II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 581

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25. Professor Bernhandi

H
i beträgt sich die Kirche, der Geist¬
Herrn Professors davon, die nicht aus Weltan¬
reicht als erster dem Gegner die
schauungsgründen, sondern aus Neid, als Stel¬
söhnung und läßt es völlig unent¬
lungssucher und kleinliche Menschenkinder dem
rt's für unentscheidbar, wer von
Helden Fußtritte geben.
atte, Arzt oder Priester. Auch die
Natürlich geht's auch bei Artur Schnitzler etwas
Unterrichtsminister stellen die
der
kunterbunt zu, und er findet sich zwischen absolu¬
haft wieder her und schütteln mit
tistischem und relativistischem Denken nicht zurecht,
ie man sich eigentlich über solche
wirst's durcheinander und gibt bald dem einen,
zen in die Haare geraten kann. Und
bald dem andern Recht.
schleichen die lieben Kollegen des
Damit kommt man auch nicht weiter, und unser

heutiges Drama der Gehirn= und Knochenerwei¬
chungen wird einem neuen erst Platz machen,
wenn der Mensch wieder seine Ruhe, Sicherheit!
und Gewißheit unter dem Baume des Lebens ge¬
Morgen abena
funden hat, wo man weder absolutistisch noch rela¬
tivistisch wähnt, meint, glaubt, denkt und grübelt,
überhäupt weniger aufs Wissen und Erkennen
st Schluß
gibt und mehr auf das Können, die Kunst.
Ausgabe für das 2. Abonnement
Schnitzlers „Professor Bernhardi“ ist schon ein
echtes undrichtiges Professoren=, Thesen= und Dis¬
der Rotterbühnen.
putierdrama. Auch am Dienstagabend, im Resi¬
edene Vorstellungen für
denz=Theater, ging es am fröhlichsten und lustig¬
sten in ihm zu, wenn die Leutchen sich gegenseitig
npreis einer Vorstellung!
um nichts und wieder nichts willen in die Haare
geraten Die Wasser der Kunst steigen nicht hoch.
dpreise für acht Vorstellungen:
Leichte Tragik — leichte Komit. Salonkunst in
Frack und schwarzem Anzug, die unseren Schau¬
BCD EF
spielern, auch den braven Mittelmäßigkeiten, am
en M. 4000.- 4800.- 6 400.-8 000.—
besten sitzt. So leicht kann sich da auch niemand
vergreifen. Heinz Salfner als Bernhardi suchte
ch Abonnements in höheren Preislagen!
so unheldisch wie möglich zu sein, und
ber unserer Theater=Abonnementskarten
spielte den Relativisten besser als den Absoluti¬
Recht, alle andern Vorstellungen der
sten, den Lüchler glaubhafter als den Kämpfer,
gegen Jahlung von ¼ der Kassenpreise
und vom. Märtyrer und Verfolgten wollte er nicht
viel wissen. Seinem Bernhardi dienen die zwei
ahme der Abonnementskarien ist der
Monate Gefängnis nur zum Heil, stärken die
% Lustbarkeitssteuer) zahlbar. Dabei
Gesundheit, und dieser tut gut daran, wenn er
gütung von 10% gewähri, so daß sich
weiter kein Aufsehen davon macht. Die lustigste
och um 1/10 ermäßigen.
und heilerste Gestalt des Abends. Rudolf Klein¬
Rhadens selbstgefälliger Streber und intrigan¬
entskarten sind in allen Geschäftsstellen
ter Konkurrent, der Professor Ebenwald, Berthold
er Bezieher unseres Blattes kann soviel
Roses lannig satirisierter Tugendvetter, Edmund
men, wie er für seinen Familienkreis
Löwes munter manschelnder Dr. Löwenstein und
lt benötigt.
Josef Blein als warmherziger und wackerer
Freund stachen aus der reichen Fülle der Männer
lbonnemenks-Ausgabe am 3. Mürz
der Gelehrtenrepublik am charakteristischsten
hervor. Heinrich Schroth gab dem Pfarrer die
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vornehme, ideale und überlegene Haltung, die
ihn auch vor einem Professor Bernhardi auszeich¬
net. Keller=Nebris gut repräsentierender Mi¬
nister, Schröder=Schromm und Max Berger in
kleinen Episoden witzig und spaßig fielen noch
auf im tüchtigen Zusammenspiel.
Julius Hart.