II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 794

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25. Brofesser-Bernhandl
gereicht wurde, vor Verzückung über die
nicht alle Edelleute sind; und daß es da manch¬
übte Bühnenkunst schmilzt.
mal zu unliebsamen Vorfällen kommt, Klatsch
Dabei ist auch das, auch das Theatermäßige,
und Tratsch und Aushorcherei und Zank und
al
auch Regie und Spiel billig und billiger. All¬
Stank und Liebelei; mißliche Familienverhält¬
tägliches wird alltäglich gemacht; mit selbstver¬
nisse und unbefriedigte Sehnsucht aus dem
ständlicher Rontine. Was gehört schon dazu?
Schatten in die Sonne; auch Ehestörungen. Und
Es war bei Gott nicht nötig, Albert Basser¬
eines Tages betrunkene Eifersucht und zwei
mann für diesen flachen Sketch zu bemühen.
Schüsse und zwei Tote und eine Mordkommission
Das Wenige was da zu machen war
und heulendes Elend, — Schluß.
Suff, bissel Totschlag, bissel heulendes Elend —,
In jeder Zeitungsnummer findet man mehr,
hat er natürlich gemacht. Mehr Dank noch ver¬
in jedem Mordbericht ebensoviel Drama, wie in
dienten — man wird bescheiden in den Berliner
den drei Akten, die man da der Uebersetzung aus
Schauhäusern — Rosa Valetti, die eine Hinter¬
dem Amerikanischen für wert gehalten hat. Nicht
hausschlampe mit ungewaschenem Maul mimte
einen Satz, nicht eine Szene lang hebt sich das
und ihr Hundchen früh und spät an der Strippe
stupide Machwerk über das Niveau der arm¬
Gassi gehen ließ, und Herr Karl Huszar=Puffi,
seligsten, gehetztesten Reportage. Neue Sachlich¬
der als dicker, gutmütiger, vaterlandsfroher
keit; seit dreißig Jahren an den Schuhsohlen ab¬
(andere dürfen das!) italienischer Musikant einem
gelaufener naturalistischer Jammer, tief verlogen
ein bißchen Heiterkeit atmen ließ in der Stickluft
in seiner Wirklichkeit. So fing es damals an
dieser undramatischen Armseligkeit. Grete Mos¬
vor vierzig Jahren — auch mit dem Schmerz¬
heim — lieb — schade.
geschrei einer Gebärenden hinter der Szene. Nur,
Noch ein verlorener Abend; noch ein Blind¬
daß heute der Kreis, aus dem damals eine Ge¬
gänger.
bärzange höhnisch über die Rampe auf die Bühne
Kunst, Geld, Polllik und der eimeinc.
Aussteaangsranst dbei nicht:
Kritische Anmerkungen zur Kundgebung der Künstlerschaft.
sagen, daß dies eine leichtfertige, verschwende¬
Vor einigen Tagen wurde Berlin überrascht,
rische Geste sei! Deutschland und Berlin
durch eine große Kundgebung der Gesamt¬
brauchen wirklich und dringlich und
künstlerschaft, die einmütig und stürmisch
notwendig ein würdiges Haus, um
ein neues Ausstellungsgebäude for¬
darin internationale Beziehungen
derte. Den Gründen konnte man sich schwer ent¬
zu pflegen, ein Haus, in dem vor aller Welt
ziehen, und die leider so seltene Einmütigkeit ver¬
bewiesen werden kann, daß es eine so starke, leben¬
dient Sympathie. Und dennoch fragt man viel¬
dige, junge deutsche Kunst gibt, daß es sich lohnt,
leicht, ob ein neues Ausstellungsgebäude nötig,
sie anzuschauen, sie zu kaufen, sie zu besitzen.
ja sogar, ob die bildende Kunst, die Malerei also,
Das Gefühl, zu dieser Kunst und ihrem Ringen
die Architektur und die Plastik, heutzutage noch
für eine höhere Ehre der Nation das bürgerliche
ein so großer Gegenstand öffentlichen Interesses
Fundament zu sein, sollte dem einzelnen, der —
sei.
man muß heute nahezu schreiben „das Glück“ hat,
Was die finanzielle Seite angeht,
nicht aus quälendem Drang malen und meißeln
schwanken die Berechnungen der Fachleute zwi¬
zu müssen, eigentlich schon genügen. Es sollte
schen drei und sieben Millionen. Ohne den
genügen, mit Verständnis und vielleicht sogar
Grund und Boden, aber für einen statt¬
mit der Tat der deutschen Kunst zu dem Pferd
lichen und ausreichenden Bau einschließlich eines
zu verhelfen, auf dem sie zeigen kann, ob sie
größeren Wirtschaftsbetriebes. Nimmt man mit
F. A. Dargel.
zu reiten vermag.
fünf Millionen die Mitte, so bleibt das natürlich
immer noch eine sehr stattliche Summe. Wobei
noch die Voraussetzung besteht, daß das Terrain
nichts kostet, also etwa fiskalischer Besitz ist. Es
wurde auf der Kundgebung gesagt, das Kultus¬
ministerium habe bereits seit längerem etwa
825

700000 Mark als erste Rate bereitgestellt.
Das Gelände des alten „Palastes“ am Lehrter
Bahnhof wurde mit etwa drei Millionen Mark
bewertet, und die Künstlerschaft hat darauf ohne
Zweisel ein starkes moralisches Anrecht. Nun ge¬
hört es jedoch, wenn wir richtig unterrichtet sind,
zu großen Teilen der Eisenbahn, die am Lehrter