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24. Das GeiteLand
uns, lie es in Aegypien bestehl, dore Izu aefährden.
die eines Protektorats in der Art des tunesischen unge¬
nügend erscheinen. Nun scheint es aber, als wolle die
(MATTONTZ
Regierung selbst nicht mehr auf der anfänglich ange¬
□—
nommenen Basis erhandeln. Vor dem Beginn der Feind¬
O
(Kriegsgesa
von
seligkeiten wollte sich noch mit der Okkupation
ASehOUE
Tripolis begnügen und die türkische Suzeränität aner= jetzt oft und oft h#
STeiliperten
kennen, die, wie in Aegypten, in Form eines Jahres= unausfiehlich fad.
SAUERBRUNN,
tributs zum Ausdruck gekommen wäre. Nun aber wird z keine Kämpfe, kein
4.—
—
(welche die erraten
aber einmal die Dichtung als Gegenspiel der
Das weite Land.
entstanden.
seinem Gefühl der
Nicht die
—
zeitlichen Gesellschaftsart
Frau ein Leben
Tragikomödie von Artur Schnitzler.
Eingrenzung der persönlichen Freiheii durch zu¬
ihre Hingabe zu
dringliche Neugierde; nicht das Mißverständnis,
(Burgtheater.)
des zwänzigsten I
welches stets zwischen dem Ereignis und dem Schein
La ville la plus superficiellement indiscréte
der ewige Fronde
des Ereignisses sich einzwängt, gibt den dramatischen
du monde hat ein Franzose Wien genannt. Er meinte
läufigen Zeitmoral
Kern des Stückes. Sondern was aus dem Widerspruch
wohl damit, daß hier der Nächstenklatsch schamioser,
geworden, meint##e
eines Menschenerkenners und =Gestalters gegen ein solches
banaler, talentloser geübt wird als in anderen Großstadt¬
der Liebeswahl
Sittenbild der Gegenwart, als Sehnsucht, als Gedanken
zentren, daß er in barbarischer Vereinfachung auftritt.
können. Halb zu
sich regte, ist zu Menschenschicksalen kristallisiert. Aus den
„Die bruiale Stofffreude füllt aus. Die Affäre, als Tat¬
anderer ihrer bege
moralischen Philisterium einer Stadt entringt sich die
sache kraß gebracht, abgeurteilt, veroröbert weitergegeben,
er sie doch von
schöne freie Melodie, welche Schnitzlers Tragikomödie
genügt. Das Künstlerische der Gesellschafts=Spionage, das
unter der Erde
als Leitmotiv durchzieht, „Die Seele ist ein weites
Herausarbeiten der Motive, das Ablauern des psycholrgi¬
doch du! Natürk
Land.“
schen Prozesses, die feinfühlige Differenzierung der Fiille
Ein anderer
„Warum ich sie (meine Frau) betrogen habe? Sie
— kurz die intellektuelle Kultur des „Man sagt“, fehlt
auf den Knien I
fragen mich? Sollte es Ihnen nicht aufgefallen sein, was
uns vollständig. Wien ist zwar die indiskreteste Stadt
gerade deswegen!
für komplizierte Subjekte wir Menschen im Grunde sind?
der Welt, in Wien werden die privatesten Eisen¬
Mir bist du gerad
So vieles hat zugleich Raum in uns. — Liebe und
angelegenheiten als herren'oses Allgemeingut betrachtet.
Und um sich ge
. Treue und Treulosigkeit. ... Anbetung für
Trug.
Nichts darf verschlossen bleiben: keine Seele, kein Porte¬
zu wehren, die
die Eine und Verlangen nach einer Andern oder Mehreren.
monnaie; jede Liebe, jede Trauer wird gewogen, betastet;
Liebesblüte, von
Wir versuchen wohl Ordnung in uns zu schaffen, so gut
jede Reise, jedes Kleid kontrolliert, eingeschätzt. Aber all
beginnt — reist
geht, aber diese Ordnung ist doch nur etwas Künst¬
dies Sichkümmern und Nur=vom=Andern=leben,
einer anderen nach
Das Natürliche —
ist das Chaos. Ja,
liches.
all diese Materialanhäufung von fremdem Handeln
Anderen, der ihrer
mein guter Hofreiter, die Seele ist ein weites Land, wie
und Geschehen dient keiner tieferen Kenntuis¬
ein Dichter es einmal ausdrückte.“
Aus Liebe?
nahme des Daseins und seiner Mannigfaltigkeit.
Trotzgefühl? Ode
Hier ist die Abgrenzung des Seelengebietes genau¬
Tatentlosigkeit der Einfühlung zeichnet das Urteil des
Sinne folgend, #
gegeben, welches Schnitzler seinem Experiment
indiskreten Wien aus. Und die öffentliche Meinung trägt,
Einen, durch das
unterwirft. Die Komplexität, die Vermengung und Durch¬
die Züge des Hausmeisterischen. Sie bestimmt die mensch¬
dem Verschmähtseinl
dringung rätselhafter Antagonismen in einer Menschen¬
liche Wertung in gut, böse, anständig, unanständig. Liebe
lichen Schicksal
brust vereint — ließe sich gewiß in den verschiedensten
ist rosarot, Haß gallgelb; eine glückliche Ehe, wenn
hier, steht man d
Beziehungen des Menschen zum Dasein — nachweisen.
Mann und Frau eingehängt gehen. Daß es auch für
schon breiten sich
Hier aber wird nur das Verhältnis zwischen Mann und
Schicksale eine Qualitätsfrage gibt, davon läßt sich das
heimnisses. Man
Weib und insbesondere zwischen Ehemann und Eheweib
Wienertum der Gesellschaftlichen nichts träumen. Sie sind
der Wille, der sien
als Rätselding beleuchtet. Friedrich Hofreiter
Banalisierer des seelischen Erlebnisses. Sie sind die Pri¬
Seins.
ist
seiner Frau Gina seit Jahren untreu und
mitiven der Medisance.
Friebrich H
dennoch schlummert in ihm Leidenschaftsmöglichkeit
Gina in den Arme
nach ihr. Er erfährt, daß ein Freund von Gina
In Artur Schnitzler, der so tief mit der
abgewiesen, sich aus Verzweiflung erschossen hat. Er jener Situation,
Atmosphäre seiner Stadt verwebt ist, mag der Dichtungs¬
einer von ihrem
weiß Gina durch seine eigene Untreue frei; es
keim zu seiner gestern im Burgtheater aufgeführten Tragi¬
hatte. Er mußte dil
käme ihm unsinnig vor, von ihr Treue zu
komödie aus einer Milieureaktion aufgegangen sein. In
es nach den Rege
fordern. So wallt denn vorerst in ihm das Gefühl einer
ihm mochte, umgeben von der Enge scheulederner Be¬
Aber die Mehrhei
Erbitterung dagegen auf, daß ein junges Menschenleben
schränktheit, das Gesühl wach geworden sein, auf eine
Gewalt alle Versta
einer sogenannten Tugendkonvention wegen erlöschen
zarte, reine, künstlerische Art die Gesellschaft ihrer Tor¬
Liebhaber, weil die
mußte. Denn Hofreiter glaubt sich innerlich frei genug,
heit bewußt werden zu lassen. Hebbel verlangt vom
höheren Schauspiel und der Komödie, daß sie Schilde= um der Besitzesdespotie seines Mannestums zu gebieten. Frau zu besitzen w.
rungen einzelner Zeitalter und Stände seien. Hier ist nun! Das Aufflackern einer instinktiven Eifersucht unterdrückend, der Kultur=Erotiker
24. Das GeiteLand
uns, lie es in Aegypien bestehl, dore Izu aefährden.
die eines Protektorats in der Art des tunesischen unge¬
nügend erscheinen. Nun scheint es aber, als wolle die
(MATTONTZ
Regierung selbst nicht mehr auf der anfänglich ange¬
□—
nommenen Basis erhandeln. Vor dem Beginn der Feind¬
O
(Kriegsgesa
von
seligkeiten wollte sich noch mit der Okkupation
ASehOUE
Tripolis begnügen und die türkische Suzeränität aner= jetzt oft und oft h#
STeiliperten
kennen, die, wie in Aegypten, in Form eines Jahres= unausfiehlich fad.
SAUERBRUNN,
tributs zum Ausdruck gekommen wäre. Nun aber wird z keine Kämpfe, kein
4.—
—
(welche die erraten
aber einmal die Dichtung als Gegenspiel der
Das weite Land.
entstanden.
seinem Gefühl der
Nicht die
—
zeitlichen Gesellschaftsart
Frau ein Leben
Tragikomödie von Artur Schnitzler.
Eingrenzung der persönlichen Freiheii durch zu¬
ihre Hingabe zu
dringliche Neugierde; nicht das Mißverständnis,
(Burgtheater.)
des zwänzigsten I
welches stets zwischen dem Ereignis und dem Schein
La ville la plus superficiellement indiscréte
der ewige Fronde
des Ereignisses sich einzwängt, gibt den dramatischen
du monde hat ein Franzose Wien genannt. Er meinte
läufigen Zeitmoral
Kern des Stückes. Sondern was aus dem Widerspruch
wohl damit, daß hier der Nächstenklatsch schamioser,
geworden, meint##e
eines Menschenerkenners und =Gestalters gegen ein solches
banaler, talentloser geübt wird als in anderen Großstadt¬
der Liebeswahl
Sittenbild der Gegenwart, als Sehnsucht, als Gedanken
zentren, daß er in barbarischer Vereinfachung auftritt.
können. Halb zu
sich regte, ist zu Menschenschicksalen kristallisiert. Aus den
„Die bruiale Stofffreude füllt aus. Die Affäre, als Tat¬
anderer ihrer bege
moralischen Philisterium einer Stadt entringt sich die
sache kraß gebracht, abgeurteilt, veroröbert weitergegeben,
er sie doch von
schöne freie Melodie, welche Schnitzlers Tragikomödie
genügt. Das Künstlerische der Gesellschafts=Spionage, das
unter der Erde
als Leitmotiv durchzieht, „Die Seele ist ein weites
Herausarbeiten der Motive, das Ablauern des psycholrgi¬
doch du! Natürk
Land.“
schen Prozesses, die feinfühlige Differenzierung der Fiille
Ein anderer
„Warum ich sie (meine Frau) betrogen habe? Sie
— kurz die intellektuelle Kultur des „Man sagt“, fehlt
auf den Knien I
fragen mich? Sollte es Ihnen nicht aufgefallen sein, was
uns vollständig. Wien ist zwar die indiskreteste Stadt
gerade deswegen!
für komplizierte Subjekte wir Menschen im Grunde sind?
der Welt, in Wien werden die privatesten Eisen¬
Mir bist du gerad
So vieles hat zugleich Raum in uns. — Liebe und
angelegenheiten als herren'oses Allgemeingut betrachtet.
Und um sich ge
. Treue und Treulosigkeit. ... Anbetung für
Trug.
Nichts darf verschlossen bleiben: keine Seele, kein Porte¬
zu wehren, die
die Eine und Verlangen nach einer Andern oder Mehreren.
monnaie; jede Liebe, jede Trauer wird gewogen, betastet;
Liebesblüte, von
Wir versuchen wohl Ordnung in uns zu schaffen, so gut
jede Reise, jedes Kleid kontrolliert, eingeschätzt. Aber all
beginnt — reist
geht, aber diese Ordnung ist doch nur etwas Künst¬
dies Sichkümmern und Nur=vom=Andern=leben,
einer anderen nach
Das Natürliche —
ist das Chaos. Ja,
liches.
all diese Materialanhäufung von fremdem Handeln
Anderen, der ihrer
mein guter Hofreiter, die Seele ist ein weites Land, wie
und Geschehen dient keiner tieferen Kenntuis¬
ein Dichter es einmal ausdrückte.“
Aus Liebe?
nahme des Daseins und seiner Mannigfaltigkeit.
Trotzgefühl? Ode
Hier ist die Abgrenzung des Seelengebietes genau¬
Tatentlosigkeit der Einfühlung zeichnet das Urteil des
Sinne folgend, #
gegeben, welches Schnitzler seinem Experiment
indiskreten Wien aus. Und die öffentliche Meinung trägt,
Einen, durch das
unterwirft. Die Komplexität, die Vermengung und Durch¬
die Züge des Hausmeisterischen. Sie bestimmt die mensch¬
dem Verschmähtseinl
dringung rätselhafter Antagonismen in einer Menschen¬
liche Wertung in gut, böse, anständig, unanständig. Liebe
lichen Schicksal
brust vereint — ließe sich gewiß in den verschiedensten
ist rosarot, Haß gallgelb; eine glückliche Ehe, wenn
hier, steht man d
Beziehungen des Menschen zum Dasein — nachweisen.
Mann und Frau eingehängt gehen. Daß es auch für
schon breiten sich
Hier aber wird nur das Verhältnis zwischen Mann und
Schicksale eine Qualitätsfrage gibt, davon läßt sich das
heimnisses. Man
Weib und insbesondere zwischen Ehemann und Eheweib
Wienertum der Gesellschaftlichen nichts träumen. Sie sind
der Wille, der sien
als Rätselding beleuchtet. Friedrich Hofreiter
Banalisierer des seelischen Erlebnisses. Sie sind die Pri¬
Seins.
ist
seiner Frau Gina seit Jahren untreu und
mitiven der Medisance.
Friebrich H
dennoch schlummert in ihm Leidenschaftsmöglichkeit
Gina in den Arme
nach ihr. Er erfährt, daß ein Freund von Gina
In Artur Schnitzler, der so tief mit der
abgewiesen, sich aus Verzweiflung erschossen hat. Er jener Situation,
Atmosphäre seiner Stadt verwebt ist, mag der Dichtungs¬
einer von ihrem
weiß Gina durch seine eigene Untreue frei; es
keim zu seiner gestern im Burgtheater aufgeführten Tragi¬
hatte. Er mußte dil
käme ihm unsinnig vor, von ihr Treue zu
komödie aus einer Milieureaktion aufgegangen sein. In
es nach den Rege
fordern. So wallt denn vorerst in ihm das Gefühl einer
ihm mochte, umgeben von der Enge scheulederner Be¬
Aber die Mehrhei
Erbitterung dagegen auf, daß ein junges Menschenleben
schränktheit, das Gesühl wach geworden sein, auf eine
Gewalt alle Versta
einer sogenannten Tugendkonvention wegen erlöschen
zarte, reine, künstlerische Art die Gesellschaft ihrer Tor¬
Liebhaber, weil die
mußte. Denn Hofreiter glaubt sich innerlich frei genug,
heit bewußt werden zu lassen. Hebbel verlangt vom
höheren Schauspiel und der Komödie, daß sie Schilde= um der Besitzesdespotie seines Mannestums zu gebieten. Frau zu besitzen w.
rungen einzelner Zeitalter und Stände seien. Hier ist nun! Das Aufflackern einer instinktiven Eifersucht unterdrückend, der Kultur=Erotiker