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25. Professor Bernhandi
mit Hinweglassung jeg= sich damit. Er will zeigen, wie man an Leichengift zu=fessor Klein, dem Rehberger etwas von der Unsterblich¬
jenes Schwierige, Nicht= grunde geht, wie zahllose Wöchnerinnen zugrunde keit selbstgefällig glatter Borniertheit verleiht. Pro¬
emmelweis gehabt haben gehen mußten, weil sie von den aus der Anatomie
fessor Kolletschka, der gerichtliche Anatom, den Ernst
lein Werk reinen, großen kommenden Aerzten und Studenten infiziert wurden.
Pröckl recht fein profilierte, und dann, etwas aufgeklebt,
scht zuletzt im Wege ge¬ Doktor Ignaz Semmelweis starb in tragischer Fügung
Jenny Lind — lieblich bildhaft, aber natürlich nicht
holog nach der vertanen
des Schicksals, in Geistesnacht, tatsächlich an einer —
porträtgetreu durch Rose Stradner durgestellt. Ihre
e sich von ihm trennen allerdings nicht absichtlich zugefügten — Blutvergiftung,
Gestalt soll beweisen, daß immer für große Künstler,
her Not, spricht Jung¬
deren Bekämpfung seine Lebensarbeit gegolten hatte.
nicht aber für Männer der Wissenschaft Managergeld
Wenn sein wissenschaftliches Märtyrerschicksal er¬
zur Verfügung steht. Als Frau Doktor Semmelweis ist
kzurück nach Budapest. Es regt und ergreift, aber nicht ins Herz trifft, so liegt das
Kitty Stengel lieb und warm. Wärme hat auch die
hano. Und hier setzt ein wohl nicht nur an der Schwierigkeit der zu formenden Patroklus=Freundschaft, die Schweikart still verkörpert.
Motiv ein: die Frau, die Materie, sondern am Bildner selbst. Es brennt und Elegant — das wird auf der Bühne immer seltener —
iner Sendung abtrünnig glüht in ihm, dem Arztsohn, wie auf der Szene, aber es
die Damen Klastersky, Carlsen, Gerhart und Herr
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erichtig, denn jenen, die
zündet nicht. Ganz ähnlich wie es einst bei der „Affäre
Schmöle. Eine echte, rasch vorübergleitende Volksfigur,
inger, sondern Führer! Dreyfus“ war. Ein sehr gewandter, geschickter Theater= unmittelbar aus dem Leben gehoben, Maria Guttmann,
vorgezeichnet. Die in mann, der einzelne Szenen hochzureißen vermag (in der die einst mit ihrer geistigen Intensität die Frau Dreyfus
len überladen seinen Or= letzten gelang es nicht), bei dem der Funken aber doch spielte, Brandt, immer erfolgreicher dem komischen Fach
khließlich nach einer Zeit nicht anspringt. Ein tüchtiger Stückeschreiber, kein
zuschwenkend, auch Xantho und Loibner sehr wirksam.
lde, die Genie vom Wahn¬
Dichter, wenn „Doktor Semmelweis“ auch über „Brest¬
Sie alle, diesmal ohne jegliche Ueberregie, von Karl¬
schleichend Szene, wenn
Litososk“, „Razzia", „Duell am Lido“ und den andern
heinz Martin klug geführt.
nd pervertiertem Sucher=Arbeiten von Rehfisch steht. Er ist ein Besessener der
Der Wert von „Doktor Semmelweis“ aber, dem schon
iggewordenen langt. Und
Bühne, fast immer aber klebt er am Dokumentarischen,
eine Novelle Alfred v. Bergers galt, liegt, über das
alb umnachtete Semmel= am Theater mit Aktenstudium, dessen man allmählich
Einzelschicksal hinaus, in der ewigen Tragödie der Weg¬
sie Hörsäle kleben, die, da
müde wird. Man fühlt bei aller Licentia poetica doch
sucher, der Unerkannten und Unverstandenen, die,
haben, nun das Volk
immer wieder Verfälschung des Lebens, und alle Ge¬
andern voran, den Tag hören und von denen meist
hände mit Chlorkalk (das
fahren, denen das Einzelschicksal auf der Bühne aus¬
„kein Lied, kein Heldenbuch“ berichtet, wenn sie dem Tod
mittel), ehe Ihr Wunden
gesetzt bleibt und die der Gestaltung der zitierten Zeit¬
auch weit mehr Menschenleben abgerungen haben, als
Sie haben Christus auch
genossen drohen. Mit ihnen hat Rehfisch nicht gespart.
die Napoleone ihm überantworteten — Helden, die nicht
wo sein Helferwillen in
Da ist Skoda, durch Homma lebensstrotzend und theater¬
die Größe des Sterbens, sondern die Heiligkeit des
sicher in Figur und tschechischem Akzent, Baron Roki¬
Lebens künden.
Schluß einem aus der tansky, der Weltmann, den man sich fortan in Lessens
Helene Tuschak.
ten das Skalpell und ritzt ironisch timbrierter Distinktion vorstellen wird, Pro¬
Seng
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25. Professor Bernhandi
mit Hinweglassung jeg= sich damit. Er will zeigen, wie man an Leichengift zu=fessor Klein, dem Rehberger etwas von der Unsterblich¬
jenes Schwierige, Nicht= grunde geht, wie zahllose Wöchnerinnen zugrunde keit selbstgefällig glatter Borniertheit verleiht. Pro¬
emmelweis gehabt haben gehen mußten, weil sie von den aus der Anatomie
fessor Kolletschka, der gerichtliche Anatom, den Ernst
lein Werk reinen, großen kommenden Aerzten und Studenten infiziert wurden.
Pröckl recht fein profilierte, und dann, etwas aufgeklebt,
scht zuletzt im Wege ge¬ Doktor Ignaz Semmelweis starb in tragischer Fügung
Jenny Lind — lieblich bildhaft, aber natürlich nicht
holog nach der vertanen
des Schicksals, in Geistesnacht, tatsächlich an einer —
porträtgetreu durch Rose Stradner durgestellt. Ihre
e sich von ihm trennen allerdings nicht absichtlich zugefügten — Blutvergiftung,
Gestalt soll beweisen, daß immer für große Künstler,
her Not, spricht Jung¬
deren Bekämpfung seine Lebensarbeit gegolten hatte.
nicht aber für Männer der Wissenschaft Managergeld
Wenn sein wissenschaftliches Märtyrerschicksal er¬
zur Verfügung steht. Als Frau Doktor Semmelweis ist
kzurück nach Budapest. Es regt und ergreift, aber nicht ins Herz trifft, so liegt das
Kitty Stengel lieb und warm. Wärme hat auch die
hano. Und hier setzt ein wohl nicht nur an der Schwierigkeit der zu formenden Patroklus=Freundschaft, die Schweikart still verkörpert.
Motiv ein: die Frau, die Materie, sondern am Bildner selbst. Es brennt und Elegant — das wird auf der Bühne immer seltener —
iner Sendung abtrünnig glüht in ihm, dem Arztsohn, wie auf der Szene, aber es
die Damen Klastersky, Carlsen, Gerhart und Herr
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erichtig, denn jenen, die
zündet nicht. Ganz ähnlich wie es einst bei der „Affäre
Schmöle. Eine echte, rasch vorübergleitende Volksfigur,
inger, sondern Führer! Dreyfus“ war. Ein sehr gewandter, geschickter Theater= unmittelbar aus dem Leben gehoben, Maria Guttmann,
vorgezeichnet. Die in mann, der einzelne Szenen hochzureißen vermag (in der die einst mit ihrer geistigen Intensität die Frau Dreyfus
len überladen seinen Or= letzten gelang es nicht), bei dem der Funken aber doch spielte, Brandt, immer erfolgreicher dem komischen Fach
khließlich nach einer Zeit nicht anspringt. Ein tüchtiger Stückeschreiber, kein
zuschwenkend, auch Xantho und Loibner sehr wirksam.
lde, die Genie vom Wahn¬
Dichter, wenn „Doktor Semmelweis“ auch über „Brest¬
Sie alle, diesmal ohne jegliche Ueberregie, von Karl¬
schleichend Szene, wenn
Litososk“, „Razzia", „Duell am Lido“ und den andern
heinz Martin klug geführt.
nd pervertiertem Sucher=Arbeiten von Rehfisch steht. Er ist ein Besessener der
Der Wert von „Doktor Semmelweis“ aber, dem schon
iggewordenen langt. Und
Bühne, fast immer aber klebt er am Dokumentarischen,
eine Novelle Alfred v. Bergers galt, liegt, über das
alb umnachtete Semmel= am Theater mit Aktenstudium, dessen man allmählich
Einzelschicksal hinaus, in der ewigen Tragödie der Weg¬
sie Hörsäle kleben, die, da
müde wird. Man fühlt bei aller Licentia poetica doch
sucher, der Unerkannten und Unverstandenen, die,
haben, nun das Volk
immer wieder Verfälschung des Lebens, und alle Ge¬
andern voran, den Tag hören und von denen meist
hände mit Chlorkalk (das
fahren, denen das Einzelschicksal auf der Bühne aus¬
„kein Lied, kein Heldenbuch“ berichtet, wenn sie dem Tod
mittel), ehe Ihr Wunden
gesetzt bleibt und die der Gestaltung der zitierten Zeit¬
auch weit mehr Menschenleben abgerungen haben, als
Sie haben Christus auch
genossen drohen. Mit ihnen hat Rehfisch nicht gespart.
die Napoleone ihm überantworteten — Helden, die nicht
wo sein Helferwillen in
Da ist Skoda, durch Homma lebensstrotzend und theater¬
die Größe des Sterbens, sondern die Heiligkeit des
sicher in Figur und tschechischem Akzent, Baron Roki¬
Lebens künden.
Schluß einem aus der tansky, der Weltmann, den man sich fortan in Lessens
Helene Tuschak.
ten das Skalpell und ritzt ironisch timbrierter Distinktion vorstellen wird, Pro¬
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