25. ProfesseBernhand
konnten aueh mi dem Beitall
recht zufrieden sein. A,6. Ju. Z
Re N.
Außerordentliches Interesse, das sich durch einen sehr
zahlreichen Besuch der Vorstellungen kundgibt, erregt beim
Publikum des „Deutschen Theaters“ Artur Schnitz.
jers neuestes Stück, die Tendenzkomödie-ee
Bernhardi“. Es ist ein politisches Stück, in dem nur
Männer auftreten, und das sich vor allem auch an die Mönner¬
welt wendet, nicht einmal als Nebenepisode ist irgend eine
Liebesgeschichte eingeschoben. Allerdings Männer im eigent¬
lichen Sinne sind die, sich hier mit den unedlen Waffen der
politischen Intrige bekämpfenden Aerzte, nicht, dazu sind sie
alle zu wenig nackenstarr, zu bequem, wenn man will, kein
einziger geht für seine Ueberzeugung durch dick und dunn,
die meisten haben nur eine Ueberzeugung, soweit das für
das Fortkommen in irgend einer Partei angebracht ist. Der
Titelheld ließe sich mit dem parodischen Wort charakterisieren:
„Hier stehe ich, ich kann auch anders“. Es handelt sich um
einen Arzt, Direktor einer Klinik, der einem Priester den Zutritt
zum Bett einer Sterbenden versagt, weil er für diese von der
Aufregung eine schwere Todesstunde befürchtet. Von seinen
Gegnern wird diese eigentlich aus Menschenliebe entflossene
Handlung zu einer Verächtlichmachung der Religion aufge¬
bauscht, der Professor muß dafür zwei Monate im Gefängnis
verbringen und wird dann vollständig gegen seinen Willen von
seinen Freunden zum politischen Märtrrer gestempelt. Ob.
gleich ihn nichts als seine Kranken und seine Wissenschaft
interessieren, hat er schließlich nicht die Kraft, sich denen zu
entziehen, die ihn brauchen, um ihre Parteiziele zu fördern.
Das Stück hat eigentlich keinen Schluß, sondern hört nur auf,
aber Schnitzler hat es doch verstanden, durch die ausgezeiehner
lebendige Charakterisierung der verschiedenen Kollegen Bern¬
hardis und einiger politischer Personen, sowie durch den
spannenden dramatischen Aufbau der einzelnen Akte und die
geistvolle Dialogführung den Zuschauer bis zum Schluß 7n
fesseln. Die Aufführung im „Deutschen Theater“ brachte“ alle
Vorzüge des Werks aufs beste zur Geitung. Daß unter der
großen Anzahl der Mitspielenden nicht Finer störend aus dem
Rahmen fiel, beweist wieder einmalzFelche treffliche Truppe¬
Hjer zusammengebracht ist.
Emil Kaist
box 31/6
Aboan der neuen Eisenbahnbrücke zweietagig er= Regim
teilung
Neues Schauspielhaus. ####
sind da
Eröffnung der vierten Spielzeit.
und Ju
7
der Her
Der erste vollkommene Sommersonntag dieses Jayres brachte schon dem letz
schwere Winterkost: „Professor Bernhardi“ von Arthur doppelt
Schnitzler. Eine Komödie, die nahe ans Tragische streift und zu¬ antikath
#de#snicher, um nicht zu sagen: ermüdender Ausführlichkeit ist.
zu wide
Man hatte sich mit so vorsichtigen Strichen begnügt, daß das Theater erst
Ernst d
um ¾ 12 Uhr aus war. Aber zugleich ersahen wir daraus das hochgemute
der ihm
Programm der Direktion: so will ich's machen, so sollt Ihr's haben —
nessen d
wir werden wieder literarisch sein. Und in diesem Sinne ließ man sich
Und nu
das Weihnachts=Nüsseknacken bei 20 Grad Reaumur im Schatten wohl¬
zu einen
gefallen.
handlun
Schnitzlers Komödie geht von einem Konfliktsfall der ärztlichen
diengen
Proxis aus: von einem Konflikt des kalegorischen Imperativs mit der
dann, a
praktischen Lebensklugheit. Im Wiener Elisabethinum, einer gro߬
sanster
zügigen Privatkrankenanstalt, die Professor Bernhardi unter dem Wider¬
inquisito
stand der medizinischen Zünftler sozusagen aus dem Nichts geschaffen hat,
zuliefern
geht ein armes achtzehnjähriges Mädel seiner Auflösung entgegen. Sie
suchung
ist das Opfer einer traurigen Liebesgeschichte („Vater unbekannt") und
Heuchele
eines unerlaubten operativen Eingriffs. Kurz vor dem Verlöschen flackert
wird von
ihre Lebensflamme noch einmal hell auf — im Zustand der sogenannten
gleich sei
Euphorie, eines absoluten Wohlgefühls, in dem die Todgeweihte reu¬
liert, d
und wunschlos ist und an der Hand ihres Geliebten einer glücklichen
werden.
Zukunft entgegenzugehen vermeint. Die barmherzige Schwester läßt,
frieden
wie es wohl üblich ist, einen Geistlichen holen, der der Kranken die letzte
gelegenhe
Oelung spenden soll. Erst durch dessen Erscheinen aber würde die Un¬
Genugtu
glückliche über den wahren Sachverhalt aufgeklärt und aus ihren Träu¬
lastende
men in das trostlose Bewußtsein der Wirklichkeit zurückgeschleudert
Verurtei
werden. Deshalb verweigert Professor Bernhardi als Arzt, dem das
rück, „wi
Wohl seiner Patienten bis zum letzten Augenblick anvertraut ist, dem
reden, da
tatholischen Pfarrer den Zutritt. Während die beiden noch diskutieren,
Berufung
schlummert die Kranke hinüber: wahrscheinlich ist der Tod durch, die
ger Hofre
bloße Mitteilung, daß ihr die Sakramente gereicht werden sollen, noch
beschleunigt worden.
den den
„Wir fül
Mit dem kurzen ärztlichen und geistlichen Für und Wider ist der Fall
letzten
keineswegs erledigt. Im Elisabethinum selbst gibt es Unter= und Neben¬
Leben ein
strömungen, die das Vorkommnis in unfreundlicher Darstellung in die
beste, ja
nicht immer sauberen Kanäle der Oeffentlichkeit hinaustragen. Ehe
ten gar n
man sich dessen versieht, ist aus dem an sich recht unschuldigen Vorfall,
in dem ein Arzt eigentlich nur seine Pflicht getan hat, eine Affäre“
Fatal
geworden. Auf Bernhardi paßt das Wort „Viel Feind', viel Ehr“, und
denkt!
der Fall kompliziert sich noch dadurch, daß er Jude ist. Die „From¬
weilen do
men im Lande“ sind außer sich, und recht Unfromme, die dabei im
raten, sich
Trüben zu fischen hoffen, schüren die künstliche Erregung. Das Kura¬
Dramatik
torium der Anstalt legt sein Amt nieder, ein Dutzend Juden, die das
Konsequen
Institut nur deshalb unterstützen, weil ein Prinz und ein Bischof im
hat. In
Kuratorium sitzen, drohen sich zurückzuziehen, im Parlament wird eine
in den frü
Interpellation eingebracht — kurz, das ganze, mit unsäglichen Mühen
Michael
und Opfern ins Leben gerufene Unternehmen Bernhardis droht in
Geste, son
die Luft zu gehen. Vielleicht könnte er alles wieder ins Gerade brin¬
Herreden
gen, wenn er sich zu einem kleinen Tauschgeschäft verstünde. Eine Ab¬
sagt: „I
konnten aueh mi dem Beitall
recht zufrieden sein. A,6. Ju. Z
Re N.
Außerordentliches Interesse, das sich durch einen sehr
zahlreichen Besuch der Vorstellungen kundgibt, erregt beim
Publikum des „Deutschen Theaters“ Artur Schnitz.
jers neuestes Stück, die Tendenzkomödie-ee
Bernhardi“. Es ist ein politisches Stück, in dem nur
Männer auftreten, und das sich vor allem auch an die Mönner¬
welt wendet, nicht einmal als Nebenepisode ist irgend eine
Liebesgeschichte eingeschoben. Allerdings Männer im eigent¬
lichen Sinne sind die, sich hier mit den unedlen Waffen der
politischen Intrige bekämpfenden Aerzte, nicht, dazu sind sie
alle zu wenig nackenstarr, zu bequem, wenn man will, kein
einziger geht für seine Ueberzeugung durch dick und dunn,
die meisten haben nur eine Ueberzeugung, soweit das für
das Fortkommen in irgend einer Partei angebracht ist. Der
Titelheld ließe sich mit dem parodischen Wort charakterisieren:
„Hier stehe ich, ich kann auch anders“. Es handelt sich um
einen Arzt, Direktor einer Klinik, der einem Priester den Zutritt
zum Bett einer Sterbenden versagt, weil er für diese von der
Aufregung eine schwere Todesstunde befürchtet. Von seinen
Gegnern wird diese eigentlich aus Menschenliebe entflossene
Handlung zu einer Verächtlichmachung der Religion aufge¬
bauscht, der Professor muß dafür zwei Monate im Gefängnis
verbringen und wird dann vollständig gegen seinen Willen von
seinen Freunden zum politischen Märtrrer gestempelt. Ob.
gleich ihn nichts als seine Kranken und seine Wissenschaft
interessieren, hat er schließlich nicht die Kraft, sich denen zu
entziehen, die ihn brauchen, um ihre Parteiziele zu fördern.
Das Stück hat eigentlich keinen Schluß, sondern hört nur auf,
aber Schnitzler hat es doch verstanden, durch die ausgezeiehner
lebendige Charakterisierung der verschiedenen Kollegen Bern¬
hardis und einiger politischer Personen, sowie durch den
spannenden dramatischen Aufbau der einzelnen Akte und die
geistvolle Dialogführung den Zuschauer bis zum Schluß 7n
fesseln. Die Aufführung im „Deutschen Theater“ brachte“ alle
Vorzüge des Werks aufs beste zur Geitung. Daß unter der
großen Anzahl der Mitspielenden nicht Finer störend aus dem
Rahmen fiel, beweist wieder einmalzFelche treffliche Truppe¬
Hjer zusammengebracht ist.
Emil Kaist
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Neues Schauspielhaus. ####
sind da
Eröffnung der vierten Spielzeit.
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Der erste vollkommene Sommersonntag dieses Jayres brachte schon dem letz
schwere Winterkost: „Professor Bernhardi“ von Arthur doppelt
Schnitzler. Eine Komödie, die nahe ans Tragische streift und zu¬ antikath
#de#snicher, um nicht zu sagen: ermüdender Ausführlichkeit ist.
zu wide
Man hatte sich mit so vorsichtigen Strichen begnügt, daß das Theater erst
Ernst d
um ¾ 12 Uhr aus war. Aber zugleich ersahen wir daraus das hochgemute
der ihm
Programm der Direktion: so will ich's machen, so sollt Ihr's haben —
nessen d
wir werden wieder literarisch sein. Und in diesem Sinne ließ man sich
Und nu
das Weihnachts=Nüsseknacken bei 20 Grad Reaumur im Schatten wohl¬
zu einen
gefallen.
handlun
Schnitzlers Komödie geht von einem Konfliktsfall der ärztlichen
diengen
Proxis aus: von einem Konflikt des kalegorischen Imperativs mit der
dann, a
praktischen Lebensklugheit. Im Wiener Elisabethinum, einer gro߬
sanster
zügigen Privatkrankenanstalt, die Professor Bernhardi unter dem Wider¬
inquisito
stand der medizinischen Zünftler sozusagen aus dem Nichts geschaffen hat,
zuliefern
geht ein armes achtzehnjähriges Mädel seiner Auflösung entgegen. Sie
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eines unerlaubten operativen Eingriffs. Kurz vor dem Verlöschen flackert
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Euphorie, eines absoluten Wohlgefühls, in dem die Todgeweihte reu¬
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wie es wohl üblich ist, einen Geistlichen holen, der der Kranken die letzte
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strömungen, die das Vorkommnis in unfreundlicher Darstellung in die
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man sich dessen versieht, ist aus dem an sich recht unschuldigen Vorfall,
in dem ein Arzt eigentlich nur seine Pflicht getan hat, eine Affäre“
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der Fall kompliziert sich noch dadurch, daß er Jude ist. Die „From¬
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raten, sich
Trüben zu fischen hoffen, schüren die künstliche Erregung. Das Kura¬
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torium der Anstalt legt sein Amt nieder, ein Dutzend Juden, die das
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Institut nur deshalb unterstützen, weil ein Prinz und ein Bischof im
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Kuratorium sitzen, drohen sich zurückzuziehen, im Parlament wird eine
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die Luft zu gehen. Vielleicht könnte er alles wieder ins Gerade brin¬
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gen, wenn er sich zu einem kleinen Tauschgeschäft verstünde. Eine Ab¬
sagt: „I