II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 16

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24. Das Leite-Land
„Wiener Mode“ XXV.
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Wiener Theakerchronik.
Artur Schnitlers „Der=junge Medardus“ war das
Zugstück des Burgtheäters im letzten Jahre, die Tragikomödie
„Das weite Land“ wird vielleicht einen nicht so raschen und
intensiven Erfolg haben, zeigt aber den Dichter auf einen Gipfel der
Ertenntnis alles Menschlichen und im Vollbesitze einer technischen
Meisterschaft, die dem Werke Ewigkeitswerte verleihen. Die Aufgabe,
die sich Schnitzler gestellt hat, gehört zu den kühnsten Heraus¬
forderungen, die ein Dramatiker an sich selbst gelangen lassen kann.
Das Exempel, das er zeigen will, soll für das Publikum dadurch be¬
wiesen werden, daß den Charatteren die Einheitlichkeit ihrer inneren
Natur, den Geschehnissen die gemeine Logik unserer Moral= und
Ehrbegriffe und der Ethik des Stückes der Maßstab der Konvention
wie ihrer Träger genommen werden. Der Dichter will also die Vor¬
aussetzungen, unter denen wir der Gesellschaftsschichte, die er uns
schildert, entgegengetreten, gewissermaßen auf den Kopf stellen, will
uns zwingen, eine Entwicklung als notwendig zu empfinden, die er
mit Bewußtsein und Absicht aus einem Chaos in der Seele seiner
Helden ableitet. Selbstverständlich konnte er in diesem Falle noch weit
weniger als bei seinen früheren Arbeiten dem Vorwurf entgehen, daß
Probleme und Charatiere gekünstelt, ausgetüftelt, allzu artistisch emp¬
funden seien. Aber an diesem Urteil können diesmal nur diejenigen
festhalten, die nicht imstande sind, etwas zu Ende zu denken. Daß sie
sich in der Majorität befinden, ist leider nicht verwunderlich. Der
neueste Schnitzler ist von keinem Publikum und von keiner Kritik an
einem Theaterabend zu r edigen; man wird gut daran tun, die Be¬
schäftigung mit diesem Werke nicht so bald aufzugeben, wenn man sich
nicht einmal sagen will, daß man an einer der köstlichsten und reichsten
Gaben der gesamten Bühnenliteratur unserer Zeit verständnislos
vorübergegangen ist.
Die Fabel dieses Stückes ist in zahlreichen Inhaltsangaben von
der Tagespresse längst dargestellt worden. In seiner Hauptsigur,
dem Fabrikanten Friedrich Hofreiter, zeigt Schnitzler einen Egoisten
Stenenbild aus Das weite Land“ von Arthur Schnitzler. (3. Akt. Friedrich Hofrei#er
der Liebelei, der Fäuste und Ellbogen so lange gebraucht, bis ihm
der Kors, Otto Aigner — Heer Gerasch, Adele Rater — Fräulein Wilke)
sein eigener, grübelnder Intellekt, mit dem er sein Ringen um die
Photographie von Viktor Angerer, Wien.
freie Betätigung seiner Individualität begleitet, den Boden unter den
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