II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 810



So leise, nicht as bewußter, mehr aus lauernder
Manuse
Persönlichkeit legt #ortner den Bernhardi an. Seine
fallen.
vielgerühmte „dumpfeirdische Kraft“ konnte, da sie nicht
Schwei
Schot
frei werden durfte, nichts geben als eine Lücke, aus¬
gefüllt mit der Rontine eines denkenden Schauspielers.
ausgeze
Tage 7
Dabei fehlte der Grundton des Glaubens an seine Auf¬
Zöhrer
gabe und sein Recht, das den Bernhardi Schnitzlers
die bei
kennzeichnet. Vor allem fehlte auch das Herz.
zenden
Und so kam das ganze Stück in eine schiefe Richtung.
Ra¬
Das Mitleid mit dem sterbenden Mädchen, dessen
Seus
letzte, lebenshoffende Augenblicke der Arzt Bernhardi
teldorft
nicht durch den auf Tod vorbereitenden Priester trüben
geschick.
lassen will, war nicht da. Es sprach nur in Worten,
rechten
und die „Tragödie des Eigensinns“ begann nicht, wie
lich ein
Schnitzler es wollte, mit einem Eigensinn des Gefühles,
wieder
sondern mit einem Eigensinn des Widerspruchs.
schossel
patzt.
Aus dem Schnitzlerschen Menschen wurde höchstens
entschn
einer von Georg Kaiser. Aus dem Professor etwa ein
Geg
Produktenhändler. Aus dem sentimentalen Juden Bern¬
tierte
hardi, der trotz ärztlicher Vertrautheit mit dem Sterben,
in eini
den Tod nicht als tagtäglichen Spitalsakt empfindet,
Kirbes
sondern als einen immer wiederkehrenden Einzelfall
fiel un
Grünn
menschlicher Tragik, wurde ein mit Gedanken wie mit
von 3
Ziffern jonglierender Rechthaber. Aus der wissenschaft¬
kam u
lichen Leuchte, aus dem mit traditioneller Kultur ver¬
Bei
bundenen, der Starrheit der Form die Beweglichkeit
Mann
des Herzens entgegensetzenden jüdischen Professor, wie
die To
ihn Schnitzler empfand und gestaltete, wurde ein raiso¬
zeigte
nierender Kiebitz aus Proßnitz und Umgebung. Die
konnte
aufwe
Feindseligkeit des Blutes, die nach der Verurteilung
der b
in der Szeue mit dem Priester als vielleicht vor¬
neue
handen, als durch böse Erfahrungen freigeworden zu¬
gestanden wird, die „Vermessenheit“, die sich der
„Demut“ entgegensetzt, war ganz und gar zugeschnitten
und ohne Schimmer eines geheimnisvollen Drängens
schon im ersten Akt da. Der Bernhardi Kortners erlitt
Der¬
kein Schicksal, das ihn zu einem Saldo unter seinem
schal“
fertige
Lebensglauben zwang, sondern erfuhr eine Liquidierung,
Prate
einen Glaubensbankerott, der bisher unverständlicher¬
Die
weise verheimlicht geblieben war. Zu dem Bernhardi
Zabor
Kortners könnten sich weder ein Dr. Cyprian (Aurel
traten
Nowotny) noch ein Dr. Pflugfelder (Viktor Kutschera)
an.
mit solch treuer Begeisterung als Freunde gesellen.
Die „Komödie“, wie Schnitzler die fünf Akte mit
sechs
Ironie nannte, und dabei eine Tragödie der Bern¬
Wi
Karl.
hardis schrieb, ihr in den Gestalten des Dr. Löwen¬
Am z
stein und Dr. Schreimann Grenzfälle als Seitenfiguren
Spiel
beigab, wurde durch Kortner zu einer — Anekdote. Die
Dei
gewaltige Szene des vierten Aktes, in der zwei Welt¬
kabeag
anschauungen sich mit dialektischer Schärfe und ge¬
die Cz
danklicher Vertiefung auseinandersetzen, wurde zu einem
1:4.
gleichzeitigen Lesen zweier Zeitschriften verschiedener
Spiel¬
Richtung.
Klage
Da das Stück zur Anekdote wurde, drängten auch
Da
die anekdotischen Rollen des Volkstheaterensembles den
an d.
berühmten Gast in den Hintergrund. Elisabeth Mar¬
Warse
kus als Schwester Ludmilla, Kurt Lessen als Unter¬
dem
richtsministers (Applaus auf offener Szene), Anton
Trost¬
Edthofer als Hofrat Winkler, Olden, Schmöle,
Da
Brandt, Böhm, Loibner und die anderen. Schon
einem
genannt: Viktor Kutschera in seiner frischen, herz¬
Mühe
lichen Ueberzeugungstreue und Aurel Nowotny, ganz
De
in die erste Reihe gerückt.
sich 8#
Nur Karl Forest stellte sich wieder einmal weit deutsch
weg. In die äußerste Vorstadt. Platteste Uebertreibung. teiligt.
Besonders in der Maske. Auch Kortner=Bernhardi Am e,
würde einen solchen Dr. Löwenstein nicht auf seiner Darm
schaft
Klinik dulden können, ohne ihn vorher ins Bad und
der C
zum Friseur geschickt zu haben.
Florik
Kortner hat in dieser Rolle in Berlin angeblich F. A.
einen großen Erfolg gehabt. In Wien, in dem dieses
Stück spielt und aus dem heraus Schnitzler es empfind¬
Heime
sam schrieb, kann uns eine solche Tatsache zu nichts
auto
verpflichten. Man kennt Kortner in Berlin auch in
und
anderen Rollen. Wäre er nicht als Gast, sondern wirk¬
An
lich als irgendein Debütant zu uns gekommen, müßte
der E
man sich sein Engagement gründlich überlegen.
dorf
Hans Herrdegen.
Baun
herau
direkt:
treide¬
erlag
In aler Kurze
Aus¬
Während der Pfingstfeiertage hat sich eine ganze Reihe