einmal wahrscheinlich eine Ermäßigung der Eintritte
preise. „Das französische Theater aller Kunstgattungen muß
den breiten Volksschichten zugänglich sein“, schreibt ein franzö¬
sisches Blatt“, und eine Verbilligung der Eintrittspreise wird sich
auch für die Theaterdirektoren als geschäftlich vorleilhaft er¬
weisen, weil es dann nicht mehr nötig sein wird, schlecht besuchte
Vorstellungen mit Freikartenbesitzern zu wattieren. Schon der
Massenbesuch durch die Mitglieder großer Organisationen, der
gegenwärtig planmäßig vorbereitet wird, bedeutet für die Theater,
eine gewisse Existenzgrundlage. Auch wird erwogen, die Vor¬
stellungen etwas früher beginnen zu lassen als
bisher, doch sind diesbezüglich noch keine Entschlüsse gefaßt.
Durch den bisher für Paris charakteristisch gewesenen späten
Theaterbeginn wären diejenigen Publikumsschichten, die am
nächsten Morgen zeitig früh ihre Arbeit beginnen müssen, von
vornherein vom Theaterbesuch ausgeschlossen, was künftighin
vermieden werden soll. Doch wird man den Theaterbeginn be¬
stimmt nicht auf eine allzu frühe Stunde vorverlegen, da dem
Publikum die Möglichkeit gewahrt bleiben muß, zwischen Büro¬
oder Geschäftsschluß und Vorstellungsbeginn in aller Ruhe einen
Imbiß einzunehmen.
020
mutt den 0it
Verlangen Sie die interessante Broschüre in der
nächsten Apothoke.
Das veränderte Gesellschaftsbild der Premieren.
Auf das Gesellschaftsbild in den Pariser Theatern ist man
heuer ganz besonders neugierig. Einige Warenhäuser — nicht
nur in Paris, sondern auch in Lyon, Marseille, Bordeaux und
anderen Städten — lancieren unter der Devise: „Wohlstand für
alle, Eleganz für jedermann!“ billige und geschmackvolle Toiletten¬
modelle, die allgemeinen Anklang finden und deren Massenabsatz
das Modebild keineswegs ungünstig beeinflussen wird. Die
Mädchen und Frauen der ärmeren Volksschichten, die heuer in
den Zuschauerräumen der französischen Theater weit zahlreicher
zu sehen sein werden als bisher, werden gewiß in diesen Toiletten,
die durchaus nicht aus wertlosem Material gearbeitet sein werden,
sondern deren Billigkeit durch den Massenabsatz ermöglicht werden
wird, ganz reizend aussehen. Und das Gesellschaftsbild der
Pariser Premieren wird zwar gegenüber den früheren Jahren
einigermaßen verändert, aber nicht weniger anziehend und
faszinierend sein.
Novitäten, Gastspiele.
Und wie wird der Spielplan der kommenden Pariser Theater¬
saison aussehen? Noch zeigt er sich erst in allgemeinen Umrissen.
Die Große Oper und die Comédie Française bereiten künstlerische
Ueberraschungen, Standardaufführungen in besonders glanzvoller
Besetzung vor, deren Repertoire jedoch noch nicht feststeht. Der
Direktor des Theaters von Monte Carlo, René Blum, bekanntlich
ein Bruder des Ministerpräsidenten Léon Blum, wird möglicher¬
weise mit einem Opernensemble internationaler Stars in Paris
gastieren. Auch werden Gastspiele amerikanischer, englischer,
spanischer, sowjetrussischer, tschechoslewakischer und rumänischer
Ensembles erwartet. Das Théätre de la Madeleine wird auch
heuer Sacha Guitry treu bleiben, dem es den starken Erfolg von
„Mon père avait raison!“ verdankte, und wird ein neues Bühnen¬
werk dieses Autors zur Aufführung bringen. Das Théätre Mont¬
parnasse plant die Aufführung einer Dramatisierung von Flau¬
barts „Madame Bovary“. Pitoëff bereitet eine Neuinszeuierung
von Maxim Gorkis „Nachtasyl“
vor. Arthur Schnitzlers
„Liebelei“, „Professor Vernhardi“ — in einer nenen Uebersetzung
— und „Reigen“ werden gleichfalls zur Aufführung gelangen.
Auch wird eine Dramatisierung von Schnitzlers Roman „Der
Weg ins Freie“ erwogen, so daß der österreichische Dichter, für
dessen „Jungen Medardus“ sich Pitoëff interessiert im kommenden
Pariser Theaterrepertoire eine prominente Rolle spielen wird.
Das Théatre Pigalle kündigt eine Neueinstudierung von Leopold
Marchands „La vie est si courte“ on. Als erste Novität dürfte
es „Saint Alphonse“ von Henri Falk zur Aufführung bringen.
Heuri Bernstein — der „französische Sudermann“, wie er kürz¬
lich genannt wurde — wird im Théätre Gymnase mit seinem
neuen Bühnenwerk „Das Fieber“ zu Worte kommen. Das
„Varieté“ bringt zunächst Novitäten von Marcel Pagnol und
Yvan Noé.
preise. „Das französische Theater aller Kunstgattungen muß
den breiten Volksschichten zugänglich sein“, schreibt ein franzö¬
sisches Blatt“, und eine Verbilligung der Eintrittspreise wird sich
auch für die Theaterdirektoren als geschäftlich vorleilhaft er¬
weisen, weil es dann nicht mehr nötig sein wird, schlecht besuchte
Vorstellungen mit Freikartenbesitzern zu wattieren. Schon der
Massenbesuch durch die Mitglieder großer Organisationen, der
gegenwärtig planmäßig vorbereitet wird, bedeutet für die Theater,
eine gewisse Existenzgrundlage. Auch wird erwogen, die Vor¬
stellungen etwas früher beginnen zu lassen als
bisher, doch sind diesbezüglich noch keine Entschlüsse gefaßt.
Durch den bisher für Paris charakteristisch gewesenen späten
Theaterbeginn wären diejenigen Publikumsschichten, die am
nächsten Morgen zeitig früh ihre Arbeit beginnen müssen, von
vornherein vom Theaterbesuch ausgeschlossen, was künftighin
vermieden werden soll. Doch wird man den Theaterbeginn be¬
stimmt nicht auf eine allzu frühe Stunde vorverlegen, da dem
Publikum die Möglichkeit gewahrt bleiben muß, zwischen Büro¬
oder Geschäftsschluß und Vorstellungsbeginn in aller Ruhe einen
Imbiß einzunehmen.
020
mutt den 0it
Verlangen Sie die interessante Broschüre in der
nächsten Apothoke.
Das veränderte Gesellschaftsbild der Premieren.
Auf das Gesellschaftsbild in den Pariser Theatern ist man
heuer ganz besonders neugierig. Einige Warenhäuser — nicht
nur in Paris, sondern auch in Lyon, Marseille, Bordeaux und
anderen Städten — lancieren unter der Devise: „Wohlstand für
alle, Eleganz für jedermann!“ billige und geschmackvolle Toiletten¬
modelle, die allgemeinen Anklang finden und deren Massenabsatz
das Modebild keineswegs ungünstig beeinflussen wird. Die
Mädchen und Frauen der ärmeren Volksschichten, die heuer in
den Zuschauerräumen der französischen Theater weit zahlreicher
zu sehen sein werden als bisher, werden gewiß in diesen Toiletten,
die durchaus nicht aus wertlosem Material gearbeitet sein werden,
sondern deren Billigkeit durch den Massenabsatz ermöglicht werden
wird, ganz reizend aussehen. Und das Gesellschaftsbild der
Pariser Premieren wird zwar gegenüber den früheren Jahren
einigermaßen verändert, aber nicht weniger anziehend und
faszinierend sein.
Novitäten, Gastspiele.
Und wie wird der Spielplan der kommenden Pariser Theater¬
saison aussehen? Noch zeigt er sich erst in allgemeinen Umrissen.
Die Große Oper und die Comédie Française bereiten künstlerische
Ueberraschungen, Standardaufführungen in besonders glanzvoller
Besetzung vor, deren Repertoire jedoch noch nicht feststeht. Der
Direktor des Theaters von Monte Carlo, René Blum, bekanntlich
ein Bruder des Ministerpräsidenten Léon Blum, wird möglicher¬
weise mit einem Opernensemble internationaler Stars in Paris
gastieren. Auch werden Gastspiele amerikanischer, englischer,
spanischer, sowjetrussischer, tschechoslewakischer und rumänischer
Ensembles erwartet. Das Théätre de la Madeleine wird auch
heuer Sacha Guitry treu bleiben, dem es den starken Erfolg von
„Mon père avait raison!“ verdankte, und wird ein neues Bühnen¬
werk dieses Autors zur Aufführung bringen. Das Théätre Mont¬
parnasse plant die Aufführung einer Dramatisierung von Flau¬
barts „Madame Bovary“. Pitoëff bereitet eine Neuinszeuierung
von Maxim Gorkis „Nachtasyl“
vor. Arthur Schnitzlers
„Liebelei“, „Professor Vernhardi“ — in einer nenen Uebersetzung
— und „Reigen“ werden gleichfalls zur Aufführung gelangen.
Auch wird eine Dramatisierung von Schnitzlers Roman „Der
Weg ins Freie“ erwogen, so daß der österreichische Dichter, für
dessen „Jungen Medardus“ sich Pitoëff interessiert im kommenden
Pariser Theaterrepertoire eine prominente Rolle spielen wird.
Das Théatre Pigalle kündigt eine Neueinstudierung von Leopold
Marchands „La vie est si courte“ on. Als erste Novität dürfte
es „Saint Alphonse“ von Henri Falk zur Aufführung bringen.
Heuri Bernstein — der „französische Sudermann“, wie er kürz¬
lich genannt wurde — wird im Théätre Gymnase mit seinem
neuen Bühnenwerk „Das Fieber“ zu Worte kommen. Das
„Varieté“ bringt zunächst Novitäten von Marcel Pagnol und
Yvan Noé.