schlagen.) Die Kosaken haben den Don überschritten
und 1200 Mann gefangen genommen. Weiter gegen
Westen haben sie Kalas und Pawlowsk besetzt, wo¬
bei 2150 Feinde gefangen genommen wurden.
(Eine erfolglose Proklamation Lenins.) Man
meldet aus Zürich, 20. d.: Der „Neue Tag“ zitiert
eine Meldung der Moskauer „Pravda“ welche eine
Proklamation Lenins veröffentlicht in welcher Ru߬
land zum Kampfe gegen die drohende Wiederkehr des
Zarismus aufgefordert wird. Es ist hiebei besonders
zu bemerken, daß sich diese Kundgebung indirekt auch
an die bürgerlichen Elemente wendet und in ihnen
Verbündete gegen den Zarismus sucht. Doch hatt¬
die Kundmachung nicht den gehofften Erfolg und
hat sogar bei einem Teile der Arbeiterschaft total
versagt, die eine bolschewistische Regierung verwirft.
Für einen weiteren Kampf hat die Rote Armee nicht
genug Munition, insbesondere nicht für schwere Ge¬
schütze.
(Maßnahmen gegen die russische Sowjetregie¬
rung.) „Die Republu# in Wien zitiert folgenden Be¬
richt der „Ag. Havas“: In der Freitagssitzung des
französischen Ministerrates wurde die Zustimmung
zu den Maßnahmen gegen die Sowjetregierung ge¬
—
geben. Die französischen Kriegsschiffe im Baltischen
Meere wurden dem englischen Oberkommando unter¬
stellt.
(Die Blockade über Rußland.) Die „Wiener All¬
gemeine Zeitung“ schreibt: Dem „L'Homme Libre“
zufolge ist seit 25. Oktober die Blockade über Sow¬
jetrußland eine vollständige. Die Ententemächte rech¬
ien' damit, daß durch die Blockade Rußland bis zum
Frühjahre von Bolschewiken befreit sein werde.
(Der Prozeß Caillaux) wird am Donnerstag be¬
innen.
(Die Weiße Armee) hat die Station Ligowa,
0 Werst von Petersburg, erreicht. Die Wachen ha¬
en die Eisenbahnbrücke bei Toswa auf der Strecke
ach Moskau in die Luft gesprengt. — Die „Vossi¬
he Zeitung“ meldet aus Krasnagorka, daß Peter¬
of und Striolno von den Truppen Jndenic'
ommen wurden. Die Küsten des finnischen Meer¬
usens sind von Bolschewiken gesäubert. Die Trup¬
enabteilungen Judenié' haben die südliche Vorstadt
„
zetersburgs erreicht, wo Straßenkampfe stattfinden.
ie englische Eskader ist in der Newa=Mündung ein¬
elaufen. — Eine amtliche englische Funkendepesche
geldet, daß nach der Säuberung der Stadt von
koten Truppen General Judenié in Petersburg
ingezogen sei.
*
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Vereinigte deutsche Theater.
Deutsches
Schenspielhaus.) Sonntag wurde Artur Schnitz¬
kers seinerzeit durch die Zensur Herbotene, turzuch
aber freigegebene Komödie „Professor Bern¬
hardi“ aufgeführt und errang einen großen Er¬
folg. Der Titelheld, Direktor einer Krankenanstalt,
ein menschlich fühlender Arzt verwehrt einem die letzte
Llung bringenden Priester den Zutritt zu einer un¬
rettbar verlorenen Kranken, die sich jedoch den schön¬
sten Träumen des Wiedergesundwerdens hingibt,
welchen geheimnisvollen Zustand die Arzte „Eupho¬
rie“ benennen. Prof. Bernhardi liegt es selbstver¬
ständlich'fern, den Priester zu beleidigen. Da er aber
Jude ist, wird die Sache durch „gute Freunde“ so
aufgebauscht, daß es zu einer Anklage wegen Reli¬
gionsstörung kommt die dem warmherzigen, rechtlich
denkenden und seinen Standpunkt verteidigenden
Arzte zwei Monate Arrest einträgt. Nach Ablauf
der Strafzeit gesteht wohl die als Zeugin aufgetre¬
tene Krankenschwester ein, daß sie falsch ausgesagt
habe, Prof. Bernhardi lehnt jedoch die Wiederauf¬
nahme des Prozesses ab, es genügt ihm, sich selbst
treu zu bleiben und die Achtung der ihn und seine
Gesinnung verstehenden Menschen zu genießen. Zu
dieser Handlung gesellen sich eine Menge Szenen
die Meinungen über Religion, Politik, Parteizugehö¬
rigkeit und Pflichten enthalten. Gespielt wurde die
Neuheit fast durchgehends ausgezeichnet. Herr Direk¬
tor Dr. Beer hat sich durch die Inszenierung und
die vortreffliche Einstudierung des Werkes große
Verdienste erworben. So ragte die Sitzungsszene
mit ihrem Stimmen=Durcheinander mit ihrem Auf¬
einanderprallen der gegensätzlichen Charaktene be¬