II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 863

25. Prefes Bernhand
Ausschnitt ausFenkfurter Telune
vom:

30A1917—
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*Wiener Briefz! „hronnt von Tirnau“
G
hätte nach den Beschlüssen dieses Verlegertages wahrscheinlich
überhaupt nicht erscheinen könng „ebensowenig „Madame
Bovary“, „La jerre oder „Nana# Aber man hat manchmal
das Bedürfnis, die Moral zu retken, und so wird im tugend¬
haften Budapest eine Sammlung Erotika konfisziert, die den
in Wien lebenden Rokokozeichner Marquis v. Bayros
zum Urheber hat,
aber in einem separierten Raume
einer größeren Bayros=Ausstellung nur solchen Leuten ge¬
zeigt wurde, die sich besonders für dies Genre interessieren.
Wir haben bei früherer Gelegenheit gegen die öffentliche
Ausstellung derartiger Produkte protestiert, weil es nicht an¬
geht, nichtsahnende Damen plötzlich vor Werke zu stellen, die,
einer noch so berechtigten Laune des Künstkers entsprungen,
doch das Schamgefühl gröblich verletzen können. Aber was
öffentlich unzulässig ist, kann abseits ganz harmlos ein und
erheuernd wirken. Auf keinen Fall hat die Behörde ein Recht,
den Vormund und Erzieher erwachsener Leute zu spielen,
deren Freiheit nirgends in die Rechte anderer eingreift. Eine
was schärfere Zensur gegen die Theaterzole wäre da¬
gegen durchaus am Platze. Da aber drückt die Polizei gerne
ein Auge zu. Braucht sie doch beide, um darüber zu wachen,
daß nicht Schnitzla#s „Professor Bernhardi“ über
dessen künstterische Qualitäten man denken kann, wie man
will, in irgend einem Winkel der Monarchie aufgeführt werde.
Und — muß man hinzufügen — erntet dafür den Beifall
liberal tuender Publizisten. Der pseudoliberale Literat, der
aus purem Haß gegen alles Gradgewachsene, Aufrechte und
Aufrichtige der Reaktion Helfersdienste leistet, ist von alters
her eine Spezialität der Wiener Sumpf=Fanna. Dafür abe¬
hat Frank Wedekind hier seine begeisterte Gemeinde
Seine „Franziska“, die er im Rahmen des Münchene
Kammergastspiels am Deutschen Volkstheater zu Gehör bracht
hat wohl das naive Theaterpublikum, wie Wedekind selb
richtig erkannte, angeödet und gelangweilt, aber der frenetisch
Beifall der Galeriejünglinge und ein weihevoll andächtige
Urteil der Tageskritik hat doch nicht gefehlt. Darunter aus
nicht das jenes Psendoliberalen, der Schnitzler und Schön
herr woie Verbrecher verfolgt, jenen, weil er an die letzt
Oelung, dieser, weil er an die Gegenreformation zu rühre
wagte, dafür aber der verworrenen Faustparodie Wedekiyt
aus vollen Händen Weihrauch streut.
box 31/7
(Quellenangahe ohne Gewähr.)
wenhen umic (bucz.=4 214.
vom: 7/ 7

Tase
NnGUE DES GENSRENS!

On sait que Tauteur viennois, M. A.
45 Schnitzler, a verit sous ie titre de : Le Pro¬
Tesseur Berundvar, un ouvrage dans lequel il port¬
sur ln scehe les condlits religieng de notre epoque
Lacensure de ia tres catholique Autriche a interdit
sur le territoire de l’Empire cette piece qui a é16
Jouée dans toute iAllemagne sins soulever in
moindre protestatien.
En impresario vient de trouver le moyen die
lournir quand meme ang Viennois Toccasion de voir
Ia pièce interdite. Comme Ia défense de la censure
aufrichienne #'# pos forer de loten Hongrie, in co¬
mnedie en question est représentée à ludapest. Des
trains specianx sont organises par ie directeur du
theätre. En partant de Vienne à S heures du matin,
on peut assister à la matinee et reteurner à Vienne
& Sheures du ssir. Le prix du billet comprend ie
vornge, deux repas pris daps le train, el Tentrée an
theätre.
Cest un joli pied de nez fait à la censure.
Nous demandons qu'on la rétablisse en France
Londen veconnaissant que ses exces sont ridicules.
Wexemple qui précèlle n’est pas pour nous füire
revenir sur notte opinion. Une pièce interdite à
Paris, par exemple, pourratt être représentéc en
Belzique, cela nous procurei di le plaisir d’aller de,
tempssen lemps rendre visite à nos chers amis des
Bruxelles. Od done serait le gal? Celn nous rajen¬
mrait de treute aus, autempe nous partions en
caravane, pour aechamer le ei vonspuer
Vaucorbeil.
(2205 Prner Aan