II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 818

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25 Professor Bernhandi
— Klamlichen und arztlichen Zeug¬
—sch esoigt
nisses möglichst umgehend an den Leiter desselben, Pfarrer Lubenau,
morgens 8 Uhr vom Spielplatz Nasser Garten.
Ziegelstraße 7, der jede weitere Auskunft gern erteilt, zu senden. Pro¬
Romreise des ermländischen Bischofs. Der Bischof des Erm¬
spekte stehen auf Wunsch zur Verfügung.
landes beabsichtigt, den „Elb. N. N.“ zufolge, in der zweiten Hälfte
Ein Fuhrwerk vom Zuge überfahren. Der Zug 115 der
des Oktober eine Reise nach Rom anzutreten, um dem Papst
Samlandbahn überfuhr Sonntag abend 825 Uhr auf der Chaussee¬
über den Stand der Diözese Bericht zu erstatten. Gleichzeitig wird der
kreuzung Drugehnen ein dem Besitzer Fligge=Elsdorf gehöriges
Bischof den Peterspfennig der Diözese überreichen.
Fuhrwerk. Beide Pferde wurden getötet; Personen sind
* Ein Kinderkrankenhaus im Volksgarten. In den nächsten Tagen
nicht verletzt. Soviel bis jetzt ermittelt werden konnte, stand das
Fuhrwerk führerlos auf dem Bahnhofe Drugehnen, und die Pferde
wird mit dem Bau eines großen Kinderkrankenhauses, dem eine Säug¬
scheuten vor dem herannahenden Zuge.
lingsabteilung angegliedert wird, begonnen werden. Die Stadt Kö¬
Diebische Käuferinnen. Wiederholt versuchen auf den Wochen¬
nigsberg hat für den genannten Zweck ein größeres Stück des Volks¬
märkten unredliche Käuferinnen bei solchen Obstständen, an denen
gartens (im östlichen Teil) zur Verfügung gestellt.
großer Andrang ist, ihre „Einkäufe“ ohne Bezahlung zu
Der Baugrund ist in diesen Tagen abgesteckt worden, und die
machen. So gelang es am Sonnabend auf dem Altstädtischen
Ausschachtungsarbeiten werden in der nächsten Woche in Angriff ge¬
Markt einer solchen Diebin wieder, die von einem Landmann

S
Obst kaufte, der von Käufern völlig bestürmt wurde, mit der Ware
im Staate, wenn er seinen mündigen und berufenen Dichtern einen
im Marktgewühl zu entkommen, ohne Zahlung geleistet zu
haben.
Maulkorb vorhängt, sobald sie ihn und seine Diener zum Thema
wählen.
Fahnenweihe des Vereins ehemaliger 45er.
Für das Herrenensemble ist dieses ausgesprochene Männerstück
eine Probe aufs Ganze, die gestern (mit ein paar Streichungen) vor¬
In der Reihe der Festakte der Fahnenweihen bei den hiesigen Re¬
züglich bestanden wurde. Die Regie des Herrn Marx ließ, obwohl
gimentsvereinen folgte am Sonntag als dritter im August der Ver¬
ja hier ein hervorragendes Muster mit der Aufführung des Berliner
ein ehemaliger 45er. Der Ehrentag des jubilierenden, stark
Kleinen Theaters gegeben war, kaum einen Zweifel darüber, daß sich
aufstrebenden Vereins — er ist vor sechs Jahren begründet und zählt
das Neue Schauspielhaus in der Abtönung und Durchbildung des
gegenwärtig an 100 Mitglieder — hatte sich der besonderen Gunst
Ensembles nicht verschlechtert hat. Direktor Geißel hat sich zudem
des Wetters und außerordentlich reger Anteilnahme zu erfreuen.
auf seinen Werbe= und Suchereisen recht verheißungsvolle Kräfte zu¬
Zum Festort war der von hohen, alten Bäumen bestandene Gar¬
sammengeholt. Keiner fiel aus, die meisten waren ansprechend, einige
ten der Bürger=Ressource auserwählt und in ein farbenpräch¬
sogar ausgezeichnet. Der prächtige alte Dr. Cyprian des Herrn
tiges Gewand gekleidet worden. Von hohen, mit Tannengrün um¬
Kleinke verbreitete gleich mit seinem ersten Auftreten behagliche
wundenen Mastellen wehten Fahnen, und Enbleme zierten ringsum den
Beifallsstimmung, die auch später nicht getrübt wurde. Auch Herr
Festort. Auf der Bühne des Gartens war der Feldaltar, von hohen
Marx schuf mit seinem alten Achtundvierziger eine Gestalt aus
Lorbeerbäumen umgeben, errichtet. Zu beiden Seiten hatten die
einem Guß. Herr Dr. Bobrik, der in Ermangelung geeigneter
Ehrenjungfrauen Platz genommen, und vor dem Altar ruhte auf wei߬
klassischer Rollen vielleicht mehr und mehr zum Charakterfach im wei¬
gedecktem Tische die neue Fahne. Den Hintergrund bildeten die zahl¬
teren Sinne abgedrängt wird, gestaltete die Titelrolle mit
reichen Fahnen und Standarten der Militär= und Kriegervereine. Der
Platz vor der Bühne war für die Ehrengäste reserviert, unter ihnen
Vornehmtheit und Takt. Wenn er doch noch etwas unlebendig und
der Vorsitzende des Kreiskriegerverbandes Königsberg=Stadt, General¬
gleichgültig blieb, so trifft dieser Vorhalt den Dichter mindestens
major z. D. von Goßler, Deputationen des Offizierkorps des in
ebenso wie den Schauspieler. Die meisterliche Vorlage des Ministers
Insterburg und Darkehmen garnisonierenden 45. Infanterieregiments,
Flint suchte Herr Gildemeister Zug um Zug mit Geschick nachzu¬
sowie eine Anzahl weiterer Offiziere. — Der Weiheakt begann um
zeichnen. Herr Hirsch hatte zwei Rollen übernommen, wovon Dr.
10½ Uhr Vormittags mit einem Festgottesdienst. Die Fest¬
Feuermann vielleicht stärker, Dr. Schreimann aber überzeugender wirkte
predigt hielt Militär=Oberpfarrer, Geh. Konsistorialrat Bock. In
Sonst hatte sich noch Herr Eggers einige Komik für seinen Dr.
markanten Worten erinnerte er an die Gedenktage der Schlachten im
Löwenstein reserviert. Neben ihnen boten mehr oder minder gelungene
Befreiungskriege vor hundert Jahren und an die des großen Krieges
im August 1870. Hierauf trat die Gattin des Vereinsmitgliedes
semitische und antisemitische Charakterköpfe die Herren Straube,
Tanck auf der Bühne hervor und übergab mit dem Geleitspruch
Walleck, Wrede, Kennemann, Hochfeld, Eysenhardt
Ein Volk — Ein Herz —
Ein Vaterland“ an General v. Goßler
und Klein. Der bedenkliche Professor Ebenwald schien Herrn
die enthüllte Fahne. Dieser brachte in kurzen Worten ein dreifaches
Meynadier nicht sonderlich zu liegen; er wird Besseres können.
Hurra auf den Landesherrn aus. Die Fahne wurde dann dem Ver¬
Für den nicht unsympathischen Pfarrer hatte Herr Ingo=Brandt
einsvorsitzenden, Kaufmann Spuhrmann, übergeben, der sie mit
einen schönen Jungmännerkopf und eine gefällige Erscheinung ein¬
Worten des Dankes übernahm und sie dem Fahnenträger Herrn
zusetzen, doch bedarf das Spiel seiner Arme und Hände noch größerer
Hintz überantwortete. Demnächst überreichte im Namen des Offi¬
Ruhe und Nachprüfung. Die Szene zwischen diesem Geistlichen und
zierkorps des 45. Infanterieregiments Hauptmann Ritter mit glück¬
wünschenden Worten ein prächtiges Fahnenband und ein Feldwebel
Bernhardi im vierten Akt, die die beiden Weltanschauungen gegeinander
desselben Regiments namens des Unteroffizierkorps ein schönes Fah¬
ins Treffen führt, ist viel bewundert worden; wie viel ist aber auch ge¬
nenschild. Frl. Jaquet übermittelte in ausdrucksvoll gesprochenen
rade in ihr verschwommen und unklar! Das Publikum schien sich
Versen die Glückwünsche der Frauen, unter Ueberreichung eines weite¬
übrigens wenig mit Bedenken zu plagen, ging vorzüglich mit und
ren Fahnenbandes. Machtvoll erschollen dann die Klänge des von der
spendete einmal über das andere vollklingenden Beifall. Anfang gut,
Regimentsmusik vorgetragenen „Niederländischen Dankgebets“ Hieran
alles gut!
Luhwig goldstein, ch di Ueberreichu eir großen Robe von Sa