II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 807

25. Brofess-Bernhand

Mittwoch, 11. Juni 1936
st
Theater und Kanst.
alt
#nt.
er¬
nd)
„Professor Vernhardi.“
Mit Fritz Kortner im Deutschen Volkstheater.
Unser in Berlin berühmt gewordener
der
Landsmann Fritz Kortner kam diesmal
nur als flüchtiger Gast zu uns. Denn er trat
Uhr
nur zweimal auf. Man sah seinen Professor
ung
Bernhardi
in
Schnitzlers prophetischer
i
Komödie gleichen Namens. Prophetisch?
nd¬
nds,
Jawohl. Weil sie heute wahrer ist als vor
ger¬
anderthalb Jahrzehnten, als sie entstanden.
Im übrigen gibt es kein Dichterwerk — und
Uhr
wäre es von erdentschwebter Phantasie in
oald
noch so feinstem Gespinst des Gedankens ge¬
tag,
woben, dessen Seele nicht Wahrheit ist. Was
in,
das Wahre in Schnitzlers politischer Spitals¬
komödie ist? Die Menschen sind es,
ter.
Aerzte, oder sagen wir lieber: die Tem¬
nen
peramente.
kte,
Wie Kortner den Bernhardi auffaßt?
nd¬
Zweifellos geistreich und eigenartig. Der Ge¬
den,
meinheit der Welt so überlegen, daß er sie nicht
ten¬
einmal mit den Fußspitzen fühlt. Dabei von
#
einem unerschütterlichen Glauben an sein ein¬
zu
faches und doch großes Selbst. So die geistigen
Linien, in die der Künstler die Gestalt bannt.
7on
Das physische Bild stimmte allerdings nicht
hrige
so ganz mit solch ideeller Auffassung überein.
Dieser ruhige Denker sprach zu viel mit den
esuch
Händen. Dieser so gar nicht auf Effekt be¬
dachte Mensch hielt oft eine ganze Viertel¬
mit
stunde lang den Atem zurück, um ein Sprech¬
hat
piano zu erzeugen — als Fölie für ein plötz¬
ibe
lich hervorbrechendes Forte. Gewiß, Kortner
nung
übertrieb nicht nach oben, aber zu Zeiten doch
hrige
nach unten: Er sprach stellenweise tonlos, so
ihrer
tot
daß man ihn nicht verstand. Aber im ganzen
war's doch eine Leistung — ungewöhnlich in
Kraft und Eindruck.
urde
Die von Forest geleitete Vorstellung
de
hätte vielleicht noch ein, zwei Proben
1
braucht. (Ein untrügliches Zeichen dafür ist
ssen.
its¬
immer das „Versprechen“ der Schauspieler.)
Es fehlte keiner der guten Charakteristiker
stern
dieser Bühne, wie Nowotny, Olden, Kutschera,
mpt¬
Böhm,
Brandt,
Krones,
inen¬
Puchstein,
ellen¬
Loibner usw auf der Szene. Sie brachten alle
che
Farbe und Leben in das Bild. Neu schien.
sucht.
uns Otto Schmöle als Dr. Filitz. Schon die
men= Maske ein Schlager! Wie die ganze Leistung.
Der geistliche Herr Onnos voll Würde und
bricte
Glauben. Interessante Gegenstücke bildeten
hat
dem
diesmal Kurt Lessen und Anton Edthofer. Der
in
eine als Minister Dr. Flindt, der Typus des
1
altösterreichischen Beamten, der immer eine
gasse,
beits= interessante Ausrede für Farbenwechsel findet,
sucht, der andre als rötlich gefärbter Hofrat, der aber
den Schimmel seines Radikalismus doch nie
ilfen¬
über das schwarzgelb abgesteckte Exerzierfeld
sich
seines Ministeriums hinausreiten läßt.
f#
treter
Reizend übrigens die einzige Frau des
higa
Stückes, Elisabeth Markus, als Kranken¬
im
schwester.
ver¬
Die
Die Vorstellung währte bis elf Uhr. Aber
ürtel,
alles blieb auf das lebhafteste angeregt bis
zum Schluß im Hause. Auch Artur Schnitzler.
suchte
je mit
Er saß versteckt im Hintergrund einer Loge.
chwer¬
J. St.
Er konnte sich freuen.
seiner
wegen
ndert.
box 31/6
1e1
Pau. Sgunge an der H
seines

Musikakademie,
„H6“

Ma essorenkollegiu
rgaben
Fritz Kortner als
testaktionen f.
Die
divergierende
zer ein
Professor Bernhardi
Unterrichtsmetl
n de
* Fritz Kortner hat am Samstag den Pro¬
machten sich g.
Spiel fessor Bernhardi im Volkstheater gespielt, eine
der Leitung di
inge¬
seiner Figuren aus letzterer Zeit, aus seiner
Veränderungen
Grete
luhigeren Periode seiner schauspielerischen
Hofrat Springe
enthelEntwicklung. Er ging ja jahrelang ziomlich laut
mung gemacht)
Osseres
mit den neuesten Theatermoden, machte den
sich einzelne
Expressionismus mit und ist jetzt wieder zu
Hörte man, dal
6 des
einer Gestalt gelangt, wie jener Professof Bern¬
„Differenzen“
lange
hardi, in der sich seine unmittelbare Mensch¬
einer demonstr“
Reprä¬
lichkeit erweisen kann, verblüffende Lebens¬
anderen Mitglit
chsam
nähe, völlig untheatralisches Erfassen einer
Die Tätsache
#inder¬
Oestalt, die aus erster Dichterhand stammt.
und die staatli
lieben
Man nruß es immer wieder sagen: Wie hoch
dener Führersc
der
rthalb i stcht Artur Sehnitzlers Bernbardi-Stück im
Zwockdieflich,
Welt: Gefüge der Literatur der letzten zwanzig Jahre.
die Persönlicht
wie herrlich-österreichisch ist das Werk in
Souverähität
haben
seiner Anklage, seiner Verteidigung und seiner
organisatorisch
st ihr
Satire. Von éiner Aktualität ausgehend, hat es
Tanz¬
Grund auf zu
schon heute österreiehischen Ewigkeitswert. Es
Es ist kein
lichts“zeigt eine Gegend dieses Landes, ist Ausschnitt
daran gearbeit
aus einer seiner Welten, es entdeckte die
ünst-
eine nete Po#
chen- Cliquen und Claquen, die auch in der Medizin
ihm schtildig.
leben, un1 hält an der Wissensehäft fest, die
nach Brot und Intrige geht.
Iheit
Friedl H
Die Volkstheatervorstellung ist in der Stim¬
mehr
nrung güt, müß“, aber in allen kleinen Episoden
eirem
ver¬
vollkommen sein. Denn das Volkstheater kann
* Die „W
Graziel gerade solche Stücke absolut einwandfrei und
Erfolgserié ind
derlvorbildlich spielen. Edthofers Hofrat Winkler
auf ihrer Reis
paßtist ein eminent österreichischer Mensch, ge¬
und wie in
und scheit, witzig und schlampert. Ferdinand Onno
Häeflin d#
eicht #haft die dichterische Linie seiner Gestalt,
stellung hatté
ist
Schmöle gelingt ein wirklieher Charakterkopf,
Friedt Haerig
Auch! Puchstein ist ausgezeichnet, ebenso Kutschera,
gefeiert,
Gel-Olden und Brahdt. Ausgezeichnet auch Herr
80 schreibt
hite.
Lersen in seiner feschen und gemütlichen
„Friedl Haerg
Schärfe.
vor-
hangehen Blf.
Werk
Kortner, der Wiener, wurde in Wien nach täuschung un
Jahren wieder einmal herzlich geféiert. Das
der Verzwei
des Publikum steht jetzt seiner Kunst viel näher
Garbo auf
gern
als früher einmal.
* Am Fre
er die Se
Professors
Franz Schalk — Leiter der
man in hüb
serva pädr
Hochschule and Musik-
Leoncavalle.
Peieto
11—