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25 PfBernhand
Auschmit'aterr. Vollteprosse, Wion
vom:
Leser. Jawohl, wir begreifen ihre Erregung
Jallkommen. Das erbärmlichste, allerge¬
fmeinste, das Osterreichertum am
tiefsten; verletzende Theaterstück —
„Professor Bernhardi“ wurde zwar nicht
in „Wien, aber zum Gaudium der Berliner Frei¬
Ritlichen aufgeführt. Der Skandal war derartig,
daß die Leute in den Zwischenakten sich ganz laut
äußerten: „Das müssen ja entsetzliche Zustände in
Oesterreich sein!“ Nun weiß aber die ganze Welt,
daß der Aufbau des Stückes „Professor Bernhardi“.
auf gar keiner Basis beruhen kann, weil
sich derlei durch den Freimaurerautor niedergelegte
Anschauungen in Oesterreich nie ereignet haben
und nie ereignen konnten, sondern bloß der
Phantasie des ". Bruders Arthur Schnitzler
entsprungen sind. Jetzt ist die Such
anders. Oesterreich kämpft Schulter an Schulter
heldenmütig mit seinem wackeren deutschen Bruder und
dadurch wird auch die Jauche, die von dem Frei¬
maurerdichter dem jdeutschen Volke eingeimpft
wurde, swirkungslos, wie überhaupt durch die
heldenmütige Verteidigung der Oester¬
reicher in Galizien und Polen die ganze Welt
mit Verehrung auf ein Volk blickt, welches in
den letzten Jahrzehnten systematisch von den
eigenen Dichterlingen in der erbarmungs¬
losesten Weise in den Kot gezogen
wurde. Auch hier wird der Krieg segensreich
und ganz natürlich aufklärend wirken. Man möge
es in Hinkunft nur mit gleichen Mitteln versuchen
in Oesterreich gegen die Bürgerschaft Stellung zu
nehmen, dann werden die Theaterdirektoren, die
sich zu einer Lumperei hergeben, eine K jippel¬
garde anschaffen müssen unter deren Schatz viel¬
leicht derlei Schamlosigkeiten à la Professor
Bernhardi möglich sein werden, „
— —
box 31/7
hnitt ansösterr. Volkspresse. Wien
24.0KT. 1915
Weeereneeen
—
Theaterfreund. Wer=Schrßler als Dichter ist,
dgrüber haben wir nicht zum ersten Male unsere Meinung
gesiußert. Es genügt, zu sagen, daß er der Verfasser
jenes Schauspieles ist, welches unser Vaterland auf die
tiäfste Weise erniedrigte, nämlich des in Berlin auf¬
geführten Stückes „Professor Bernhardi“.
Wenn Sie aber um die
Begabung dieses Dichters fragen, dann gibt es keine
Verachtung oder Herabwürdigung. Schnitzler ist ein
fähiger Mann, der imstande ist, wenn auch meist frivole
Dinge, in geistvoller Weise auf die Bühne zu bringen.
Und das ist es ja, was bei der Beurteilung eines
Menschen immer zutage treten soll. Absichten und
Anschauungen kann man bekämpfen, verwerfen oder
verachten. Die wirkliche Fähigkeit aber jemandem ab¬
zusprechen, das können wirklich nur Trottel und in diese
Kategorie will doch niemand eingereiht werden.
Daß weiters ein ganz tüchtiger Schriftsteller vor
kurzem am Deutschen Volkstheater aufgeführt, als
„Federnschleißer“ in der Kritik bezeichnet wurde, trotz¬
dem derselbe Magistratsbeamter war und dann wahr¬
scheinlich in eine Federnschmückerei eingeheiratet hat,
das ist zumindestens eine ungerechte Kritik. Am aller¬
wenigstens von Kritikern, die bisher fast niemals imstande
mareng, ein lbensische Silck zu screiden undemn
deren Tätigkeit nur darin besteht, möglichst viel von dem
wenigen Geiste, den sie besitzen, von sich zu geben, um
durch eine bösartige Kritik geistvoll zu erscheinen. Das
ist ja die ödeste und böseste Seite des Kampfes. Nicht
die Fähigkeit und Qualität, sondern als Kampfplittel
den Beruf anzuführen.
25 PfBernhand
Auschmit'aterr. Vollteprosse, Wion
vom:
Leser. Jawohl, wir begreifen ihre Erregung
Jallkommen. Das erbärmlichste, allerge¬
fmeinste, das Osterreichertum am
tiefsten; verletzende Theaterstück —
„Professor Bernhardi“ wurde zwar nicht
in „Wien, aber zum Gaudium der Berliner Frei¬
Ritlichen aufgeführt. Der Skandal war derartig,
daß die Leute in den Zwischenakten sich ganz laut
äußerten: „Das müssen ja entsetzliche Zustände in
Oesterreich sein!“ Nun weiß aber die ganze Welt,
daß der Aufbau des Stückes „Professor Bernhardi“.
auf gar keiner Basis beruhen kann, weil
sich derlei durch den Freimaurerautor niedergelegte
Anschauungen in Oesterreich nie ereignet haben
und nie ereignen konnten, sondern bloß der
Phantasie des ". Bruders Arthur Schnitzler
entsprungen sind. Jetzt ist die Such
anders. Oesterreich kämpft Schulter an Schulter
heldenmütig mit seinem wackeren deutschen Bruder und
dadurch wird auch die Jauche, die von dem Frei¬
maurerdichter dem jdeutschen Volke eingeimpft
wurde, swirkungslos, wie überhaupt durch die
heldenmütige Verteidigung der Oester¬
reicher in Galizien und Polen die ganze Welt
mit Verehrung auf ein Volk blickt, welches in
den letzten Jahrzehnten systematisch von den
eigenen Dichterlingen in der erbarmungs¬
losesten Weise in den Kot gezogen
wurde. Auch hier wird der Krieg segensreich
und ganz natürlich aufklärend wirken. Man möge
es in Hinkunft nur mit gleichen Mitteln versuchen
in Oesterreich gegen die Bürgerschaft Stellung zu
nehmen, dann werden die Theaterdirektoren, die
sich zu einer Lumperei hergeben, eine K jippel¬
garde anschaffen müssen unter deren Schatz viel¬
leicht derlei Schamlosigkeiten à la Professor
Bernhardi möglich sein werden, „
— —
box 31/7
hnitt ansösterr. Volkspresse. Wien
24.0KT. 1915
Weeereneeen
—
Theaterfreund. Wer=Schrßler als Dichter ist,
dgrüber haben wir nicht zum ersten Male unsere Meinung
gesiußert. Es genügt, zu sagen, daß er der Verfasser
jenes Schauspieles ist, welches unser Vaterland auf die
tiäfste Weise erniedrigte, nämlich des in Berlin auf¬
geführten Stückes „Professor Bernhardi“.
Wenn Sie aber um die
Begabung dieses Dichters fragen, dann gibt es keine
Verachtung oder Herabwürdigung. Schnitzler ist ein
fähiger Mann, der imstande ist, wenn auch meist frivole
Dinge, in geistvoller Weise auf die Bühne zu bringen.
Und das ist es ja, was bei der Beurteilung eines
Menschen immer zutage treten soll. Absichten und
Anschauungen kann man bekämpfen, verwerfen oder
verachten. Die wirkliche Fähigkeit aber jemandem ab¬
zusprechen, das können wirklich nur Trottel und in diese
Kategorie will doch niemand eingereiht werden.
Daß weiters ein ganz tüchtiger Schriftsteller vor
kurzem am Deutschen Volkstheater aufgeführt, als
„Federnschleißer“ in der Kritik bezeichnet wurde, trotz¬
dem derselbe Magistratsbeamter war und dann wahr¬
scheinlich in eine Federnschmückerei eingeheiratet hat,
das ist zumindestens eine ungerechte Kritik. Am aller¬
wenigstens von Kritikern, die bisher fast niemals imstande
mareng, ein lbensische Silck zu screiden undemn
deren Tätigkeit nur darin besteht, möglichst viel von dem
wenigen Geiste, den sie besitzen, von sich zu geben, um
durch eine bösartige Kritik geistvoll zu erscheinen. Das
ist ja die ödeste und böseste Seite des Kampfes. Nicht
die Fähigkeit und Qualität, sondern als Kampfplittel
den Beruf anzuführen.