II, Theaterstücke 24, Das weite Land. Tragikomödie in fünf Akten, Seite 125

box 28/2
24 Das BeiteLand
der schöne Vers „Namses, da h#m S' es“ vorkommt, oder jener
sandere, in der die Musik nicht einn## wehr gestohlen ist, weil das
„Hauptmotiv“ #infach is
Comeraden“
„Ich hatt' einen
Das
Syftem hat sich so gut bewährt, daß es jetzt auch schoft aufs Schau¬
spiel übertragen wird. In Wien giht es zwei kleinere Theater.
deuen selbst Antoren mit „Numen“ ihre Stücke lieber geben, als
##den größeren Bühnen, weil auch dort im Hinblick auf die Tantie¬
men des Auslandes der doppelte Freitartenschwindel zwecks Er¬
längung hoher Aufführungsziffern eingeführt worden ist.
Umständen ist, in Wien
Wie vergnüglich es unter höschen
Theaterbesuicher zu sein, läßt sich denken. Bleiben ja allerdings, noch
immer auch ein paar andere Theuter. Zum Peispfel die Hafaster,
, New-Vork.
Hier wird sogar sehr zut Theater gespielt nur auf der Bühne leider
#rancisco, Stockholm, St. Petersburg.
nicht. Denn die Hofoper in jetzt eine Spezialität. Sie hat einen
(Gu.1—)
ssaus Beriin importierten Direktor, der kein Musiker ist. Aber dafürt
Ausschnitt auef
lein sabethafter Regisseur! jagten die Freunde des Herrn Gregor, ulg
ser nach Wien lam. Es geschah aber, daß einige Inszenierungen der
Bréslauer Morgon Zoftung,
neueren Zeit (zum Beispiel die des Bittnerschen „Bergsee") von
vom:
seilem Glanze weit entfernt waren. Gekränkt ließ der Direktor durch
seine Offizlosen ins Publikum streuen, daß an allem nur das Spar¬
Und ein anderes Ma
DU
system der Wiener Hosämter schuld sei.
lwieder, daß sein Negisseur an allem schuld sei, den er auch einmal
Wiener Theaterbrief.

habe frei schalten lassen wollen, und ein drittes Mal, daß niemand
(Original=Feuilleton der „Breslauer Morgen=Zeitung“.)
anderes die Schuld trage, als das „Negiekollegium". Dies beson¬
jdrs, als sich unlängst einmal in der Oper (in der Wiener Hosoper!)
Der doppelte Freitartenschwindel. — Eine Oper ohne Direktor
der interessante Fall ergab, daß, als der Abend kam, kein Dirigent
und Dirigenten. — Das weite Land. — Der Blaue Vogel auf
verhangen war, und daß man die Vorstellung einem Chordirigenten
dem Dache.)
senbeigrauen mußte. Der Direktor hatte nämlich gleichzeitig allen
Wir —
ein Freund und ich —
waren vier Tage lang oben in
Dirigenten auf einmal Urlaub gegoben, worauf er sich selbst auf
einer Verghütte in den Hohen Tauern gesessen. Mitten im metert Reisen begab. Da waltte jelbst den direttions=oifiziösen Journalistenf
tiefen Schnee, abgeschnitten von der Welt, weil ein dichter Nebehldas Blut und Herr Gregor dürfte bei der Lektüre der Morgen¬
es unmöglich machte, auf den Stiern über die Gletscher, deremsglatter eine unangenehme Stunde verlebt haben, umsomehr da man
Spalten vom heißen Sommer her noch weit offen standen, zu Tal zu,
ihm bei dieser Gelegenheit auch gleich eine Reihe von Vorstellungen
fahren. Endlich, am ersten Sonnentag, kamen wir doch hinunter.
svol darf, die er durchwegs mit Sängern von bescheidenstem Provinz¬
In einem Kärtner Rest an der Tauernbahn stürzten wir uns auf
maß besetzt hatte. Die Wiener Horbühne ist ein Institut, von dem
das erste vernünstige Mittagmahl und auf die erste Zeitung. ein
steirisches Pravinzblatt.
men zu lange gewohnr war, das Höchste zu verlangen, als daß diese
ur —ween könne, wenn alch seit jenen
Schau, schau, die kriegt ein Kin#“ esMl#rbrgleuied
stbealen Theaterzeiten Massches Jahr ins Land gegangen ist.
der Lektüre der Zeitung und nannte den Namen einer Wiener
Opernprimadonna. Beim Feuster saß stickend die Wirtstochter, ein
Das spürt auch Baron Berger. der Direktor des Burgtheaters,
kleines hübsches Ding. im Dämmern des kommenden Abends. Ich
und wie spüren es an ihm. Man muß sich besorgt fragen, was aus
dachte daran, wie es so Tausende von kleinen Provinzmädela gibt, diesem altberühmten Hause geworden wäre wenn Arthur Schnitzler
die doch eigentlich immer aufs Leben warten, zu denen es aber nie Inicht zufällig „Das weite Lono“ vollendet hätte das nun fast jeden
kommt, weil sie zu weit weg sind von dort, wo das eigentliche lzweiten Tag gespielt wird, weil es Gelegenhei, gibt,
Leben gelcht wird. Sie hatte aber kaum das Wort Wien und [Pracht eines herrlichen, herrlich eingespielten Ensembles,
Oper gehört, als sie aufhorchte und alle Schüchternheit überwindend, Tones, wie er nur aus dem Wiener Boden wachsen kann, zuch
uns anzufragen begann, ob die Sängerin denn noch singe, und dern. Womit hätte Baron Berger sonst wohl alle diese Abende,
förmlich durstig schien nach allem, was mit dem Theater zu=denen Arthur Schnitzler jetzt volle Häuser macht, gefüllt?
Mit den
sammenhing.
großen Klossikeraufführunge die man sich von ihm versprach und
„Siehst Du.“ sagte der Freund, „als wir im Schnellzug wiederftdie er bis heute schuldig geblieben ist, sicher nicht.
in die Welt hineinfuhren „es gibt wirklich in Oesterreich noch
Hat vielleicht jemand von den Hereschaften ein besseres Theat
ete wo man sich ums Theater zu reißen scheint. Vielleicht agen
stück ###r sich?? Es könnte im Wiener Deutschen Vollotheater
die sogar auch ins Theater, selbst wenn sie keine Freikarten hätten“
nntbringend verwendet werden. Denn dieses Theater ist jetzt eine
Ich muß hier bemerken, daß dieser Freund weder ein Journalist.stürt Wartehalle. Es wiro darin auf den „Blauen Voge
9
on
noch sonst ein Theatermensch ist, aber die Kunde von dem doppel=seMaeterlinck gewartet, der zu Weihnachten in Szene gehen soll.:
ten Wiener Freikartenschwindel ist sogar schon an sein Ohr ge¬
Zeit bis dahin wird mit neueren schlechteren, oder älteren besseren
drungen. —
wirst mich jetzt fragen. lieber Leser (mit einiger
Vorsicht und in großen Zeitabständen darf diese Wendung noch
Es hieße, sich eine selbstverständliche Schlußpoinde entgehen
immer gebraucht werden), was das ist. der „doppelte Freikarten¬
hassen, mollte man diese Betrachtungen nicht mit dem alten Resrain;
schwindel“ und ich will es Dir erklären, weil dieser Schwindel
schließen: „Sohn S', so heiter ist das Leben in Wien!“
speziell dazu erfunden ward, um auch Dich „hineinzulegen“.
Ich muß da ein bißchen weit rückwärts anfangen. Im Anfange.
Wendetin.
nämlich im Ansange der gegenwärtigen Operettenperiode,
schufh
Lehar „Die lustige Witwe“ und Oskar Strauß den „Walzertraum“.
Und der Kreis, so
da bestand aus Theateidirektoren, mangelhaft
lebenden Komponisten und Schriftstellern, sah, daß es ein sehr gutes
Geschäft sei und wurde gewahr, daß sich die Lehar. Strauß, ihre
Verleger, Direktoren und Librettisten Villen und Automobile für
schimmerndes Gold kauften und tat sich auf und wollte desgleichen
tun. — Nun war das aberdings nicht so leicht, als es auf den ersten
Blick schien. Ein, zwei Jahre lang hielt sich das Geschäft. Es hielt
sich insbesondere durch die Jute Provinz und dank dem geld= und
volkreichen Deutschland.
Denn auch Deutschland und die öster¬
reichische Provinz wollten patürlich alle diese „feschen“. Sachen
kennen lernen, die man in Wien 300 Mal und öfter gespielt hatte.
Mit den dreihundertsten Aufführungen begann es sich aber in Wien
sehr bald zu „spießen“. Denn den Wienern liegt jo doch noch zum
großen Toil ein gewisser Johann Strauß im Blut und sie
weigerten sich. 120 oder auch nur 200 Mal zu Overetten zu gehen,
die aus einer fadendünnen Sentimentalität, einigen Kafseehaus¬
witzen, einer Musik, die man gar nicht zu bemerken Mauchte, wenn
man nicht gerade wollte und den Hopfern einiger Operettenleute
zusammengesetzt waren. Also, auf die Wiener Tantiemen hätte man
ja allenfalls noch verzichten können, hinge nicht daran, das ganze
große Operettenhinterland, zu dem auch du gehörst, liebes Deutsch¬
land. Aber man wußte sich in den Wiener Theatern zu helfen.
Brachten die Aufführungen auch nicht viel ein, die Zuschauerräume
wurden mit Freikarten doch immer und immer wieder gefüllt, bis
die paar hundert Aufführungen erreicht waren und bis man mit
einer Riesenaufführungszifser die Direktoren des übrigen In= und
Auslandes sozusagen moralisch zwingen konnte, das Werk, „das
n Wien einen so lans andauernden Erfola gehabt hatte.“ auch auf¬
zuführen. Laß Dich also, lieber deutscher Bruder, nicht blenden, wenn
Du hörst, in Wien sei schon wieder ein Operettenschlager ungezählte
Make vor Tausenden entzückter Besucher über die Bühne gegangen.
Die Besucher waren zum größten Teil Kommis aus Bank= und
Kaufhäusern in die Karten zu einem Spottpreise in jeder absetz¬
baren Qualität geliefert weeden.
ist alles nur zu dem Zweck
unternommen worden. deit man auch Deinem Theaterdirekter
lieber deutscher Bruder, eines Tages einreden könn“, er sei nicht auf
der Höhe der Zeit, wenn er nicht auch die Operette aufführe, in der