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25. PrfesBenhand
gpces schadennnbnden
ARA
endarree ssuricee # nes-aussenurradae
BERLIN SO 16, RUNGESTRASSE 22-24
Germania, Berlin
Abend=Ausgabe
Ausschnitt aus der Nummer vom: 2 A UAN 1930
keit für so wesentlich, daß er dem Priester, der der Schwer¬
kranken die Sterbesakramente bringen will, den Zutritt ver¬
/Theater in der Königgräßer
weigert. Aus dieser Tatsache, die in sich schon falsche Voraus¬
setzungen birgt (wie gleich bewiesen wird), leitet Schnitzler
Straße
%
seine „Komödie“ her, die darin besteht, daß gegen Professor
* Arthur Schnitzler: „Professor Bernhardi“.
Bernhardi die systematische Hetze eröffnet wird, endigend mit
zwei Monaten Gefängnis wegen Mißachtung und Beleidigung
Als Arthur Schnitzler diese Komödie schrieb, war es
der christlichen Weltanschauung.
zwei Jahre vor dem Krieg. Sie spielt aber noch zwölf Jahre
Zunächst muß festgestellt werden, daß kein Priester zu einer
früher, im Wien um 1900. Im Jahre 1900 aber war Arthur
Kranken gehen wird, die sich den kirchlichen Zuspruch grund¬
Schnitzler bereits achtunddreißig Jahre alt, 1912 also ein
sätzlich verbeten hat. Dann ist Schnitzler völlig im Irrtum,
Fünfziger.
wenn er glaubt, irgend ein sterbender Katholik sähe in dem
Man halte diese Rechnerei nicht für unwichtig, besonders,
Esistlichen der ihm die letzten Tröstungen bringt, den uner¬
wenn man überlegt, daß Victor Barnowoky es für wichtig und
bittlichen Todosengel, nach dessen Erscheinen es nur noch das
richtig hält, diesen längst vergessenen Lavenhüter der Schnitz¬
Ende gäbe. Schnitzler weiß das selbst; denn er läßt einen seiner
lerschen Werkstatt jetzt, 1930, noch einmal ans Licht zu ziehen.
Aerzte im Veklauf des Stückes davon sprechen, daß schon
Würde es sich um irgendein „Theater an sich“ handeln, meinet¬
mancher Kranke nach der heiligen Wegzehrung in nahezu wun¬
wegen um „Fräulein Else“ dann wäre nichts gegen die Wieder¬
derbarer Weise wieder gesund geworden sei. Aber das ist ihm
aufnahme zu sagen. Diese Komödie aber — die alles andere als
bei der Konstruktion des Falles unwichtig. Darum ist auch die
eine Komödie ist — hat der Dr. med. Schnitzler einmal ge¬
dritte Prämisse falsch, auf der der Autor sein Stück aufbaut,
schrieben in der Absicht, gegen seine Zeit zu polemisieren. Der
wonach der Chefarzt des Krankenhauses dem Geistlichen den
stritteste Beweis dafür ist wohl der, daß in dem ganzen Stück
Weg zum Krankenbett wehrt, in der Angst, das könnte der !#
zwar einundzwanzig Männer, aber nur eine einzige Frau auf¬
Kranken schaden. — Es ist dann nicht verwunderlich, wenn die
tritt, und diese spielt als Krankenschwester Ludmilla eine durchaus
Intriguen, die gegen Schnitzlers Helden gesponnen werden,
nebensächliche Rolle. Man wird zwar jetzt behaupten, man habe
sehr schwach und kurzatmig sind, ebenso wie sein Geknatter einer #.
heute in Zeitpunkt der Zeitstücke eine Verbeugung vor diesem
sogenannten freien Auffassung gegen kirchliche Grundsätze. Daß
Ahnen des politischen Theaters machen wollen. Besonders Bar¬
er diese Grundsätze außerdem noch verzerrt ins Heuchtirische und
nowsky, der diesen Schnitzler vor längeren Jahren zuerst nach
Muckerische und einen Priester auf die Bühne stellt, wie ihn
Berlin brachte, wird sich darauf berufen. Aber „Professor Bern¬
nur ein Liberaler ausdenken kann, macht die Position des
hardi“ wirkt weder historisch, noch wirkt er
Autoks nur noch schwächer. Er verliert sich gerade in den letz¬
altuell. Zum einen fehlt ihm die überzeitliche Bo¬
#ten beiden Bildern in spannungslosen Dialogen und Diskussio¬
deutung, zum anderen fehlt ihm entschieden die politi¬
nen. Kein Mensch kann weinen oder gar lachen über diesen
sche Durchschlagskraft.
seinen Heros der Jahrhundertwende, seinen Kämpen in der
Was uns besonders interessiert, ist zweierlei: Das Stück
Front sogen. aufgeklärter Wissenschaft gegen die Kirche. Wen
zeigt die heillose Begriffsverwirrung und die geistige Substanz¬
interessiert ans heute noch? Und wer glaubt, auch unter den
liberalsten Sozialdemokrten, heute nock, an diese Verzeichnung!
armut der Jahre vor dem Kriege, als Arthur Schnitzler, der
Warum also bringt Barnowsky dieses Stück mit soviel,
liberale Arzt, seinen „Professor Bernhardi“ schreiben zu müssen
Aufwand heraus? — es gibt bofür weder Erklärung noch Ente
glaubte gegen die Wiener „Klerikalen“. Er konstruiert sich
dazu folgenden Fall. In einer Klinik liegt ein Mädchen im
schuldigung. Auch scheint er während der Vorbereitung Angst
vor der eigenen Courage bekommen zu haben; denn er bricht
Sterben, an der ein Landarzt einen unerlaubten Abortus vor¬
alle Spitzen ab und versucht aus einem dramatischen Angriff
genommen hat. Sie weiß in ihrer Euphorie nicht, daß nichts
mehr zu retten ist.
der eigentlich nur die Wiener angeht, eine gedämpfte Charak¬
Der Chefarzt, Professor Bernhardi, hält diese Sterbeselig= terstudie zu machen. Man kann ihm nur bestätigen: Die Ret¬
1100
tung Schnitzlers und
Literatur ging dane
Trotz des schaust
ner in der Titeln
Salfner, Erwi
Paul Otto al
Hörbiger als des
baur als Pfarrer i
zuzubilligen, daß sie
reichs einigermaßen
Aber schließlich sind
gen verwickelt. Wen
das ist das zweite,
das Premierenpublik
sohald der Priester al
gierte, als die Ausei
Redensarten verlief,
das Zeitstück schreibt,
punkt steht, nicht nur
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BERLIN SO 16, RUNGESTRASSE 22-24
Germania, Berlin
Abend=Ausgabe
Ausschnitt aus der Nummer vom: 2 A UAN 1930
keit für so wesentlich, daß er dem Priester, der der Schwer¬
kranken die Sterbesakramente bringen will, den Zutritt ver¬
/Theater in der Königgräßer
weigert. Aus dieser Tatsache, die in sich schon falsche Voraus¬
setzungen birgt (wie gleich bewiesen wird), leitet Schnitzler
Straße
%
seine „Komödie“ her, die darin besteht, daß gegen Professor
* Arthur Schnitzler: „Professor Bernhardi“.
Bernhardi die systematische Hetze eröffnet wird, endigend mit
zwei Monaten Gefängnis wegen Mißachtung und Beleidigung
Als Arthur Schnitzler diese Komödie schrieb, war es
der christlichen Weltanschauung.
zwei Jahre vor dem Krieg. Sie spielt aber noch zwölf Jahre
Zunächst muß festgestellt werden, daß kein Priester zu einer
früher, im Wien um 1900. Im Jahre 1900 aber war Arthur
Kranken gehen wird, die sich den kirchlichen Zuspruch grund¬
Schnitzler bereits achtunddreißig Jahre alt, 1912 also ein
sätzlich verbeten hat. Dann ist Schnitzler völlig im Irrtum,
Fünfziger.
wenn er glaubt, irgend ein sterbender Katholik sähe in dem
Man halte diese Rechnerei nicht für unwichtig, besonders,
Esistlichen der ihm die letzten Tröstungen bringt, den uner¬
wenn man überlegt, daß Victor Barnowoky es für wichtig und
bittlichen Todosengel, nach dessen Erscheinen es nur noch das
richtig hält, diesen längst vergessenen Lavenhüter der Schnitz¬
Ende gäbe. Schnitzler weiß das selbst; denn er läßt einen seiner
lerschen Werkstatt jetzt, 1930, noch einmal ans Licht zu ziehen.
Aerzte im Veklauf des Stückes davon sprechen, daß schon
Würde es sich um irgendein „Theater an sich“ handeln, meinet¬
mancher Kranke nach der heiligen Wegzehrung in nahezu wun¬
wegen um „Fräulein Else“ dann wäre nichts gegen die Wieder¬
derbarer Weise wieder gesund geworden sei. Aber das ist ihm
aufnahme zu sagen. Diese Komödie aber — die alles andere als
bei der Konstruktion des Falles unwichtig. Darum ist auch die
eine Komödie ist — hat der Dr. med. Schnitzler einmal ge¬
dritte Prämisse falsch, auf der der Autor sein Stück aufbaut,
schrieben in der Absicht, gegen seine Zeit zu polemisieren. Der
wonach der Chefarzt des Krankenhauses dem Geistlichen den
stritteste Beweis dafür ist wohl der, daß in dem ganzen Stück
Weg zum Krankenbett wehrt, in der Angst, das könnte der !#
zwar einundzwanzig Männer, aber nur eine einzige Frau auf¬
Kranken schaden. — Es ist dann nicht verwunderlich, wenn die
tritt, und diese spielt als Krankenschwester Ludmilla eine durchaus
Intriguen, die gegen Schnitzlers Helden gesponnen werden,
nebensächliche Rolle. Man wird zwar jetzt behaupten, man habe
sehr schwach und kurzatmig sind, ebenso wie sein Geknatter einer #.
heute in Zeitpunkt der Zeitstücke eine Verbeugung vor diesem
sogenannten freien Auffassung gegen kirchliche Grundsätze. Daß
Ahnen des politischen Theaters machen wollen. Besonders Bar¬
er diese Grundsätze außerdem noch verzerrt ins Heuchtirische und
nowsky, der diesen Schnitzler vor längeren Jahren zuerst nach
Muckerische und einen Priester auf die Bühne stellt, wie ihn
Berlin brachte, wird sich darauf berufen. Aber „Professor Bern¬
nur ein Liberaler ausdenken kann, macht die Position des
hardi“ wirkt weder historisch, noch wirkt er
Autoks nur noch schwächer. Er verliert sich gerade in den letz¬
altuell. Zum einen fehlt ihm die überzeitliche Bo¬
#ten beiden Bildern in spannungslosen Dialogen und Diskussio¬
deutung, zum anderen fehlt ihm entschieden die politi¬
nen. Kein Mensch kann weinen oder gar lachen über diesen
sche Durchschlagskraft.
seinen Heros der Jahrhundertwende, seinen Kämpen in der
Was uns besonders interessiert, ist zweierlei: Das Stück
Front sogen. aufgeklärter Wissenschaft gegen die Kirche. Wen
zeigt die heillose Begriffsverwirrung und die geistige Substanz¬
interessiert ans heute noch? Und wer glaubt, auch unter den
liberalsten Sozialdemokrten, heute nock, an diese Verzeichnung!
armut der Jahre vor dem Kriege, als Arthur Schnitzler, der
Warum also bringt Barnowsky dieses Stück mit soviel,
liberale Arzt, seinen „Professor Bernhardi“ schreiben zu müssen
Aufwand heraus? — es gibt bofür weder Erklärung noch Ente
glaubte gegen die Wiener „Klerikalen“. Er konstruiert sich
dazu folgenden Fall. In einer Klinik liegt ein Mädchen im
schuldigung. Auch scheint er während der Vorbereitung Angst
vor der eigenen Courage bekommen zu haben; denn er bricht
Sterben, an der ein Landarzt einen unerlaubten Abortus vor¬
alle Spitzen ab und versucht aus einem dramatischen Angriff
genommen hat. Sie weiß in ihrer Euphorie nicht, daß nichts
mehr zu retten ist.
der eigentlich nur die Wiener angeht, eine gedämpfte Charak¬
Der Chefarzt, Professor Bernhardi, hält diese Sterbeselig= terstudie zu machen. Man kann ihm nur bestätigen: Die Ret¬
1100
tung Schnitzlers und
Literatur ging dane
Trotz des schaust
ner in der Titeln
Salfner, Erwi
Paul Otto al
Hörbiger als des
baur als Pfarrer i
zuzubilligen, daß sie
reichs einigermaßen
Aber schließlich sind
gen verwickelt. Wen
das ist das zweite,
das Premierenpublik
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Redensarten verlief,
das Zeitstück schreibt,
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