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S 5 7
25 Bernhandf
Wel, V., Soncoralapfalz Nr. —
Senader Tagblaft
uns der Stadttheaterkanzlei
Dfiestag firdet die Erstaufführung der mit großer Spannung
eratteten Komödie „Profissor Benhardi“ von Artux Schnitzler
#a Verbot, welches lange Jahre über dim Schälspret¬
käftere, hat das Jatenisse nur terhöht. Schuitzler behandell
einen jederzeit aktuellen, konfessionellen Konflilt mit vollendeter
Schärfe unter Wohrung der beiden gegensätzlichen Standpunkte.
Unsere ersten Schauspielkräfte sind mit großen Aufgaben be¬
dacht. Am Landestheater in Prag ist „Professor Bernhardi“
wie an allen größeren Bühnen mit großem Erfolg aufgefährt
wolden. — Mittwoch wird die Operette „Ein Balzertraum“
die bei der Ersteufführung am Sonntag wie eine Neuheit wirkte,
wiederholt — Donnerstag gelangt die Operette „Die Faschings¬
fee“ mit Fran Jolau a. G., Frl. Egerth und den Herren
Gollee, Maraner, Puchstein, Mraschner zur Wiederholung. —
„Eine Ballnacht“. Eine feischfröhliche Operette im
besten Sinne haben die Txiverfosser Leopolv Jacobson und
Robert Bodarz'y und der Komponist Obkar Straus geschaffen
Sie belaßten ihr Werk weder mit Ueberschwang und Gefühls
buselei, noch mit einem Ehrgeiz, der über die Grenzen des
Operettengebietes hinwegschielt. Vor alles Dingen schrieb
Oskar Straus mit bekannter Geschicklichkeit schmeichelnde
Weisen und prickelnde Ryihmen mit pikanter Orcheßermalerei.
Das Stück wurde bei seiner Uranfführung am Joharn Strau߬
theater begeistert ausgenommen Die Erstaufführung am
Stabttheater in Karlsbad findet Samstag, den 31. Mal
4
den Damen Jolan a. G., Egerth, Holftein und, den
Herren Hans Golle, Murauix, Puchstein stalt.
24
Feuilleton.
15
ee h
P.
Der innere Ausgleich in m
an
die
# Böhmen.
Au
Von Otto Pick. #
Der Präsident der tschecho=slowakischen Repüblik,
51
Professor Masaryk, hat dieser Tag einer Aufführung
Po
von Schnitzlers „Prokessor Bernhardi“ im Neuen Dent¬
dai
schen Prag beigewohnt. über in einer
mi
Audienz des Direktors Leopold Kramer vorgebrachte
Za
Einladung, wie eine Meldung aus Prag besagt.
Dieser Theaterbesuch bedeutet viel, aber nicht alles
21
für die geißtige Kultur der Prager Deutschen, die ver¬
ha
mutlich eine strikte Erklärung des Präsidenten über die
nie
Unantastbarkeit, des Deutschen Landestheaters erwartet
hatten, dessen Existenz als deutsches Kunstinstitut durch
eine Kette heftiger Angrisse seitens tschechischer Drama= #
tiker, Kritiker und Anwärker auf Dramaturgen= oder
Regisseurposten in der zu verstaatlichenben und in ein 2
tschechisches Schausvielhaus umzuwandelnden Geburts¬
gi
stätte des „Don Giovanni“ monatelang gefährdet war.
Der Präsident hat die von den Deutschen Prags erhoff¬
ten entscheidenden Worte nicht gesprochen, er hat einfach
il
dei deutschen Aufführung einer guten deutschen Komödie
als interessierter privater Zuschauer beigewohnt. Dies
scheint genug zu sein, um für eine friedliche Lösung der
kulturellen — und in der Folge auch der politischen —
Konflikte zwischen den Tschechen und den Deutschen
Gutes, ja das Beste erhoffen zu lassen. Es handelt sich¬
letzten Endes nur darum. die — notwendige. sicherlich.
5
Theater
W
box 31/3
41
—Zde & 1.
Arena in Baden.
Der Premierenabend der vergangenen Woche
(17. Juli) gehörte einer der größten Sensationen
der verflossenen Saison, Arthur Schni#lars-durch
Zensurverbot jahrelang der Oeffentlichkeit vorentharten
gebliebene Komödie „Professor Bernhardi“
Direktor Carl Staud, der ja, was begreiflich,
trotz Tagesbühne und Operettenkonkurrenz ein wenig
in literarischen Werken arbeiten möchte, hat sich
jedenfalls durch die Annahme des interessanten
Bühnenwerkes große Verdienste erworben. Der Vor¬
wurf desselben dürfte aus den seinerzeitigen Be¬
sprechungen der Tagesblätter, die sich mit ihm ein¬
gehendst beschäftigten, noch in Erinnerung stehen.
Professor Dr. Bernhardi, Direktor des Elisabethinums,
verweigert einem katholischen Priester den Zutritt
zum Krankenbette einer Sterbenden, um den un¬
mittelbar dem Tode verfallenen jungen Mädchen,
das aber keine Ahnung von seinem nahen Ende
hat, die letzte Stunde Erdenseins nicht zu trüben.
Ein Standpunkt, den die reine Menschlichkeit wohl
verstehen wird. Der Vertreter der Kirche aber be¬
steht auf seinen dogmatischen Rechten und Pflichten
und Schnitzler beschwört nun aus diesem, gewiß zu!
ernsten Reflexionen veranlassenden Konflikt, eine
ganze Kette von Konsequenzen, die ihm eine stattliche
Reihe von sehr theatersicheren Aktey ergeben. Da er
oner Zeitung
Bad
23. Juli 1919.
Seres 86
selbst aus der medizinischen Fakultät hervorgegangen,
so mag ihm ja manche Gestalt seiner Aerztekomödie
als Vorbild im Leben begegnet sein, das er dann
mit einer bewunderungswürdigen, künstlerischen Re¬
produktivität dem Rahmen seiner Komödie einpaßte.
Diese selbst weist alle Vorzüge Schnitzlerscher Dra¬
matik auf. Vor allem der glänzende ##istvolle Diulog,
der so manches schwerwiegende ##wort, mauche
scharssinnige Beobachtung und soviel Menschen= und
Lebenskenntnis in sich einschließt.
Von packender Wirkung sind die drei
Akte, damit ist aber der dramatische Hobepünkt über¬
schritten. Die weiteren zwei Akte begegnen nur mehr
abflauendem Interesse. Einem ganz objektiven Be¬
urteiler wird es auch scheinen, als ob die aus dem
besagten Konflikte sich entwickelten Rechtsfolgen viel
zu sehr aufgebauscht wären. Natürlich ergibt derlei
ein gutes sicheres Theater, aber bei einem so ernst¬
haftem Stücke sollte doch nicht die Wahrscheinlichkeit
hinter dem Sensationellen zurückstehen.
Herr Jenny war ein sehr gläubhafter sympa¬
thischer Vertreter für den Professor Bernhardi, den¬
warinherzigen Idealisten mit dem ausgeprägten
Rechtsgefühl. Herr Zetenius (Unterrichtsminister
Dr. Flint), der Mann mit den Kompromissen, sprach
ausgezeichnet und bereicherte gleich Herrn Stenzel
(Dr. Ebenwald), der das Strebertum des Vize¬
direktors mit dem ihn übrigens gut kleidenden
Mäntelchen forscher Biederkeit geschickt umhing, Herr
Wilhelmi als hitzig ausgeregter jargonbehafteter
Dr. Löwenfeld, Herr Kaufmann (Dr. Pfingselber)
als tüchtig polternder Raisonneur des Stückes und
Herr Rolden, glänzend in der Hofratstype des alten
Oesterreich, die Liste der charakteristisch hervorragen¬
den Stückfiguren. Unter dieser fielen auch die Herren
Russo (Professor Filitz) und Herr Stöger in der
sprachlich sehr schwierigen Rolle des Pfarrers Reber —
eine merkbare Entgleisung brachte ihn leider um den
sonst verdienten Erfolg —, Fräulein Kadle (Lud¬
milla) und eine neue Erscheinung, Herr Mareel
Bernard (Hochroitzpointner), auf. Das zahlreiche
Publikum brachte der Novität das lebhafteste Interesse
Gustav Calliano.
entgegen.
S 5 7
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Wel, V., Soncoralapfalz Nr. —
Senader Tagblaft
uns der Stadttheaterkanzlei
Dfiestag firdet die Erstaufführung der mit großer Spannung
eratteten Komödie „Profissor Benhardi“ von Artux Schnitzler
#a Verbot, welches lange Jahre über dim Schälspret¬
käftere, hat das Jatenisse nur terhöht. Schuitzler behandell
einen jederzeit aktuellen, konfessionellen Konflilt mit vollendeter
Schärfe unter Wohrung der beiden gegensätzlichen Standpunkte.
Unsere ersten Schauspielkräfte sind mit großen Aufgaben be¬
dacht. Am Landestheater in Prag ist „Professor Bernhardi“
wie an allen größeren Bühnen mit großem Erfolg aufgefährt
wolden. — Mittwoch wird die Operette „Ein Balzertraum“
die bei der Ersteufführung am Sonntag wie eine Neuheit wirkte,
wiederholt — Donnerstag gelangt die Operette „Die Faschings¬
fee“ mit Fran Jolau a. G., Frl. Egerth und den Herren
Gollee, Maraner, Puchstein, Mraschner zur Wiederholung. —
„Eine Ballnacht“. Eine feischfröhliche Operette im
besten Sinne haben die Txiverfosser Leopolv Jacobson und
Robert Bodarz'y und der Komponist Obkar Straus geschaffen
Sie belaßten ihr Werk weder mit Ueberschwang und Gefühls
buselei, noch mit einem Ehrgeiz, der über die Grenzen des
Operettengebietes hinwegschielt. Vor alles Dingen schrieb
Oskar Straus mit bekannter Geschicklichkeit schmeichelnde
Weisen und prickelnde Ryihmen mit pikanter Orcheßermalerei.
Das Stück wurde bei seiner Uranfführung am Joharn Strau߬
theater begeistert ausgenommen Die Erstaufführung am
Stabttheater in Karlsbad findet Samstag, den 31. Mal
4
den Damen Jolan a. G., Egerth, Holftein und, den
Herren Hans Golle, Murauix, Puchstein stalt.
24
Feuilleton.
15
ee h
P.
Der innere Ausgleich in m
an
die
# Böhmen.
Au
Von Otto Pick. #
Der Präsident der tschecho=slowakischen Repüblik,
51
Professor Masaryk, hat dieser Tag einer Aufführung
Po
von Schnitzlers „Prokessor Bernhardi“ im Neuen Dent¬
dai
schen Prag beigewohnt. über in einer
mi
Audienz des Direktors Leopold Kramer vorgebrachte
Za
Einladung, wie eine Meldung aus Prag besagt.
Dieser Theaterbesuch bedeutet viel, aber nicht alles
21
für die geißtige Kultur der Prager Deutschen, die ver¬
ha
mutlich eine strikte Erklärung des Präsidenten über die
nie
Unantastbarkeit, des Deutschen Landestheaters erwartet
hatten, dessen Existenz als deutsches Kunstinstitut durch
eine Kette heftiger Angrisse seitens tschechischer Drama= #
tiker, Kritiker und Anwärker auf Dramaturgen= oder
Regisseurposten in der zu verstaatlichenben und in ein 2
tschechisches Schausvielhaus umzuwandelnden Geburts¬
gi
stätte des „Don Giovanni“ monatelang gefährdet war.
Der Präsident hat die von den Deutschen Prags erhoff¬
ten entscheidenden Worte nicht gesprochen, er hat einfach
il
dei deutschen Aufführung einer guten deutschen Komödie
als interessierter privater Zuschauer beigewohnt. Dies
scheint genug zu sein, um für eine friedliche Lösung der
kulturellen — und in der Folge auch der politischen —
Konflikte zwischen den Tschechen und den Deutschen
Gutes, ja das Beste erhoffen zu lassen. Es handelt sich¬
letzten Endes nur darum. die — notwendige. sicherlich.
5
Theater
W
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—Zde & 1.
Arena in Baden.
Der Premierenabend der vergangenen Woche
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der verflossenen Saison, Arthur Schni#lars-durch
Zensurverbot jahrelang der Oeffentlichkeit vorentharten
gebliebene Komödie „Professor Bernhardi“
Direktor Carl Staud, der ja, was begreiflich,
trotz Tagesbühne und Operettenkonkurrenz ein wenig
in literarischen Werken arbeiten möchte, hat sich
jedenfalls durch die Annahme des interessanten
Bühnenwerkes große Verdienste erworben. Der Vor¬
wurf desselben dürfte aus den seinerzeitigen Be¬
sprechungen der Tagesblätter, die sich mit ihm ein¬
gehendst beschäftigten, noch in Erinnerung stehen.
Professor Dr. Bernhardi, Direktor des Elisabethinums,
verweigert einem katholischen Priester den Zutritt
zum Krankenbette einer Sterbenden, um den un¬
mittelbar dem Tode verfallenen jungen Mädchen,
das aber keine Ahnung von seinem nahen Ende
hat, die letzte Stunde Erdenseins nicht zu trüben.
Ein Standpunkt, den die reine Menschlichkeit wohl
verstehen wird. Der Vertreter der Kirche aber be¬
steht auf seinen dogmatischen Rechten und Pflichten
und Schnitzler beschwört nun aus diesem, gewiß zu!
ernsten Reflexionen veranlassenden Konflikt, eine
ganze Kette von Konsequenzen, die ihm eine stattliche
Reihe von sehr theatersicheren Aktey ergeben. Da er
oner Zeitung
Bad
23. Juli 1919.
Seres 86
selbst aus der medizinischen Fakultät hervorgegangen,
so mag ihm ja manche Gestalt seiner Aerztekomödie
als Vorbild im Leben begegnet sein, das er dann
mit einer bewunderungswürdigen, künstlerischen Re¬
produktivität dem Rahmen seiner Komödie einpaßte.
Diese selbst weist alle Vorzüge Schnitzlerscher Dra¬
matik auf. Vor allem der glänzende ##istvolle Diulog,
der so manches schwerwiegende ##wort, mauche
scharssinnige Beobachtung und soviel Menschen= und
Lebenskenntnis in sich einschließt.
Von packender Wirkung sind die drei
Akte, damit ist aber der dramatische Hobepünkt über¬
schritten. Die weiteren zwei Akte begegnen nur mehr
abflauendem Interesse. Einem ganz objektiven Be¬
urteiler wird es auch scheinen, als ob die aus dem
besagten Konflikte sich entwickelten Rechtsfolgen viel
zu sehr aufgebauscht wären. Natürlich ergibt derlei
ein gutes sicheres Theater, aber bei einem so ernst¬
haftem Stücke sollte doch nicht die Wahrscheinlichkeit
hinter dem Sensationellen zurückstehen.
Herr Jenny war ein sehr gläubhafter sympa¬
thischer Vertreter für den Professor Bernhardi, den¬
warinherzigen Idealisten mit dem ausgeprägten
Rechtsgefühl. Herr Zetenius (Unterrichtsminister
Dr. Flint), der Mann mit den Kompromissen, sprach
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(Dr. Ebenwald), der das Strebertum des Vize¬
direktors mit dem ihn übrigens gut kleidenden
Mäntelchen forscher Biederkeit geschickt umhing, Herr
Wilhelmi als hitzig ausgeregter jargonbehafteter
Dr. Löwenfeld, Herr Kaufmann (Dr. Pfingselber)
als tüchtig polternder Raisonneur des Stückes und
Herr Rolden, glänzend in der Hofratstype des alten
Oesterreich, die Liste der charakteristisch hervorragen¬
den Stückfiguren. Unter dieser fielen auch die Herren
Russo (Professor Filitz) und Herr Stöger in der
sprachlich sehr schwierigen Rolle des Pfarrers Reber —
eine merkbare Entgleisung brachte ihn leider um den
sonst verdienten Erfolg —, Fräulein Kadle (Lud¬
milla) und eine neue Erscheinung, Herr Mareel
Bernard (Hochroitzpointner), auf. Das zahlreiche
Publikum brachte der Novität das lebhafteste Interesse
Gustav Calliano.
entgegen.