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25. Professor Bernhandi
r en
Nr 24
Kerter, und da er aus der Hast entlassn wicd,
bezichtigt sich die Krankenschwester selbst des
Meineides und er erfährt nun, daß seine Ver¬
urteilung bloß durch falsche Zeugenaussagen er¬
folgen konnte. Tief empört, verzichtet er energisch
auf die Wiederaufnahme des ihm jedenfalls den
Freispruch verheißenden neuerlichen Gerichtsver¬
fahrens und mit der Aussicht auf die durch ei¬
nen plötzlichen Gesinnungsumschwung sich vor¬
bereitende Rehabilitierung des Titelhelden schließt
das literarisch hochwertige Stück, welches ne¬
sechzehn Männerrollen nur eine kurze Frau¬
Bruxer Stadttheater.
enrolle (die Krankenschwester im 1. Akte) enthält.
„Professor Bernhardyf, Komödie in 5
Das prächtige Stück Schnitzlers, wohl das ge¬
Akten. (Benefiz Feldmax.) Dem Ehrenabend
lungenste Werk des Dichters, übte auf das Publi¬
unseres rührigen und belisbten Oberspielleiters
kum, welches sowohl dem Stücke, als auch dem
Herrn Emil Feldmar blieh es vorbehalten, uns
verdienten Oberspielleiter zuliebe, an seinem Be¬
im Brüxer Stadttheater zum erstenmale wohl
nefizabende das Haus füllte, eine mächtige Wir¬
mit einer der besten Arbeiten Artur Schnitzlers
kung, in deren Mittelpunkt der Benefiziant un¬
bekanntzumachen. Als die Schnitler=Komödie im ter einem Sturm von Beifall und zahllosen Eh¬
Jahre 1912 auf dem dramätischen Himmel er¬
rengaben stand. Immer und immer wieder wur¬
schien da wurde sie sowohl von der Intendanz
de Herr Feldmar gerufen. Unter seinen Mit¬
des Wiener Burgtheaters abgelehnt, als auch
spielenden machte ihn besonders Herr Storm
deren Aufführung am Volkstheater von der nie¬
in der Rolle des Seelsorgers durch eine glän¬
derösterreichischen Statthalterei verboten, so daß
zende Sprache die Palme des Abends so strit¬
sie ihre Uraufführung in Berlin erleben mußte,
tig, daß er sich im 4. Akte, wo der Priester
während deren Inhalt in Oesterreich, zunächst in
bei dem aus dem Gefängnis in sein Heim zu¬
Wien und Prag nur durch Vorlesungen (veran¬
rückkehrenden Professor erscheint, um sich mit
staltet durch Ferdinand Onno), bloß einem gela¬
ihm ehrlich und mannhaft auszusprechen, einen
denen Publikum bekannt werden konnte, welche
stürmischen Sonderbeifall bei offener Szene hol¬
Vorlesungen damals sowohl eine literarische Sen¬
te. Diese Szene, in der die beiden Vertreter der
sation als auch einen flammenden Protest gegen
entgegengesetzten Weltanschauungen ihr Rede¬
die völlig klerikalisierte österreichische Zensur bil¬
duell ausfechten, ist wohl die packendste des gan¬
deten. Das Aufführungsverbot war nach den da¬
zen Stückes und überragte wohl an literarischem
maligen Ansichtspunkten kein Wunder. Behan¬
Wert noch jene des 3. Aktes, wo es zum hoch¬
delt doch das Stück den Kampf zwischen Wissen¬
dramatischen Konflikt und Bruch in der von
schaft und Religion. Auf der Klinik des Professors
Bernhardy geleiteten Aerzteversammlung kommt.
Bernhardy liegt ein 18jähriges Mädchen an den
Von diesen ärztlichen Spezialitäten des Stückes
Folgen eines verbotenen Eingriffes, dem Tode
waren die einzelnen Mitglieder unseres Schau¬
geweiht. Sie hält sich für gesundet, trotzdem ihr
spiels, ergänzt durch die Operette, jeder nach sei¬
Leben nur noch nach Stunden zählt. Infolge
nem Fach eine Spezialität in ihrer darstellerischen
der vor der Auflösung eingetretenen Afforie
Leistung, voran Herr Erban als Vizedirektor¬
(Schmerzlosigkeit und Erleichterung) ist die Ar¬
Intriguant, dann insbesondere die Herren Ro¬
me von dem süßen Wahn befangen, es müsse
wak als Prof. Cyprian, Weber als Pflug¬
in den nächsten Stunden der Liebste kommen.
felder, Becker als Dr. Löwenstein, Liberte
um sie wieder ins Glück und Leben abzuholen.
als Exzellenz Flint, Diegel als Dr. Tugend¬
Da erscheint der Priester, um die Sterbende
vetter, Hans Nordek als Hochroitzpointner, und
mit den Sterbesakramenten zu versehen. Pro¬
treffend wirkend Herr Bauer als sarkastischer,
fessor Bernhardy verweigert dem Priester den
jovialer Hofrat. In den kleineren Rollen stan¬
Zutritt zum Sterbebett, um sie aus rein mensch¬
den Frl. Werner, sowie die Herren Beck¬
lichem Mitgefühl in Unkenntnis über ihren Zu¬
mann, Trojan, Waldow, Baß und Gei߬
stand der Auflösung zu lassen und betont, es
ler gut auf ihren Posten. Nur das Zusammen¬
sei kein gutes, ja sogar auch kein gottgefälliges
spiel muß besser klappen.
Hj.
Werk, wolle man sie aus ihrem letzten, süßen
Spielplan.
Wahn erwecken. Die Menschenpflicht des Arztes
Montag, den 23. Feber: Professor Bern¬
und die Priesterpflicht des Geistlichen geraten
hardy.“
da in einen schweren Konflikt, der für Professor
Dienstag, den 24. Feber: „Im weißen
Bernhardy insoferne schwere tragische Folgen zei¬
Rößel.“
tigt, als er unter Mitspielen anderer ehrloser
Mittwoch, den 25. Feber: „Die Kinoköni¬
Intriguen seitens einiger seiner Kollegen an dem
gin.“
Elisabethinum, dessen Vorstand er ist, um die
Donnerstag, den 26. Feber: „Im weißen
Stelle gebracht, ja sogar wegen Störung der
Rößel.“
Religion angeklagt, und zu zwei Monaten Arrest
Freitag, den 27. Feber: „Die tanzende
verurteilt wird. Dr. Bernhardy wandert in den Maske.“
mG###to ein hltara#
25. Professor Bernhandi
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Nr 24
Kerter, und da er aus der Hast entlassn wicd,
bezichtigt sich die Krankenschwester selbst des
Meineides und er erfährt nun, daß seine Ver¬
urteilung bloß durch falsche Zeugenaussagen er¬
folgen konnte. Tief empört, verzichtet er energisch
auf die Wiederaufnahme des ihm jedenfalls den
Freispruch verheißenden neuerlichen Gerichtsver¬
fahrens und mit der Aussicht auf die durch ei¬
nen plötzlichen Gesinnungsumschwung sich vor¬
bereitende Rehabilitierung des Titelhelden schließt
das literarisch hochwertige Stück, welches ne¬
sechzehn Männerrollen nur eine kurze Frau¬
Bruxer Stadttheater.
enrolle (die Krankenschwester im 1. Akte) enthält.
„Professor Bernhardyf, Komödie in 5
Das prächtige Stück Schnitzlers, wohl das ge¬
Akten. (Benefiz Feldmax.) Dem Ehrenabend
lungenste Werk des Dichters, übte auf das Publi¬
unseres rührigen und belisbten Oberspielleiters
kum, welches sowohl dem Stücke, als auch dem
Herrn Emil Feldmar blieh es vorbehalten, uns
verdienten Oberspielleiter zuliebe, an seinem Be¬
im Brüxer Stadttheater zum erstenmale wohl
nefizabende das Haus füllte, eine mächtige Wir¬
mit einer der besten Arbeiten Artur Schnitzlers
kung, in deren Mittelpunkt der Benefiziant un¬
bekanntzumachen. Als die Schnitler=Komödie im ter einem Sturm von Beifall und zahllosen Eh¬
Jahre 1912 auf dem dramätischen Himmel er¬
rengaben stand. Immer und immer wieder wur¬
schien da wurde sie sowohl von der Intendanz
de Herr Feldmar gerufen. Unter seinen Mit¬
des Wiener Burgtheaters abgelehnt, als auch
spielenden machte ihn besonders Herr Storm
deren Aufführung am Volkstheater von der nie¬
in der Rolle des Seelsorgers durch eine glän¬
derösterreichischen Statthalterei verboten, so daß
zende Sprache die Palme des Abends so strit¬
sie ihre Uraufführung in Berlin erleben mußte,
tig, daß er sich im 4. Akte, wo der Priester
während deren Inhalt in Oesterreich, zunächst in
bei dem aus dem Gefängnis in sein Heim zu¬
Wien und Prag nur durch Vorlesungen (veran¬
rückkehrenden Professor erscheint, um sich mit
staltet durch Ferdinand Onno), bloß einem gela¬
ihm ehrlich und mannhaft auszusprechen, einen
denen Publikum bekannt werden konnte, welche
stürmischen Sonderbeifall bei offener Szene hol¬
Vorlesungen damals sowohl eine literarische Sen¬
te. Diese Szene, in der die beiden Vertreter der
sation als auch einen flammenden Protest gegen
entgegengesetzten Weltanschauungen ihr Rede¬
die völlig klerikalisierte österreichische Zensur bil¬
duell ausfechten, ist wohl die packendste des gan¬
deten. Das Aufführungsverbot war nach den da¬
zen Stückes und überragte wohl an literarischem
maligen Ansichtspunkten kein Wunder. Behan¬
Wert noch jene des 3. Aktes, wo es zum hoch¬
delt doch das Stück den Kampf zwischen Wissen¬
dramatischen Konflikt und Bruch in der von
schaft und Religion. Auf der Klinik des Professors
Bernhardy geleiteten Aerzteversammlung kommt.
Bernhardy liegt ein 18jähriges Mädchen an den
Von diesen ärztlichen Spezialitäten des Stückes
Folgen eines verbotenen Eingriffes, dem Tode
waren die einzelnen Mitglieder unseres Schau¬
geweiht. Sie hält sich für gesundet, trotzdem ihr
spiels, ergänzt durch die Operette, jeder nach sei¬
Leben nur noch nach Stunden zählt. Infolge
nem Fach eine Spezialität in ihrer darstellerischen
der vor der Auflösung eingetretenen Afforie
Leistung, voran Herr Erban als Vizedirektor¬
(Schmerzlosigkeit und Erleichterung) ist die Ar¬
Intriguant, dann insbesondere die Herren Ro¬
me von dem süßen Wahn befangen, es müsse
wak als Prof. Cyprian, Weber als Pflug¬
in den nächsten Stunden der Liebste kommen.
felder, Becker als Dr. Löwenstein, Liberte
um sie wieder ins Glück und Leben abzuholen.
als Exzellenz Flint, Diegel als Dr. Tugend¬
Da erscheint der Priester, um die Sterbende
vetter, Hans Nordek als Hochroitzpointner, und
mit den Sterbesakramenten zu versehen. Pro¬
treffend wirkend Herr Bauer als sarkastischer,
fessor Bernhardy verweigert dem Priester den
jovialer Hofrat. In den kleineren Rollen stan¬
Zutritt zum Sterbebett, um sie aus rein mensch¬
den Frl. Werner, sowie die Herren Beck¬
lichem Mitgefühl in Unkenntnis über ihren Zu¬
mann, Trojan, Waldow, Baß und Gei߬
stand der Auflösung zu lassen und betont, es
ler gut auf ihren Posten. Nur das Zusammen¬
sei kein gutes, ja sogar auch kein gottgefälliges
spiel muß besser klappen.
Hj.
Werk, wolle man sie aus ihrem letzten, süßen
Spielplan.
Wahn erwecken. Die Menschenpflicht des Arztes
Montag, den 23. Feber: Professor Bern¬
und die Priesterpflicht des Geistlichen geraten
hardy.“
da in einen schweren Konflikt, der für Professor
Dienstag, den 24. Feber: „Im weißen
Bernhardy insoferne schwere tragische Folgen zei¬
Rößel.“
tigt, als er unter Mitspielen anderer ehrloser
Mittwoch, den 25. Feber: „Die Kinoköni¬
Intriguen seitens einiger seiner Kollegen an dem
gin.“
Elisabethinum, dessen Vorstand er ist, um die
Donnerstag, den 26. Feber: „Im weißen
Stelle gebracht, ja sogar wegen Störung der
Rößel.“
Religion angeklagt, und zu zwei Monaten Arrest
Freitag, den 27. Feber: „Die tanzende
verurteilt wird. Dr. Bernhardy wandert in den Maske.“
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