II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 545

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25. Profess Bernhand
— unreiomsine Vipmetnnt
Mun,190
. Aus Baden, 3. d., wird uns geschrieben:
AArthur Schni#l### Komödie Profe
Bernhardi“ wurde gestern vor ausverkauftem
Hause aufgeführt und erzielte einen durchschlagenden
Erfolg. Der Träger der Titelrolle Robert Jenny,
ferner Otto Stenzel, Alfred Russo, Willy
Wilhelmi und Altmeister Ernst Mahr boten
ihr Bestes und wurden lebhaft akklamiert. Die
Badner Bühne ist artistisch und technisch vorzüglich
geleitet.

— de Wintel entgermagen gesichert ist. Lieferungen ersdigen sonen.
tragödienhaften Akzenten ist und plötzlich als eine
Komödie enden will.
Lobe=Theater
Die Aufführung, von Julius Arnfeld als
gmödie „Prosessor Bern¬
A
Regisseur gesteuert, hatte Tempo und Leben und die
ch das zweite Spieljahr des
S Abard
eindrucksvollen Farben der Wirklichkeit. Arnfelds Bern¬
Breslauer Schälspleibereins ein. Das Stoffliche an


hardi, mehr Oesterreicher als Zude, mehr großer Arzt
diesem Stück ist überholt. Offene Türen werden einge¬
als Mensch, offenbarte achtbares schauspielerisches
S
sannt, denn das Oesterreich der vielen Religionen und
Können, ohne tief ins Menschliche der Gestalt hinabzu¬
interessanten Völkerschaften ist nicht mehr. Professor
steigen. Die unterschiedlichen Kollegen hatten fast aus¬
Bernhardis Kampf und Unterliegen gegen die Autorität
nahmslos kräftig gezeigtes Profil. Nicht sonderlich
där alleinseligmachenden Kirche ist nicht mehr aktuell
glücklich war die Besetzung des Ministerpostens mit
Vielleicht eben darum stehen wir heute dieser Komödie
Alfred Habel. Diesem liebenswürdigen und eleganten
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objektiver gegenüber und sind in der Lage, sie vom Lärm
Bonvivant glaubt man nun einmal den draufgängerischen
=der Tagesmeinungen unbeeinflußt rein künstlerisch
Schwerenöter viel leichter, als den verschlagenen ärzi¬
werten. Und so betrachtet bleibt „Professor Bernhardi“
lichen Diplomaten auf dem Ministersessel. Franz
eins der farbigsten, reizvollsten Theaterstücke nicht nur
Sondinger, dem nur unter der grauen Hofrats¬
Schnitzlers, sondern der ganzen Wiener Schule. Das,
perücke ein eiwas zu junges Herz schlug, stützte der
was wir Milieu nennen, und was sich als ein Mosail
geschmackvoller Laune¬
Humor des Schlußaktes in
Tyielfältiger Stimmen und Meinungen darstellt, ist mit
Gorters Pfarrer gab ing einer gefährlichen, expo
bollendeter Virtuosität getroffen. Im vielstimmigen
nierten Rolle neues Zeugnis von der treffsichere:
Chorus der Mediziner sind auch nicht zwei Stimmen
Charakterisierungskunst des Schauspieler=Direktors. Vo¬
von gleichem Klang, und eine überaus eleganie, geist¬
dem Beifall, der ihn nach der großen Szene im vierte
volle Dialektik hält das Interesse bis zum Schlusse wach.
Akt vor die Rampe rief, wird er billigerweise einen Te
Der Knoten der dramatischen Entwickelung wird im
an den Geist im Kasten abgeben müssen. Das Har
ersten Akt mit imponierender Gewandtheit geschürzt, und
—B.
applaudierte stark und ehrlich.
erst der fünfte Akt verursacht nach den mit geschmack¬
voller Theatralik gebauten vier ersten Aufzügen ent¬
täuschendes Kopfschütteln. Kopfschütteln darüber, daß
kalig=Theater
der weltmännische Wiener seinen als Ariel Accosta an¬
gelegten Helden ziemlich unvermittelt wie einen einge¬
fleischten Oesterreicher, dem „sei Ruh'“ über alles geht,
enden läßt; darüber, daß die Geste großen Bekenner¬
mutes, zu der Professor Bernhardi auf der Höhe des
Stückes ausholt, sich in ein ironisches Achselzucken ver¬
fleinert, das zu sagen scheint: „laßt mich aus, ich hab'
boß gespaßt“. Das ist das einzige, nicht restlos Ge¬
konnte an diesem Stück, daß es den Stil nicht wahrt,
und daß es vier Akte hindurch ein Schauspiel mit