e eneder Bumm
heit und Böswilligkeit gegen einen Mann jüdi¬
schen Glaubens.
Professor Bernhardi, berühmter Arzt, Direk¬
tor einer Klinik, verweigert dem Geistlichen den
Zutritt zu einer Sterbenden, die im Zustande der
„Euphorie“, der wohltätigen Selbsttäuschung vor
dem En#e, nicht ahnt, daß sie sterben muß —
was ihr durch den Anblick des Pfarrers grau¬
same Gewißheit würde. Das muß er durch Ver¬
folgung und Gefängnis büßen.
Aber mit welcher Kunst ist das nun geführt!
Mit welcher Ueberlegenheit des Geistes. Mit
Fot. Schmiegelski
Fritz Kortner und Ernst Stahl-Nachbaur
in Arthur Schnitzlers Schauspiel „Pro¬
fessor Bernhardi“ im Theater in der
Königgrätzer Straße.
5
welck feinem Humor in allem Genst der Dar¬
legungen und welch würdiger Gerechtigkeit in
der Prüfung der verschiedenen Standpunkte. Wo
bleiben unsere heutigen sogenannten „Zeitstücke“
mit ihrer tendenziösen Brutalität gegen so
warmherzige Weisheit und so meisterliche Füh¬
rung des Dialogs!
Barnowsky hat schon damals in seiner
ersten Direktionsperiode im Kleinen Theater
dies Stück vorzüglich herausgebracht. Der Abend
der Premiere war denkwürdigt nach dem ersten
Akt, der in der Klinik spielt, verbreitete sich
im Hause die Kunde, daß soeben in einer ande¬
ren veritablen Berliner Klinik Otto Brahm ge¬
storben sei ...
Die jetzige Aufführung und Inszenierung
steht der ersten nicht nach. Außerordentlich
Kortner in der tragenden Rolle. Ein Mensch
von großem Umriß, den natürliches Empfinden
für das Rechte, das zu tun ist, in fast grotesk¬
tragische Verwirrung bringt Mit einfachsten
Mitteln wird unmittelbare Wahrheit des Lebens
vor uns gestellt.
Daneben das Aerztekollegium, eine Samm¬
lung glänzend gelungener Typen: Bressartl
Salfner (der einst oft den Bernhardi gab),
Schnell, Mamelok, Ettel Harry
Hardt, die Anständigen und die Streber,
vor allem Kalser, der drollige Unbedingte
des Rechtsgefühls. Stahl=Nachbaur:
ein Pfarrer von bester Haltung. Dazu Otto
und Hörbiger, die feinen und ironischen
Herren aus dem Ministerium. Beachtlich noch
Herbert Grünbaum in der Rolle eines
armseligen, gehetzten kleinen Provinzarztes.
Der Beifall war von größter Herzlichkeit
und Dauer.
A. 0.
nee #
geote Scnnveranhaden
sadarves sturatnse #etruses-aussenwertedae
BERLIN SO 16, RUNGESTRASSE 22-24
Kölnische Zeitung, Röln
Abend-Ausgabe
Ausschnitt aus der Nammer vom: 9 B. „AN 1930
Schnitzler: Professor Bernhardi
„Nachdem mit dem Fall Dreyfus schon ein überjähriges Tendenzstück
ch diesem Theaterwinter sein Glück gemacht hatte, fühlie sich Barnowsky
im T#ahter in der Königgrätzer Straße veranlaßt ein
zweitez. Professor Bernhardi von Schnitzler, einzustudieren.
Dichterisch jieht Schnitzlers Werk viel höher als das Stück von Rehfisch¬
und Herzog. Trotzdem berührt es den heutigen Zuschauer reichlich ver¬
staubt. Die Verhältnisse im alten Österreich, auf denen das Stück beruht,
bestehen nicht mehr, und der Schrei nach Duldsamkeit, den Schnitzler gegen
die klerikale Seite ausstößt, müßte heute gegen ganz andre Seiten
gerichtet werden. Da das Stück in verschiedenen Wissenschaftlern wirk¬
same Rollen bietet, erprobte sich seine Theaterkraft von neuem. Kort¬
ener als Professor Bernhardi selbst trug, und wohl mit Recht, den Haupt¬
Nysms.
anteil des Erfolgs davon.
—
heit und Böswilligkeit gegen einen Mann jüdi¬
schen Glaubens.
Professor Bernhardi, berühmter Arzt, Direk¬
tor einer Klinik, verweigert dem Geistlichen den
Zutritt zu einer Sterbenden, die im Zustande der
„Euphorie“, der wohltätigen Selbsttäuschung vor
dem En#e, nicht ahnt, daß sie sterben muß —
was ihr durch den Anblick des Pfarrers grau¬
same Gewißheit würde. Das muß er durch Ver¬
folgung und Gefängnis büßen.
Aber mit welcher Kunst ist das nun geführt!
Mit welcher Ueberlegenheit des Geistes. Mit
Fot. Schmiegelski
Fritz Kortner und Ernst Stahl-Nachbaur
in Arthur Schnitzlers Schauspiel „Pro¬
fessor Bernhardi“ im Theater in der
Königgrätzer Straße.
5
welck feinem Humor in allem Genst der Dar¬
legungen und welch würdiger Gerechtigkeit in
der Prüfung der verschiedenen Standpunkte. Wo
bleiben unsere heutigen sogenannten „Zeitstücke“
mit ihrer tendenziösen Brutalität gegen so
warmherzige Weisheit und so meisterliche Füh¬
rung des Dialogs!
Barnowsky hat schon damals in seiner
ersten Direktionsperiode im Kleinen Theater
dies Stück vorzüglich herausgebracht. Der Abend
der Premiere war denkwürdigt nach dem ersten
Akt, der in der Klinik spielt, verbreitete sich
im Hause die Kunde, daß soeben in einer ande¬
ren veritablen Berliner Klinik Otto Brahm ge¬
storben sei ...
Die jetzige Aufführung und Inszenierung
steht der ersten nicht nach. Außerordentlich
Kortner in der tragenden Rolle. Ein Mensch
von großem Umriß, den natürliches Empfinden
für das Rechte, das zu tun ist, in fast grotesk¬
tragische Verwirrung bringt Mit einfachsten
Mitteln wird unmittelbare Wahrheit des Lebens
vor uns gestellt.
Daneben das Aerztekollegium, eine Samm¬
lung glänzend gelungener Typen: Bressartl
Salfner (der einst oft den Bernhardi gab),
Schnell, Mamelok, Ettel Harry
Hardt, die Anständigen und die Streber,
vor allem Kalser, der drollige Unbedingte
des Rechtsgefühls. Stahl=Nachbaur:
ein Pfarrer von bester Haltung. Dazu Otto
und Hörbiger, die feinen und ironischen
Herren aus dem Ministerium. Beachtlich noch
Herbert Grünbaum in der Rolle eines
armseligen, gehetzten kleinen Provinzarztes.
Der Beifall war von größter Herzlichkeit
und Dauer.
A. 0.
nee #
geote Scnnveranhaden
sadarves sturatnse #etruses-aussenwertedae
BERLIN SO 16, RUNGESTRASSE 22-24
Kölnische Zeitung, Röln
Abend-Ausgabe
Ausschnitt aus der Nammer vom: 9 B. „AN 1930
Schnitzler: Professor Bernhardi
„Nachdem mit dem Fall Dreyfus schon ein überjähriges Tendenzstück
ch diesem Theaterwinter sein Glück gemacht hatte, fühlie sich Barnowsky
im T#ahter in der Königgrätzer Straße veranlaßt ein
zweitez. Professor Bernhardi von Schnitzler, einzustudieren.
Dichterisch jieht Schnitzlers Werk viel höher als das Stück von Rehfisch¬
und Herzog. Trotzdem berührt es den heutigen Zuschauer reichlich ver¬
staubt. Die Verhältnisse im alten Österreich, auf denen das Stück beruht,
bestehen nicht mehr, und der Schrei nach Duldsamkeit, den Schnitzler gegen
die klerikale Seite ausstößt, müßte heute gegen ganz andre Seiten
gerichtet werden. Da das Stück in verschiedenen Wissenschaftlern wirk¬
same Rollen bietet, erprobte sich seine Theaterkraft von neuem. Kort¬
ener als Professor Bernhardi selbst trug, und wohl mit Recht, den Haupt¬
Nysms.
anteil des Erfolgs davon.
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