II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 886

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25. Professor Bern#urdi
Unser Kampf um die Bühne.
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voraus über die sittliche Höhe des Stückes und des Theaters vergewissern
können. In Frankreich ist sogar eine eigene Zeitschrift gegründet worden,
in der alle Neuheiten der Pariser Theater und auch manche von andern
französischen wie ausländischen Bühnen gerade unter dieser Rücksicht be¬
sprochen werden. Dadurch sind gegebenen Falles auch die Zeitungen des
Auslandes in den Stand gesetzt, gegen den Besuch ungehöriger Aufführungen
schon vorher in kluger Weise Stimmung zu machen. Wer aber ohne seine
Schuld in eine anstößige Vorstellung geraten ist, der möge sich an das
Beispiel erinnern, das nach dem „Volkswart“ (II 119) der amerikanische
Präsident Taft 1909 in Washington gegeben hat. Er war zu einer Komödie
eingeladen worden. Die Veranstalter werden also geglaubt haben, ihr Stück
sei nicht einfachhin gemein. Trotzdem erschienen dem Präsidenten schon im
ersten Akt einige Szenen so stark naturalistisch, daß er nach dem Fallen
des Vorhanges seine Loge verließ und sich weigerte, das Drama bis zu
Ende anzuhören. Ungefähr um dieselbe Zeit hat die deutsche Kaiserin
ihre sittliche Entrüstung über eine Opernszene ebenso ungescheut kundgegeben.
Warum sollten Damen und Herren der Gesellschaft nicht denselben Mut
besitzen? Wenn alle wirklich vornehmen Kreise zusammenhalten, so stellen sie
eine Macht dar, mit der wenigstens die künstlerisch ernst zu nehmende Bühne
rechnen muß. Dazu bedarf es keiner besondern Vereinigung; es braucht
in Zukunft nur unerbittlich zum guten Ton gerechnet zu werden, auch im
Theater seine Würde zu wahren. Wer im Theater statt Kunst niedrigen
Sinnenreiz sucht, wer feige seine heiligsten Überzeugungen verhöhnen läßt,
der kann gesellschaftlich nicht für voll genommen werden. Abonnenten oder
gelegentliche Besucher von besonderem Einfluß müssen sich über jede Rück¬
sichtslosigkeit bei der Bühnenleitung beschweren und je nach Umständen auch
eine öffentliche Rüge in der Presse veranlassen. Leider gibt es ja in allen
Schichten jene bemitleidenswerten Gestalten, denen ein schamloses Theater
gerade nach Wunsch ist, allein wie der in den letzten Jahren lebhaft ge¬
führte Kampf gegen die Unsittlichkeit bewiesen hat, sind die anständigen
Leute doch nicht so gering an Zahl, daß sich ein Theaterdirektor, wenn sie
#ar einig vorgehen, um sie nicht zu kümmern brauchte, zumal da einst¬
weilen das Geschäft im Bühnengewerbe durchaus nicht glänzend steht.
Aber auch die besten Abwehrmittel werden so lange ungenügend sein,
bis jedem, der ins Theater gehen will, eine entsprechende Anzahl einwand¬
freier Vorstellungen geboten wird. Dieser Aufgabe ist das Vereinstheater
nicht gewachsen, denn da läßt sich niemals jene künstlerische Vollendung
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