nic
25. PrefesserBernhandi
sind uns nicht mehr das, was sie
ie Militarisierung des Denkens abge¬
Masse wohl der neue Feind der Indivi¬
höpfer“, der ingeniöse Mann der Wissen¬
ausharrt und eher das Glück seiner
seine Aufgabe, ist ein Mensch von
(Ein Vorwurf, den man wohl weder
sondern ausschließlich unserer so
Eeit machen kann.)
ichers Lebenswerk ist die Erfindung
gegen die Tuberkulose. All seine Ge¬
rk gewidmet, das er — und das ist
las Stück — nur um der Natur den
um seinen Mitmenschen zu helfen,
enden trachtet. Und hier, gerade hier,
kes. Der Arzt wird nicht als Helfer
icht als Freund seines Mitmenschen,
ger einer Mission, als kühler Kultur¬
in den Charakter dieses Paul Schuh¬
les Schöpfers und so wenige Schwächen
enig Abenteurerlust „hineingeheimnist“
hte Gestrüpp der Natur, bis dorthin,
vergraben hält.“ Das ist sein Ziel,
us. Es sei dahingestellt, ob dieses Ziel
rztlicher Kunst, ein Ziel würdig des
Paul Schuhmacher einer ist, bedeutet.
Suchens auch nicht vor Verbotenem
hnur um der Forschung willen), ist
e imstande (tatsächlich kommt es nicht
n Versuchen zu opfern, und meint auf
erden, daß die hundert Fälle, in denen
ben rettet, ihn nicht zu einem Gott
he umgekehrte, in dem Menschenleben
en, den Arzt auch nicht zu einem Teufel
Punkt in der Seele Paul Schuhmachers,
de des Stückes trotz aller erdenklichen
pmmt, und es scheint fast so, als ob
Denker, und nicht Hans Müller, der
wäre.
der Gegenpol Schuhmachers, ist sein
emischen Senat, der Geheimrat Fabius.
dem der Konservatismus in gleichem
Feuerkopf Schuhmacher das Vorwärts¬
hm Unrecht, wenn er ihm vorwirft, daß
Bem Neid oder weil er selbst sich über
Größerem erhoben habe. Dem ist nicht
box 31/2
so. Fabius (vielleicht kein Zufall, vielleicht eine Art Fabius Cunctator),
der Altere, der Bedächtigere, Beamter der Wissenschaft, ist sich der
Verantwortung des ärztlichen Berufes wohl bewußt. Er bekämpft
Schuhmacher und seine Lehre. Zweifellos auch aus ethischen Mo¬
tiven. Er will nicht, wie er sagt, den „Mord aus Wissenschaft“
Kühlere Beurteiler dieses Werkes werden es sich eingestehen müssen,
daß dieser Standpunkt gewiß seine volle Berechtigung beanspruchen
darf, trotzdem der Dichter — soweit dies dem Dramatiker überhaupt
möglich ist — Schuhmacher sichtlich Recht gibt.
Die beiden Arzte stehen einander gegenüber als Personen von
hervorragenden wissenschaftlichen Qualitäten. Als Typen und Gegner,
als Menschen, als Vertreter der Freiheit, die keine Mittel scheut,
wenn es um einen hohen Zweck geht, einerseits und der wohl¬
geordneten und überlegenden Sachlichkeit anderseits. Ein Kampf,
nicht unähnlich dem, den Antigone gegen Kreon auszukämpfen hat.
Der kurze, zur Verfügung stehende Raum gestattet leider keine
ausführliche Behandlung des Stoffes. Vom Standpunkt des Arztes
aber muß gesagt werden, daß der Dichter das Milieu, das oft ver¬
führerisch schwer zu behandeln ist, mit Sicherheit handhabt. Johanna,
die edle Gattin des Arztes, die willig Opfer bringt, wenn sie ihm
in seinen Ideen damit helfen kann, verzichtet auf seine Gesellschaft,
ja auf ihn selbst, trotz ihrer innigen Liebe. Die kleine Assistentin
aus dem Balkan im weißen Kittel, mit einer lauten Bewunderung
und zugleich einer stillen Liebe für ihren Professor. Und dann die
Patienten: Der Schwiegervater, ein „eingebildeter Kranker“, der zum
Professor geht, um sich essigsaure Tonerde verschreiben zu lassen,
weil er ihn eben in der Familie hat. ... Der tuberkulöse Baron,
Liebhaber der Frau des Professors, seine eigene schwere Krankheit
nicht ahnen wollend, als Mensch und Patient ganz vortrefflich gezeichnet.
Mensch oder Idee? Das ist die große Frage, die hier von der
Bühne (die leider bisweilen Theater ist) aufgeworfen wird, ohne ge¬
löst zu werden. Mensch oder Idee? Eine Frage, die nicht nur dem
Arzt, der sich auf seine Aufgabe besinnt, dem Arzt der kommenden
Zeit noch zu denken geben wird.
Wenige Wochen nach der Erstaufführung des „Schöpfer“ am
Burgtheater brachte das Deutsche Volkstheater Arthur Schnitzlers
Arztestück „Professor Bernhardi“ heraus, nachdem die Zensur es
jahrelang von den Wiener Bühnen ferngehalten hatte. Der Inhalt
des Stückes, welches bereits seit Jahren die deutschen Spielpläne
beherrschi und auch als Buch weit verbreitet ist, kann als bekannt
vorausgesetzt werden.
Professor Bernhardi, der Direktor des Elisabethinums, ver¬
wehrt aus rein menschlichen Gründen einem Priester, der Pflicht zu
gehorchen, welche ihm die Kirche auferlegt hat, Eine Schwerkranke,
ihren eigenen Tod nicht ahnend, soll — so will es der Mensch
25. PrefesserBernhandi
sind uns nicht mehr das, was sie
ie Militarisierung des Denkens abge¬
Masse wohl der neue Feind der Indivi¬
höpfer“, der ingeniöse Mann der Wissen¬
ausharrt und eher das Glück seiner
seine Aufgabe, ist ein Mensch von
(Ein Vorwurf, den man wohl weder
sondern ausschließlich unserer so
Eeit machen kann.)
ichers Lebenswerk ist die Erfindung
gegen die Tuberkulose. All seine Ge¬
rk gewidmet, das er — und das ist
las Stück — nur um der Natur den
um seinen Mitmenschen zu helfen,
enden trachtet. Und hier, gerade hier,
kes. Der Arzt wird nicht als Helfer
icht als Freund seines Mitmenschen,
ger einer Mission, als kühler Kultur¬
in den Charakter dieses Paul Schuh¬
les Schöpfers und so wenige Schwächen
enig Abenteurerlust „hineingeheimnist“
hte Gestrüpp der Natur, bis dorthin,
vergraben hält.“ Das ist sein Ziel,
us. Es sei dahingestellt, ob dieses Ziel
rztlicher Kunst, ein Ziel würdig des
Paul Schuhmacher einer ist, bedeutet.
Suchens auch nicht vor Verbotenem
hnur um der Forschung willen), ist
e imstande (tatsächlich kommt es nicht
n Versuchen zu opfern, und meint auf
erden, daß die hundert Fälle, in denen
ben rettet, ihn nicht zu einem Gott
he umgekehrte, in dem Menschenleben
en, den Arzt auch nicht zu einem Teufel
Punkt in der Seele Paul Schuhmachers,
de des Stückes trotz aller erdenklichen
pmmt, und es scheint fast so, als ob
Denker, und nicht Hans Müller, der
wäre.
der Gegenpol Schuhmachers, ist sein
emischen Senat, der Geheimrat Fabius.
dem der Konservatismus in gleichem
Feuerkopf Schuhmacher das Vorwärts¬
hm Unrecht, wenn er ihm vorwirft, daß
Bem Neid oder weil er selbst sich über
Größerem erhoben habe. Dem ist nicht
box 31/2
so. Fabius (vielleicht kein Zufall, vielleicht eine Art Fabius Cunctator),
der Altere, der Bedächtigere, Beamter der Wissenschaft, ist sich der
Verantwortung des ärztlichen Berufes wohl bewußt. Er bekämpft
Schuhmacher und seine Lehre. Zweifellos auch aus ethischen Mo¬
tiven. Er will nicht, wie er sagt, den „Mord aus Wissenschaft“
Kühlere Beurteiler dieses Werkes werden es sich eingestehen müssen,
daß dieser Standpunkt gewiß seine volle Berechtigung beanspruchen
darf, trotzdem der Dichter — soweit dies dem Dramatiker überhaupt
möglich ist — Schuhmacher sichtlich Recht gibt.
Die beiden Arzte stehen einander gegenüber als Personen von
hervorragenden wissenschaftlichen Qualitäten. Als Typen und Gegner,
als Menschen, als Vertreter der Freiheit, die keine Mittel scheut,
wenn es um einen hohen Zweck geht, einerseits und der wohl¬
geordneten und überlegenden Sachlichkeit anderseits. Ein Kampf,
nicht unähnlich dem, den Antigone gegen Kreon auszukämpfen hat.
Der kurze, zur Verfügung stehende Raum gestattet leider keine
ausführliche Behandlung des Stoffes. Vom Standpunkt des Arztes
aber muß gesagt werden, daß der Dichter das Milieu, das oft ver¬
führerisch schwer zu behandeln ist, mit Sicherheit handhabt. Johanna,
die edle Gattin des Arztes, die willig Opfer bringt, wenn sie ihm
in seinen Ideen damit helfen kann, verzichtet auf seine Gesellschaft,
ja auf ihn selbst, trotz ihrer innigen Liebe. Die kleine Assistentin
aus dem Balkan im weißen Kittel, mit einer lauten Bewunderung
und zugleich einer stillen Liebe für ihren Professor. Und dann die
Patienten: Der Schwiegervater, ein „eingebildeter Kranker“, der zum
Professor geht, um sich essigsaure Tonerde verschreiben zu lassen,
weil er ihn eben in der Familie hat. ... Der tuberkulöse Baron,
Liebhaber der Frau des Professors, seine eigene schwere Krankheit
nicht ahnen wollend, als Mensch und Patient ganz vortrefflich gezeichnet.
Mensch oder Idee? Das ist die große Frage, die hier von der
Bühne (die leider bisweilen Theater ist) aufgeworfen wird, ohne ge¬
löst zu werden. Mensch oder Idee? Eine Frage, die nicht nur dem
Arzt, der sich auf seine Aufgabe besinnt, dem Arzt der kommenden
Zeit noch zu denken geben wird.
Wenige Wochen nach der Erstaufführung des „Schöpfer“ am
Burgtheater brachte das Deutsche Volkstheater Arthur Schnitzlers
Arztestück „Professor Bernhardi“ heraus, nachdem die Zensur es
jahrelang von den Wiener Bühnen ferngehalten hatte. Der Inhalt
des Stückes, welches bereits seit Jahren die deutschen Spielpläne
beherrschi und auch als Buch weit verbreitet ist, kann als bekannt
vorausgesetzt werden.
Professor Bernhardi, der Direktor des Elisabethinums, ver¬
wehrt aus rein menschlichen Gründen einem Priester, der Pflicht zu
gehorchen, welche ihm die Kirche auferlegt hat, Eine Schwerkranke,
ihren eigenen Tod nicht ahnend, soll — so will es der Mensch