II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 532

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25. ProfBerha
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10 4. 1913.
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„Professor Bernhardi“. Diese Komoote eines Aertte¬
sand im Neuen
sollegiums von Arthur Schni
Theater eine sorgfältt###nwundfreie Neuein¬
kndierung. Ein Publikumstück sondergleichen mit poli¬
sischen, etbischen und ästhettschen Arrangements, mit
ßenau so viel Sentimentalltät, als ein Parkett dauer¬
bafter Theaterliebbaber vertragen kann. mit einem ge¬
nau so zugkräftigen, nicht allzu komplizierten Problem,
als es ohne Bennrubigung verdauen kann. Eine
interessante Handlung, eine lobenswerte Konversation.
ein gewissenhafter Schluß: Der Gute schwimmt oben.
der Böse verstummt. Dazu Eugen Klöpfers mono¬
tone, sachliche, kerzengerabe Mannhaftigkeit, das gute
Gewissen in Person, und das Haus aulttiert mit reichem
Beifall für alle diese guten Dinge, die es dunkbar und
befriedigt einsteckt. Aus der Fülle des Personenver¬
SISAR
zeichnisses greisen wir noch: Max Reimann, der
er einem Menschen zu Unrecht an Leib und Leben zugefügt
einen ausgezeichneten Typ mit wenigen Strichen zeich¬
nete. Hans Schwarte. Robert Grüning, Alons
erde, falle wenig ins Gewicht, wenn es gelte, ein Höheres zu“
Großmann, Franz Kaner, die in beweglichem
etten. Wenn der Dichter ein Chronist seiner Zeit ist — und
Zusammensoiel guterfaßte Professoren gaben. Ulrich
in Dichter, ob er will oder nicht, strahlt immer seine Zeit —
Bektoc und Georg Gürtler als angenehm junge
hann haben die Oesterreicher reichlich lange im Mittelalter gelebt
Herren. F. W. Schröder mußte leider einen gro¬
und es war sehr notwendig, daß sie mit ihren Begriffen vom
zen Tell seiner Aufmerksamkeit an den Soufsteurkasten
verschwenden, daneben jedoch gelang ihm ein minister¬
Staatswohl, ihrem Kliquenkrempel, ihren Erwägungen, welche
licher Streber nicht übel. Hermann Kner war in sei¬
Professorenzahl von Juden und Christen einem Krankenhause
belden Rollen, der tragischen und der amüsanten.
bekömmlich sei, gründlich aufräumten. Womit natürlich nicht
rkenswert. Willo Ummingers Pfarrer fand
gesagt sein soll, der Hausputz in Deutschland sei überflüssig
er letzten Szene Augenblicke echten Empfindens.]
gewesen. Keinesfalls hat der Mangel an Aktualität dem Schnitz¬
Direktor Hellmer leitete die gute Vorstellung mit
lerschen Werke bei seiner neuen Aufnahme in den Spielplan
dt.
Sorghalt.
geschadet und es wird als ausgezeichnetes Theaterstück
— trotz
seiner Ueberfracht an Quertreibereien und Beiseitezügen und
Ausquetschung der Absichten — noch manches volle Haus erzielen,
vor allem wenn Herr Kloepfer den Bernhardi spielt..
Schnitzler gelang in dem Professor eine wahrhaft ideale Figur
und Kloepfer folat dem Dichter bis in alle Zellen der Gestalt,
er gibt ihn sozusagen nahtlos, in einer köstlichen Mischung von
tiefster Güte und Unbeugsamkeit, er läßt leise Humore herauf¬
spielen, dosiert eine überlegene Ironie hinein, er hat eine solche
Fülle von Tonfärbungen für jedes Gegenüber, daß der Hörer
sofort die Einstellung für den jeweiligen Partner hat. und er
ist, und das reißt hoch, in jedem Augenblick Herr der Lage.:
Angesichts dieses vom Dichter auserwählten und nun unantastbar:
vor uns lebenden Menschen hatten die um ihn Wandelnden einen
schweren Stand. Im ersten Aufzug, in dem vornehmlich die
jüngeren und noch nicht sicheren Kräfte beschäftigt waren, schien
es fast, als ob der Unterschied in den künstlerischen Leistungen
zu beträchtlich sein werde, um einen reinen Eindruck des Werkes
hervorzubringen. Der Verlauf des Abends zerstreute diese Be¬
fürchtung bald und es ist eine gediegene Vorstellung zu quittieren.
an die der Leiter, Herr Hellmer in den Explosiv=Szenen
wie in den Auftritten schärfster Dialektik eine außerordentliche
Sorgfalt verwandt hatte. Genannt seien aus der Fülle der Ge¬
sichte — man hatte auch zu dem Notbehelf der Doppelrollen
17/49 1910
greifen müssen — die Herren der Professorengruppe: Schwartze
n
(ein gewandter und kluger Intrigant), Großmann,
Schmöle (ein Typ gefrorener Korrektheit), Reimann,
Frangüre 5. M.
Klein, Grüning, Wallburg (mit dem noch furchen¬
oen-Antlitz des Werdenden), Kauer; von starker Wirkung
war der beredte und selbstsichere Minister des Herrn Schröder
Frankfurter Neues Theater.] Mit Märchenschnelle
und Herrn Ummingers wohlgezogener, vorsichtig abmessender
werden jetzt Stücke historisch. Es ist schon gut, daß der Zettel in
Schuitlers Professor Bernhardi“ ausdrücklich die Zeit= und auf einen Augenblick zum Menschlichen hinabsteigender
Pfarrer. Herr Schwartze gab recht flüssig den leichtherzigen
angabe macht: „Wien um 1900“ so gewesenLund verwest be¬
rühren uns Revolutionskinder seine. Konf
and leichtzynischen Wiener Hofrat, und Herr Kner fand in
rsachen
zwei kleinen Aufgaben Gelegenkeit, zu zeigen, was er aus Epi¬
Und doch war es wohl noch vor seis
bar, daß
södchen herauszuholen versteht. Der Verteidiger des Herrn Kauer
ein Kultusminister dem angeklagten PrGedanken
war bei aller gebotenen Unsicherheit doch zu matt; einige „Assi¬
von höheren Staatsinteressen in der West, wie es in der
stenten“ und ein Kandidat übertrugen ihre bescheidene Stellung
Komödie geschieht, ausgebreitet und, wie geschehen, dar ach ge¬
unter so vielen medizinischen Zelebritäten auch auf die Bühne
handelt hätte, und der geistliche Herr brauchte sich wahrscheinlich
9ist.: 1re
damals nicht zu scheuen, seine Auffassung kundzurun, der Schaden.