II, Theaterstücke 25, Professor Bernhardi. Komödie in fünf Akten (Ärztestück, Junggesellenstück), Seite 888

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25. Profer Bernhandi
Unser Kampf um die Bühne.
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getroffen, und auch die Berliner Calderongesellschaft erwirbt sich erfreuliche
Verdienste. Aber wie weite Gebiete sind noch schutzlos der Flut preis¬
gegeben, die Jahr um Jahr verwüstend über sie hinrollt!
Und die Rettung wäre so leicht! Hardy Keiter erzählt in der „Augs¬
burger Postzeitung“ (1913, Nr 42), in einer katholischen Stadt von
50000 Einwohnern gäben die „Freien Gewerkschaften“ seit 1910 jeden
Winter sechs Vorstellungen, und dafür habe einmal die Direktion, obschon
der Eintrittspreis nur 15—60 Pfennig betrage, ein eigenes Drama ein¬
studieren lassen. Was könnten also erst wir Katholiken erreichen, wenn
die Hunderttausende jeden Geschlechtes und Alters, die in unsern blühenden
Vereinen aller Art zusammengeschlossen sind, sich endlich einmal wirksam
auf die Wichtigkeit von Theaterverbänden besinnen wollten! Für die Sache,
um die es sich hier handelt, kommen natürlich nicht bloß Arbeiter in Be¬
tracht. Julius Bab schrieb über die Berliner „Neue Freie Volksbühne“
in der „Neuen Rundschau“ (1913, I 425): „Dieser Verein beweist, daß
eine geistige Bewegung heute auch außerhalb des Parteiprogramms möglich
ist. Denn obwohl er neben Akademikern, Beamten, Kleinbürgern, Kauf¬
leuten einen Hauptstamm von Industriearbeitern umfaßt, ist er doch nicht
die Sache einer „Arbeiterbewegung“, sondern eine freie Vereinigung von
Menschen, die den gemeinsamen Genuß dramatischer Kunst wollen, und die
sich Mittel und Wege dazu selber erschaffen.“
Bei uns würde der Wille zu lauterer Kunst um so leichter alle Klüfte
zwischen Gesellschaftsklassen und Sonderbestrebungen überbrücken, als wir
das Bewußtsein hätten, durch einen starken Theaterverband zugleich der
Religion und der guten Sitte einen nicht geringen Dienst zu leisten. Und
da die von uns ermöglichten Vorstellungen auch denen offen stehen könnten,
die nicht zum Verbande gehören, so bekäme dann wirklich nach und nach
das ganze Volk die unschätzbare Gelegenheit, ohne schwer erschwingliche
Preise und doch in standesmäßiger Abstufung — die auch durch das
Eintrittsgeld geregelt werden könnte — all die echten Werte zu genießen,
die in den dramatischen Kunstwerken der Weltliteratur beschlossen liegen.
Diese Aufgabe kann den Zwecken selbst des frömmsten Vereines ebenso¬
wenig widersprechen wie der Kampf gegen Unsittlichkeit und Unglauben
überhaupt. „Es würde“, sagt auch P. Baumgartner (Staatslexikon der
Görresgesellschaft V3 402), „bei weitem richtiger und fruchtreicher sein,
durch Pflege und Förderung guter Theater die Schauspielkunst ihrem wahren
Ziel zuzuführen, als durch bloße Abwehr und Abstinenz den Mißbrauch


Unser Kampf um
der Kunst teilweise zu hindern oder ein
in weitem Umfang feindseligen Kreisen
Am 4. Juli 1900 begann der bayer
Weiß in der „Literarischen Beilage zi
verdienstlichen Artikel über „Unsere St#¬
heimlich treffenden Gleichnis, durch da
Gedanken schildert. Im ersten Stock
bloß Abendheleuchtungen, Salonfunken,
man spielte, und die man lachend aus
Wohnungen und Geschäftsräumen des
alte Stoffe in Brand — und im Kell
Das war am Vorabend der gro
Salons ihren führenden Einfluß längst
die gefährlichen Funken so dicht auf n
in dem bedrohten Hause, wo dieses fre
wären herzlos und löricht, wenn wir
die wackern Männer und Frauen, die
hindern — dann wird vielleicht auch
voraufgegangen sind, eines Tages ein
Beredsamkeit unsere Schuld in die □
zu spät.