II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 619

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25. ProfessenBernhandi
Stelle setzt. Da erklang aber auch der Hymnus auf jene höchste und erha¬
benste Auffassung ärztlicher Pflicht, die dem von schwersten Qualen ge¬
marterten und alle, die ihn lieben, mitfolternden Todgezeichneten die heiß er¬
sehnte Erlösung bringt, der Kampfruf für das Recht des Arztes, dort, wo
kein Leben mehr zu retten, zu bewahren ist, Helfer des jedes Leid ver¬
löschenden Allheilands zu sein.
In klarem und vollem Bewußtsein, an ein aufreizendes, ein revolutionäres
Werk zu schreiten, wollte Schnitzler das lezterwähnte Motiv zum Kern seines
Stückes machen. Er kam während der Arbeit davon ab und glitt auf jenes
andere hinüber, das den gewissenhaften, nur für seinen Patienten besorgien
Arzt mit Glauben und Aberglauben, mit Kirche und Staat zusammenprallen
läßt. Der Gesellschaftskritiker, der Gesellschaftsarzt meldete sich zum Wort,
als Herold reiner Menschlichkeit. Da tauchten Erinnerungen auf an Vor¬
kommnisse, die da zeigten, wie auf einer Wiener Klinik reinster Menschlich¬
keit, wie edelsten Strebungen, reinsten wissenschaftlichen und humanitären
Betätigungen die Hexe Politik tückisch in den Rücken fällt, Politik in ihrer
häßlichsten, anwidernsten Form, jene Parteipolitik, der über dem allgemeinen
Wohl und Heil der Vorteil der Gruppe und Sippe, die Glorie eines in Talmi¬
glanz schimmernden Schlagwortes steht. Unter dem Einfluß solcher Erinne¬
rungen entstand die Komödie, in der die politische Lüge dem reinen Men¬
schentum den Prozeß macht, ahnungslos aber selbst auf die Anklagebank
gerät und von jedem Einsichtigen, jedem Gerechten verurteilt wird, die Ko¬
mödie „Professor Bernhardi“, des unparteiischen Helden und Märtyrers ärzt¬
lichen Pflichtgefühls.
Das Stück, an das sich selbstredend das Burgtheater nicht heranwagte,
erschien. Sofort stürzte sich eine engherzige, kleinliche Zensur darauf und
stemmte sich, angeblich aus religiösen Gründen, starrköpfig gegen die Auf¬
führung an österreichischen Bühnen, ja brachte sogar zuwege, eine Vorstel¬
lung des Berliner Theaters für die Wiener in Preßburg zu verhindern. Aber
die religiösen Gründe waren nur Vorwand. Von einer kirchenfeindlichen Ten¬
denz ist in dem Drama keine Spur. Die sympathischeste, hellste Gestalt darin
ist der Geistliche. Das Machtbewußtsein der katholischen Kirche war nicht zu
schützen. Vielleicht galt es, die Bigotterie der Dynastie und ihrer Getreuesten
zu schonen, vor allem aber ging es dem Beamtentum um eine Kraftprobe,
das sich in zwei ironisierten Gestalten, den Repräsentanten des Gaukel- und
Schaukelspiels des Ministeriums für Kultus und gegen Unterricht kompromi¬
#tiert sah. „Solange ich in Österreich etwas zu reden habe, wird dieser
„Bernhardi“ stumm bleiben“, sagte mir damals der oberste Gebieter der Zen¬
sur, Statthalter Baron Bienerth, der sich in dem Minister des Stückes zu er¬
kennen glaubte und jede Gegenversicherung abwies. Er behielt recht. Der
Weltkrieg mußte mit Millionenmorden über Europa hinstürmen, Reiche zer¬
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