II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 24

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24. D:
as deite Land
zu begehen, eine ungewohnlich große ist. Die Senate # —
Mit Recht haben die Senate sich dagegen gewehrt, daß
nicht festgestellt, ob dieses oder jenes Individuum, welches
gerade abgeurteilt werden soll, ein Verleitender oder ein Ver= man ihnen zumutete, sie hätten Weisungen des Justizministeriums
leiteter war. Gerade die Verleiter hat man nie gefunden bekommen und sie seien nicht unabhängig gewesen. Die Unab¬
und alle jene Personen, welche vor Gericht gestanden sind, hängigkeit ist ein eigen Ding, und es wird kaum einen Justiz¬
waren mitgerissen und darum mitgehangen. Wie mildernd minister geben, der in einem Verfassungsstaat Richtern
aber muß dies bei Neurteilung der Strafwürdigkeit in Be= eine bestimmte Richtschnur vorschreiben würde. Ist dies
tracht gezogen werden daß Jugendliche nahezu unwillkürlich aber auch nötig? Erfährt man denn die Ansicht der
Regierung nicht? Weiß man nicht, ob eine Regierung
zu den Taten hingerissen wurden.
berglichn Anisanren, helen s6, nadurch damn arns Wen, dus uns Bicht nchte
lsten, Ledesinderinen und
aus keinem anderen werden könne, Lügen gestraft wäre.
die sich die Geldmenschheit hält,
Ich habe Schnitzlers vollkommene technische Meisterschaft
Bedürfnis als aus Prahlerei. Freilich hat Schnitzler
noch niemals mehr bewundert als an diesem neuen Stück, dem
auch Stücke geschrieben, die nicht in diesem Kreis liegen: den
nd.“
es gelingt, mir drei Stunden lang ein keinen Augenblick nach¬
„Grünen Kakadu“, den „Schleier der Beatrice“, den „Einsamen Weg“.
Kitzler. Zum erstenmal auf¬
lassendes Interesse für Menschen abzunötigen, unter denen keiner
mir sein liebstes Werk, und den „Jungen Medardus“. Aber (wie
Oktober 1911.)
ist, mit dem ich mich im Leben auch nur fünf Minuten aufhalten
das wohl auch anderen Autoren passiert) diese seine Hauptwerke
würde. Im Leben berührt mich das geringste Zeichen von Emp¬
gehen doch bisher mehr nur so neben seiner Produktion her.
r.
findung: ein Kind, das weint oder lacht, einer, der hungert oder
Schnitzler ist seiner ganzen Art nach ein Seelenkenner,
friert, ein Hund, der zu einer Hündin will. An empfindungslosen
Seelenforscher und Seelendeuter. Merkwürdig nun, welches
hr lieb, worin sich die
n aufgemalt und ab= Material er sich dazu nimmt. Merkwürdig, daß er seine große Wesen aber kann ich nicht teilnehmen, weil ich nicht wüßte,
tus und war irgendein Begabung für Seelen mit Vorliebe jenen Geldmenschen (es gibt wodurch ich mich mit ihnen verbinden, wodurch ich mich auf
auch Geldmenschen ohne jedes Geld) zuwendet, Menschen also, sie beziehen sollte. Geben nun aber gar empfindungslose
ten Bilderbuchs gleichen
die keine Seele haben, sondern das was bei den anderen Wesen Empfindungen vor und ich merke den Betrug, so weiß
zu Nutz und Frommen
Seele genannt wird, durch einen Komplex von Nervositäten ich gar nicht, was ich damit anfangen soll. Wer hungert, dem
als ommum funda¬
ersetzen. Seele nennt man an den anderen irgendein den kann ich seinen Hunger stillen; wer mir aber, ohne zu hungern,
vita actionum pictura
Diskussionen über seinen Hunger hält, den er nicht hat, macht
gesamten Menschen durchdringendes, diesen einen Menschen be¬
ltdinge und Lebenstaten
stimmendes, ihn konstituierendes Grundverlangen, das, wenn man mich ratlos; der Menschen Sorgen um Empfindungen, die sie
ß sich gut blättern: man
ihm alles nimmt, Leidenschaften, Begierden, Triebe, ja (wenn nicht haben, kann ich nicht teilen. Schnitzler aber zwingt mich
ndie Scheiben immer
dies denkbar wäre) sein Schicksal selbst, dies alles von ihm ab= dennoch dazu, durch das Vergnügen, das mir seine Kunst der
m knasternden Ofen und
zieht und ihn völlig in Ruhe setzt, doch immer noch übrig bleibt, Darstellung macht; ich kann es etwa mit dem Vergnügen an Ent¬
geht es mir jetzt, wenn
ganz allein sein Glück oder Unglück macht und gleichsam das wicklungen der mathematischen Phantasie vergleichen, von denen
ich es lesen darf,
rch die pittoreske Gegeno Spalier ist, woran sich dieser ganze Mensch mit seinem Leben ich auch nur so viel verstehe, daß dabei große Schwierigkeiten
daß ich selbst nicht emporrankt. Das haben die Geldmenschen nicht, sie müssen sich bewältigt werden müssen, was schließlich doch meinen Menschenstolz
befriedigt.
derlei von außen holen. Sie haben keine Innerlichkeit, auch
Unter den Menschen dieses Stücks, von denen ich den Ein¬
im gemeinsten Sinn dieses Worts nicht; es ist innen
vellen und Romane seit
druck habe, daß sie sämtlich keines wirklichen Gefühls fähig, aber
überhaupt nichts da, nicht einmal schlafend; und wenn
ich wie ein Orbis pictus
eben darum stets auf der Jagd nach einem sind, steht obenan
lderbuch der eleganten sie handeln, so geschieht's entweder bloß aus unmittelbarer Re¬
Herr Friedrich Hofreiter, Glühlichterfabrikant im großen Stil,
eleganten Wiener Welt, aktion auf einen sinnlichen Eindruck, oder es geschieht aus Angst
mit Unternehmungen bis nach Amerika hinüber, auch bei Frauen
um ganz genau zu vor der eigenen Leere. Was man ihre Nervosität nennt, sind
unternehmend, mehr aus schlechter Gewohnheit, wie es scheint,
del bis auf ein paar Explosionen ihrer inneren Leere sozusagen, die der Verstand an¬
verschwunden ist, es zündet, um solche Menschen wieder für eine Zeit über ihren Zu= oder weils nun einmal dazu gehört, als aus Sinnlichkeit oder
gar aus Leidenschaft. Er weiß, daß seine Frau davon weiß,
stand zu täuschen. Dies hat kein Autor tiefer erkannt als
bei uns vorzustellen.
und er nimmt an, daß sie sich damit abgefunden hat. Da er,
Schnitzler, und es reizt ihn nun offenbar, zu versuchen, ob aus
#s von der fünfzigsten
so gelegentlich auch als Philo¬
rlich samt Zubehör, mit solchen Explosionen von Nichts nicht durch seine ganz außer=wie im Tennis,
rschaft, als Gelehrten, ordentliche Kunstfertigkeit doch etwas wie dramatische Wirkung zu soph exzelliert, redet er sich ein, er könnte es
Suaeee