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24. Das weite-Land
Itt ausziser. Volks Leitung, Wier
KE
—
ist Hofreiter reich, besitzt eine Geliebte sowie eine schöne
Das weite Land.
Frau, die ihm Liebe und Treue entgegenbringt. Aber
(Tragikomödie in fünf Akten von Artur Schnitzler. gerade dieser „embarras de richesse“, macht ihn
genügsam, wirkt verstimmend auf seine Nerven.
Erstaufführung am Hofburgtheute
Wenn es wenigstens wahr wäre, daß sein Freund, ein
Wer vermag die Tiefen der Menschenseele zu er¬
russischer Klaviervirtnose, ihn mit Genia betrogen habe. Doch
Pmessen und im forteilenden Gedanken hinabtauchen bis
der plötzliche Tod des Russen steht mit der Persönlichkeit
auf ihren Grund? All das Wunderland unseres
Frau Genia Hofreiters in ganz anderem Zusammen¬
Wünschens, Hoffens. Sehnens, Begehrens, die tausend
hange. Der junge Künstler tötete sich, da ihn das an¬
Leidenschaften, die unser Innerstes erfüllen, zu verstehen
gebetete Weib nicht erhören wollte. Ein Brief, den
und beim Namen zu nennen? Gut und Böse — eine
Genia ihrem Gatten zeigt, spricht völlig für ihre Un¬
schier unüberwindliche Kluft liegt zwischen diesen entgegen¬
gesetzten ethischen Begrissen. Doch beide wohnen zusammen schuld. Also Genias Tugend war schuld an des Virtnosen
in unserer Brust und mit ihnen die ungekannten, un= Tod! Hofreiter, der mit dem Gedanken an Genias
gezählten Regungen unseres Gefühles, die wir oft selbst Untreue spielte, erschaudert vor ihrer todbringenden
nicht zu erklären vermögen, ja vor denen uns nicht Tugend. Er sagt ihr das auch offen ins Gesicht und
entflieht auf einige Wochen ins Gebirge. Frau Genia
selten geheimes Grauen erfaßt.
bleibt mit ihren Freunden in ihrer Badner Villa zurück.
Des Menschen Seele ist ein weites Land und nur
Der zweite Akt zeigt uns die Halle eines vornehmen
der Dichter mag es, ohne sich zu verirren, durchwandern.
Dolomitenhotels. Unter den zahlreichen Fremden, denen
Unter den Psychologen der Moderne, die darin Meister
der Direktor des Hotels, Dr. v. Aigner, die
sind, stehen die russischen Dichter an erster Stelle. Mit
Honneurs macht, befinden sich auch Hofreiter und dessen
unbarmherziger Kunstfertigkeit zerfasern sie jegliches Ge¬
fühlsleben, nichts Menschliches bleibt ihren scharf= Freund Dr. Franz Mauer. Die beiden Herren treffen
blickenden Augen verborgen. Diese gründliche, fast wissen= im Hotel mehrere Bekannte: außer Dr. Aigner, der
ihnen indirekt durch seine geschiedene Frau und seinen
schaftliche Methode läßt sie im Epischen den Höhepunkt
Sohn, den Marinefähnrich Otto v. Aigner, bekannt ist,
ihrer Darstellung erreichen; auf dem Gebiete des Dramas,
auch noch ihren Badner Tennispartner, den jungen Paul
das stetes Leben und Fortschreiten der Handlung er¬
Kreindl sowie Frau Wahl mit ihren Kindern Gustav
heischt, versagt ihre ernste Kunst. Wir haben dieses Bei¬
und Erna.
spiel gewählt, um auf die Schwierigkeiten hinzuweisen,
Diese Erna Wahl, das ist ein echtes Sport= und
die sich dem Dramatiker, der diese Pfade wandelt, in
Rassemädl. Etwas Nordisches steckt in ihr. Käme sie nicht
den Weg stellen. Auch Artur Schnitzler mochte ihnen, da
geradewegs aus Baden, man könnte sie ihrem Naturell
er ins „weite Land“ zog. begegnet sein. Aber er müßte
nichts von seiner graziösen Leichtigkeit, nichts von seiner,
nach für eine Wickingerin halten. Jedenfalls scheint sie
bei aller Nachdenklichkeit doch so liebenswürdigen Art an
Ibsen gelesen zu haben, da sie nach dem Beispiele Maja#
Rubeks mit dem Manne ihrer Liebe ins Hochgebirge
sich gehäbt haben, hätte er nicht alle Fährnisse glücklich
überwunden.
klettert. Mit Erna und Hofreiter, denn diesen hat sie ins
Herz geschlossen, unternimmt noch als Dritter im Bunde
Schnitzler ist in seiner Tragikomödie Philosoph und
Wiener zugleich, alle tragischen Bitternisse sind vom Doktor Franz Mauer die gefährliche Partie zum Aigner¬
turm. Er wird hiebei Zeuge, wie Hofreiter und Erna.
Lichte einer sonnenhellen Landschaft übergoldet und
durch allen Pessimismus ringt sich am Schluß eine
von ihrer Liebe überwältigt, sich küssen. Da Doktor
hoffnungsfrohe Lebensbejahung. Diesen Typus zeigt auch
Mauer selbst in Erna verliebt ist, erleidet er alle Qualen
der Held des Stückes, der Fabrikant Friedrich Hofreiter. Wir der Eifersucht. Im Hotel angelangt, reist er unter einem
sehen in ihm einen Mann in den sogenannten besten nichtigen Vorwande ab und überläßt Hofreiter und
Jahren, die etwa als Pendant zu dem gefährlichen,
Erna dem Schicksale ihrer Liebe. Dieses erfüllt Ich mit
Alter der Frau in Betrackt kommen könlnen. Ueberdies
notwendiger Konsequenz. Der „Höhenrausch“ umfängt die
beiden im Taumel wilder Leidenschaft. Aber endlich
—fährt der Weg doch-u Fal. Hofreiter und seine Freunde
kehren nuch Bäden zurück, wo sich inbessen manches ver¬
ändert hat.
Auf Frau Genia scheint das Beispiel ihres Gatten
telepathisch gewirkt zu haben, denn sie hat Gleiches
mit Gleichem vergolten. Ihr Liebster, ein gar
junges Blut, ist der Marinefähnrich Otto v. Aigner.
Mehr Spielzeug als Liebhaber, doch gut genug, die Un¬
treue des Gatten zu rächen und ihn ein wenig zu ver¬
gessen. Hofreiter erfährt durch Zufall, wie es um seine
Frau steht und nimmt das Spiel bitter ernst. Ein unbe¬
greiflicher Haß quillt ihm, dem Zyniker, aus seinem tiefen
Innern empor. Eine öffentliche Beleidigung des Fähn¬
richs und die Voraussetzung eines Zweikampfes ist
gegeben.
Frau Genia versteht die Welt nicht mehr. Ihr war
einst die Liebe etwas Heiliges. Nun scheint sie zur
lächerlichsten Komödie herabgesunken. Die beiden werden
sich ja wohl nur zum Scheine duellieren! In zitternder
Erregung harrt dagegen Erna des Ausganges des
Zweikampfes. Ihr bangt um den Geliebten. Diese mit
großer Feinheit geführte Szene gibt einen sehr wirkungs¬
vollen Kontrast. Die Spannung wird durch die darauf¬
folgende Unterredung Frau Genias mit Ottos Mutter
die von dem Zweikampf keine Ahnung hat — in
geschickter Weise verlängert. Nun erscheint Hofreiter mit
heiter lächelnder Miene. Er begrüßt Frau v. Aigner,
wechselt mit ihr ein paar gleichgültige Worte und verrät
keine Spur von Erregung. Als Ottos Mutter das Haus
verlassen, erklärt er seiner Frau, daß er den Fähnrich
erschossen habe. Sie will das Furchtbare nicht glauben.
„Du hast doch seiner Mutter die Hand gedrückt?“
Was blieb ihm anderes zu tun übrig? Und er
Lande? Der Mann wendet sich von der Geliebten ab
und eilt dem Sohn entgegen.
Eine Tragödie der Leidenschaften und eine Komödie
des modernen Menschen ist Artur Schnitzlers „Das
weite Land“. Vom Ballast der herkömmlichen Moral=
begriffe befreit, unfähig, sich mit dem Gewichte einer
neuen Ethik zu beschweren, fliegen die himmelstürmenden
Leidenschaften in den blauen Aether hinein. Kindern
gleichen diese Menschen in ihrer Erdenferne. — Des
Dichters Kunst weiß aus dem Labyriuth den rechten
Weg zu finden und in dem scheinbar Unfaßlichen
das Ewig=Menschliche zu offenbaren.
Die Rolle Hofreiters spielte Herr Korff mit einer
samosen Verbindung von Liebenswürdigkeit, Tempera¬
ment und Zynismus. Sein ganzes Wesen atmete den
Hauch frisch zugreifender Lebensfreudigkeit, die er im
gegebenen Augenblicke ohne große Geste ins Gegenteil
zu verkehren wußte. Fräulein Marberg glich als
Genia einem schönen Bilde, das mehr in der Dar¬
stellung hoheitsvoller Ruhe als in der trauernden Miene
den seelischen Schmerz zum Ausdrucke brachte. Nur in
der Szene mit Frau v. Aigner — da sich das Leid in
Tränen auflöst — schien die Starrheit zum Leben zu
erwachen. Prächtig war Fräulein Hofteufel als
Erna. Willensstarke und absolute Hingebung vereinte ihr
Spiel zu seltener Harmonie. Den Hoteldirektor gab Herr
Devrient mit sicherer Ueberlegenheit. Die Ent¬
täuschung der geschiedenen Frau wußte Frau Bleibtreu
mit Würde zu tragen. Sehr gut war Herr Gerasch in
der Rolle des Fühnrichs. Als Dr. Mauer war Herr
Paulsen von schlichter Innigkeit. Ein wahres
Musterexemplar eines Hoteiportiers lieferte Herr
Thimig, dessen sichere Regieführung gleichfalls warme
Anerkennung verdient
24. Das weite-Land
Itt ausziser. Volks Leitung, Wier
KE
—
ist Hofreiter reich, besitzt eine Geliebte sowie eine schöne
Das weite Land.
Frau, die ihm Liebe und Treue entgegenbringt. Aber
(Tragikomödie in fünf Akten von Artur Schnitzler. gerade dieser „embarras de richesse“, macht ihn
genügsam, wirkt verstimmend auf seine Nerven.
Erstaufführung am Hofburgtheute
Wenn es wenigstens wahr wäre, daß sein Freund, ein
Wer vermag die Tiefen der Menschenseele zu er¬
russischer Klaviervirtnose, ihn mit Genia betrogen habe. Doch
Pmessen und im forteilenden Gedanken hinabtauchen bis
der plötzliche Tod des Russen steht mit der Persönlichkeit
auf ihren Grund? All das Wunderland unseres
Frau Genia Hofreiters in ganz anderem Zusammen¬
Wünschens, Hoffens. Sehnens, Begehrens, die tausend
hange. Der junge Künstler tötete sich, da ihn das an¬
Leidenschaften, die unser Innerstes erfüllen, zu verstehen
gebetete Weib nicht erhören wollte. Ein Brief, den
und beim Namen zu nennen? Gut und Böse — eine
Genia ihrem Gatten zeigt, spricht völlig für ihre Un¬
schier unüberwindliche Kluft liegt zwischen diesen entgegen¬
gesetzten ethischen Begrissen. Doch beide wohnen zusammen schuld. Also Genias Tugend war schuld an des Virtnosen
in unserer Brust und mit ihnen die ungekannten, un= Tod! Hofreiter, der mit dem Gedanken an Genias
gezählten Regungen unseres Gefühles, die wir oft selbst Untreue spielte, erschaudert vor ihrer todbringenden
nicht zu erklären vermögen, ja vor denen uns nicht Tugend. Er sagt ihr das auch offen ins Gesicht und
entflieht auf einige Wochen ins Gebirge. Frau Genia
selten geheimes Grauen erfaßt.
bleibt mit ihren Freunden in ihrer Badner Villa zurück.
Des Menschen Seele ist ein weites Land und nur
Der zweite Akt zeigt uns die Halle eines vornehmen
der Dichter mag es, ohne sich zu verirren, durchwandern.
Dolomitenhotels. Unter den zahlreichen Fremden, denen
Unter den Psychologen der Moderne, die darin Meister
der Direktor des Hotels, Dr. v. Aigner, die
sind, stehen die russischen Dichter an erster Stelle. Mit
Honneurs macht, befinden sich auch Hofreiter und dessen
unbarmherziger Kunstfertigkeit zerfasern sie jegliches Ge¬
fühlsleben, nichts Menschliches bleibt ihren scharf= Freund Dr. Franz Mauer. Die beiden Herren treffen
blickenden Augen verborgen. Diese gründliche, fast wissen= im Hotel mehrere Bekannte: außer Dr. Aigner, der
ihnen indirekt durch seine geschiedene Frau und seinen
schaftliche Methode läßt sie im Epischen den Höhepunkt
Sohn, den Marinefähnrich Otto v. Aigner, bekannt ist,
ihrer Darstellung erreichen; auf dem Gebiete des Dramas,
auch noch ihren Badner Tennispartner, den jungen Paul
das stetes Leben und Fortschreiten der Handlung er¬
Kreindl sowie Frau Wahl mit ihren Kindern Gustav
heischt, versagt ihre ernste Kunst. Wir haben dieses Bei¬
und Erna.
spiel gewählt, um auf die Schwierigkeiten hinzuweisen,
Diese Erna Wahl, das ist ein echtes Sport= und
die sich dem Dramatiker, der diese Pfade wandelt, in
Rassemädl. Etwas Nordisches steckt in ihr. Käme sie nicht
den Weg stellen. Auch Artur Schnitzler mochte ihnen, da
geradewegs aus Baden, man könnte sie ihrem Naturell
er ins „weite Land“ zog. begegnet sein. Aber er müßte
nichts von seiner graziösen Leichtigkeit, nichts von seiner,
nach für eine Wickingerin halten. Jedenfalls scheint sie
bei aller Nachdenklichkeit doch so liebenswürdigen Art an
Ibsen gelesen zu haben, da sie nach dem Beispiele Maja#
Rubeks mit dem Manne ihrer Liebe ins Hochgebirge
sich gehäbt haben, hätte er nicht alle Fährnisse glücklich
überwunden.
klettert. Mit Erna und Hofreiter, denn diesen hat sie ins
Herz geschlossen, unternimmt noch als Dritter im Bunde
Schnitzler ist in seiner Tragikomödie Philosoph und
Wiener zugleich, alle tragischen Bitternisse sind vom Doktor Franz Mauer die gefährliche Partie zum Aigner¬
turm. Er wird hiebei Zeuge, wie Hofreiter und Erna.
Lichte einer sonnenhellen Landschaft übergoldet und
durch allen Pessimismus ringt sich am Schluß eine
von ihrer Liebe überwältigt, sich küssen. Da Doktor
hoffnungsfrohe Lebensbejahung. Diesen Typus zeigt auch
Mauer selbst in Erna verliebt ist, erleidet er alle Qualen
der Held des Stückes, der Fabrikant Friedrich Hofreiter. Wir der Eifersucht. Im Hotel angelangt, reist er unter einem
sehen in ihm einen Mann in den sogenannten besten nichtigen Vorwande ab und überläßt Hofreiter und
Jahren, die etwa als Pendant zu dem gefährlichen,
Erna dem Schicksale ihrer Liebe. Dieses erfüllt Ich mit
Alter der Frau in Betrackt kommen könlnen. Ueberdies
notwendiger Konsequenz. Der „Höhenrausch“ umfängt die
beiden im Taumel wilder Leidenschaft. Aber endlich
—fährt der Weg doch-u Fal. Hofreiter und seine Freunde
kehren nuch Bäden zurück, wo sich inbessen manches ver¬
ändert hat.
Auf Frau Genia scheint das Beispiel ihres Gatten
telepathisch gewirkt zu haben, denn sie hat Gleiches
mit Gleichem vergolten. Ihr Liebster, ein gar
junges Blut, ist der Marinefähnrich Otto v. Aigner.
Mehr Spielzeug als Liebhaber, doch gut genug, die Un¬
treue des Gatten zu rächen und ihn ein wenig zu ver¬
gessen. Hofreiter erfährt durch Zufall, wie es um seine
Frau steht und nimmt das Spiel bitter ernst. Ein unbe¬
greiflicher Haß quillt ihm, dem Zyniker, aus seinem tiefen
Innern empor. Eine öffentliche Beleidigung des Fähn¬
richs und die Voraussetzung eines Zweikampfes ist
gegeben.
Frau Genia versteht die Welt nicht mehr. Ihr war
einst die Liebe etwas Heiliges. Nun scheint sie zur
lächerlichsten Komödie herabgesunken. Die beiden werden
sich ja wohl nur zum Scheine duellieren! In zitternder
Erregung harrt dagegen Erna des Ausganges des
Zweikampfes. Ihr bangt um den Geliebten. Diese mit
großer Feinheit geführte Szene gibt einen sehr wirkungs¬
vollen Kontrast. Die Spannung wird durch die darauf¬
folgende Unterredung Frau Genias mit Ottos Mutter
die von dem Zweikampf keine Ahnung hat — in
geschickter Weise verlängert. Nun erscheint Hofreiter mit
heiter lächelnder Miene. Er begrüßt Frau v. Aigner,
wechselt mit ihr ein paar gleichgültige Worte und verrät
keine Spur von Erregung. Als Ottos Mutter das Haus
verlassen, erklärt er seiner Frau, daß er den Fähnrich
erschossen habe. Sie will das Furchtbare nicht glauben.
„Du hast doch seiner Mutter die Hand gedrückt?“
Was blieb ihm anderes zu tun übrig? Und er
Lande? Der Mann wendet sich von der Geliebten ab
und eilt dem Sohn entgegen.
Eine Tragödie der Leidenschaften und eine Komödie
des modernen Menschen ist Artur Schnitzlers „Das
weite Land“. Vom Ballast der herkömmlichen Moral=
begriffe befreit, unfähig, sich mit dem Gewichte einer
neuen Ethik zu beschweren, fliegen die himmelstürmenden
Leidenschaften in den blauen Aether hinein. Kindern
gleichen diese Menschen in ihrer Erdenferne. — Des
Dichters Kunst weiß aus dem Labyriuth den rechten
Weg zu finden und in dem scheinbar Unfaßlichen
das Ewig=Menschliche zu offenbaren.
Die Rolle Hofreiters spielte Herr Korff mit einer
samosen Verbindung von Liebenswürdigkeit, Tempera¬
ment und Zynismus. Sein ganzes Wesen atmete den
Hauch frisch zugreifender Lebensfreudigkeit, die er im
gegebenen Augenblicke ohne große Geste ins Gegenteil
zu verkehren wußte. Fräulein Marberg glich als
Genia einem schönen Bilde, das mehr in der Dar¬
stellung hoheitsvoller Ruhe als in der trauernden Miene
den seelischen Schmerz zum Ausdrucke brachte. Nur in
der Szene mit Frau v. Aigner — da sich das Leid in
Tränen auflöst — schien die Starrheit zum Leben zu
erwachen. Prächtig war Fräulein Hofteufel als
Erna. Willensstarke und absolute Hingebung vereinte ihr
Spiel zu seltener Harmonie. Den Hoteldirektor gab Herr
Devrient mit sicherer Ueberlegenheit. Die Ent¬
täuschung der geschiedenen Frau wußte Frau Bleibtreu
mit Würde zu tragen. Sehr gut war Herr Gerasch in
der Rolle des Fühnrichs. Als Dr. Mauer war Herr
Paulsen von schlichter Innigkeit. Ein wahres
Musterexemplar eines Hoteiportiers lieferte Herr
Thimig, dessen sichere Regieführung gleichfalls warme
Anerkennung verdient