II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 68

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24. Das weite-Land
allgemeinen Interesses die Fr¬
Blasel einer seiner Hauptdaxsteller. E: hat den Dused gerge
Ein Buch, das jetzt in den Aus
w.sten
Menelaus, den Jupiter kreiert; er durfte mit der
gestern in der Freuden##
121* „Maisek¬
rangt und das sein Verfasser heute
himmlischsten aller Partnerinnen spielen, mit der
Pferde, darunter auch
legen durfte, beantwortet die,: Fraß'), ###sführlichsten
Geistinger. Karl Blasel ist immer aufrecht ge¬
Planner=Stall, Lumper
Weise. „Prinzessin Zita“ nöza''s sich und Eugen
blieben; er hat wohl den Kopf geschüttelt, als er die Moden
sehr kurzen Ods von „2
Baron d'Albon ist sein Verfasser. Baron d'Albon ist der
wechseln sah, als er den Geschmack des Publikums die selt¬
Leistungen war das Ve
österreichischen Oeffentlichkeit rühmlich bekannt durch seine
samsten Kapriolen schlagen sah. Er hat den Passe¬
die Ueberlegenheit Lun#
Bücher, die uns die Gestalten des Kaisers Franz Joseph
partout in der „Reise um die Erde“ kreiert und endlos
dieses Pferd bisher
und der verewigten Kaiserin Elisabeth in so unübertrefflicher
lang Abend für Abend diese Rolle gespielt. Er hat jene
Es sei erwähnt, daß F#
fürchterliche Zeit der Verirrung mitgemacht, da eine Operette,
Weise schildern und in der Bibliothek keines Oesterreichers
Lumperls, dieses Pferd
„Der Stabstrompeter“, sich dreihundertmal im Repertoire
fehlen sollten. Wie kaum ein anderer war Baron d'Albon,
übrigens vollkommen i
haut des Schauenden sich das Wunder des Lebens. So
Schnitzler verstärkt nun die Bedeutung seines
Problems ist) nach
hat Schnitzler auch primäres Erlebnis, Gefühls¬
Themas durch Parallelismen. Die Ehetrennung der
fragen, so liegt sie dari
reaktion und ihre Reflexe auf die Außenwelt mit der
Aigners, die Ehekettung der Naiters zeigen das
die Hofreiter niedergestol
sensibelsten Erkenntnis durch, mit, aneinander wirkend
Nebeneinander, das Durcheinander, das Chaos der
er allein der Erliegen
gemacht. Und hat so gleichsam eine künitlerische Mitarbeit
Gefühle, die den Stil eines Daseins prägen. Aigner
Gefühl in die neue
seines Publikums als Forderung aufgestellt. Nur wer für
hat in jungen Jahren seine Frau, die er unendlich liebte,
kannt und verloren,
das nev=impressionistische Gemälde die richtige Distanz
betrogen. Und hat es ihr dann gestanden. „Das war ich
ihre Jugend gab ihm d
findet, dem wird die optische Wahrheit. Und nur wer
ihr schuldig. Gerade weil ich sie anbetete, ihr und mir.
hat seinem besten Frei
psychologische Selbstanalyse getrieben hat, nur wer die
Ich wäre mir recht feig vorgekommen, wenn ich's ihr
nommen; und dieser ges
Distanz zu Seelenerlebnissen besitzt, dem kann die Zer¬
verschwiegen hätte. So leicht darf man sich die Dinge
vielleicht erkannt, gewür
teilung, die Zerfaserung der Psyche, die der Dichter
nicht machen.“
Nur Eine ist zermalm
durch tiefste Einfühlung zu projizieren vermochte, zu
Friedrich: „Das war ziemlich großartig gedacht,
lose Waltenlassen einer
synthetischen Formen sich einen.
wenn es eben nicht nur eine Art Affeklation war. Oder
Mutter, der Hofreiter de
Leicht hätte die Idee, man könnte sagen die Poinke
Raffinement... Oder Bequemlichkeit ...“
notwendig brutaler Tod
des Themas, in einem Geist, der nicht das instinktiv
Aigner: Oder alles zugleich, was auch möglich wäre.
eines Willens in seiner
Bildnerische des Dramatikers besitzt, zum Tendenz=, zum
Denn die Seele usw.
Schicksal gezeigt werden
Thesenstück ausarten können. Die Variationen über
Hier hat sich einer, der glücklich liebt, treu geliebt
nichter als der Vernicht
„Mannigfaltigkeit“ des Seelischen, zur Einförmigkeit einer
wird, dennoch von den Ehebanden losgerungen. Natter
Doch ist es dem
Formel erstarrt, zum mathematisch klappenden Beweis,
aber, der immer Betrogene, zum Dreieck Verdammte,
letzte Antwort auf solche
zur restlos aufgehenden Rechnung, diese Gefahr lag im
wird der Gesellschaft verächtlich, wird zum Schuften, wird
baut hier keine Brücke,
Keimgedanken des Werkes eingekapfelt. Doch „das Not¬
der gefällige Zuschauer der wechselnden Abenteuer, die
wissenschaftlich reiht er
wendige bringen in Form des Zufälligen — das ist das
sein Haus entehren, weil er troß allem der Gatte seiner
Hofreiter, Aigner, stehen
ganze Geheimnis“. Dadurch wird hier das Experiment der
Frau bleibt. „Weil mir eine Existenz ohne Adele als
Mauer, Natter, in schau
Seelenkomplexität zu fließendem Leben. Weil die Verkettung
vollkommener Unsinn erschiene,“ sagt einmal Nattter
Die Polygamen sind
des Geschehens so absichtsfrei sich ergibt, daß sie den Mechanis¬
in seiner Qual. „Ich bin nämlich rettungslos verliebt in
Ueberblickenden, die Schi
mus der beweisführenden Idee verdeckt. Weil Schnitzler
sie. Das kommt vor Hofreiter. Dagegen hilft nichts.
Reflektierende zugleich.
nicht mit konstruierten, sondern mit gewachsenen Seelen¬
Ahnen Sie denn, was ich versucht habe, um innerlich
menschen, die, wie Hoff
produkten agiert. Friedrich Hofreiters Gestalt ist aus
von ihr loszukommen? Vergeblich. Ich liebe sie trotz

sich ausgeben, sind aver
Fleisch und Blut, ist aus Instinkt und Nerv gebaut. Ob
allem. Ungeheuerlich wie?“
Regungen. Sie leben um
sie kritisch erklärbar, darauf kommt es nicht an, sondern
Nur im äußersten Umriß kann ich hier das Irr¬
die Einmal=Mensch
darauf, ob sie dem Gefühl nachlebbar ist. Hofreiter ist
lichtern der Gefühle aufzeigen, die Komplexität der
landes nicht bewußt. Es
der schnellschaffende, straff handelnde, sensualistische Typus
Menschen, die Schnitzler bildet; das Schillern ihrer
linigen, die Vereinfachten
des modernen Großstadtmenschen. Er ist in seiner engeren
Psyche und die Unberechenbarkeit ihrer Entschlüsse. Wären
gesetzesmäßigen Einklang
Eingrenzung ein Neugieriger der Liebe, ein rücksichtsloser
Gesetze von Kunst auf Kunst übertraghar, so könnte der
einanderprallen solcher
Ausbeuter des Augenblicks, ein Erliegender dem Wunsch,
Stil dieses Werkes nea = impressionistisch genannt
spannung aus. Daß S
der Phantasie gegenüber. Diese Eigenschaft ist seine Kraft
werden. So sehr sind hier psychologische Ereignisse, gleich
lung und Schicksal aus
und seine Schwäche. Er hat die Energie, alles um sich
optischen Gesetzen in der Malerei, künstlerisch verwertet.
Vorgänge hervorzuleiten
zu vernichten, um sich den Moment zu erringen. Weil
Die Farbennuancen der Empfindungspalette in ihrer
Werkes. Das wissenschaft
aber das Bewußtsein des Besitzes schon allein genügt, um
ungebrochenen Reinheit, zwar einzeln aufgetragen, werden
aufgehoben, die bisher zu
den Wunsch in ihm zu töten, so verliert er alles Wert¬
aber in unendliche Abstufungen zerlegt. Werden Strich
psychologischen Vorgang
volle seines Daseins; verkennt, opfert es, ohne
an Strich nebene nandergesetzt, unvermengt in scheinbar
Wenn man das „Weiten
deshalb die tiese Sehnsucht nach solchen Gütern
regellosen Tupfen. Und es flimmert dem Beschauer erst
so bleibt als reiner G
loszuwerden. Er sucht Gina vielleicht in allen
sormlos entgegen. Ein Wogen von Farden und
einanderfließens von
Frauen und verliert die Gina, die er besitzt, weil nur
Linien. Nur wenn die Lokalfarbe, die Beleuchtungs¬
samkeit, von der Vereinig
Wunsch ihm als Erleben gilt. Die Erfüllung aber — schon
farbe und die Reflexfarbe von schöpferischem Maler¬
sinn richtig dosiert sind, dann bildet in der Netz= wieder als Lüge, als Enttäuschung. Wollte man (was! Phänomens. In Hofrei