DOX
W
24. DasteLang
aber einmal die Dichtung als Gegenspiel der! (welche die erratende G
Das weite Land.
seinem Gefühl der Vern
Nicht die
zeitlichen Gesellschaftsart entstanden.
Frau ein Leben ruhig
Eingrenzung der persönlichen Freiheit durch zu¬
Tragikomödie von Artur Schnitzler.
ihre Hingabe zu reit
dringliche Neugierde; nicht das Mißverständnis,
(Burgtheater.)
des zwanzigsten Jahrhu
welches stets zwischen dem Ereignis und dem Schein
La,ville la plus superficiellement indiscréte
der ewige Frondeur d
des Ereignisses sich einzwängt, gibt den dramatischen
du monde hat ein Franzose Wien genannt. Er meinte
läufigen Zeitmoral. Kul
Kern des Stückes. Sondern was aus dem Widerspruch
wohl (demit, daß hier der Nächstenklatsch schamloser,
geworden, meint er, dies
eines Menschenerkenners und =Gestalters gegen ein solches
banaler, talentloser geübt wird als in anderen Großstadt¬
der Liebeswahl auch
Sittenbild der Gegenwart, als Sehnsuckt als Gedanken
zentren, dast er in barbarischer Vereinfachung auftritt.
können. Halb zu Gin
sich regte, ist zu Menschenschicksalen kristallisiert. Aus den
Die brutale Stofffreude füllt aus. Die Affäre, als Tat¬
anderer ihrer begehrte,
moralischen Philisterium einer Stadt entringt sich die
sache kraß gebracht, abgeurteilt, veraröbert weitergegeben,
er sie doch von sich.
schöne freie Melodie, welche Schnitzlers Tragikomödie
genügt. Das Künstlerische der Gesellschafts=Spionage, das
unter der Erde verwe
als Leitmotiv durchzieht, „Die Seele ist ein weites
Herausarbeiten der Motive, das Ablauern des psychologi¬
doch du! Natürlich u
Land.“
schen Prozesses, die feinfühlige Differenzierung der Fälle
Ein anderer als
„Warum ich sie (meine Frau) betrogen habe? Sie
kurz die intellektuelle Kultur des „Man sagt“ fehlt
auf den Knien liegen,
fragen mich? Sollte es Ihnen nicht aufgefallen sein, was
uns vollständig. Wien ist zwar die indiskreteste Stadt
gerade deswegen!
für komplizierte Subjekte wir Menschen im Grunde sind?
der Welt, in Wien werden die privatesten Eigen¬
Mir bist du gerade dat
— Liebe und
So vieles hat zugleich Raum in uns. —
angelegenheiten als herrenloses Allgemeingut betrachtet.
Und um sich gegen
Trug. ... Treue und Treulosigkeit.. Anbetung für
Nichts darf verschlossen bleiben: keine Seele, kein Porte¬
zu wehren, die zwisch
die Eine und Verlangen nach einer Andern oder Mehreren.
monnaie; jede Liebe, jede Trauer wird gewogen, betastet;
Liebesblüte, von Korsa
Wir versuchen wohl Ordnung in uns zu schaffen, so gut
jede Reise, jedes Kleid kontrolliert, eingeschätzt. Aber all
beginnt — reist Fried
geht, aber diese Ordnung ist doch nur etwas Künst¬
es
Sichkümmern und Nur=vom =Andern=leben,
dies
einer anderen nach.
Das Natürliche — ist das Chaos. Ja,
liches.
all diese Materialanhäufung von fremdem Handeln
Anderen, der ihrer bege
mein guter Hofreiter, die Seele ist ein weites Land, wie
Geschehen dient keiner tieferen Kenntnis¬
und
Aus Liebe? Aus
ein Dichter es einmal ausdrückte.“
nahme des Daseins und seiner Mannigfaltigkeit.
Trotzgefühl? Oder vi
Hier ist die Abgrenzung des Seelengebietes genau
Talentlosigkeit der Einfühlung zeichnet das Urteil des
Sinne folgend, die d
gegeben, welches Schnitzler seinem Experiment
indiskreten Wien aus. Und die öffentliche Meinung trägt
Einen, durch das eigen
unterwirft. Die Komplexität, die Vermengung und Durch¬
die Züge des Hausmeisterischen. Sie bestimmt die mensch¬
dem Verschmähtsein sich
dringung rätselhafter Antagonismen in einer Menschen¬
liche Wertung in gut, böse, anständig, unanständig. Liebe
lichen Schicksal Bestin
brust vereint — ließe sich gewiß in den verschiedensten
ist rosarot, Haß gallgelb; eine glückliche Ehe, wenn
hier, steht man der 1
Beziehungen des Menschen zum Dasein —, nachweisen.
Mann und Frau eingehängt gehen. Daß es auch für
schon breiten sich die
Hier aber wird nur das Verhältnis zwischen Mann und
Schicksale eine Qualitätsfrage gibt, davon läßt sich das
heimnisses. Man wei
Weib und insbesondere zwischen Ehemann und Eheweib
Wienertum der Gesellschaftlichen nichts träumen. Sie sind
der Wille, der sie lenk
als Rätfelding beleuchtet. Friedrich Hofreiter
Banalisierer des seelischen Erlebnisses. Sie sind die Pri¬
Seins.
seiner Frau Gina seit Jahren untreu und
mitiven der Medisance.
Friedrich Hofrei
dennoch schlummert in ihm Leidenschaftsmöglichkeit
Gina in den Armen ih
nach ihr. Er erfährt, daß ein Freund von Gina
In Artur Schnitzler, der so tief mit der
jener Situation, die e
abgewiesen, sich aus Verzweiflung erschossen hat. Er
Atmosphäre seiner Stadt verwebt ist, mag der Dichtungs¬
einer von ihrem Gatten
weiß Gina durch seine eigene Untreue frei; es
keim zu seiner gestern im Burgtheater aufgeführten Tragi¬
hatte. Er mußte die W
ihm unsinnig vor, von ihr Treue zu
käme
komödie aus einer Milieureaktion aufgegangen sein. In
es nach den Regeln
fordern. So wallt denn vorerst in ihm das Gefühl einer
ihm mochte, umgeben von der Enge scheulederner Be¬
Aber die Mehrheit d
Erbitterung de gegen auf, daß ein junges Menschenleben
schränktheit, das Gefühl wach geworden sein, auf eine
Gewalt alle Verstandes
einer sogenannten Tugendkonvention wegen erlöschen
zarte, reine, künstlerische Art die Gesellschaft ihrer Tor¬
Liebhaber, weil dieser
mußte. Denn Hofreiter glaubt sich innerlich frei genug,
heit bewußt werden zu lassen. Hebbel verlangt vom
Frau zu besitzen wagt.
höheren Schauspiel und der Komödie, daß sie Schilde= um der Besitzesdespotie seines Mannestums zu gebieten.
der Kultur=Erotiker. Da
rungen einzelner Zeitalter und Stände seien. Hier ist nun! Das Aufflackern einer instinktiven Eifersucht unterdrückend,
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24. DasteLang
aber einmal die Dichtung als Gegenspiel der! (welche die erratende G
Das weite Land.
seinem Gefühl der Vern
Nicht die
zeitlichen Gesellschaftsart entstanden.
Frau ein Leben ruhig
Eingrenzung der persönlichen Freiheit durch zu¬
Tragikomödie von Artur Schnitzler.
ihre Hingabe zu reit
dringliche Neugierde; nicht das Mißverständnis,
(Burgtheater.)
des zwanzigsten Jahrhu
welches stets zwischen dem Ereignis und dem Schein
La,ville la plus superficiellement indiscréte
der ewige Frondeur d
des Ereignisses sich einzwängt, gibt den dramatischen
du monde hat ein Franzose Wien genannt. Er meinte
läufigen Zeitmoral. Kul
Kern des Stückes. Sondern was aus dem Widerspruch
wohl (demit, daß hier der Nächstenklatsch schamloser,
geworden, meint er, dies
eines Menschenerkenners und =Gestalters gegen ein solches
banaler, talentloser geübt wird als in anderen Großstadt¬
der Liebeswahl auch
Sittenbild der Gegenwart, als Sehnsuckt als Gedanken
zentren, dast er in barbarischer Vereinfachung auftritt.
können. Halb zu Gin
sich regte, ist zu Menschenschicksalen kristallisiert. Aus den
Die brutale Stofffreude füllt aus. Die Affäre, als Tat¬
anderer ihrer begehrte,
moralischen Philisterium einer Stadt entringt sich die
sache kraß gebracht, abgeurteilt, veraröbert weitergegeben,
er sie doch von sich.
schöne freie Melodie, welche Schnitzlers Tragikomödie
genügt. Das Künstlerische der Gesellschafts=Spionage, das
unter der Erde verwe
als Leitmotiv durchzieht, „Die Seele ist ein weites
Herausarbeiten der Motive, das Ablauern des psychologi¬
doch du! Natürlich u
Land.“
schen Prozesses, die feinfühlige Differenzierung der Fälle
Ein anderer als
„Warum ich sie (meine Frau) betrogen habe? Sie
kurz die intellektuelle Kultur des „Man sagt“ fehlt
auf den Knien liegen,
fragen mich? Sollte es Ihnen nicht aufgefallen sein, was
uns vollständig. Wien ist zwar die indiskreteste Stadt
gerade deswegen!
für komplizierte Subjekte wir Menschen im Grunde sind?
der Welt, in Wien werden die privatesten Eigen¬
Mir bist du gerade dat
— Liebe und
So vieles hat zugleich Raum in uns. —
angelegenheiten als herrenloses Allgemeingut betrachtet.
Und um sich gegen
Trug. ... Treue und Treulosigkeit.. Anbetung für
Nichts darf verschlossen bleiben: keine Seele, kein Porte¬
zu wehren, die zwisch
die Eine und Verlangen nach einer Andern oder Mehreren.
monnaie; jede Liebe, jede Trauer wird gewogen, betastet;
Liebesblüte, von Korsa
Wir versuchen wohl Ordnung in uns zu schaffen, so gut
jede Reise, jedes Kleid kontrolliert, eingeschätzt. Aber all
beginnt — reist Fried
geht, aber diese Ordnung ist doch nur etwas Künst¬
es
Sichkümmern und Nur=vom =Andern=leben,
dies
einer anderen nach.
Das Natürliche — ist das Chaos. Ja,
liches.
all diese Materialanhäufung von fremdem Handeln
Anderen, der ihrer bege
mein guter Hofreiter, die Seele ist ein weites Land, wie
Geschehen dient keiner tieferen Kenntnis¬
und
Aus Liebe? Aus
ein Dichter es einmal ausdrückte.“
nahme des Daseins und seiner Mannigfaltigkeit.
Trotzgefühl? Oder vi
Hier ist die Abgrenzung des Seelengebietes genau
Talentlosigkeit der Einfühlung zeichnet das Urteil des
Sinne folgend, die d
gegeben, welches Schnitzler seinem Experiment
indiskreten Wien aus. Und die öffentliche Meinung trägt
Einen, durch das eigen
unterwirft. Die Komplexität, die Vermengung und Durch¬
die Züge des Hausmeisterischen. Sie bestimmt die mensch¬
dem Verschmähtsein sich
dringung rätselhafter Antagonismen in einer Menschen¬
liche Wertung in gut, böse, anständig, unanständig. Liebe
lichen Schicksal Bestin
brust vereint — ließe sich gewiß in den verschiedensten
ist rosarot, Haß gallgelb; eine glückliche Ehe, wenn
hier, steht man der 1
Beziehungen des Menschen zum Dasein —, nachweisen.
Mann und Frau eingehängt gehen. Daß es auch für
schon breiten sich die
Hier aber wird nur das Verhältnis zwischen Mann und
Schicksale eine Qualitätsfrage gibt, davon läßt sich das
heimnisses. Man wei
Weib und insbesondere zwischen Ehemann und Eheweib
Wienertum der Gesellschaftlichen nichts träumen. Sie sind
der Wille, der sie lenk
als Rätfelding beleuchtet. Friedrich Hofreiter
Banalisierer des seelischen Erlebnisses. Sie sind die Pri¬
Seins.
seiner Frau Gina seit Jahren untreu und
mitiven der Medisance.
Friedrich Hofrei
dennoch schlummert in ihm Leidenschaftsmöglichkeit
Gina in den Armen ih
nach ihr. Er erfährt, daß ein Freund von Gina
In Artur Schnitzler, der so tief mit der
jener Situation, die e
abgewiesen, sich aus Verzweiflung erschossen hat. Er
Atmosphäre seiner Stadt verwebt ist, mag der Dichtungs¬
einer von ihrem Gatten
weiß Gina durch seine eigene Untreue frei; es
keim zu seiner gestern im Burgtheater aufgeführten Tragi¬
hatte. Er mußte die W
ihm unsinnig vor, von ihr Treue zu
käme
komödie aus einer Milieureaktion aufgegangen sein. In
es nach den Regeln
fordern. So wallt denn vorerst in ihm das Gefühl einer
ihm mochte, umgeben von der Enge scheulederner Be¬
Aber die Mehrheit d
Erbitterung de gegen auf, daß ein junges Menschenleben
schränktheit, das Gefühl wach geworden sein, auf eine
Gewalt alle Verstandes
einer sogenannten Tugendkonvention wegen erlöschen
zarte, reine, künstlerische Art die Gesellschaft ihrer Tor¬
Liebhaber, weil dieser
mußte. Denn Hofreiter glaubt sich innerlich frei genug,
heit bewußt werden zu lassen. Hebbel verlangt vom
Frau zu besitzen wagt.
höheren Schauspiel und der Komödie, daß sie Schilde= um der Besitzesdespotie seines Mannestums zu gebieten.
der Kultur=Erotiker. Da
rungen einzelner Zeitalter und Stände seien. Hier ist nun! Das Aufflackern einer instinktiven Eifersucht unterdrückend,