherzigen, ganzen Men¬
schen auf die Bühne, der gerade durch die
Schlichtheit seiner Darstellung besonders wirk¬
sam war. Die kleine, aber ungemein wichtige
Rolle des katholischen Priesters, eine Aufgabe,
die seinem Fache und seiner Individualität
eigentlich fernliegt, gab Alfred Braun Gelegen¬
heit, aufs neue die Vielseitigkeit seiner Gestal¬
tungsfähigkeit zu beweisen. Die große Fülle
der übrigen Rollen waren in Spiel und Maske
durch die Herren Nowack, Menzel, Krüger, Volke,
Aßmann, Eberhardt, Letroc, Scholt, Wehmann,
Geisendörser, Kirsch, Pategg und Haack geradezu
hervorragend vertreten. In anerkennenswerter
Weise bemühte sich jeder Darsteller, seiner Auf¬
gabe vollauf gerecht zu werden. Die einzige,
PEHOUTOTT
Deutsche Tegeseitee Dorlin
Wiren1
wegen so zum Gelingen des Ganzen be
— Schuitler im Schillertheater. Arthur Schnitzlersedselig
Komödie „Pri
or Bernhardi“ erlebte im Charlottei
burger Schillertheater eine etwas schläfrige Auferstehung. D
Dialog wollte nicht immer bliten und vom Funkeln Schnitzlersche
Witzes war auch nicht allzu viel zu verspüren, was aber nicht nu
auf das Konto der Darstellung zu setzen ist. Franz Bonno
der Spielleiter, hatte sich alle Mühe gegeben, das „Milieu“ mög
lichst stilecht herauszubringen; es gelang ihm fast, aber er hätt
vor allem für ein flotteres Tempo sorgen solsen, dann wären viel
Geistreicheleien nicht so gequält und ermüdend herausgekommer
Georg Paeschbe hatte als Professor Bernhardi den vorbild
lichen Edelmut, mit dem Schnitzler diese Figur überreich aus
gestattet hat. Paeschke bewies aber sonst reifes und überlegene
Können und fühlte sich scheinbar sehr wohl in der Rolle. Alfre
Braun zeigte den Pfarrer als klugen und seinen Dialektiker
Der Hofrat Mar Pateggs hatte echt n.
ische Färbung
dagegen wollte Richard Kirsch als Un#ichtsminister zu
tark den eleganten Mann herausstellen. Das Medizinerkollegiun
par eine kunt zusammengewürfelte Gesellschaft, unter der aller
dings einige lebenswahre Typen auffielen: Prof. Ebenwald (Eric
Nowack), Prof. Pflugfelder (Richard Wirth). Julius Geisen
jörfer (Kandidat der Medizin)
und Carl Walter Schot
Journalist) gesielen sich in possenhaften Uebertreibungen. Da¬
Publikum hielt trotz des etwas schleppenden Spiels wacker aus
ind war mit dem Beifall sehr freigebig.
* Deutsches Operuhaus. In der am Donnerstag, den 20. No
ember, stattfinden den Aufführung von Halsvos „Jüdin“ fingt Mafalde
Falratini die Recha, Paul Hansen den Eleazar, Emmn Zimmermenn
ie Prinzessin, Hermann Wucherpfennig den Kardinal. Rudeif Lauben
hal den Leopold und Jaques Bilk den Stadtschultheiß.
box 31/2
aber unbedeutende Frauenrolle hatte in Elly
Staerck eine angemessene Vertreterin. Der Bei¬
fall nahm nach den Aktschlüssen Dimensionen an,
wie sie selbst für das Schiller=Theater un¬
gewöhnlich sind
RENOU191
Befliner Raueste Nachrishten
„Professor Bernhardi“.
Schnitzlers Komödie im Schiller=Theater
arlottenburg.
Im Kleinen Theater bildete „Professor Bernhardi“ vor
einigen Jahren das Zugstück. Die Komödie wirft scharfe
Schlaglichter auf die innerpolitischen Zustände Oesterreichs,
in die der Zuschauer durch einen Vorgang in einer Privat¬
Klinik Einblick gewinnt. Das Empfinden reiner Menschlich¬
keit wird durch politische Strömungen, durch Parteistreit,
Strebertum und Heuchelei vergewaltigt, seiner edelsten Triebe
beraubt. Schnitzler hat das Alles aus nächster Nähe mit¬
erlebt, und so wenig auch das Motiv den Forderungen der
Bühne sich geeignet zeigt, ist es ihm doch gelungen, eine fünf¬
aktige Komodie daraus zu formen, die, gestützt auf die treff¬
liche Zeichnung der im „Fall Bernhardi“ sich gegenüber¬
stehenden Personen, die Teilnahme des Publikums fesselt.
Auch an der neuen Stätte wurde dem Stück, dank einer
vortrefflichen Darstellung und Spielleitung von Franz
Bonno eine warme Aufnahme bereitet. In der Rolle des
Bernhardi war Georg Panschke voll Schlichtheit und
Natürlichkeit, wie sie diesem überlegenen Menschen anstehen.
Seinen Widersacher, den falschen Biedermann Dr. Ebenwald
gab Erich Nowack bis in die kleinsten Züge echt. Die
Milde und abgeklärte Ruhe, die den Nestor des Aerttefreises,
Dr. Cyprian auszeichnen, kamen im Spiel Arthur Men¬
zels voll zum Ausdruck. Alle übrigen, mehr oder weniger
wichtigen Rollen fanden in den Herren Kiesch, Wirth,
Krüger, Volke, Eberhardt, Aßminn, Braun,
Pategg und Letron einwandfreie Der reter,
diesem Abend die künstlerische Leistungsfähigkeit des Schiller¬
Theaters aufs beste erwiesen.
S.—B.
ZANOUTGET
Garliner Lonni Angoiner
M
Theater und Musik.
P. Im Schiller=Theater Charlottenburg
ging gestern „Professor
Bernhard:
Komödie in fünf Akten von ArtüunSchnihter
neueinstudiert in Szene. Das interessante
Werk, in dem verschiedene Lebens= und Welt¬
anschauungen aufeinanderplatzen, in dem ver¬
schiedene politische und religiöse Standpunkte mit
scharfer Dialektik erörtert werden, hat in Berlin
bereits an zwei Bühnen eine große Anzahl von
Aufführungen erfahren. Der damalige Erfolg
ist dem Werk auch an dieser Stätte treugeblieben,
und wie damals wurden die Zuschauer von der
ersten Szene an durch die eigenartige Form, in
der sich die interessante Handlung abspielt, stark
gefesselt. Dazu kam noch der Umstand, daß
Franz Bonno die Aufführung mit vollem Ver¬
ständnis für die dramatische Wirkung des
Werkes inszeuiert hatte und daß die Besetzung
selbst der kleinsten Rolle nichts zu wünschen übrig
tieß. In der Titelrolle bewährte sich Georg
Paeschke wieder als der zielbewußte Darsteller,
als den wir ihn schon seit langem kennen. Er
stellte in
seinem Professor Bernhardi einen
warmblütigen und warmherzigen, ganzen Men¬
schen auf die Bühne, der gerade durch die
Schlichtheit seiner Darstellung besonders wirk¬
sam war. Die kleine, aber ungemein wichtige
Rolle des katholischen Priesters, eine Aufgabe,
die seinem Fache und seiner Individualität
eigentlich fernliegt, gab Alfred Braun Gelegen¬
heit, aufs neue die Vielseitigkeit seiner Gestal¬
tungsfähigkeit zu beweisen. Die große Fülle
der übrigen Rollen waren in Spiel und Maske
durch die Herren Nowack, Menzel, Krüger, Volke,
Aßmann, Eberhardt, Letroc, Scholt, Wehmann,
Geisendörser, Kirsch, Pategg und Haack geradezu
hervorragend vertreten. In anerkennenswerter
Weise bemühte sich jeder Darsteller, seiner Auf¬
gabe vollauf gerecht zu werden. Die einzige,
PEHOUTOTT
Deutsche Tegeseitee Dorlin
Wiren1
wegen so zum Gelingen des Ganzen be
— Schuitler im Schillertheater. Arthur Schnitzlersedselig
Komödie „Pri
or Bernhardi“ erlebte im Charlottei
burger Schillertheater eine etwas schläfrige Auferstehung. D
Dialog wollte nicht immer bliten und vom Funkeln Schnitzlersche
Witzes war auch nicht allzu viel zu verspüren, was aber nicht nu
auf das Konto der Darstellung zu setzen ist. Franz Bonno
der Spielleiter, hatte sich alle Mühe gegeben, das „Milieu“ mög
lichst stilecht herauszubringen; es gelang ihm fast, aber er hätt
vor allem für ein flotteres Tempo sorgen solsen, dann wären viel
Geistreicheleien nicht so gequält und ermüdend herausgekommer
Georg Paeschbe hatte als Professor Bernhardi den vorbild
lichen Edelmut, mit dem Schnitzler diese Figur überreich aus
gestattet hat. Paeschke bewies aber sonst reifes und überlegene
Können und fühlte sich scheinbar sehr wohl in der Rolle. Alfre
Braun zeigte den Pfarrer als klugen und seinen Dialektiker
Der Hofrat Mar Pateggs hatte echt n.
ische Färbung
dagegen wollte Richard Kirsch als Un#ichtsminister zu
tark den eleganten Mann herausstellen. Das Medizinerkollegiun
par eine kunt zusammengewürfelte Gesellschaft, unter der aller
dings einige lebenswahre Typen auffielen: Prof. Ebenwald (Eric
Nowack), Prof. Pflugfelder (Richard Wirth). Julius Geisen
jörfer (Kandidat der Medizin)
und Carl Walter Schot
Journalist) gesielen sich in possenhaften Uebertreibungen. Da¬
Publikum hielt trotz des etwas schleppenden Spiels wacker aus
ind war mit dem Beifall sehr freigebig.
* Deutsches Operuhaus. In der am Donnerstag, den 20. No
ember, stattfinden den Aufführung von Halsvos „Jüdin“ fingt Mafalde
Falratini die Recha, Paul Hansen den Eleazar, Emmn Zimmermenn
ie Prinzessin, Hermann Wucherpfennig den Kardinal. Rudeif Lauben
hal den Leopold und Jaques Bilk den Stadtschultheiß.
box 31/2
aber unbedeutende Frauenrolle hatte in Elly
Staerck eine angemessene Vertreterin. Der Bei¬
fall nahm nach den Aktschlüssen Dimensionen an,
wie sie selbst für das Schiller=Theater un¬
gewöhnlich sind
RENOU191
Befliner Raueste Nachrishten
„Professor Bernhardi“.
Schnitzlers Komödie im Schiller=Theater
arlottenburg.
Im Kleinen Theater bildete „Professor Bernhardi“ vor
einigen Jahren das Zugstück. Die Komödie wirft scharfe
Schlaglichter auf die innerpolitischen Zustände Oesterreichs,
in die der Zuschauer durch einen Vorgang in einer Privat¬
Klinik Einblick gewinnt. Das Empfinden reiner Menschlich¬
keit wird durch politische Strömungen, durch Parteistreit,
Strebertum und Heuchelei vergewaltigt, seiner edelsten Triebe
beraubt. Schnitzler hat das Alles aus nächster Nähe mit¬
erlebt, und so wenig auch das Motiv den Forderungen der
Bühne sich geeignet zeigt, ist es ihm doch gelungen, eine fünf¬
aktige Komodie daraus zu formen, die, gestützt auf die treff¬
liche Zeichnung der im „Fall Bernhardi“ sich gegenüber¬
stehenden Personen, die Teilnahme des Publikums fesselt.
Auch an der neuen Stätte wurde dem Stück, dank einer
vortrefflichen Darstellung und Spielleitung von Franz
Bonno eine warme Aufnahme bereitet. In der Rolle des
Bernhardi war Georg Panschke voll Schlichtheit und
Natürlichkeit, wie sie diesem überlegenen Menschen anstehen.
Seinen Widersacher, den falschen Biedermann Dr. Ebenwald
gab Erich Nowack bis in die kleinsten Züge echt. Die
Milde und abgeklärte Ruhe, die den Nestor des Aerttefreises,
Dr. Cyprian auszeichnen, kamen im Spiel Arthur Men¬
zels voll zum Ausdruck. Alle übrigen, mehr oder weniger
wichtigen Rollen fanden in den Herren Kiesch, Wirth,
Krüger, Volke, Eberhardt, Aßminn, Braun,
Pategg und Letron einwandfreie Der reter,
diesem Abend die künstlerische Leistungsfähigkeit des Schiller¬
Theaters aufs beste erwiesen.
S.—B.