II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 885

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25. Professor Bernhardi
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Unser Kampf um die Bühne.
die Bühne.
keine doppelte Moral: über und unter dem „Strich', im Leben und auf
ung sichern hilft, wenn man seine
der Bühne. In allem Grundsätzlichen muß unerbittliche Übereinstimmung
Schöne empfänglicher macht, wenn
herrschen. Der „Allgemeiner Rundschau“ liegen in großer Zahl merkwürdige
seine seelische Gesundheit und Kraft
Zeitungsausschnitte über Bühnenaufführungen vor. Wenn man es nicht
schwarz auf weiß sähe, würde man es nicht glauben, daß eine so leichte,
zu beanstanden, so ist es deshalb
fast leichtfertige Auffassung in Blättern Raum finden konnte, die in Leit¬
eMoraltheologie hält wie jede ver¬
artikeln und an andern Stellen kühne Lanzen für strenge Sitte und christ¬
irch kleinere Mängel eine sonst gute
liche Ehrbarkeit brechen.“ Die Verantwortung, die bei der heute herrschenden
Unter Umständen könnten wir die
Ungebundenheit auf dem Theaterreferenten ruht, ist so schwer, daß dieses
t dem Theaterzettel Erläuterungen
Amt nur unbedingt zuverlässigen Männern übertragen werden darf. Ge¬
n dazu benutzen, geschichtliche oder
schieht das nicht, dann müssen sich die Abonnenten erinnern, daß auch sie
Aufklärung unschädlich zu machen.
eine Macht über ihr Blatt besitzen. Im Jahre 1908 hat Kausen in der
oder Szenen enthält, die das Ge¬
„Allgemeinen Rundschau“ (V 721) mit Sperrdruck die Mahnung des
schwer gefährden könnten, läßt sich
Protestanten Dietrich v. Oertzen wiedergegeben, „jeder Leser einer christ¬
wertvolles Werk doch noch für die
lichen Tageszeitung“ solle „die Redaktion dazu anhalten, daß ihre Theater¬
esten öffentlichen Bühnen herrscht ja
kritiker nicht nur dramaturgisch hin= und herreden, sondern in erster Linie
k, des Geschäftes, der Politik, des
auch sittliche Maßstäbe anlegen, und das nicht nur mit jener liebenswür¬
manches wegzulassen.
digen Milde, die immer an das Freibillet denkt, sondern mit dem Ernst
zu den anerkannten Werken unserer
und mit der Strenge des Richters, der einer unerbittlichen Pflicht gerecht
andern Lagern, sei es alt oder neu,
wird“.
Kraftvergeudung schnell gedeckt. So
Auf eine andere wirksame Hilfe zur Säuberung der Bühne hat Philipp
schen Dramas nicht nur um der Re¬
Wasserburg (= Philipp Laicus) 1880 in den „Frankfurter zeitgemäßen
er Kunst willen wünschen müssen —
Broschüren“ hingewiesen, als er (S. 228) an den Einfluß erinnerte, den
des Theaters dürfen wir uns dieser
„kommunale wie politische Vertretung äußern kann". In der Tat bietet
ber die Ursachen des Mangels an
sich bei der Erteilung der Theaterkonzession, bei der Zensur, bei der Ver¬
sicken zu streiten, können wir uns un¬
pachtung oder Verwaltung städtischer Bühnen, bei der Bewilligung städti¬
e Verderben wenden.
scher oder staatlicher Gelder pflichtbewußten Beamten und Volksvertretern
fresse, da sie eine so gewaltige Macht
eine Fülle von Möglichkeiten, das Recht der Religion und der Sittlichkeit
ebenso ehrenvollen wie notwendigen
zu wahren. Wie eine Zuschrift an die „Germania“ (1913, Nr 150, Bei¬
bis jetzt dieser Forderung nicht ganz
lage) gelegentlich der Osteraufführung im Stadttheater zu Freiburg im
hnte treuer Arbeit das Recht zu einem
Breisgau beweist, gibt es noch Bühnen, die dem Empfinden der katholischen
ausen, hat einen Monat vor seinem
Bevölkerung entgegenkommen: wo das Gerechtigkeitsgefühl dazu nicht von
zu“ (X 122) geschrieben: „Viele ka¬
selber ausreicht, ist die Anwendung gesetzmäßiger Zwangsmittel nicht nur
der Wacht und erfüllen ihre Pflicht,
nicht verwerflich, sondern geradezu geboten.
r noch Schlimmeres seitens der Theater¬
Natürlich ist das bloße Erholungsbedürfnis kein ausreichender Grund,
anderseits nimmt die laxere Methode
eine Vorstellung zu besuchen, in der dem Glauben oder der Sittlichkeit
allmählich derartige Dimensionen an,
schwere Gefahr droht. Bei gutem Willen wird man sich fast immer im
ks Wort gesagt werden muß. Es gibt