II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 62

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24. Das weite Land
ungen.
Sn

glichen Wie kaun
aber einmal die Dichtung als Gegenspiel der (welche die erratende Gina mit Glück erfüllt,) läßt er nur
und
d.
zeitlichen Gesellschaftsart entstanden. Nicht, die seinem Gefühl der Verwunderung freien Lauf, wie eine
hulung
zler ver
Frau ein Leben ruhig verbluten sehen konnte, das durch
Eingrenzung der persönlichen Freiheit durch zu¬
schnitzler.
skreten
ihre Hingabe zu retten gewesen wäre. Don Juan
Paral
dringliche Neugierde; nicht das Mißverständnis,
Sopran
r.)
des zwanzigsten Jahrhunderts ist Hofreiter gleich diesem
Chekes
welches stets zwischen dem Ereignis und dem Schein
eit in
llement indiscréte
der ewige Frondeur des Sittengesetzes und der land¬
des Ereignisses sich einzwängt, gibt den dramatischen
g
genannt. Er meinte
läufigen Zeitmoral. Kulturprodukt aus Hebbel und Ibsen
Kern des Stückes. Sondern was aus dem Widerspruch
tenklatsch schamloser,
geworden, meint er, die Frau zum freien Individuum in
eines Menschenerkenners und =Gestalters gegen ein solches
anderen Großstadt¬
der Liebeswahl auch innerhalb der Ehe akzeptieren zu
ih
Sittenbild der Gegenwart, als Sehnsucht, als Gedanken
ereinfachung auftritt.
können. Halb zu Gina hingezogen, welche ihm, da ein
sich regte, ist zu Menschenschicksalen kristallisiert. Aus den
Die Affäre, als Tat¬
iu
anderer ihrer begehrte, wieder begehrenswert wird, stößt
fei
moralischen Philisterium einer Stadt entringt sich die
bröbert weitergegeben,
er sie doch von sich. „Daß der arme Korsakow jetzt
So
schöne freie Melodie, welche Schnitzlers Tragikomödie
schafts=Spionage, das
usi
unter der Erde verwest, die Ursache davon bist ja
als Leitmotiv durchzieht, „Die Seele ist ein weites
auern des psychologi¬
abends
h:
doch du! Natürlich unschuldig, in doppeltem Sinn.
„Das
Land.“
inssaal
krenzierung der Fälle
i nicht nur
Ein anderer als ich würde vielleicht vor dir
„Warum ich sie (meine Frau) betrogen habe? Sie
hl von
„Man sagt“, fehlt
. Oder B
auf den Knien liegen, dich anbeten wie eine Heilige,
fragen mich? Sollte es Ihnen nicht aufgefallen sein, was
an der
ie indiskreteste Stadt
Ich bin halt nicht so
Oder alles
gerade deswegen!
rlassen
für komplizierte Subjekte wir Menschen im Grunde sind?
privatesten Eigen¬
iele usw.
Mir bist du gerade dadurch gleichsam fremder geworden!“
ienstag
So vieles hat zugleich Raum in uns. — Liebe und
gemeingut betrachtet.
Und um sich gegen eine leise aufkeimende Annäherung
Cat sich einer,
.. Anbetung für
Trug. ... Treue und Treulosigkeit.
ie Seele, kein Porte¬
zu wehren, die zwischen ihm und seiner Frau wie eine
—D0
n E
die Eine und Verlangen nach einer Andern oder Mehreren.
rd gewogen, betastet;
Liebesblüte, von Korsakows Blut gedüngt, zu sprießen
d
Wir versuchen wohl Ordnung in uns zu schaffen, so gut
ingeschätzt. Aber all
einem Flirt
beginnt — reist Friedrich plötzlich ab
geht, aber diese Ordnung ist doch nur etwas Künst¬
es
vom = Andern =leben,
Gina aber ergibt sich einem 1.
einer anderen nach. —
ist das Chaos. Ja,
Das Natürliche
liches.
fremdem Handeln
Anderen, der ihrer begehrt.

mein guter Hofreiter, die Seele ist ein weites Land, wie
tieferen Kenntnis¬
Aus Liebe? Aus Schmerz, aus Enttäuschung, aus ber.
ein Dichter es einmal ausdrückte.“
er Mannigfaltigkeit.
e Unsien
ersch
Trotzgefühl? Oder vielleicht auch einer Erregung der
Hier ist die Abgrenzung des Seelengebietes genau
net das Urteil des
nal. „Ich bin
Sinne folgend, die durch das Begehrtwerden von dem
gegeben, welches Schnitzler seinem Experiment
tliche Meinung trägt.
mmt vor Hof
ik be¬
Einen, durch das eigene Begehren nach ihrem Gatten und
unterwirft. Die Komplexität, die Vermengung und Durch¬
bestimmt die mensch¬
denn, was ich
dem Verschmähtsein sich der so keuschen, einem einheit¬
dringung rätselhafter Antagonismen in einer Menschen¬
, unanständig. Liebe
zzukommen?
lichen Schicksal Bestimmten bemächtigt hatte? Gleich
brust vereint — ließe sich gewiß in den verschiedensten
ückliche Ehe, wenn
hier, steht man der Unergründlichkeit gegenüber. Hier .000) eheuerlich wie
Beziehungen des Menschen zum Dasein —, nachweisen.
1. Daß es auch für
schon breiten sich die Schleier des psychologischen Ge= .000) im äufersten U
Hier aber wird nur das Verhältnis zwischen Mann und
davon läßt sich das
heimnisses. Man weiß die Tat. Aber nicht einmal .0ocher Gefühle au
Weib und insbesondere zwischen Ehemann und Eheweib
ts träumen. Sie sind
die Schnitzl
der Wille, der sie lenkt, kennt den Urtrieb des eigenen .000), die Unberechen
als Rätfelding beleuchtet. Friedrich Hofreiter
Sie sind die Pri¬
Seins.
seiner Frau Gina seit Jahren untreu und
ist
Friedrich Hofreiter findet, als er zurückkehrt, .000)n Kunst auf Kun
dennoch schlummert in ihm Leidenschaftsmöglichkeit
ses Werkes
Gina in den Armen ihres Liebhabers. Findet sie also in
nach ihr. Er erfährt, daß ein Freund von Gina
der so tief mit der
jener Situation, die er selbst als natürliche Revanche .000)5o sehr sind hier
abgewiesen, sich aus Verzweiflung erschossen hat. Er
mag der Dichtungs¬
(Gesetzen in der P
einer von ihrem Gatten vernachlässigten Frau gepriesen
weiß Gina durch seine eigene Untreue frei; es
r aufgeführten Tragi¬
hatte. Er mußte die Wendung gelassen hinnehmen. Wennahn bennuancen der
käme ihm unsinnig vor, von ihr Treue zu
ufgegongen sein. In
enen Reinheit, zwa
es nach den Regeln gesetzesmäßiger Seelenlogik ginge.
fordern. So wallt denn vorerst in ihm das Gefühl einer
scheulederner Be¬
unendliche Abstufu
Aber die Mehrheit des Ich bricht mit elementarer
Erbitterung dagegen auf, daß ein junges Menschenleben
#den sein, auf eine
Gewalt alle Verstandesschranken. Der Gatte erschießt denk dieh nebeneinandergese
einer sogenannten Tugendkonvention wegen erlöschen
Besellschaft ihrer Tor¬
Liebhaber, weil dieser seine doch von ihm freigegebeneehen, Tupfen. Und es
mußte. Denn Hofreiter glaubt sich innerlich frei genug,
bbel verlangt vom
Frau zu besitzen wagt. Der Triebmensch ist stärker alsttlich entgegen. Ein
die, daß sie Schilde= um der Besitzesdespotie seines Mannestums zu gebieten.
de seien. Hier ist nun! Das Aufflackern einer instinktiven Eifersucht unterdrückend, der Kultur=Erotiker. Das Männchen siegt über den Mann Et= Nur wenn die 9##
und die Reflexfarbe
ichtig dosiert sind,