box 31/2
25. Professor Bernhandi
. + .
„— —
Daß
1 Uhr vormittags und nachmittags von 5 bis 7 Uhr.
egönnt.
in der Entschuldungsbeihilfenfrage nachgegeben hätten und daß
1
B
wanderung die gemischteste Bevölkerung Europas gehabt. Ein
politischen Lüge abrechnet, das reine Menschentum, zu dem sich das
französischer Gelehrter hat sogar behauptet, daß es in Frankreich
Stück über alle Tendenz hinweg erhebt, übten einen ungewöhnlich
mehr Germanen als in Deutschland gibt. Und wie viele Angelsachsen
starken Eindruck. Schnitzler wurde stürmisch gerufen und bejubelt.
oten.)
wird es erst zählen, nachdem die englischen Millionenheere unein¬
O
„Phantasien über die Aufführungen des Jahres
geschränkte Herren von Dunkerque bis Le Havre, von Calais bis
1917/1913“ ist der Titel des ersten Privatdruckes für die Mit¬
Amiens und Tours gewesen sind? Wenn der französische Soldat jetzt
id trägt
gljeden der Gesellschaft „Das junge Deutschland“, der zu
aus dem Schützengraben zurückkehrt, noch grau von Lehm und
2
tenschen,
landt werden soll. Das Heft enthält neue Original¬
Schmutz, trifft er seine Frau, die ihm versichert, daß sie getan habe,
um ihn
was in ihrer Macht stand, um die Allianz zu befestigen... und in der
ewaltige
C
Wiege liegt ein kleiner, rotbäckiger Gentleman, der ihn freundlich
deer, die
herablassend begrüßt.
vermane,
Und wie England Nordfrankreich und die Küste am Kanal gepachtet
Rhein.
hatte, so bekam Amerika die Häfen am Atlantischen Ozean von Bor¬
igt, und
deaux bis Brest und einen breiten Gürtel von Mittelfrankreich, von
ian hört
der Küste bis zur Front in Lothringen. Das Ansprechende bei Ame¬
4 längs
rikas Organisation von Mittelfrankreich war die Schnelligkeit, mit
er große
der die Arbeit von der Hand ging — die ganze Welt schien in einem
dem
neuen Takt zu arbeiten. Solche Arbeitsgeschwindigkeit aber erfordert
välzt.
Bühr
eine riesige Arbeitskraft, und die Amerikaner verwen¬
t herein¬
besser
den alle möglichen Völker dabei.
Große amerikanische
das be¬
Neger,
Unmenge kleiner Chinesen,
hauptsächlich
Ist die
Tonkin=Chinesen.
Tausende dieser Arbeiter bleiben im
von 2
er nicht
Lande auch nach dem Krieg, stiften Familien, und die Rassen mischen
Theitet.
engat
Rechts¬
sich. Bei Marseille liegt das indische Heer. Im Languedoc arbeiten
—
n können
30000 Spanier; 60000 Griechen waren in den Munitionswerkstätten
„Eir
die fran¬
beschäftigt und suchen jetzt andere Arbeit. Von Südfrankreich, wo die
Deutsches Volkstheater. Es ist bei Artur zweit
arbeitende Bevölkerung bereits vor dem Krieg italienisch war, wanderte
Schnitzler nichts seltenes, daß er die Menschen, liner
it Zinsen
dieses fleißige, muntere und fruchtbare Volk nordwärts und nahm dort
deren Partei er nach außen hin gar nicht er= Albe¬
noch eine
die ledigen Plätze in Besitz. Auch dort wird abzurechnen sein, wenn
greifen will, wesentlich sympathischer bildet als Wert
den Ge¬
die Soldaten heimkehren.
die andern, auf deren Seite er steht. Besonders Teil
eer über
Wir leben mitten in einer Zeit der Völkerwanderung, die die ganze
merkt man das wieder, wenn man diesen „Pro¬
zlich zer¬
geno#
Welt umspannt, mächtiger als die Erde sie je gesehen hat. Sie ist wie
Menschen
fessor Bernhardi“ — wie Samstag im Deutschen ausge
ein Strom, der sich vorwärts, unaufhaltsam vorwärts wälzt ...
Freund¬
Volkstheater — zim erstenmal auf der Bühne theat
Wohin?
Früchte
sieht. Die Darstellung unterstrich diese seltsame
(Berechtigte Verdeutschung von Julia Koppel.]
Diese
Reigung des Dichters — man weiß nicht, ob ab¬
ehr Ent¬
□ Schnitzlers „Professor Bernhardi“ in Wien. Felix
sichtlich oder unabsichtlich,
allerdings sehr
eher als
Salten telegraphiert uns aus Wien Arthur Schnitzlers Ko¬
stark. Wenn im vierten Akt die Gäste Bern¬
Resultat
mödie „Professer Bernhardi“ die jahrelang in Wien ver¬
hardis vom Essen aufstehen, so denkt man unwill¬
erigkeiten
boten war, erschien zum erstenmal auf dem Podium des Deut¬
kürlich daran, daß im Hause dieses von Herrn
schen Volkstheaters. Hier in Wien, wo die Zustände, die
Bernau dargestellten Professors sicherlich
den aus= Schnitzler zeichnet, in üppiger Blüte stehen, wirkte das Stück einfach
9
fürchterlich fett gekocht wird. Was Wunder, daß
1 Völker= zündend. Die hohe Ueberiegenheit, in der da ein Dichter mit der
bei objektiven Zuschauern der schlanke, durch¬
geistigte Priester des Herrn Onno, der Filon von
einem Professor, den Herr Homma darstellt, ja volle
fogar der charakterlose Tiroler Student des aus¬ das
E·Te 1IL 5
gezeichneten Herrn Teubler eigentlich mehr Dies
Zuneigung erwecken müßten, als der Titelheld Glät
des Stückes? Das Publikum des Deutschen sind
Volkstheaters ist allerdings in solchene Fällen Nats
derartigen Ueberlegungen kaum zugänglich, und bis#
der starke Beifall, den der Dichter als ehrlichen Mit
Zoll verdient hätte, klang stark nach Demon= heit
stration. Herr Klitsch und Herr Edthofer eine
zeichneten ganz entzückend einen österreichischen zuste
Minister und einen Wiener Hofrat aus einer Ang
Zeit, der man alles Böse nachsagen kann, in der gilt
aber politische und kulturelle Demonstrationen in dau
Theatern seltener waren.
—tt—. schof
25. Professor Bernhandi
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Daß
1 Uhr vormittags und nachmittags von 5 bis 7 Uhr.
egönnt.
in der Entschuldungsbeihilfenfrage nachgegeben hätten und daß
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B
wanderung die gemischteste Bevölkerung Europas gehabt. Ein
politischen Lüge abrechnet, das reine Menschentum, zu dem sich das
französischer Gelehrter hat sogar behauptet, daß es in Frankreich
Stück über alle Tendenz hinweg erhebt, übten einen ungewöhnlich
mehr Germanen als in Deutschland gibt. Und wie viele Angelsachsen
starken Eindruck. Schnitzler wurde stürmisch gerufen und bejubelt.
oten.)
wird es erst zählen, nachdem die englischen Millionenheere unein¬
O
„Phantasien über die Aufführungen des Jahres
geschränkte Herren von Dunkerque bis Le Havre, von Calais bis
1917/1913“ ist der Titel des ersten Privatdruckes für die Mit¬
Amiens und Tours gewesen sind? Wenn der französische Soldat jetzt
id trägt
gljeden der Gesellschaft „Das junge Deutschland“, der zu
aus dem Schützengraben zurückkehrt, noch grau von Lehm und
2
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landt werden soll. Das Heft enthält neue Original¬
Schmutz, trifft er seine Frau, die ihm versichert, daß sie getan habe,
um ihn
was in ihrer Macht stand, um die Allianz zu befestigen... und in der
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Wiege liegt ein kleiner, rotbäckiger Gentleman, der ihn freundlich
deer, die
herablassend begrüßt.
vermane,
Und wie England Nordfrankreich und die Küste am Kanal gepachtet
Rhein.
hatte, so bekam Amerika die Häfen am Atlantischen Ozean von Bor¬
igt, und
deaux bis Brest und einen breiten Gürtel von Mittelfrankreich, von
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der Küste bis zur Front in Lothringen. Das Ansprechende bei Ame¬
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rikas Organisation von Mittelfrankreich war die Schnelligkeit, mit
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der die Arbeit von der Hand ging — die ganze Welt schien in einem
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neuen Takt zu arbeiten. Solche Arbeitsgeschwindigkeit aber erfordert
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eine riesige Arbeitskraft, und die Amerikaner verwen¬
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besser
den alle möglichen Völker dabei.
Große amerikanische
das be¬
Neger,
Unmenge kleiner Chinesen,
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Tonkin=Chinesen.
Tausende dieser Arbeiter bleiben im
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Lande auch nach dem Krieg, stiften Familien, und die Rassen mischen
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sich. Bei Marseille liegt das indische Heer. Im Languedoc arbeiten
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30000 Spanier; 60000 Griechen waren in den Munitionswerkstätten
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beschäftigt und suchen jetzt andere Arbeit. Von Südfrankreich, wo die
Deutsches Volkstheater. Es ist bei Artur zweit
arbeitende Bevölkerung bereits vor dem Krieg italienisch war, wanderte
Schnitzler nichts seltenes, daß er die Menschen, liner
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dieses fleißige, muntere und fruchtbare Volk nordwärts und nahm dort
deren Partei er nach außen hin gar nicht er= Albe¬
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die ledigen Plätze in Besitz. Auch dort wird abzurechnen sein, wenn
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die andern, auf deren Seite er steht. Besonders Teil
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merkt man das wieder, wenn man diesen „Pro¬
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Welt umspannt, mächtiger als die Erde sie je gesehen hat. Sie ist wie
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fessor Bernhardi“ — wie Samstag im Deutschen ausge
ein Strom, der sich vorwärts, unaufhaltsam vorwärts wälzt ...
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Volkstheater — zim erstenmal auf der Bühne theat
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(Berechtigte Verdeutschung von Julia Koppel.]
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sichtlich oder unabsichtlich,
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Salten telegraphiert uns aus Wien Arthur Schnitzlers Ko¬
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kürlich daran, daß im Hause dieses von Herrn
schen Volkstheaters. Hier in Wien, wo die Zustände, die
Bernau dargestellten Professors sicherlich
den aus= Schnitzler zeichnet, in üppiger Blüte stehen, wirkte das Stück einfach
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fürchterlich fett gekocht wird. Was Wunder, daß
1 Völker= zündend. Die hohe Ueberiegenheit, in der da ein Dichter mit der
bei objektiven Zuschauern der schlanke, durch¬
geistigte Priester des Herrn Onno, der Filon von
einem Professor, den Herr Homma darstellt, ja volle
fogar der charakterlose Tiroler Student des aus¬ das
E·Te 1IL 5
gezeichneten Herrn Teubler eigentlich mehr Dies
Zuneigung erwecken müßten, als der Titelheld Glät
des Stückes? Das Publikum des Deutschen sind
Volkstheaters ist allerdings in solchene Fällen Nats
derartigen Ueberlegungen kaum zugänglich, und bis#
der starke Beifall, den der Dichter als ehrlichen Mit
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stration. Herr Klitsch und Herr Edthofer eine
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Minister und einen Wiener Hofrat aus einer Ang
Zeit, der man alles Böse nachsagen kann, in der gilt
aber politische und kulturelle Demonstrationen in dau
Theatern seltener waren.
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